So richtig habe ich die Frage noch immer nicht verstanden. Willst du etwas vergleichbares in Bezug auf die Hierarchie der Marke? Letzteres wird zunehmend schwierig, denn Nikon hat inzwischen eine komplett geänderte Produktpolitik.
Es begab sich zu einer Zeit, da die Nikon F2 einsam auf dem Olymp thronte, dass eine Kamera mit Belichtungsautomatik für die mittleren Lohngruppen angeboten wurde. Aus Nikkormat EL und EL2 (Ai) wurde dann - mit besserer Lichtmessung und in einem wesentlich kompakteren Gehäuse - die Nikon FE. Deren Technik und Belichtungsmessung hielten Einzug in die wesentlich später präsentierte Nikon F3, die ausserdem auch noch die "professionnelle" 1/2000s als kürzeste Belichtungszeit bot (wie die F2), allerdings ohne Batterien auf 1/80 (FE: 1/90) beschränkt blieb. ausserdem war die 1/80 auch die kürzest-mögliche Synchronisationszeit fürs Blitzen (F2 und FE: 1/125). Ein echter, technischer Makel der F3 - und vermutlich ihr einziger ...
Mit der FE2 verschob sich der technische Fortschritt ein weiteres Mal: die F3 war immer noch DIE Kamera, aber die FE2 konnte plötzlich 1/4000s und die mechanische Zeit lag bei 1/250s. Diese 1/250s war auch die kürzest-mögliche Blitzsynchronzeit - ein Weltrekord 1983, und auch heute noch ganz vorn mit dabei. Allerdings enttäuschte die FE2 in einem wichtigen Punkt: Nikon misst Licht traditionell mit 80/20 Gewichtung. In das Ergebnis fliesst die Messung aus dem 12mm Kreis in der Bildmitte zu 80% ein, der Rest des Bildes macht 20% aus. So ist das, nur so ist das richtig, und nur so soll es sein, auf immerda! Bei der FE2 kamen irgendwelche clevenren Business-Typen auf die Idee, die Gewichtung auf 60/40 runterzufahren. Unverzeihlich. Nein, frag' nicht warum! Wenn ich es erst erkären muss, kannst du es ohnehin nicht verstehen! Geht GAR NICHT! Bäh! Igitt! Zu nah an der Integralmessung, zu weit weg von der Spotmessung - Alles VIEL zu kompliziert und ausserdem FALSCH, FALSCH, FALSCH!
Nikon baute also handwerklich grundsolide aber recht konservative Kameras in der höchsten Preisklasse, experimentierte aber eine Liga darunter (*) mit technischem Fortschritt und angesagten Gimmicks.
Das ist heute nicht mehr so. Der 51-Punkt AF wurde mit der D3(s) eingeführt, der 51-Punkt AF mit Gesichtserkennung bei der D4(s) und der 153-Punkt AF kommt mit der D5. Keine Nikon erreichte eine höhere Serienbildgeschwindigkeit, keine andere Nikon ist so gut bei schlechtem Licht, wie die D3(s), D4(s) und jetzt die D5 zu ihrer Zeit. Ja, es gibt eine Nikon für extra hohe Auflösung, aber die bezahlt ihre Stärke mit niedrigeren Serienbildraten (halb so schnell, wie D4(s) oder D5) und nicht ganz so guter Performance bei hohen ISOs.
Eine Kamere wie die FE2 gibt es nicht mehr. Am ehesten kam dem noch die D700 nah, die eigentlich die bessere D3 war. Sie bot den gleichen Sensor, den gleichen AF, zusätzlich auch die Sensorreinigung (bei der D3 nicht mit drin) und mit angesetztem Batteriegriff hatte man quasi ebenbürtige Serienbildraten zur D3. Ohne den Griff hatte man eine wesentlich kompaktere Kamera - erst mit der D3s setzte sich das Spitzenmodell deutlich von der D700 ab (Buffergrösse, Video ...).
Wer 1983 eine FE2 kaufte, bekam mehr Kamera als das damalige Spitzenmodell F3 - für etwa 2/3 des Preises. Eine F3 hätte sich eigentlich nur gelohnt, wenn man tatsächlich den grossen Motor ansetzen wollte (6B/s). Der normale Motor war mit 4B/s kaum schneller als der MD12 mit seinen 3.5B/s an der FE2. Die Wechselsucher waren seit Urzeiten überschätzt: Lichtschacht bei Kleinbild? Ich bitte Dich! Lupensucher? Haben sie davon 100 Stück im Jahr verkauft? Einzig der HP "Brillensucher" war ein sinnvolles Extra - trotzdem hat allein wegen den Wechselsuchern kein Mensch die Nikon Spitzenmodelle haben wollen! Suchst du heute eine technisch gute, "investitionssichere" digitale Nikon für den engagierten Amateur, so würde ich (neu) zur D750 raten; sollte der Gürtel schon im letzten Loch sitzen, wäre aber auch eine gebrauchte D600 (ab ca. 650.- Euro) oder neue D610 (ab 1000.- Euro) eine grundsolide Investition.
(*) wenn ich hier von "eine Liga darunter" sprach: Nikons waren in den 70ern und frühen 80ern deutlich teurer als die gesammte Konkurenz, und lagen preislich mittig zwischen Canon und Leica. Die Nikon FE kostete 1979 1249.- DM. Für eine Leica R3 hätte man 1998.- DM hinblättern müssen, eine Canon AE1 gab es für 649.- DM. Das waren die Preise am 10 Oktober 1979 bei Photo Kotzenburg in Osnabrück. Ich habe noch meine Kaufquittung und die Preisliste von dem Tag. Selbst das wirklich SEHR fortschrittliche Spitzenmodell von Canon (A1) mit seinen vielen Automatikfunktionen, lag mit 999.- DM deutlich unter den "Amateur-Nikons". Die F2 AS wäre übrigens an dem Tag mit 1799.- DM nur wenig günstiger gewesen, als die Leica R3. Beim erscheinen der F3 ein Jahr später, war diese sogar rund 200.- DM teurer, als die R3.