Unscharf versus Scharf...

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sam25

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Ich hatte letzthin ein Bild unter just for fun eingestellt unter dem Titel "wenn es scharf wäre, wär's ein schönes Bild"...
Ausgelöst hat es dennoch einige Kommentare und ich befasse mich seit längerem mit dieser Thematik.
Es gab eine Diskussion von einem "Mitzieherbild" eines Zuges, in welchem ich für mich einige Grundbemerkungen aufzeigte. Das Thema interessiert mich sehr und ich werfe nun 4 Bilder ins Forum, alle unscharf, welche ich von meiner Seite her kommentiere und so eigentlich bewusst eine kontroverse Diskussion auslösen möchte. Dabei geht es mir weniger um "gefällt mir", "gefällt mir nicht" oder "das ist halt Kunst", sondern um eine wirkliche Auseinanderstetzung mit dem Thema.

Zur Wiederholung was ich Thread, in welchem es eher ums Thema "Dynamik" ging, erwähnt habe:

Möchte mich doch noch in die Diskussion einmischen. Für mich halte ich grundsätzlich folgendes fest bei Bildern mit sich bewegenden Motiven:

- alles undeutlich, unscharf (Hauptmotiv ist noch erkennbar)
- statische Nebenmotive sind scharf (in diesem Falle Kabel, Mosten o.ä.)
- etwas vom sich bewegenden Motiv ist unscharf (ein Wagen, ein Teil davon usw.)
- Hauptmotiv ist scharf (Nebenmotive sind unscharf)

Letztlich hat - fotografisch gesehen - alles seine Berechtigung. Ich würde eher Volker's Meinung teilen und Bild 2 (von der Gestaltung her gesehen) bevorzugen und einteilen in die Kategorie alles "undeutlich / unscharf".

Die Nachbearbeitung finde ich sehr schön - könnte mir sogar noch eine s/w kontrastreiche Variante vorstellen (wobei natürlich der schön rot geführte Strich wegfallen würde...).

Möchte doch noch anmerken, dass nicht die Kategorisierung alleine über die Qualität, rsp. geschmackliche Präferenz entscheidet. Andere Aspekte der Fotografie zählen selbstverständlich auch in diesen Kategorien (Belichtung, Gestaltung usw.)

Die drei "Kategorisierungen lassen sich auf sich nicht bewegende Motive übertragen, wobei am Ende sich ohnehin etwas bewegt, sei es die Kamera oder jene/r welche/r dahinter steht.

Zur Beurteilung und Anregungen stehen folgende Bilder zur Verfügung:

1 Baum im Abendlicht: Voraussetzung waren ein Abendlicht, recht windig, kein Stativ. Krampfhafter Versuch, zumindest den Hintergrund scharf zu kriegen. Bewusste Unschärfe, wenn auch in dieser Stärke, in Kauf genommen, darum habe ich mich versucht, mich auf die Bildgestaltung zu konzentrieren.

UnscharfDSC_9489_Kopie.jpg


2 Boot: Schärfe gezielt mit relativ grosser Distanz auf die Spiegelung des Bootes gehalten. Da das Boot in Bewegung war (leicht windig) und die Belichtungszeit knapp war, hab' ich bewusste Unschärfe in Kauf genommen, resp. damit auch spekuliert. Im PS leicht nachgeschärft - bewusst aber eine Unschärfe wirken lassen.

UnscharfDSC_9561_Kopie.jpg


3 Von einem Bachübergang direkt in den Bach fotografiert. Das Licht reflektiert (weisse Streifen) auf dem Wasser. Das Wasser ansich wäre klar, durch die Strömung aber wird der Untergrund unscharf.

UnscharfDSC_9943I_Kopie.jpg


4 Laternen: Sass im ersten Stock eines Cafés in den Vogesen. Kurz nach dem Regnen erfasste ich visuell die Laternen. Fotografierte mit einem sehr flachen Winkel zum Fenster, von Hand. Ich habe angenommen, dass die Fenster eine Unschärfe hinterlassen.

LaterneDSC_9546_Kopie.jpg


So, und nun hab' ich erst mal meinen Teil gesagt. Ich bin sehr interessiert an Euren Meinungen, welche natürlich nicht nur meine 4 Bilder betreffen, sondern durchaus auch nur zum Thema selbst sein können. Danke im Voraus.
 
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Meiner Meinung nach sind die Bilder alle verwackelt und eigentlich nicht unscharf im Sinne von Fehlfokus. Ich setze Unschärfe gerne bewusst ein, z.B. so:

nf_2763381.jpg

oder
20060926_163052.jpg


Bewegungsunschärfe verwende ich gerne so:

20060503_211906.jpg


Ich mag es halt gerne grafisch.
 
