Vergoldete Fassade auf der Veddel

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Moin,

heute auf dem Weg zu einem Kunden im Hamburger Hafen habe ich einen Abstecher in die "Veddeler Brückenstraße" gemacht.

Die Veddel ist ein altes "Arbeiterviertel" am Hafenrand mit typischen 20er-Jahre-Mietshäusern,
die Fassaden mit dunklen braun-roten Backsteinen verblendet.

Der hamburger Künstler Boran Burchhardt hat jetzt das umstrittene Kunstprojekt "Veddel vergolden" beendet.
Bei dieser Aktion hat er nach und nach eine schmucklose Backstein-Hauswand mit Blattgold überzogen.
Die Kosten in Höhe von ca. 85.000 Euro hatte die Hamburger Kulturbehörde übernommen.

Viele Anwohner waren mit dem Projekt jedoch nicht einverstanden.
Sie wollten das Geld lieber für soziale Projekte eingesetzt sehen.


# 1

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Gruß
Thomas
 
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Sieht besser aus, als ich dachte - wir sollten schnell noch ein paar Häuser kaufen auf der Veddel - irgendwann " kommt " das Viertel !
 
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Habe das bei extra3 verfolgt, toll nun mal Fotos davon zu sehen. Aber was das soll weiss ich immer noch nicht.
 
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Aber was das soll weiss ich immer noch nicht.
Moin,

Die Wand eines Hauses der Wohnungsgesellschaft SAGA in der Veddeler Brückenstraße 152 wurde vom Boden bis zum Dach (6 Etagen)mit 23,5 Karat Doppel-Rollen Gold bemalt, insgesamt 300 QM.
Das Blattgold soll etwa 25 Jahre auf der Fassade halten. Kosten ca. 85.600 Euro.


Hier einige Zitate aus der Hamburger Presse:

Es gehe darum, Wirkung zu erzielen für einen Stadtteil, der sonst oft in einem negativen Kontext auftauche, erklärte der Künstler vor der Aktion.

„Mein Ziel war es mit dem künstlerischen Akt eine Kommunikation in Gang zu setzen“ sagt der Künstler.
Gemessen daran, war die Aktion ein voller Erfolg. Landesweit wurde über die 300 Quadratmeter große Backsteinfassade berichtet und einer der ärmsten Stadtteile Hamburgs ins Gespräch gebracht.

„Es geht nicht nur darum, auf das Goldhaus zu schauen. Sondern jeder, der herkommt, sieht auch alles andere“, sagte der Künstler. „Man sieht, dass hier 70 Nationen friedlich zusammenleben, was wir in Deutschland sonst nicht überall hinbekommen. Und das seit Jahrzehnten. Und dann könnte man eigentlich sagen: Vorzeigestadtteil.“

„In Kunst gegossener Hohn gegenüber den hilfsbedürftigen Menschen dieser Stadt“, nennt der Steuerzahlerbund die Aktion.

Die Anhänger argumentieren, dass das Goldene Haus der Veddel sehr große Aufmerksamkeit verschafft hat und in den nächsten 25 Jahren (so lange trotzt die Goldschicht der Witterung) weiter verschaffen wird. Es kommen häufig Schaulustige vorbei, die nie zuvor auf der Veddel waren und feststellen, dass das Gerede vom sozial schwachen Stadtteil Unsinn ist.

Für neutrale Betrachter dürfte das Werk vor allem eines sein: ein Hingucker. 300 Quadratmeter Goldfläche, sechs Etagen hoch, im Sonnenschein schrill strahlend im Kontrast zum Backsteinrot der Umgebung – zum Staunen taugt das Goldhaus allemal. „Jeder, der herkommt, sieht nicht nur die Fassade, sondern auch alles andere im Stadtteil“, unterstrich Burchhardt seine Intention. Er wolle die angeblich so problematische Veddel ins rechte Licht und ins Bewusstsein der Hamburger rücken. Dafür brauche es echtes Edelmetall, keine Goldfarbe.

Die Veddel wird zahlreich von auswärtigen Gästen besucht, die nur kommen, um das Goldhaus zu sehen. Und viele Veddeler sind stolz auf ihre Insel: Noch nie zuvor hatten sie so große Aufmerksamkeit. Es ist sogar schon so, dass Kinder gegenüber Gleichaltrigen aus anderen Stadtteilen damit angeben, dass sie auf der Veddel wohnen: „Wir“, so sagen sie und tragen die Nase ganz weit oben, „leben in dem Stadtteil, in dem die Häuser golden sind.“



Gruß
Thomas
 
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Ich finde die Aktion ... genial! Auf so vielen Ebenen. Da beschweren sich Leute, dass Geld unnötig verpulvert wird und den armen Asozialen, Lümmeln und Pennern* auf der Veddel dadurch gezeigt wird, wie elend sie leben. Gleichzeitig wird eine Elbphilharmonie fünf Kilometer weiter gebaut, aber um diese Verschwendung zu sehen, sind die Bewohnerinnen und Bewohner der Veddel dann augenscheinlich zu dumm und zu beschränkt. So weit geht deren Horizont ja nicht. Wieso dürfen nur die Reichen und Privilegierten ihren unnötigen Prunk haben und nicht auch die Leute auf der Veddel?
Ich finde, durch die Kommentare vieler Kritikerinnen und Kritiker enthüllen diese bloß ihre eigene Scheinheiligkeit und Anmaßung ("wir können den armen Pennern doch nicht mit Geldscheinen vor der Nase wedeln, dann wird denen ja noch bewusst, wie reich wir sind. Im übrigen können wir uns erlauben zu beurteilen, was die armen Penner denken werden").
Das nur mal als eine Ebene.
Nur, damit man nochmal die Zahlen sieht:
Goldene Fassade Veddel: 85.600€
Elbphilharmonie: 860.000.000€
Bloß das Zehntausendfache.
Die goldene Fassade kann jeder sehen;um ein Konzert in der Elbphilharmonie erleben zu dürfen, muss man schon zu einem privilegierten Kreis gehören.

