Was tun Motivprogramme eigentlich wirklich?

Thread Status
Hello, There was no answer in this thread for more than 30 days.
It can take a long time to get an up-to-date response or contact with relevant users.

Wolfgang67

Sehr aktives NF Mitglied
Registriert
Meine Nichte plant die Anschaffung einer Digital-SLR und ist dabei über die D5000 gestolpert. Mit allen Informationen bewaffnet hat sie ihren alten Onkel besucht (der hat ja so viele Nikon Kisten:D) und mich u. a. gefragt was es mit den 19 Motivprogrammen (Nikon Marketingsprech: "Kreatives Fotografieren") auf sich hat. Da ich über keine Kamera mit diesen Merkmalen verfüge, konnte ich ihr nicht weiterhelfen, sie musste sich damit begnügen, dass ich noch nie Motivprogramme vermisst habe.

Allerdings interessiert's jetzt mich: Was tun diese Motivprogramme eigentlich wirklich? In meinem Verständnis kanns eigentlich nichts anderes sein als verschiedene Programmkurven und in Einzelfällen ("Silhouette") eine veralgemeinerte Belichtungskorrektur. Sind dazu wirklich 19 verschiedene Einstellungen nötig? Worin unterscheiden sich z.B. "Kinder" und "Tier" Programm? (Und welches nehme ich, wenn das Kind mit seinem Haustier spielt?;)) Sind alle diese Effekte nicht wesentlich einfacher durch einen simplen Dreh am Blendenring zu erreichen?

Ich bitte ob meines Unverständnisses um Entschuldigung. Irgendwie stellen Motivprogramme für mich das typische Beispiel einer PEPSL (ProblemErzeugende PSeudoLösung;)) dar. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren...

lG
Wolfgang
 
Anzeigen
Auf der Produktseite von Nikon für die D5000 steht ja vage einiges. So werden u.a. Weißabgleich und aktives D-Lighting (wahrscheinlich bei hohem Motivkontrast, Gegenlichtaufnahmen) beeinflusst. Bei "Personenprogrammen" ist von Korrekturen in Hinblick auf Hauttöne auszugehen, während bei Tieren und Sport wohl mehr eine Verschiebung zu kurzen Belichtungszeiten und ggf. höheren ISO-Werten auszugehen ist (letzteres auch bei Nachtaufnahmen). Bei Nachtaufnahmen wiederum sollte die Gesamthelligkeit des Bildes niedriger liegen, Nachtaufnahmen sollen ja nicht "hell wie der lichte Tag" werden. Bei Landschaftsaufnahmen wird man den Farbabgleich wieder anders als bei Portraits machen und mehr auf Tiefenschärfe justieren.... Man kann da schon eine Menge steuern. Letztlich bräuchte man die Tabelle, was in welchem Programm nicht manuell zu ändern ist und man hat die Parameter, an denen die Automatik dreht.
 
Kommentar
Moin Namensvetter,

Ich bitte ob meines Unverständnisses um Entschuldigung. Irgendwie stellen Motivprogramme für mich das typische Beispiel einer PEPSL (ProblemErzeugende PSeudoLösung;)) dar. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren...

Genau so ist es. Diese Programme machen alles ein bisschen, aber nichts richtig. Sie sollen den Leuten das lästige Einarbeiten in die Geheimnisse von Blende, Zeit etc. ersparen. Mit den entsprechenden Folgen.
 
Kommentar
Sind alle diese Effekte nicht wesentlich einfacher durch einen simplen Dreh am Blendenring zu erreichen?

Nein. Denn die Kameras, die Motivprogramme haben verlangen nach einer Verriegelung des Blendenrings auf die kleinste Blende! :p

Ansonsten tun Motivprogramme zwei Dinge:
a. Sie verschieben die Steuerkurve der Programmautomatik in die eine oder andere Richtung (wie du ja auch schon schrubst) und entscheiden selbsttätig über den Blitzeinsatz.
b. Sie beeinflußen die Bildoptimierungsparameter der DSLRs so, wie japanische Programmierer sich ein 'schönes Bild' vorstellen.