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Sorry,

ich sehe bei keinem der Bilder einen besonderen gestalterische Aspekt von "Unschärfe".

Jedenfalls kann ich keines der Bilder durch schön erklärte Unschärfe scharf finden.

Sorry, Saffetti

ediT: Nachsatz: da ist lemonstre eher mein Ding
 
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Meiner Meinung nach sind die Bilder alle verwackelt

Bild 3 und 4 sicher nicht, weil ich die Kamera abstützen konnte (Geländer und Fensterrahmen). Bei Bild 1 und 2 bin ich mir nicht mehr ganz sicher, die Verwackelung wäre aber durchaus möglich (der letzte der Wackelt ist immer der Mensch...nicht die Kamera :hehe:)
 
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ich sehe bei keinem der Bilder einen besonderen gestalterische Aspekt von "Unschärfe".

...möchte primär eine Diskussion, keine Entschuldigungen ;) . Um es klar zu stellen: mir gefällt keines der Bilder, dem Boot kann ich noch eine bestimmt Mystik absprechen, den Laternen ein leises Lächeln.

Lemonstre's 3. Bild gefällt mir vom graphischen Standpunkt aus gesehen sehr gut, obwohl mir bei solchen Aufnahmen halt immer das "gegenständliche" fehlt.
 
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sam25 schrieb:
Bild 3 und 4 sicher nicht, weil ich die Kamera abstützen konnte (Geländer und Fensterrahmen). Bei Bild 1 und 2 bin ich mir nicht mehr ganz sicher, die Verwackelung wäre aber durchaus möglich (der letzte der Wackelt ist immer der Mensch...nicht die Kamera :hehe:)


Trotzdem fehlt die erkennbare Absicht. Du setzt hier Unschärfe nicht als Gestaltungsmittel ein sondern eher versehentlich. Man sieht den Bildern an, dass sie eigentlich hätten scharf sein müssen. Der Effekt müsste stärker und geplanter sein...
 
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Der Effekt müsste stärker und geplanter sein...
:up:

Danke, finde ich ein wichtiger Hinweis. Kannst Du mir das noch genauer erläutern, dass ich es richtig verstehe...am Besten an einem Bild.
 
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Hallo Sam,

beim Baum gefällt mir die Unschärfe ganz gut.

AL-Aufnahmen dürfen schon mal unscharf und verrauscht sein.

Im Tunnel:
DS1_1040_bearbeitet-1.jpg


Grüßle Michel
 
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Danke, Michel. Was ist es denn, was unscharfe Bilder "gut oder schlecht" macht. Lemonstre hat einen für mich wichtigen Hinweis gemacht. Gibt's andere Kriterien?

Bin u.a. auch hier zum Lernen...;)
 
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Hallo zusammen ...

... mein Genre ist ja nicht umbedingt das Surreale, sondern eher detaillierte Ausschnitte meiner geliebten Makros ...

... hier arbeite ich sehr gerne und bewußt mit Unschärfe ... das mag ich einfach ...

... ich möchte Lemonstre zustimmen ... seine Bilder sind surreal ... auch ganz bewußt ...

... in Sam's Bilder ist eigentlich die Erwartung der Schärfe ... und sie würde hier auch sicherlich besser passen ...

... ich setze in der Makro-Fotografie sehr häufig, ja fast überwiegend ein Stativ ein ... wenn es das Motiv zulässt mache ich gerne eine Blendenserie zur Festlegung des Schärfentiefebereichs ...

... zur späteren Beurteilung finde ich das ganz hilfreich ... ich persönlich mag die ganz knappen Sachen ... ist auch ein Stilmittel, denke ich ...

... Sam ... ich denke auch ... ist nicht für die Tonne ... aber hier fehlt einfach die Schärfe um eine klare Aussage zu erzielen ... sorry ...

... Gruß Bruno
 
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... als kleine Ergänzung und Erläuterung ... ein Blümchenmakro bei heftigen Wind ...

121394627923221cee.jpg


... Bruno
 
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Danke Bruno.

Um es klar zu stellen: mir gefällt keines der Bilder

Ist mir wichtig, das noch einmal festzuhalten. Wenn mich die Thematik nicht interessieren würde, hätte ich die Bilder verschachelt und eingepackt. Vermutlich hätte ich sie nimmer mehr angeschaut. Manchmal bringen mich aber genau solche Bilder weiter; natürlich im Bewusstsein, dass man sich damit auch aussetzt....;)
 
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sam25 schrieb:
Danke, Michel. Was ist es denn, was unscharfe Bilder "gut oder schlecht" macht. Lemonstre hat einen für mich wichtigen Hinweis gemacht. Gibt's andere Kriterien?

