Tafoni und jede Menge Wasser - 10 Tage Korsika

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Verschiedene Gründe gibt es, warum einem immer mal wieder ein bestimmter Song aus längst vergangenen Jugendtagen einfällt. Mein Hirn kram immer dann, wenn die Tage wieder länger und heller werden, die Sehnsucht nach dem Frühling steigt, den Song „Alexandra, nit nor do“ von BAP hervor. Warum? BAP-Fans wissen das:

’T bliev länger hell jetz, obwohl ’t ess immer noch Februar.
’Ne Winter he ’ss ausschließlich lästig, wie dä Matsch, dä als Schnie
Uss schwere Wolke singe Wääsch nohm, Tänzerinne, nevvebei,
Nur öm ze stirve he om lauwärme Asphalt ...


Nichts gegen Winter an sich. Aber in unseren Landen ist das doch nur ein mindestens dreimonatiger November. Und so werden jetzt Bilder aus sonnigeren Tagen hervorgekramt. Dieses Mal waren es welche aus Korsika. Eine kurze Suche hier im Forum brachte erstaunlich wenig Fotos von der "Insel der Schönheit" zu Tage. Dann kommen eben noch ein paar hinzu. Für uns war Korsika im Herbst 2016 eine Insel des Wassers und der Tafoni - baden und klettern sollte man hier doch kombinieren können. Erste Station unserer Reise war jedoch - wie oft - der Gotthard-Pass. Für uns in 4 Stunden Fahrt von Zuhause erreichbar und an der historischen "Via Tremola" mit tollen Möglichkeiten für eine ruhige Nacht in unserem altersschwachen Wohnmobil.

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Nach einer erholsamen Nacht ging es weiter nach Savona, wo wir die Fähre nach Bastia enterten. Abfahrt 21 Uhr.


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Ankunft ausgeschlafen im Morgengrauen - perfekt. Frühstück und ein erstes Bad im Meer bei Ghisonaccia.

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Erster Campingplatz: Canella an der Ostküste. Schnuckelig, einfach, preiswert, direkt am Strand.

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Die Gattin verweilte sich längere Zeit im Wasser. Das ist nicht so mein Ding, daher ab auf's Rad um mit dem Bavella-Pass ein weiteres Schmuckstück der Pässe-Sammlung einzuverleiben. Die Passhöhe liegt auf nur 1.218 Meter, aber man startet ja fast auf Meereshöhe und - was ich nicht auf dem Schirm hatte - dazwischen liegt noch der Col de Larone, so dass man bis zum Bavella 1.372 Höhenmeter bewältigt und 115 Quäldich-Punkte einheimst. Die Streckenlänge ab und bis Canella beträgt ca. 75 km und die Höhenmeter summieren sich auf 1.681.

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Bevor es richtig hoch geht noch eine kurze Rast am wunderschönen Flüsschen Solenzara.


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Oben am Pass ist touristisch ganz schön was los. Es war nicht einfach, das Ablichten von Personen zu vermeiden.
 
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So ein altes Wohnmobil hat große Vorteile. Es hat ordentlich Bodenfreiheit und man hat kaum Angst, dass man etwas beschädigt, wenn es über große Steine und fette Wurzeln zum schönen Stellplatz am Col de Bavella geht. Außer uns hat sich nur noch ein alter Bulli hochgetraut, der uns mit 2-3 Zelten Gesellschaft leistet. Alle schicken neuen Womos stehen an der Straße...

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Am späten Nachmittag geht es noch für ein paar Turnübungen zu den nahen Wänden. Hier halten wir sie zum ersten Mal in den Händen: die Tafoni, für die Korsika unter Kletterern so bekannt ist. Die Bezeichnung "Tafoni" stammt tatsächlich aus dem Korsischen pietra tafunata („durchlöcherter Stein“). Man bezeichnet damit eine Verwitterungsform mittel- bis grobkörniger Gesteinsarten - vorzugsweise Granit, aber auch Sandstein. Bei der Tafonierung bilden sich durch chemische Verwitterung von innen nach außen Hohlräume mit sehr unterschiedlichen Durchmessern. Der tafonierte Granit des Bavella-Gebirges ist also sehr stark strukturiert und bietet damit dem Kletterer Griffe und Tritte in einer unglaublichen Vielfalt.


