Was genau ist die Funktion des Diffusors vor der Messzelle?

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La_Tristesse

Guest
Hallo zusammen,

vor kurzem habe ich von meinem Vater den Gossen Bisix 2 vererbt bekommen. Eines will mir bei der Lichtmessung nicht so recht klar werden: Wieso muss ich den Diffusor vor die Messzelle schieben - überhaupt: Warum befinden sich Diffusoren/Kalotten vor Belichtungsmessern für "Lichtmessung"?


Vielen Dank und Grüße Tristan
 
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Guten Morgen,

also wenn Du das vom Objekt reflektierte Licht messen willst (Objektmessung), arbeitest Du ohne Kalotte, teilweise gar mit Spotvorsatz, weil Du ja nur das Licht messen willst, das in deine Richtung reflektiert wird.

Wenn Du AM Objekt das einfallende Licht messen willst (Lichtmessung), brauchst Du das Licht das am Objekt aus allen Richtungen ankommt. Deshalb die Kalotte. Sie nimmt das Licht aus allen Richtungen auf und gibt es an die Messzelle weiter.

Hoffe, es soweit richtig erklärt zu haben und wünsche einen schönen Tag.

Alfons
 
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Moin!

Kennst Du die Anleitungen?
http://www.submin.com/general/manuals/gossen/bisix/gossen_bisix2_1.jpg
http://www.submin.com/general/manuals/gossen/bisix/gossen_bisix2_2.jpg

Wenn Du eine Lichtmessung willst, willst Du ja, dass Licht, welches nicht nur direkt auf das Objekt kommt, einbezogen wird. Sondern auch das reflektierte von der Seite ect. Daher hast Du oft eine Kalotte. Da kann man auch auf "flat" umstellen.

Der Diffusor ist eine Hilfe bei der Lichtmessung um die zu messende Lichtmenge abzuschwächen. Es kommt viel Licht auf das Gerät. Bei einer Objektmessung muss das viel weniger vorhandene reflektierte Licht gemessen werden. Daher kommt da der Diffusor weg.
 
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Danke für die Antworten. Die Bedienungsanleitung kenne ich schon und mir ist auch der Unterschied zwischen Licht und Objektmessung bekannt. Ich habe nur nicht verstanden was es mit der Kalotte bzw. dem Diffusor auf sich hat. Die Kugel nimmt also das Licht aus allen Richtungen auf. D.h. im Umkehrschluss, das Belichtungsmesser, wie der Gossen Bisix 2, ungenauere Ergebnisse liefern, da sie das Licht lediglich über eine ebene Fläche ausmessen(?).

Das hab ich noch bei Wikipedia gefunden:

Als ein Hilfsmittel zur korrekten Belichtungsmessung dient die Graukarte, die ersatzweise angemessen werden kann, wenn das Motiv selbst überdurchschnittlich kontrastreich ist; also aus einer Vielzahl unterschiedlicher Grauflächen besteht. Sie ist als neutral-grau (ohne Farbstich) und einer exakten Remission von 18% definiert, strahlt also 18% des einfallenden Lichts zurück.
Das gleiche macht sinngemäß die Kalotte oder der Diffusor bei Handbelichtungsmessern, die als weiße Halbkugel (oder Jalousie) über die Messzellen der Geräte geschoben werden: Auch hier werden exakt 18% des Lichtes messtechnisch erfasst. Womit eine sogenannte Lichtmessung - eine Direktmessung vom Motiv hin zur Lichtquelle - realisiert werden kann.

Die Beschreibung finde ich etwas irreführend.
 
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mir ist auch der Unterschied zwischen Licht und Objektmessung bekannt. Ich habe nur nicht verstanden was es mit der Kalotte bzw. dem Diffusor auf sich hat.

Da widerspricht irgendwie der zweite Satz dem ersten. :rolleyes:
Versuchen wir es mal so: Was genau findest du denn bei dem Wikipedia-Zitat irreführend?
 
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Hi,

in den bisherigen Postings waren einige Ungenauigkeiten. Ich versuche es mal strukturiert:

Objektmessung: Ohne Kallotte, der Beli zeigt von der Kamera auf das Objekt.
Der Beli misst das vom Objekt zur Kamera reflektierte Licht. Die gesamte photographische Belichtungsmessung geht von einem durchschnittlichen Reflektionsgrad von 18% aus. Diesem Wert entspricht das Grau der Kodak (etc.) Graukarte.
Darauf hat man sich einfachmal in der Photoindustrie geeinigt. Problem: Nicht jedes Objekt weist diese durchschnittliche Helligkeitsverteilung auf. Also muss man schauen und ggf. korrigierten. Die klassische "Person im Schnee"-Situation wird ohne Korrektur zu dunkel wiedergegeben, weil der Schnee deutlich mehr als 18% reflektiert.

Abhilfe: Eine Norm-Graukarte ins Objekt halten oder stellen und darauf messen.