Bin u.a. auch hier zum Lernen...;)

Hallo Sam,

das ist gar nicht so einfach. Die Sehgewohnheiten und Geschmäcker der Menschen sind durch den Kulturkreis und Umgebung geprägt. Wobei es natürlich auch individuelle Abweichungen gibt.
Aber bei einem Bild wie Dein 4. Laternen werden denke 95% aller Betrachter Unschärfe als technischen Mangel empfinden. Wobei zum Beispiel beim 1. Bild die Unschärfe die düstere Stimmung noch unterstützt.

Grüßle Michel
 
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Danke Michel, geht es wirklich auf das Hinaus - und diese Frage meine ich ernst - dass insbesondere bei unscharfen Bilder die "Geschmäcker" als entscheidendes Kriterium gehandelt wird?
 
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Danke Michel, geht es wirklich auf das Hinaus - und diese Frage meine ich ernst - dass insbesondere bei unscharfen Bilder die "Geschmäcker" als entscheidendes Kriterium gehandelt wird?

Ich denke es kommt darauf an, was die Unschärfe vermitteln soll. Zum Beispiel zur Illustration von Dynamik. Oder es verleiht dem Foto einfach eine gewisse "mysteriöse" Note... wie in Bild 1. Die persönlichen Geschmäcker kommen dann natürlich auch noch hinzu...

Gruß Philipp
 
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sam25 schrieb:
Danke Michel, geht es wirklich auf das Hinaus - und diese Frage meine ich ernst - dass insbesondere bei unscharfen Bilder die "Geschmäcker" als entscheidendes Kriterium gehandelt wird?

Die Geschmäcker haben sicher einen großen Anteil. Aber es wird bei manchen Bildern sicher unabhängig vom individuellen Geschmäckern einen Konsens geben das ein Bild schön oder nicht schön ist. Bei den Laternen beispielsweise werden die meisten wenigstens die vordere Laterne scharf sehen wollen.

Grüßle Michel
 
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Danke Philipp und Michel. Mit der Laterne als Beispiel erging es mir auch so. Das erste was mich störte war, dass die vordere Laterne nicht scharf war...den Rest hätte ich - nach meinem Geschack - hingenommen...

Bild 1 mag mystisch sein - die Farbvariante ist sehr knallig. Dennoch ist auch dieses Bild zu unscharf...auch wenn wenigstens dem Bild eine bestimmte Dynamik zu Gute gehalten werden kann.

Mir ist beim Abendwackel noch ein anderes Kriterium durch den Kopf:

"Selbsterklärung": Damit meine ich, dass ein Bild mit Unschärfe zumindest teilweise selbsterklärend sein sollte (wie es Bruno schon angedeutet hat), oder ausschliesslich graphischer Natur ist (wie die Bilder von Lemonstre).

Makros sind ja sehr gute Beispiel, bei welchen, in der Regel, zumindest ein Teil des Bildes scharf sein sollte.

Nun da ich mich immer noch im unteren Viertel der fotographischen Leiter bewege, lerne ich viel.
 
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Fehlende Schärfe nimmt einem Motiv die Tiefe, was reizvoll oder störend sein kann. Natürlich muss eine Unschärfe immer gewollt wirken, sonst bekommt das Bild sehr schnell einen Schnappschuß-Charakter... Obwohl, der kann ja auch ganz gut sein... ;-)
 
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sam25 schrieb:
:up:

Danke, finde ich ein wichtiger Hinweis. Kannst Du mir das noch genauer erläutern, dass ich es richtig verstehe...am Besten an einem Bild.

Ich finde wenn man solche Dinge als bildgestaltenes Element einbaut oder in Kauf nimmt muss der Betrachter klar die Intention erkennen können. Ich nutze z.B. beim Schlendern durch die Stadt die "Ignore your Viewfinder" Methode in dem ich die Kamera einfach an der Hand baumeln lasse und den Auslöser drücke wenn ich meine das könnte ein Bild wert sein. Dabei kommt sowas raus:

20060925_175354.jpg
 
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Starke Idee: finde ich toll was dabei heraus kommt. Nun, ist es bei solchen Bildern dann wichtig, dass man dies deklariert (im Sinne eines erklärenden Titels o.ä.) oder legt man die einfach auf zur Betrachtung?
 
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