Gruß
Dirk
 
Kommentar
Nein. Denn die Kameras, die Motivprogramme haben verlangen nach einer Verriegelung des Blendenrings auf die kleinste Blende! :p
So, mit diesem Wissensdefizit habe ich mich wohl endgültig als "alteisenverwendender Fortschrittsverweigerer" geoutet.:fahne:
b. Sie beeinflußen die Bildoptimierungsparameter der DSLRs so, wie japanische Programmierer sich ein 'schönes Bild' vorstellen
Das betrifft dann wohl auch nur die integrierte JPEG Engine und hat auf RAW nur marginale Auswirkungen, oder?

lG
Wolfgang
 
Kommentar
Das betrifft dann wohl auch nur die integrierte JPEG Engine und hat auf RAW nur marginale Auswirkungen, oder?

Eine gute Frage, bei der ich zwar einen Verdacht als Antwort hatte, aber eine experimentelle Überprüfung schien mir ratsam.... :winkgrin:
Also D40 auf JPEG + RAW, Landschaftsprogramm und ab in den Garten.

JPEG 'out of cam':
picture.php


NEF konvertiert mit CNX2 ohne irgendeine Einstellung zu ändern:
picture.php


NEF konvertiert mit CNX2, Bildoptimierung auf 'Standard' gesetzt:
picture.php


NEF konvertiert mit CNX2, Bildoptimierung auf 'Neutral' gesetzt:
picture.php


NEF konvertiert mit PSE 6.0 ohne irgendeine Einstellung zu ändern:
picture.php


(Das die Bilder verkleinert und nachgeschärft sind muß ich wohl nicht extra erwähnen, aber darum geht's hier ja nicht, gell!?)

Die Ergebnisse sind eigentlich wie zu erwarten: CNX berücksichtigt bei der NEF-Konvertierung das gewählte Motivprogramm, die Einstellung ist aber reversibel, und Adobe macht wie immer was sie wollen. ;)

Gruß
Dirk
 
Kommentar
Da gefällt mir das erste Bild (JPEG aus Kamera) bald noch am besten.:hallo:
 
Kommentar
Sehe ich auch so. Das Bild out of the Cam ist am besten geworden. Wenn Eines wirklich perfekt ist an der D40, dann die JPG-Engine.
 
Kommentar
Was tun diese Motivprogramme eigentlich wirklich?
Einstellungen vornehmen, von denen man vorher nicht wirklich wissen kann, ob sie sinvoll sind.;)
Wenn man sich eine Spiegelreflexkamera zulegt, sollte man die Möglichkeiten der Kamera auch nutzen, statt sie irgendwelchen Vollautomatiken zu überlassen.


sarastro
 
Kommentar
Ok ... ich wage es jetzt einfach und breche die Grundsatzdiskussion vom Zaun:

Motivprogramme habe ich grundsätzlich in sehr guter Erinnerung, als ich zu meinen F60 Zeiten (ich kam von einer Minolta XG-1 ohne jedliche Elektronik, vom Belichtungsmesser abgesehen) mal schnell eine bestimmte Situation fotografieren wollte, und mir einfach über die Einstellung auf A,S oder M unsicher war und es daher der Kamera überlassen wollte. Da war natürlich auch eine nachträgliche Überprüfung am Monitor nicht möglich und ein verschossener 36er Film ging für einen armen Studenten auf Dauer ins Geld.
Selbst bei meiner guten alten D70 hab ich gelegentlich auf die Motivprogramme zurückgegriffen, wenn es mir sinnvoll erschien oder ich unter Zeitdruck war weil das Motiv sonst weg war. Meistens war das Ergebnis für mich in Ordnung, und das ist was zählt.

