Reichen 40 Stunden für Nordlichter am Nordkap?

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Megimuck

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Hallo Forumsgemeinde! :f055:

In all den Jahren, die ich nun schon auf der anderen Seite des Polarkreises lebe, habe ich in Sachen Nordlichter schon so ziemlich alles gesehen (bis KP10). Trotzdem und genau deswegen liebe ich die himmlische Lichtshow wie bei der ersten Sichtung, vielleicht sogar noch mehr.
Da ich zwischen Ende August und Anfang April regelmässig Auroras bewundern darf, renne ich nicht mehr wegen jedem grünen Streifen am Himmel mit meinem Fotogeraffel nach draussen. Der Fotograf wird wählerisch und die Bildvordergründe sollen markanter werden. Was liegt da näher, als den langjährigen Wunsch meiner Frau und mir, Nordlichter am Nordkapp zu sehen und fotografieren, endlich in Angriff zu nehmen?

Diese Fotoreise soll euch nicht nur ein paar meiner Eindrücke zeigen, sondern auch wertvolle Informationen all jenen liefern, die selber mal den Versuch wagen wollen, das Nordkap im Winter zu besuchen.

Obwohl ich relativ nahe am Nordkap dran bin, fährt man nicht einfach mal eben dorthin, ohne Aussicht auf maximale Erfolgschancen.
Und wenn man den schon mal die 437km unter die Räder nimmt, möchte man ja auch etwas von der Strecke mitbekommen. Denn auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel. Deswegen halten wir März für erfolgsversprechend. Viel Tageslicht, Temperaturen unterwegs tendenziell im einstelligen Minusbereich und die Wochen vor der Tag-Nacht-Gleiche sind aus Erfahrung immer ergiebig, was die Stärke der Sonnenstürme betrifft. Der wichtigste, aber unberechenbare Faktor mit dem alles steht oder fällt, ist das Wetter. Nordlichter sind hier oben eigentlich die Regel, aber was nützt das, wenn eine geschlossene Wolkendecke die Sicht blockiert?

So haben meine Frau und ich Anfang März den finnischen und natürlich den norwegischen Wetterdienst täglich mehrmals konsultiert, um irgendwelche Trends auszumachen. Wer hier schon einmal vor Ort war, weiss, dass die Vorhersagen dauernd ändern können und es gerade im Winterhalbjahr meistens einer Lotterie gleichkommt.
Lange Rede kurzer Sinn: Ein Tage im voraus angekündigtes Schönwetter-Zeitfenster von knapp 24 Stunden vom späteren Nachmittag des 6. März bis zum Nachmittag des 7. März soll ausgenutzt werden. Und als die Prognose am frühen Morgen des 6. März unverändert bleibt, wird umgehend das Auto gepackt.
Mit dabei ist natürlich auch unser Maskottchen, das Frettchen, das uns schon seit unserer Hochzeitsreise in Namibia immer wieder Reiseglück bringt.
Also fahren wir um 10:30 Uhr bei grauer, komplett geschlossener Wolkendecke und Schneetreiben los.

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Eine gute Stunde nach der Abfahrt passieren wir den Grenzübergang in Karigasniemi. Noch ist das Wetter bescheiden.
Kurze Seit später sieht meine aufmerksame Beifahrerin einen Elchbullen unter einem Baum am Strassenrand liegen. Sofort wird scharf gebremst, noch auf der Strasse gewendet und zurückgefahren. Dem Elch gefällt das und wirft sich in Pose, bevor er in den naheliegenden Wald trottet. Das Frettchen mach seine Sache gut.

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Wir kommen dem Porsanger-Fjord näher. Es wird wieder hügeliger und immerhin hat nun der Schneefall aufgehört. Ich lasse meine Drohne steigen, um zu sehen, ob Richtung Norden das Wetter schon bessert. Noch ist davon nichts zu sehen, doch das kann unser Vertrauen in die Wettervorhersage nicht erschüttern.

