Johannes,
das ist schwer zu beschreiben, also hier mal ein Versuch von mir:
Wenn ich z.B. die SW-Challenge Threads durchschaue und einfach nicht auf die Namen der Einsteller achte fallen mir diverse Bilder auf die ich Usern aus diesem Forum zuweise, automatisch. Bei den letzten vier Challenges z.B. habe ich immer gedacht "Das ist von Johannes." bevor ich auf den Namen geschaut habe und ich lag immer richtig.*
Es ist einerseits die "Komposition" der Bilder. Du hast sehr oft eine klare reduzierte Linie die das Wesentliche hervorhebt. Aber selbst wenn mehr auf den Bildern drauf ist zeigen sich sehr oft Strukturen die für mich das Bild für dich typisch machen. Ob es jetzt die Wechselwirkung zwischen den Bildelementen sind die häufig in einem gewissen Kontext zueinander stehen, das Spiel mit der Unschärfe welches deine Bilder sehr häufig beinhaltet oder die Suche nach Strukturen bei denen du auch die Schatten sehr schön einbindest. Außerdem sind sie das was ich mit "leise" bezeichne. Häufig auf den ersten Blick unscheinbar, da nicht spektakulär, bei genauerer Betrachtung aber sehr interessant. Vielleicht ist das auch der Grund weswegen sie bei mir Interpretationen zulassen und sie einem nicht aufdrängen.
Anderseits ist es natürlich auch die Bildanmutung. Natürlich ist das digitalisiert auf dem Monitor nicht so stark ersichtlich wie bei Abzügen. Trotzdem sieht man das natürlich auch am PC. Das Nutzen von SW Film in Verbindung mit deiner Arbeitsweise (Entwickler usw.) hat einen eigenen Touch.
Zu guter Letzt, das was du mit Melancholie beschrieben hast passt irgendwie. Ich schaue in erster Linie Bilder immer gefühlsmäßig an. Ich betrachte ein Bild und lasse es auf mich wirken. Dabei ist erst mal vollkommen unwichtig ob es formal den Konventionen entspricht oder nicht. (Sprich, Golderner Schnitt, Schärfe und der ganze andere Driss.)
Es geht in erster Linie um die Ausstrahlung des Bildes. Und wenn es mich emontionell erreicht, dann erst versuche ich zu ergründen warum. Dann erst versuche ich zu analysieren, liegt es an der Bildaufteilung, am Licht, was finde ich eigentlich so gut daran?
Und da sprechen deine Bilder mich häufig sehr an. Melancholie ist vielleicht ein wenig zu "Negativ", wobei es ja auch eine Art schöne Melancholie gibt. Es gibt Stimmungen in dieser Richtung die dich traurig machen, aber auch andere die mehr eine wohlige Gefühlswelt aufbauen. Zweitere Richtung kommt in deinen Bildern für mich oft vor. Es ist wie das sich zurückerinnern an irgendwelche schönen Momente im Leben. Ein wenig wehmütig weil das alles halt längst vergangen ist, aber auch sehr schön weil positiv abgespeichert.
Bernd
*: Das wäre doch mal ein Projekt, oder? Diverse Leute stellen in einem Thread anonym ein Bild zu einem Thema (Ohne Querverweis auf die entsprechende Location in der die Person wohnt.) ein und dann wird geraten welches Bild von wem ist.