Vida in luxe - Sardinien 2018

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Orgosolo



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"Die Zentrale der Gesetzlosen, wo die Menschen den Hass mit der Muttermilch einsaugen“, so stand es noch nach dem WKII in einer italienischen Zeitung. Tatsache ist, dass im frühen 20. Jahrhundert eine blutige Familienfehde die Einwohnerschaft dieses Bergdörfchens im Herzen der Barbagia in zwei verfeindete Hälften teilte und den nachfolgenden Auseinandersetzungen mehr als 50 Menschen zum Opfer fielen. Carabinieri und das Militär hatten alle Hände voll zu tun, den Frieden wieder herzustellen. Das ist Geschichte. Gegenwart in Orgosolo sind die bekannten "murales", Wandgemälde meist politischen Inhaltes nach südamerikanischen Vorbildern. Der Beginn der "murales" reicht in das Jahr 1968 zurück, einen Aufschwung an Protest-Wandbildern gab es im Jahr darauf durch den (letztlich erfolgreichen) Kampf des Dorfes gegen die Einrichtung eines NATO-Truppenübungsplatzes. Aus dieser Geschichte heraus werden hauptsächlich die Themen Unterdrückung, Willkür, Gewalt und Menschenrechte thematisiert, aber auch ureigene Barbagia-Themen wie die archaischen Traditionen der Hirten. Immer wieder werden bekannte Maler wie Picasso und Miró zitiert oder auch kopiert.
Der Ort ist quasi eine Freiluft-Galerie.



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Die nächste Etappe führt uns nach Cala Gonone. Bzw.: nicht in dieses Touristennest, sondern kurz vorher auf einen Beton- bzw. Schotterweg nach Bucchi Arta. Das Sträßchen ist eigentlich ganz gut fahrbar, wenn der Radstand nicht zu lang ist (seehr enge Kurven mit Abgründen rechts und links) und keiner entgegenkommt.

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Bucchi Arta ist ein relativ neu erschlossenes Klettergebiet. Als wir am Wandfuß ankommen, realisieren wir, dass es bald mit Schatten vorbei sein wird. Aternativprogramm: eine kleine Wanderung zur Cala di Luna. Wunderschön. Jedenfalls, bis man dort ankommt....


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Schon lange bevor man an der Bucht ankommt hört man den lauten Stromerzeuger des Restaurants. Man hat ihn weit nach hinten in die Schlucht verfrachtet, damit sich die Gäste nicht gestört fühlen. Am Restaurant und in der Bucht herrscht ein riesiger Trubel. Hunderte Badende, über 50 Boote habe ich gezählt, es herrscht ein Kommen und Gehen der Boot-Taxis. Grauenvoll. Ein totaler Kontrast zum schönen Wanderweg, auf dem wir weder auf dem Hin- noch auf dem Rückweg einem Menschen begegnen.


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Ich tröste mich etwas mit den Höhlen, die vom Strand in den Berg ziehen. Fotografisch kann man damit nette Spielereien machen - wenn man wartet, bis der Andrang weniger wird.

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Zurück an unserem - nicht sehr ebenen - Plätzchen haben wir wieder Ruhe. Ein paar Ziegen und Schweine streifen umher, hin und wieder kommt ein Geländewagen mit Milchkannen vorbei. Am nächsten Morgen klettern wir, bis die Sonne die Wand erreicht.


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Dann geht es wieder nach Baunei. Ziel ist dieses Mal aber die Hochebene Su Golgo mit einer Wanderung zur Punta Salinas und Cala Goloritzè. Zwischendurch machen wir auf das Passhöhe Genna Silana (1017 m) Rast & Mittagsschläfchen. Die Luft ist hier so angenehm....


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Blick auf Baunei und ganz im Hintergrund Arbatax.


Tja, früher .... da fuhr man eine steile Schotterpiste hinauf nach Su Golgo und stellte sein Auto irgendwo am Rande eines staubigen Weges ab. Nachts war es ruhig, nur die freilaufenden Schweine rieben sich am Womo und sorgten für ein behagliches Schaukeln. Heute ist asphaltiert, vieles eingezäunt, parzelliert, kostenpflichtig und bevölkert. Natürlich hängt das eine mit dem anderen zusammen, es wurden eben immer mehr, die von hier aus vor allem an die Cala Goloritze wollten. Im Jahr 2018 parken wir wie alle anderen auch an der Bar Su Porteddu, zahlen 8 € pro Person und können Duschen und Toiletten nutzen. Andere Zeiten, andere Notwendigkeiten. Wir kommen am Wochenende an und ich will dem Trubel mit dem Bike etwas entfliehen und fahre an die Chiesa San Pietro. Sehr idyllisch hier.