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Etwas ausserhalb Lakselvs darf mein Wetterspion nochmal ran. Unverändert.
Wir waren schon 2018 zur Mitternachtssonne am Nordkap, aber diesmal staunen wir über eine komplett veränderte Natur. Interessante Motive entdecken wir überall, auch ohne Postkartenwetter. Wir reden uns ein, dass sich die Reise jetzt schon gelohnt hat, auch wenn es mit den Nordlichtern nicht klappen sollte. So versuchen wir, unseren Ball flach zu halten.

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Sobald wir die offenen Teil des Fjordes erreichen, wird der Wind stärker. Die -6°C fühlen sich deutlich kälter an. Das hält uns nicht von zahlreichen Fotostopps ab. Die Zeit draussen wird kürzer, dafür dauert es länger, die steifen Finger aufzuwärmen. Handschuhe sind eh überbewertet.

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Seit ich die dji Mini 2 habe, darf sie dauernd und überall mit. Unglaublich, wie das kleine Ding dem Wind trotzt. Selbst ein 360°-Panorama gelingt mühelos.
Erstmals lässt sich erahnen, dass das Wetter im Norden wirklich besser werden könnte.

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Ein Ausschnitt aus dem Panorama von oben, diesmal etwas weniger hoch. Respekt all denen, die da unten leben. Die Witterungen prallen da ungebremst auf einen herein, denn die windabweisenden Wälder und Bäume sind nun vereinzelten Büschen gewichen.

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Erste Aufhellungen sind zu erkennen! Das Frettchen enttäuscht uns nicht.
Da wir ja gegenüber zuhause eine Stunde gewonnen haben, lassen wir uns und dem schönen Wetter Zeit.

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Nun scheint doch tatsächlich die Sonne! Zwar erst zögerlich, aber immerhin. Und der lästige Wind hat nachgelassen. Die Spannung steigt, dass es für heute Nacht klappen könnte.

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Für all jene, die sich dafür interessieren, wie die Strassenverhältnisse sind: Auch ich habe vieles vorab in Resieforen darüber gelesen. Da liest man von "absolut kein Problem" bis "ich rate generell davon ab" und alles dazwischen. Ich kann da nur sagen: Spikes-Reifen sind Pflicht, wenn man denn entspannt fahren möchte.
Der Wind kann stellenweise so stark blasen, dass man selbst mit den Näglen in den Reifen ganz schön kämpfen muss, um dort zu bleiben, wo man möchte. Die Strassen selbst sind sehr gut unterhalten, dauernd trifft man auf einen der zahlreichen Schneeräumlastwagen, die auch gleich Längsrillen ins die Eisschicht auf dem Asphalt kratzen. Diese helfen in der Spur zu bleiben und man kann getrost das angeschriebene Tempo fahren. Fährt man wie die Einheimischen, dann auch mal gerne schneller. Doch wir haben Zeit und wollen das Frettchen nicht überbeanspruchen.

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So, das war's für den Eingangsbeitrag. Ich hoffe, das war nicht zu viel auf's Mal. Wem's gefallen hat, möchte ich gerne einladen, uns weiter zu begleiten.
Und wer nicht warten möchte, ob wir Nordlichter erleben, darf sich welche in meinem Beitrag "Nordlichter über Lappland" ansehen.
Ich freue mich auf euer Feedback und wünsche euch ein schönes Wochenende.
-Bruno-
 
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Ich bin zwar mehr der Wärme-Typ,
freue mich aber trotzdem auf tolle Fotos aus der Kälte-Welt.
 