Klar machen Automatiken manchmal was sie wollen. Speziell bei Motivprogrammen kann man praktisch gar nicht eingreifen und ist der Kamera ausgeliefert. Aber für den Einsteiger ist es doch eine gute Sache. Mir haben die Motivprogramme beim lernen geholfen und mich unterstützt wenn ich sie gebraucht habe. Wenn jemand was lernen will und wissen will, WIE eine Kamera funktioniert, dann wird er/sie sich - auch mit Motivprogrammen - irgendwann damit beschäftigen und es lernen. Die Argumentation: "wenn Du nicht weißt was Blende und Belichtungszeit bewirken, und es auch net lernen magst, hast Du bei einer SLR nix verloren" find ich zwar nicht komplett falsch, aber ich denke das darf jeder selbst entscheiden. Wenn jemand faul ist, und einfach was zum knipsen will, das besser ist und wichtiger aussieht als eine Bridgekamera (wie ein nicht unerheblicher Teil der SLR Käufer wie ich immer wieder feststelle) dann sei ihm/ihr diese Faulheit in seinem Hobby - zumindest von mir - gegönnt.

Die Motivprogramme vermisse ich heute überhaupt nicht, da ich inzwischen vmtl. genug Routine im Umgang mit meiner Kamera habe, dennoch kann ich mir vorstellen, daß das eine oder andere Mal ein Motivprogramm mir ein Bild hätte retten können, daß ich aus Unfähigkeit selbst versaut habe.
Und ich muß gestehen, daß ich auch schonmal neidisch war, wenn jemand mit seiner Motivprogrammknipse ein besseres Bild hinbekommen hat als ich, obwohl er keinen Plan hatte, was er tat und einfach nur auf den Auslöser gedrückt hat. :winkgrin:
 
Kommentar
Bevor eine "Grundsatzdiskussion" startet ;), will ich mein (vorläufiges) subjektives Fazit aus euren Antworten (Danke an alle!) und meinen eigenen Recherchen (D5000 Bedienungsanleitung und ähnliches) anbringen:

1) So richtig hat noch niemand Nikon entlocken können, an welchen Einstellungen die Motivprogramme wirklich drehen. In den über 250 Seiten der D5000-BA wird zwar sehr kurz erklärt, welches Programm wofür ist und auf einer über 3 Seiten reichende Tabelle gezeigt, was der Fotograf alles nicht einstellen kann, damit ist aber auch schon das Ende der Information erreicht.

2) "Erfunden" wurden Motivprogramme, um Anfängern die lästige Beschäftigung mit den Grundelementen der Fotografie zu ersparen. Allerdings frage ich mich schon, ob das Auswendiglernen der Piktogramme und die Entscheidung "welches nehme ich den jetzt?" wirklich soviel einfacher und schneller vonstatten geht. In der Zeit, in der ich mich über dieses Thema schlau gemacht habe, hätte ich als Anfänger vermutlich auch schon den Zusammenhang und die Auswirkungen von Belichtungszeit und Blende kapiert.

3) Die Motivprogramme greifen nicht nur in die eigentlichen fotografischen Parameter (Belichtungszeit und Blende) sondern auch in alle Faktoren der digitalen Verarbeitung in der Kamera ein. Was sie dort tun, ist aber anscheinend noch weniger durchschaubar als die Veränderung in den Belichtungsprogrammkurven.

4) Der Vorteil liegt darin, dass mit einiger Wahrscheinlichkeit kein totaler Missgriff bei der Auslösung passiert. Gegenüber den alten Eselsbrücken wie "Sonne lacht, Blende 8" steigt die Trefferwahrscheinlichkeit vermutlich von 60% auf 95%. In diesem Zusammenhang erscheinen mir Motivprogramme als legitime Weiterentwicklung der Matrixmessung.

Danke nochmal an alle, die sich bemüht haben, zu meinem Erkenntnisgewinn beizutragen!:up:

lG
Wolfgang
 
Kommentar
Moin,

Punkt eins bis drei sehe ich genau so.

4) Der Vorteil liegt darin, dass mit einiger Wahrscheinlichkeit kein totaler Missgriff bei der Auslösung passiert. Gegenüber den alten Eselsbrücken wie "Sonne lacht, Blende 8" steigt die Trefferwahrscheinlichkeit vermutlich von 60% auf 95%. In diesem Zusammenhang erscheinen mir Motivprogramme als legitime Weiterentwicklung der Matrixmessung.