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Und eine echt passende Location für ein Hochzeits-Shooting.


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Da will ich nicht lange stören und fahre weiter. Ob Paar + Fotografin begeistert waren, dass eine große Gruppe Touristen mit einem Bähnchen ("Trenino Supramonte ...") ankam??


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Als nächstes steht eine Wanderung zur Cala Goloritzè auf dem Programm. Wir nehmen nicht die Direttissima, sondern machen einen Umweg über die Punta Salinas, die einen tollen Ausblick auf die Bucht bieten soll. Da der Weg nicht besonders gut markiert ist, bauen wir diverse Verhauer ein. Unterwegs treffen wir nur Ziegen und Eidechsen.


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Der erste Gipfel entpuppt sich mitnichten als die Punta Salinas. Diese ist rechts im Hintergrund zu sehen.


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Der Blick (vom richtigen Gipfel) ist tatsächlich sehr lohnend. Wenn die vielen Boote nicht wären... Etwa 60 Stück gruppieren sich um die Cala Goloritzè und die benachbarte Cala Mariolu. Auch hier ein Kommen und Gehen der Taxis. Leider sind keine Kletterer an der Aguglia (auch Punta Caroddi genannt). Extra dafür hatte ich das 200 mm-Tele mitgeschleppt.

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Verbieten kann ich den Bootstourismus nicht, aber retuschieren:


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Die heute berühmten Buchten Goloritzè und Mariolu entstanden durch einen Felssturz in den 60er Jahren. Entdeckt wurde die Goloritzè dann durch Kletterer, die von der etwa 130 m hohen Aguglia, einem fast perfekten Hinkelstein, angezogen wurden. Nach und nach verbreitete sich die Kunde und seit geraumer Zeit wird versucht, den Besucherstrom einzudämmen. Neueste Idee: Der Eintritt kostet 6 € pro Person. Das Ticket wird am Ausgangspunkt gelöst und in der Bucht (nach einer Wanderung von ca. 75 Minuten) tatsächlich kontrolliert. Spätestens um 18:30 Uhr muss man die Bucht verlassen. Vor vielen Jahren verbrachten wir dort einen ganzen Tag alleine.

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Rechts im unteren Teil der Wand sieht man (zumindest auf dem Foto in voller Auflösung...) zwei Kletterer in der Route "Sole Incantatore", 6c, der beliebtesten Route auf diesen Felsen.



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Alte Hirtenunterkunft auf dem Weg zur Goloritzè​
 
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Am folgenden Tag kommt zur Abwechlung wieder das Bike zum Einsatz. Sardinien verfügt nicht über wirklich hohe Berge, also sind keine epischen Pässe zu befahren, aber den "Genna Silana" will ich der Pässe-Sammlung einverleiben. "Man darf sich auf ein ganz besonderes Landschaftserlebnis freuen; ein Klassiker für ein Fünf-Sterne-Maximum in der quäldich.de-Schönheitswertung." So steht es auf dem einschlägigen Pässe-Portal "quaeldich.de". Klar, die Landschaft ist großartig, die Streckenführung auch und der Asphalt top. Leider wissen das natürlich auch die motorisierten Kollegen. Ich starte am Parkplatz "Su Porteddu" bei gutem Wetter.

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Am Pass angekommen zeigt sich ein anderes Bild.

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Gewitter, Regen. Ich werde nur leidlich nass, aber direkt von Dorgali zurückfahren wie geplant möchte ich auch nicht. Also noch ein Abstecher nach Cala Gonone und zur Cala Fuili.


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Auf dem Rückweg büße ich für die zusätzlichen Höhenmeter. Zum Glück gibt es an der Strecke immer mal wieder einen Brunnen.


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Am Ende stehen in der Bilanz: 129 km, 2212 Höhenmeter und ein symmetrisches Höhenprofil.

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Am nächsten Tag steht eine Wanderung zur bzw. in die Gorropu-Schlucht an. Eigentlich. Denn es regnet anhaltend und wir verspüren wenig Lust. Im Norden soll das Wetter besser sein. Dann also auf nach La Maddalena. Wir finden nach längerer Suche die Bucht, die ich einige Wochen zuvor aus der Satellitenperspektive ausgewählt hatte. Wir sind nun auf Caprera. Direkt am Wasser verbringen wir die Nacht. Inzwischen sind alle Campingplätze auf La Maddalena geschlossen, also gibt es damit auch kein Problem.