Alternative: Lichtmessung. Messung des kameraseitig auf das Objekt fallenden Lichtes. Der Beli zeigt vom Objekt (möglichst nahe am Objekt!) zur Kamera, die Kalotte vor der Zelle. Die Kalotte läßt nur 18% des Lichtes durch, simuliert also die Messung auf ein durchschnittliches Objekt.

Die Lichtmessung führt meist schneller zum passenden Wert, wenn man den Beli an die richtige Stelle hält. Bei Aussenaufnahmen auf freiem Feld ist es relativ egal, solange die Richtung stimmt, bei Innenszenen oder im Studio muss man schon "im" Objekt sein.
Nachteil der Lichtmessung: Sie berücksichtigt nicht den Kontrastumfang eines Sujets. Dafür braucht es Spotmessung, etwas weitergehende Kenne und die Vorstellung, wie das Sujet abgebildet werden soll.

Ansonsten: Ich erinne mich an alte Belis, die einen flachen Schieber hatten. Die waren für extrem helle Lichtverhältnisse und waren eigentlich Neutraldichtefilter. Ist aber eher Geschichte...


Grüße
Christian
 
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Hi,
Die Kalotte läßt nur 18% des Lichtes durch, simuliert also die Messung auf ein durchschnittliches Objekt.

Das wollte ich wissen. Ich habe mich nämlich gefragt, warum bei der Lichtmessung grundsätzlich keine Anpassung an den Remissionsgrad des Sujet durchgeführt werden muss. Den Kontrastumfang eines Motivs könnte man mit einem solchen Belichtungsmesser doch auch berücksichtigen und zwar wenn man an den unterschiedlich Helligkeitsstufen misst und daraus einen Mittelwert errechnet. Oder nicht?

Ansonsten: Ich erinne mich an alte Belis, die einen flachen Schieber hatten. Die waren für extrem helle Lichtverhältnisse und waren eigentlich Neutraldichtefilter. Ist aber eher Geschichte...

So in etwa ist der Bisix 2 aufgebaut.
 
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Den Kontrastumfang eines Motivs könnte man mit einem solchen Belichtungsmesser doch auch berücksichtigen und zwar wenn man an den unterschiedlich Helligkeitsstufen misst und daraus einen Mittelwert errechnet. Oder nicht?

Bei der Lichtmessung misst du das einfallende Licht.

Kontrastumfang ist eine Eigenschaft von Objekt/Motiv,
also kannst du das nur mit einer Objektmessung ermitteln.
 
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... Den Kontrastumfang eines Motivs könnte man mit einem solchen Belichtungsmesser doch auch berücksichtigen und zwar wenn man an den unterschiedlich Helligkeitsstufen misst und daraus einen Mittelwert errechnet. Oder nicht?
...

Jein. Mit Objektmessung. Man muss schon wissen, was man anmisst.
Beispiel 1: Jemand blondes mit heller Haut in hellblauem Skianzug im Schnee, Licht im Rücken des Fotografen.
Mittelwert aus hellblbau und weiß? Geht daneben. Eher: Schnee anmessen und zwei bis zweieinhalb Stufen kräftiger belichten. Oder hellblauen Skianzug anmessen und 1 Blende draufgeben. Oder Skianzugträger Graukarte halten lassen anmessen und den Wert nehmen.

Beispiel 2: Gleiches Motiv, aber es steht noch einer in schwarzem Skianzug daneben, die Sonne kommt von hinten und brät auf den Schnee.
Schnee anmessen und schwarzen Anzug anmessen, Mittelwert bilden: Geht daneben. Der Schnee wird weiß ausfressen und der schwarze Anzug schwarz absaufen. Und irgendwo dazwischen landet ungesteuert der hellblaue Skianzug.

Überlegung vorweg: Was soll mit dem Bild gemacht werden?
Wenn es gedruckt werden soll: Ein Offsetdruck kann zwischen Papierweiß und "säuft schwarz ab" ungefähr vier (4) Blendenstufen wiedergeben.
Die 10 oder mehr Blendenstufen, die der schwarze Skianzug im Gegenlicht auf Schnee mitbringen, sind also so nicht druckbar. Auch ein Abzug auf Photopapier kann das nicht. Man könnte in der Bildbearbeitung den Kontrastumfang stauchen. Dabei leidet aber auch die Differenzierung der Mitteltöne.
Also: Auf den Schnee messen, zweieinhalb Stufen draufgeben und die Schatten mit Blitz oder Aufhellern aufhellen, so dass sie innerhalb des Kontrastumfanges liegen.

So richtig praktikabel ist das mit einem Spotbelichtungsmesser. Mit etwas Übung hilft auch der Blick aufs Histogramm. Bei Sonne im Schnee aber auch schwierig...

Also gucken und üben und probieren und gucken...

Grüße
Christian
 
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