Mit einer feierlichen Preisverleihung wurden am Freitagabend, den 26. Oktober 2018 die Sieger des renommierten Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres geehrt. Cristobal Serrano aus Spanien gewann den Wettbewerb mit einer Luftaufnahme von Zwergflamingos am Bogoria-See.
Fotografinnen und Fotografen aus 35 Ländern hatten knapp 18.100 Aufnahmen zu diesem Wettbewerb eingereicht. Die internationale Jury war mit Sophie Stafford, Britta Jaschinski, Sandra Bartocha, Roy Mangersnes und Klaus Nigge wie üblich sehr hochkarätig besetzt.
Wir zeigen die Siegerbilder in einer Fotostrecke:
Gesamtsieger: Christobal Serrano – Spanien. Regenbogen-Stadt
„Am schlammigen Ufer des Lake Bogoria (Kenia) ließ ich meine Drohne hoch über den riesigen Schwärmen von Zwergflamingos (Phoeniconaias minor) fliegen, die dort ihre bevorzugte Nahrung, Cyanobakterien der Gattung Spirulina, aus dem stark alkalischen Wasser filtern. Durch das Ausbleiben der Regenfälle während der Trockenzeit liegen Mineralien und Salze aus dem vulkanischen Untergrund in sehr hoher Konzentration vor, so dass sich aus der Luft eine wahre Explosion satter Farben beobachten lässt. Und das Pink der Flamingos vervollständigte perfekt die Farbpalette der großen Künstlerin Mutter Erde.“
Sieger | Vögel: Jaime Culebras – Spanien. Mutter in spe
„Schon einige Tage lang hatte ich diese weibliche Ecuador-Nachtschwalbe (Caprimulgus anthonyi) beobachtet und dabei ihre bevorzugten Rastplätze entdeckt. Auf diesem Bild sieht man sie an ihrem zukünftigen Brutplatz. Noch hat sie keine Eier gelegt, doch schon bald wird sie ihren Beitrag zur Erhaltung der Art leisten. Mithilfe eines gedrosselten Blitzes und einer Softbox wollte ich das Tier während der blauen Stunde im Kontext mit seinem Lebensraum darstellen, dem ecuadorianischen Choco-Regenwald, eine der am nachhaltigsten zerstörten Regionen der Welt.“
2. Platz | Vögel: Andrés Miguel Domínguez – Spanien. Im Schneesturm
„Eine Situation wie ein Gemälde: Ein Seeadler-Paar (Haliaeetus albicilla) ruht inmitten eines Schneesturms in der finnischen Taiga. Trotz der tiefen Temperaturen scheinen sich die Vögel recht wohl zu fühlen. Da die Adler ziemlich weit entfernt waren, setzte ich eine lange Brennweite und einen Konverter ein, was zusätzlich den Vorteil hatte, dass der Schnee verdichtet und die Stimmung dadurch intensiviert wurde.“
Sieger | Säugetiere: Jan van der Greef – Niederlande. Der einsame Jäger
„Es waren die Rufe der Kolkraben, die mich darauf aufmerksam machten, dass gleich etwas passieren würde im tief verschneiten finnischen Wald. Wie aus dem Nichts erschien ein Vielfraß (Gulo gulo) und lief hastig am Waldrand entlang. Das Adrenalin strömte durch meinen Körper. Mechanisch stellte ich eine lange Verschlusszeit von 1/10 Sekunde ein, um die Bewegung des Tieres darzustellen, und zog die Kamera langsam mit. Anschließend freute ich mich, dass auch die wunderbare winterliche Landschaft gut zum Ausdruck kam, und um den monochromen Eindruck der Situation zu verstärken, wandelte ich das Bild in Schwarz-Weiß um.“
2. Platz | Säugetiere: Ole J Liodden – Norwegen. Die Welt des Eisbären