Hach, herrlich! Lasst uns Asozialen doch auch unsere Geldverschwendung! Gönnt uns doch auch was!

*ich habe auch mal auf der Veddel gelebt und bin anscheinend auch einer dieser Asozialen, Lümmel und Penner in diesem Problemviertel. Komisch, so bewusst war mir das gar nicht, als ich dort lebte. Aber anscheinend genügt es, dort zu leben, um be-/verurteilt zu werden. Ich habe mich dort jedenfalls pudelwohl gefühlt.
 
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ich finde es eine klasse Aktion. Auch als Schwabe der seit vielen Jahren nicht mehr in Hamburg war.

Fährt eine vergoldete Luxuskarosse eines neureichen Millionärs durch die Gassen Hamburgs ist es Geil. Aber dieser primitive Pöbel aus Veddel soll gefälligst das Maul halten und zur Belustigung eben solcher Menschen knechten gehen.

Aber so ist es halt in unserem Land, verschwendet man Geld für ein Prestigeprojekt der wohlhabenderen ist es eine super Sache, und zwar nicht nur in Hamburg. Macht man etwas für die andere Seite der Sozialkette wir es als Steuerverschwendung verschrien.

Leute, wir leben in einem der wohlhabendsten und reichsten Länder dieser Erde und die allermeisten leben in einem nicht zu unterschätzenden Wohlstand und sind trotzdem ständig am weinen. Solche Diskussionen sollten in unserem Land überflüssig sein.
 
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Ach so, Du befindest jetzt, was dumm oder schlau ist!? Übernimm Dich nicht ....

Kunst polarisiert :

Manche Menschen freuen sich - manche Menschen ärgern sich.

Der Künstler will etwas vermitteln.

Hätte der Künstler das Haus mit Backpapier beklebt, wäre seine Botschaft zwar kostengünstiger ausgefallen, aber sicherlich (um in einer hamburger Begrifflichkeit zu bleiben) " gestrandet ".
Die Diskussion wäre im Hamburger Wochenblatt erfolgt.

Gold (auch dünnes Gold = Blattgold) kostet Geld.

Kostet Kunst wenig Geld, wird Kunst wenig beachtet.
Kostet Kunst viel Geld, wird Kunst viel beachtet.
Money makes the world go round - so isses nun mal in der heutigen Welt.
Man mag es beklagen, oder bejubeln, aber man kommt nicht umhin, dies zu erkennen.

Hätte ein Scheich gekauft, die Hütte vergolden, die Fenster mit Edelsteinen umfassen lassen - die Bilder wären um die Welt gegangen.

Für € 85.600.- hätte man kein Krankenhaus, keine Schule bauen können, es hätte vielleicht gerade gereicht, um ein Stadtteilfest zu finanzieren.

Veddel wird jetzt beachtet.
Touristen kommen, lassen Geld im Viertel.

Und vielleicht, langfristig gesehen, wird der Stadtteil auch auf die eine oder andere Weise gefördert werden - warten wir es ab !
 
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Nun, hättest Du ästhetisch, ökonomisch
oder soziologisch argumentiert …


Aber wie schon unsere Ahnen wußten:

"Vox populi vox Rindvieh." (um 1848)



.

Leute wo die Sache auf den Punkt bringen sind auch nicht verkehrt. Das pseudointellektuelle rumgeqautsche was hier von dir kommt kennt man gerade aus der Baden/W. Landesregierung zum Thema Diesel und Fahrverbot. Viel Schall und Rauch.
 
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Nur, damit man nochmal die Zahlen sieht:
Goldene Fassade Veddel: 85.600€
Elbphilharmonie: 86.000.000.000€
Bloß das eine-Million-fache.

86 Milliarden wollte ich nun doch nicht glauben und habe gegurgelt. Es kamen 866 Millionen zum Vorschein, doch ein 1.000-facher Unterschied zu 86 Milliarden - oder?

Wenn ich ob der halben Flasche verkosteten Weins recht habe, dann war die Elphi 1.000 mal teurer als die Fassade und nicht millionenfach.

Wir wollen ja schließlich nicht übertreiben ...
 
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86 Milliarden wollte ich nun doch nicht glauben und habe gegurgelt. Es kamen 866 Millionen zum Vorschein, doch ein 1.000-facher Unterschied zu 86 Milliarden - oder?

Wenn ich ob der halben Flasche verkosteten Weins recht habe, dann war die Elphi 1.000 mal teurer als die Fassade und nicht millionenfach.

Wir wollen ja schließlich nicht übertreiben ...

Sind doch bloß ein paar Nullen :D
 
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