Als weiterentwicklung der Matrix-Messung würde ich es nicht bezeichnen.
Nach meinen (kurzen) Erfahrungen macht zumindest das Sportprogramm seine Arbeit nicht konsequent genug. Die gewählten Belichtungszeiten hätten noch kürzer sein können, bei der Blende ließ das Programm noch Reserven.
Daher würde ich Deinen "von 60% auf 95%" nicht zustimmen.
Mein persönlicher Rat: Bringe Deiner Nichte den Umgang mit Zeit und Blende usw. bei und sage ihr, dass sie die Motivprogramme vergessen soll.
Merke: die Ergebnisse werden am besten, wenn man genau kontrolliert, was in der Kamera passiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kommentar
(...)Als weiterentwicklung der Matrix-Messung würde ich es nicht bezeichnen.(...)

Das meinte ich übrigens nicht positiv;). Für mich sind die Korrekturen der Matrixmessung genausowenig nachvollziehbar. Ich persönlich halte mich da lieber an den alten Messtechnikerspruch: "Wer misst misst Mist, wenn er nicht weiß, was er misst" :D

(...)Mein persönlicher Rat: Bringe Deiner Nichte den Umgang mit Zeit und Blende usw. bei und sage ihr, dass sie die Motivprogramme vergessen soll. (...)

Für meine Nichte ist das Thema D5000 aus einem anderen Grund bereits erledigt. Wir sind dahintergekommen, dass eine der drei Grundeinstellungen der Fotografie (Blende) nur als "Zweitfunktion" (mit gedrücktem Knöpfchen) einer anderen (Belichtungszeit) zu bedienen ist. (Das kommt mir vor wie ein Auto, das nur bremst, wenn man in der Mittelkonsole einen Knopf gedrückt hält und auf's Gaspedal tritt)
Den Umgang mit Zeit und Blende ist die junge Dame gewohnt, seit sie sich im Alter von 12 Jahren im Zuge eines Schulprojekt eines meiner Alteisenteile geliehen hat... :cool:

lG
Wolfgang
 
Kommentar
Wolfgang, du tust da sowohl der Matrixmessung wie auch der D5000 Unrecht:
a. Die Matrixmessung weiß nämlich was sie mißt.
b. Das zweite Einstellrad fehlt 'nur' bei manueller Belichtungssteuerung, bei Zeit- und Blendenautomatik reagiert es 'kontextsensitiv' - wie das heute wohl heißt. ;)

Gruß
Dirk
 
Kommentar
Generelle Frage an die erfahrenen Fotografen:

Sind Motiv-Programme eher ein Kavaliersdelikt oder ein ganz großes NO-GO ?

Hab halt feststellen müssen, dass ich bei einigen Situationen der Meinung war, alles richtig ausgewählt zu haben, aber die Bilder mit Motiv-Programm doch etwas besser waren.
Ich hab halt die Befürchtung je öfter ich damit fotografiere, desto häufiger macht man sich gar keine Gedanken mehr über Blende, Belichtung und Weißabgleich.
 
Kommentar
Moin,

Sind Motiv-Programme eher ein Kavaliersdelikt oder ein ganz großes NO-GO ?

So hart würde iches nicht sagen. Sie werden sicherlich recht ordentliche Ergebnisse liefern. ich denke jedoch, dass jemand, der weiß, was er tut, sehr häufig bessere Ergebnisse erzielen wirt als die Motivprogramme.

Messtechnikerspruch: "Wer misst misst Mist, wenn er nicht weiß, was er misst" :D

Das gilt häufig auch, wenn man weiß, was man misst...
Beliebte Frage aus dem Physik-Vordiplom: Welche Temperatur zeigt ein Thermometer an?
Würdest Du bestehen?:hehe:
 
Kommentar
-Anzeige-
Zurück
Oben Unten