„Diese Aufnahme eines Eisbären auf dem Treibeis entstand auf 82° nördlicher Breite. Das Tier hatte eine Robbe erlegt und seine Mahlzeit gerade beendet. Mithilfe einer zweieinhalb Meter langen Pole-Cam und eines Monitors konnte ich mit aller Sorgfalt das Bild komponieren, das mir schon so lange vorgeschwebt hatte – ein Eisbär in seinem extremen Lebensraum aus Wasser und Eis. Diesen in Bildern darzustellen und damit auch auf die Auswirkungen des Klimawandels hinzuweisen, ist mir als Fotograf ein wichtiges Anliegen.“
Lobende Erwähnung | Säugetiere: Audun Lie Dahl – Norwegen. Die nächste Generation
„Es ist bekannt, dass männliche Eisbären (Ursus maritimus) fremde Junge töten, um sich mit der Bärenmutter paaren zu können, und so für eigenen Nachwuchs zu sorgen. Doch dieses Verhalten ist nur schwer zu beobachten und bislang noch selten dokumentiert worden. Verfolgen konnte ich diese Szene an der Ostküste der Insel Spitzbergen. Die Mutter war noch in der Umgebung und rief ständig nach ihrem Jungen, das sie in der Nacht zuvor verloren hatte.“
Sieger | Andere Tiere: Christian Wappl, GDT – Österreich. Lumineszenz
„Es war schon lange nach Mitternacht, als ich im „Peninsular Botanic Garden“ von Trang (Thailand) ein Licht bemerkte, das sich langsam aber stetig durch die Dunkelheit bewegte. Es stammte von den Leuchtorganen einer ziemlich großen Glühwürmchen-Larve (Lamprigera spec.). Um die Biolumineszenz des Insekts adäquat wiederzugeben, entschied ich mich für eine Langzeitbelichtung mit einem abschließenden Blitz auf den zweiten Kameraverschluss. Die Umsetzung der Bildidee war gar nicht so einfach, da ich in der Finsternis nur erahnen konnte, wo sich das Tier innerhalb des Bildausschnittes gerade befand.“
2. Platz | Andere Tiere: Georg Kantioler – Italien. Erdkrötenpaarung
„Nachdem ich einen Teich mit unzähligen laichenden Erdkröten (Bufo bufo) entdeckt hatte, habe ich mich tagelang fotografisch mit diesen Tieren beschäftigt. Nur ganz wenige Exemplare zeigten eine rötliche Grundfärbung. Diese hoben sich vor dem satten Grün der Wasserpflanzen besonders stark ab. Beeindruckend waren die unzähligen, langen Laichschnüre entlang des Uferbereichs. Zum Teil bildeten sie geometrische Linien und Formen, und trotzdem war es nicht leicht, ein gutes Motiv auf die Speicherkarte zu bringen.“
Sieger | Pflanzen und Pilze: Hannu Ahonen – Finnland. Seerosenblatt im ersten Eis
„Schon seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit diesem Motiv: Seerosenblätter im ersten Eis. Jeden Herbst kann ich es kaum erwarten, dass die Gewässer endlich zufrieren. Dieses Schwimmblatt einer Zwergseerose (Nymphaea tetragona) wurde auf besonders ansprechende Weise im Eis eingeschlossen. Nicht immer trägt mich die Eisdecke, und dann finde ich mich urplötzlich im Reich der Fische wieder …“
2. Platz | Pflanzen und Pilze: Samuel Pradetto Cignotto – Italien. Kompositionen der Natur
„Sobald der Frühling anbricht, durchforsche ich mit wachem Blick meine Umgebung, immer auf der Suche nach etwas, das meine Aufmerksamkeit erregt. Die Quirlblättrige Weißwurz (Polygonatum verticillatum) ist eine wahrhaft artistische und elegante Pflanze. Die jungen Sprosse sind ein perfektes Motiv: Wie kleine Schirme kommen sie, sich in alle Richtungen wendend, aus der Erde, bereit, die Schönheiten des Lebens zu empfangen. Die Natur erstaunt mich wirklich immer wieder aufs Neue.“