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Selfie​
 
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Was diese Inseln betrifft so sind wir etwas zwiegespalten. Es gibt wunderschöne Buchten und sehr fotogene Felsen, aber es liegt auch viel Müll rum Warum? Nicht nur, weil das Archipel als Nationalpark anerkannt ist, hatten wir etwas andere Erwartungen.Die touristische Nutzung scheint nicht so zu laufen wie das nach dem weitgehenden Abzug des Militärs geplant war. Wir wollten eigentlich auch auf einen Campingplatz.....
Für Reisende, die nicht militärhistorisch interessiert sind und auch nicht das Garibaldi-Museum besuchen wollen, bieten sie wenig mehr als Bademöglichkeiten. Es sind recht viele Radfahrer unterwegs, aber um groß Strecke zu machen sind die Inseln einfach zu klein.


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Spiaggia Spalmatore, eine der beliebtesten Buchten. Leider liegt sie direkt an der Straße. Wir haben's ja nicht so mit Sandstrand und suchen uns etwas felsigeres und einsameres. Das finden wir nach 15 Minuten unwegsamen Fußmarsches über Felsen. Menschenleer.


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Der Felsen im Hintergrund hat es uns angetan. Hinschwimmen ist kein Problem. Aber ersteigen? Die bEva* versucht es zuerst.


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Am folgenden Foto sieht man, dass es kein Felslein ist.


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Ersterschwimmsteigung?



Dann geht s wieder zurück auf's Festland. Halt, neee....auf die größere Insel.


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La Maddalena im Hintergrund. Die Überfahrt von Palau dauert nur ca. 15 Minuten, ist aber nicht billig.


*beste Ehefrau von allen​
 
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Capo Testa

Das oft windumtoste Capo Testa an der Nordspitze Sardiniens war bei unseren früheren Urlauben immer ein Highlight. Diese liegen jedoch schon länger zurück und Formulierungen im aktuellen Reiseführer machen uns skeptisch. Wir rechnen mit wesentlich mehr Betrieb als bisher erlebt. Immerhin ist der 15.09. inzwischen vorbei und die temporäre Sperrung der Zufahrtsstraße für Wohnmobile Geschichte. Aber allein die Tatsache, dass bis zu diesem Datum Womos im Stadtgebet von Santa Teresa parken müssen und die Insassen dann per Shuttle ans Capo Testa gekarrt werden, zeigt, wie sehr der Andrang zugenommen hat. Jedenfalls, unsere Erwartungen werden erfüllt. Verkehrstechnisch geht gar nichts mehr. Auch große Reisebusse fahren bis ans Ende der Straße und haben dann große Schwierigkeiten. Mit Ach und Krach können wir wenden und wollen eigentlich fliehen als direkt vor uns ein Auto vom Straßenrand wegfährt und wir die Lücke nutzen. Großkampftag. Aber wir kennen und hier aus und wissen, wo wir dennoch Ruhe finden: an der Cala Spinosa vorbei (am Abstieg dorthin gibt es jetzt sogar ein Restaurant ...) und über einen kleine Landzunge zur felsigen Bucht Poltusinu. Kein Mensch hier. Leider auch keine Sonne für die sehr fotogenen Felsen.


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Cala Spinosa (das Foto stammt vom nächsten Tag, da gab es Sonne). Links im Hintergrund sind die weißen Felsen von Bonifacio (Korsika) zu erkennen.



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Es macht unglaublich Spaß, über diese grandiosen Felsen zu turnen.



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Felsformationen über der Cala Poltusinu


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Letzter Tag: wieder Capo Testa, dieses Mal eine kleine Wanderung u. a. durch das Valle di Luna mit Fotografierrausch. Zum Glück kommt rechtzeitig die Sonne hervor, nachdem es zunächst geregnet hatte. Wer sich nicht für Formen und Farben der Tafoni interessiert mag's jetzt vielleicht langweilig finden.

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Ende der 60er Jahre wohnten zahlreiche Hippies an diesem märchenhaften Ort. Aktuell leben wieder einige wenige Aussteiger im Valle di Luna, sie nutzen dabei verschiedene Höhlen oder auch kleine Zelte. Manche der Aussteiger verkaufen selbstgemachten Schmuck oder Stoffmalereien und ähnliches an Touristen.
In der Hauptsaison wird das wilde Kampieren geduldet, so dass meist auch einige Zelte von Rucksacktouristen im Tal zu sehen sind.

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Die eine oder andere kleine Badebucht (hier: Cala franchese) gibt es auch. Man beachte den Wal am Strand...

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Den Ziegen macht das Herumturnen genau so viel Spaß wie uns.


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So, das war's. Am gleichen Abend entern wir in Golfo Aranci wieder die Fähre nach Livorno. Fazit: Es war wieder toll. Aber das nächste Mal werden wir wohl später im Jahr kommen. Für unseren Geschmack war es in Meeresnähe oft - nicht immer - zu voll. Und zumindest für meinen Geschmack fast immer zu warm. Im Landesinneren dagegen war es nur zu warm....​
 
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