Orgosolo
"Die Zentrale der Gesetzlosen, wo die Menschen den Hass mit der Muttermilch einsaugen“, so stand es noch nach dem WKII in einer italienischen Zeitung. Tatsache ist, dass im frühen 20. Jahrhundert eine blutige Familienfehde die Einwohnerschaft dieses Bergdörfchens im Herzen der Barbagia in zwei verfeindete Hälften teilte und den nachfolgenden Auseinandersetzungen mehr als 50 Menschen zum Opfer fielen. Carabinieri und das Militär hatten alle Hände voll zu tun, den Frieden wieder herzustellen. Das ist Geschichte. Gegenwart in Orgosolo sind die bekannten "murales", Wandgemälde meist politischen Inhaltes nach südamerikanischen Vorbildern. Der Beginn der "murales" reicht in das Jahr 1968 zurück, einen Aufschwung an Protest-Wandbildern gab es im Jahr darauf durch den (letztlich erfolgreichen) Kampf des Dorfes gegen die Einrichtung eines NATO-Truppenübungsplatzes. Aus dieser Geschichte heraus werden hauptsächlich die Themen Unterdrückung, Willkür, Gewalt und Menschenrechte thematisiert, aber auch ureigene Barbagia-Themen wie die archaischen Traditionen der Hirten. Immer wieder werden bekannte Maler wie Picasso und Miró zitiert oder auch kopiert.
Der Ort ist quasi eine Freiluft-Galerie.