Sieger | Landschaften: David Frutos Egea – Spanien. Sandskulptur
„Im Vordergrund des Bildes erkennt man eine eigenwillige Formation aus Sand, modelliert von den Kräften der Wellen. Sie ist eine Folge der sintflutartigen Regenfälle, die diese Region vor einigen Tagen heimgesucht hatten, wobei große Mengen Sand von den Stränden in die Lagune „Mar Menor“ (Murcia, Spanien) gespült worden waren. An diesem speziellen Morgen verhüllte leichter Nebel die Berge am Horizont, was dem Bild eine sanfte, mystische Anmutung verleiht.“
2. Platz | Landschaften: Eberhard Ehmke – Deutschland. Eisbäume
„Nach einer langen Reihe von frostigen Nächten, hatte sich eine dicke Eisschicht auf dem See gebildet. Dann änderte sich das Wetter, es wurde wärmer und sonniger, so dass die Eisdecke Sprünge und Risse bekam, die an Bäume erinnerten. Gerade in solchen Fällen offenbart die Fotografie aus der Luft die künstlerischen Gaben der Natur.“
Sieger | Unter Wasser: Claudio Ceresi – Italien. Außerirdisches Raumschiff
„Während eines nächtlichen Tauchganges im Riff des Murex Tauch-Resorts (Manado, Sulawesi) begegnete mir dieser Großflossen-Riffkalmar (Sepioteuthis lessoniana). Er folgte mir die ganze Zeit über, was ich zunächst für Sympathie hielt. In Wirklichkeit nutzte er lediglich mein Tauchlicht, um Beute zu machen. Tatsächlich verspeist er auf diesem Bild gerade einen kleinen Fisch.“
2. Platz | Unter Wasser: Jacob Degee – Polen. Löcher im Wasser
„Das Foto zeigt einen fressenden Walhai (Rhincodon typus) nahe der Insel Mujeres (Mexiko). Riesige Mengen von Fischlaich hatten Hunderte dieser Haie zu einem Festmahl angelockt. Das weit geöffnete Maul dieses Exemplars spiegelte sich auf der leicht bewegten Wasseroberfläche, wodurch der Eindruck von schwarzen Löchern entstand – ein dekorativer Effekt. Eine Begegnung mit der größten Fischart der Welt ist schon aufregend genug, aber gleich von Hunderten dieser fantastischen Tiere umgeben zu sein, ist ein Erlebnis, das man niemals vergisst.“
Sieger | Mensch und Natur: Joan de la Malla – Spanien. Brutales Schauspiel
„Topeng Monyet“ wird das Prozedere genannt, bei dem in Indonesien Makaken gezwungen werden, als Darsteller bei Straßenveranstaltungen aufzutreten. Es handelt sich dabei nicht um eine traditionelle Gepflogenheit, vielmehr haben eben einige Menschen erkannt, dass sich auf diese Weise ein wenig Geld verdienen lässt. Diese Makaken leben zumeist unter den schlimmsten Bedingungen – isoliert von Artgenossen und somit jeglicher Sozialkontakte beraubt, die sie als Primaten so dringend benötigen. Diese harten Tatsachen sind aber auch ein Spiegelbild für die Armut, die das Leben vieler Menschen in Indonesien prägt.“
2. Platz | Mensch und Natur: Felix Heintzenberg – Schweden. Zwei Welten
„Ein Eisvogel sitzt auf seiner Ansitzwarte am Auslass eines Klärwerks in der Nähe der schwedischen Stadt Lund und bildet einen überraschenden Gegensatz zu diesem extrem urbanen Umfeld. Das gereinigte Wasser aus dem Klärwerk fließt an dieser Stelle in den Fluss Höje. Seit die Bemühungen um eine Verbesserung der Wasserqualität Wirkung zeigen, können sich in Schweden auch im Umfeld der Städte wieder Organismen ansiedeln, die auf sauberes Wasser angewiesen sind.“