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Gegen Abend verdichten sich die Anzeichen eines Wetterumschwungs immer mehr. Zunächst bleibt es noch trocken, aber dann regnet es die ganze Nacht.

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Am folgenden Morgen wird klar, dass es mit dem Klettern nichts mehr wird.

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Wir fahren wieder runter an die Küste, dabei nehmen wir zwei völlig durchnässte GR20-Wanderer mit.
 
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An der Küste - nur ca. 25 km entfernt - scheint die Sonne. Ein Phänomen, das wir des Öfteren beobachteten. Sonne am Meer, dunkle Wolken über den nahen und hohen Bergen wenige Kilometer landeinwärts. Wir fahren weiter nach Corte und ins Restonica-Tal. Corte gilt als die heimliche Hauptstadt Kosikas und als Symbol für die Autonomiebestrebungen der Insel. Es ist die sechstgrößte korsische Stadt - bei gerade mal etwas über 7.000 Einwohnern! Wir fahren ins Restonica-Tal zum Klettern. Auf dem Campingplatz "Tuani" sind wir nicht allein.

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Es regnet leider immer wieder leicht. Eine etwas längere Regenpause nutzen wir und "tafonieren" an den Felsen des engen Tales.

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Da wir zu zweit unterwegs sind, ist es mit den Fotos etwas schwierig - sichern geht vor. Aber den Kollegen in der Nachbarroute kann ich auch ablichten. Die Jungs trainieren für die Alpen und ignorieren alle Haken, sichern ausschließlich mobil.

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Wieder fahren wir vorzeitig weiter, da das Wetter nicht mitspielt, dieses Mal an die Westküste. Wir nehmen die enge und kurvenreiche, landschaftlich wunderschöne Strecke entlang des Flusses Golo. Die tiefe, enge Schlucht Défilé de la Scala di Santa Regina gehört mit ihrem alten Transhumanzweg, der heute eine beliebte Wanderung darstellt, zu den bekanntesten Tälern der Insel.

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Mit freilaufenden Hausschweinen ist immer zu rechnen.


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Gerade mal 85 km sind es von Corte bis zum Städtchen Porto an der Küste. Die Straße ist dermaßen schmal, bergig (wenn das Wetter besser wäre, hätte man einen guten Blick auf viele der ca. 50 Zweitausender Korsikas) und kurvig, dass wir auf ein Stundenmittel von lediglich ca. 35 km/h kommen. Unterwegs passieren wir den Col de Vergio auf 1.470 m.​
 
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Zu "Asterix auf Korsika" komme ich noch - allerdings hat das dann eher mit explodierenden Schiffen zu tun...

Bei Porto erreichen wir die Westküste und die Straße windet sich an der Calanche di Piana entlang. Wenn ein Reisebus entgegenkommt - und das tut er! - wird es spannend.

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Quartier beziehen wir auf dem Campingplatz Tuarelli am Flüsschen Fangu. Dieser wird uns noch viel Freude bereiten.

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Zunächst wird gewandert. Mit den Rädern das Fangu-Tal entlang bis es dann gar zu steil wird. Weiter zu Fuß in Richtung der hohen Berge Capu Tafunatu (2.343 m) und Paglia Orba (2.525 m). Der Capu Tafunatu weist als Besonderheit ein etwa 30 Meter durchmessendes Loch unterhalb seines Scheitelpunktes auf. Wie gesagt, "pietra tafunata ..." Der Legende nach schmiedete der Teufel eine Sense, wobei er die nahe Paglia Orba als Amboss nutzte. Da die Klinge beim Schmieden zerbrach, schmetterte er den Hammer gegen den Berg und das Loch entstand. Der Hammer schlug an der Küste auf und schuf die Bucht von Calvi.

Auch hier folgen wir einem uralten Transhumanzweg.