Lobende Erwähnung | Mensch und Natur: Neil Aldridge – Großbritannien. Warten auf die Freiheit
„Ein junges Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum) wartet nach einer langen Reise aus Südafrika mit verbundenen Augen und partiell betäubt in einem Gehege auf seine Freilassung in Botswana. Die Republik Botswana rettet Nashörner aus Regionen ihrer Nachbarländer, die besonders schlimm von Wilderei betroffen sind. Mit Hilfe dieser Tiere soll die Nashornpopulation des Landes wieder aufgebaut werden, die 1992 durch Wilderei ausgelöscht worden war.“
Sieger | Atelier Natur: Johan Siggesson – Schweden. Das Ei
„Der erstaunlich anmutende Sekretär (Sagittarius serpentarius) gehört zu den Tieren, die man fast täglich im Kgalagadi Transfrontier Park (Südafrika, Botswana) zu Gesicht bekommt. Durch den Einsatz langer Verschlusszeiten versuchte ich immer wieder, die Einzigartigkeit dieser Vögel in abstrakten Bildern zu betonen. Bei einer solchen Gelegenheit fiel mir ein heller Stein auf, der sich dicht hinter einem Sekretär vom dunklen Untergrund abhob. Mir kam die Idee, durch eine leichte Verwacklung den Eindruck zu erwecken, als habe der Vogel gerade ein Ei in die Savanne gelegt.“
2. Platz | Atelier Natur: Jan Leßmann, GDT – Deutschland. Nachtschatten
„Der Graureiher sitzt still und heimlich im Greifswalder Hafen. Es regnet ununterbrochen, meine Kleidung ist nass, und auf der Kamera haben sich kleine Pfützen gebildet. Ich schleiche mich langsam von hinten an den Reiher heran, positioniere meinen Blitz und renne so schnell wie möglich zurück zur Kamera und betätige den Auslöser. Auf dem Display sehe ich, dass sich die Kanten der Treppe im Hintergrund als weiße Streifen hervorheben.“
Sieger | Jugendkategorie bis 14 Jahre: Lasse Kurkela – Finnland. Kämpfende Elstern
„Schon den ganzen Tag lang hatte ich vergeblich in einem Fotoansitz bei Kajaani (Finnland) auf Wölfe oder Vielfraße gewartet. Wenigstens waren die Elstern sehr aktiv, und es machte Spaß, sie im Schneetreiben zu fotografieren. Diese Kampfszene dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, und ich freute mich, dass es mir gelungen war, den Moment im Bild festzuhalten.“
Sieger | Jugendkategorie 15 bis 17 Jahre: Simon Johnsen – Norwegen. Wasseramsel im Flug
„Nicht weit von meinem Elternhaus gibt es einen Fluss, an dem Wasseramseln (Cinclus cinclus) brüten. Nachdem ich den Nistplatz gefunden hatte, beobachtete ich die Vögel mehrere Tage lang, um herauszufinden, wo ihre bevorzugten Sitzwarten und Flugwege waren, denn dadurch würde es mir leichter fallen, Flugaufnahmen zu machen. Nach mehreren Stunden, in denen mir kein gutes Bild gelungen war, hatte ich endlich Erfolg. Dieses Exemplar ist unterwegs zum Nest, um die Jungen zu füttern. Ich hatte den Fokus schon vorher auf diese Stelle gelegt, und als der Vogel schließlich erschien, löste ich permanent aus, und eines der Bilder war dann schließlich scharf genug.“
Weitere Informationen zum Wettbewerb GDT Europäischer Naturfotograf des Jahres 2018 finden Sie hier.
Quelle: Pressemitteilung Gesellschaft Deutscher Tierfotografen (GDT)
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