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Leider sind die Gipfel immer in Wolken. An der Küste herrscht bestes Wetter.

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Vielen Dank für diese Eindrücke. Da kommen Erinnerungen hoch an (a) eine Radreise rund um die Insel und auch über den Col de Bavella und (b) unsere letzte Reise im VW-Bus. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Viele Grüsse, Martin
 
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Im nahen Galeria hatten wir einen korsischen Käse erstanden. Er erinnerte uns optisch sehr an den Käse des Osolemirnix*, mit dem dann die Piraten später unvorsichtigerweise ein Schiff zur Explosion bringen.

*Asterix auf Korika; Osolemirnix packt den Käse aus. "Da, riecht nur, Freunde!" Asterix: "Ich .... ich muss mich hinlegen." Idefix: JAUUUUUL!"

Es ist ein Käse aus roher Schafsmilch. Teuer ist er! Aber wir sind neugierig. Als Fans der sardischen Käsesorten haben wir durchaus kulinarische Erwartungen - allerdings kennen wir natürlich den explosiven korsischen Käse aus dem Asterix-Heft..

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Um es kurz zu machen: Puuhhh ..... sehr intensiv. Das Innere ist durchaus schmackhaft, aber die Rinde tatsächlich nur für Fortgeschrittene. Das Haltbarkeitsdatum ist mit Ende Dezember angegeben. Wir könnten den Käse somit noch drei Monate reifen lassen.
 
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Nach soviel Süßwasser zieht es uns mal wieder ans Meer. Die nahe Bucht von Calvi soll schöne Strände bieten. Wir finden Sandstrände, die auch gut bevölkert sind. Nichts für uns, vor allem nichts für mich. Ich erinnere mich, bei der Recherche zuhause etwas von beeindruckenden Granitfelsen an der Spitze Punta Caldanu gelesen zu haben. Die muss hier am Nordrand der Bucht sein. Tatsächlich. Nach 15 Minuten Fußmarsch finden wir Traumfelsen und klares Wasser. Niemand außer uns ist hier. Ich verstehe nicht, wie man sich da mit hundert anderen am Sand drängen kann.

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Die Formen sind fantastisch, die Kristalle grob und scharfkantig. Leider habe ich die Kletterschuhe nicht dabei. Es ist eine Herausforderung für die Hornhaut.

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Nach soviel Süßwasser zieht es uns mal wieder ans Meer. Die nahe Bucht von Calvi soll schöne Strände bieten. Wir finden Sandstrände, die auch gut bevölkert sind. Nichts für uns, vor allem nichts für mich. Ich erinnere mich, bei der Recherche zuhause etwas von beeindruckenden Granitfelsen an der Spitze Punta Caldanu gelesen zu haben. Die muss hier am Nordrand der Bucht sein. Tatsächlich. Nach 15 Minuten Fußmarsch finden wir Traumfelsen und klares Wasser. Niemand außer uns ist hier. Ich verstehe nicht, wie man sich da mit hundert anderen am Sand drängen kann.



Und ihr habt am Camping Panoramic gestanden und noch die Wanderung hoch zum verlassenen Dorf Occi
gemacht?
Bin schon gespannt, wie es weitergeht...

Viele Grüsse, Martin
 
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Und ihr habt am Camping Panoramic gestanden und noch die Wanderung hoch zum verlassenen Dorf Occi
gemacht?

Nein. Wir hatten die Gegend um Calvi zunächst gar nicht auf dem Schirm, da wir a) am Bavella und b) im Restonica-Tal länger bleiben wollten. Aber der Regen hat uns jeweils vertrieben. Wir sind einfach an die Bucht von Calvi gefahren und haben dann nach etwas suchen einen Parkplatz in Strandnähe (bei Lumio) gefunden, auf dem wir auch die Nacht verbracht haben. Die letzten Sonnenstrahlen des Tagens nutzen wir dann noch zum Baden.

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Grüße,
Steff

 
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Ich war letztes Jahr zum ersten Mal auf Korsika.
Wirklich eine der schönsten Inseln!
Danke für diese "Erinnerungen" ;-)
 
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