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Bruno, die Bilder sind toll und wecken die Reisesehnsucht. Aber zugleich wirken sie auf mich abschreckend wegen der Kälte😎
Viele Grüße Gerhard
 
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Der Anfang macht neugierig wie es weiter geht -ich ziehe meine dicke Jacke
an und freue mich auf die nächsten Bilder.:9999:
 
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Guten Morgen alle zusammen.
Vielen Dank für die positiven Kommentare und Likes.
Bevor ich zum 2. Teil meiner Reise kommen, kurz ein paar Antworten:
@goodyhundini: Dankeschön!
@HaDiDi: -6° sind doch warm. ;)
@Gerhard Kaspar: Dankeschön. Einstellige Minustemperaturen sind T-Sirt-Wetter. :ROFLMAO:
@aspis: Danke und gern geschehen!
@jazzmasterphoto: Dankeschön!
@Wölkchen: Unbedingt, es wird windig...
@Fotograf58: Das ist mit einer der Hauptgründe, warum ich hier oben bin.

So, es geht weiter Richtung Nordkap.
Bis bald.
 
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Hallo zusammen und willkommen nordwärts!

Unser Timing scheint aufzugehen, mit jedem Kilometer mehr nördlich wird der Himmel klarer.
Inzwischen sind auch die letzten kargen Büsche verschwunden und die immer hügeliger werdende, kahle Natur präsentiert sich in bestem Licht.

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Nun fahren wir durch den 6870 Meter langen Nordkap-Tunnel. Wo sonst kann man mit dem Auto 212 Meter unter den Meeresspiegel fahren? Übrigens ist es da unten rund 10 Grad wärmer als draussen. Wir sind jetzt auf der Insel Magerøya, auf der das Nordkap liegt. Die Besiedelung ist noch dünner als sonst schon, trotzdem kommen uns vermehrt Autos entgegen. Man merkt, dass wir uns Honningsvåg nähern.

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Wir sind fast da, können die kleine Fischersiedlung bereits auf der anderen Seite der Bucht sehen. Nochmals halten wir an, um das Farbenspiel der untergehenden Sonne zu bewundern. Egal, wie oft ich das schon gesehen habe, es ist wie mit den Nordlichtern: Jedes Mal anders und immer wieder auf's Neue faszinierend.

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Zu dieser Jahreszeit scheint hier nicht sehr viel los zu sein. Vielleicht liegt es auch daran, dass Sonntagabend ist.
Wir haben kein Zimmer reserviert, fahren einfach zum ersten Hotel, das geöffnet ist und bekommen sofort ein Zimmer.
Ungefragt offeriert uns die freundliche Dame an der Rezeption ein Upgrade und wir bekommen eine Suite mit Meerblick zum Preis eines normalen Zimmers. Unser "Frettchen-Aberglaube" scheint wieder aufzugehen. ;)

Je nach Wettersituation in den Schneemonaten kann das Nordkap nur im Konvoi besucht werden. Das heisst, all jene, die dort hinfahren wollen, sammeln sich beim ausgeschilderten Treffpunkt bei der Abzweigung Kamøyvær/Nordkap. Dann fährt zu vorgegebenen Zeiten ein Schneeräumlastwagen voraus und hinterher, dazwischen die Lemminge. Anschliessend hat man dann ein Zeitfenster, um sich da oben frei auszutoben, bevor man sich wieder hinter dem Lastwagen einreiht und zurückfährt.
Wir fragen die freundliche Rezeptionistin, wie die Situation heute ist. Sie meint, wir haben Glück, das Wetter ist gut, windstill und die Strassen top. Wir können also hin und zurückfahren wie es uns beliebt.:love: Wir freuen uns und hoffen auf erste Anzeichen von Grün am Himmel.

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Das läuft ja wie bestellt! Es ist kaum 18 Uhr vorbei, beginnt sich unser Wunsch zu erfüllen. Wir sind komplett aus dem Häuschen.
Die Erfahrung sagt uns, dass wir uns nicht beeilen müssen. Wir verpflegen uns im Hotel und brechen gegen 19:30 Uhr auf.
Noch immer sehen wir grüne Streifen am Himmel und freuen uns, dass wir auf der 34km langen Strecke zum Nordkap keinem einzigen Auto begegnen.

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Hier liegt so viel Schnee, dass der nicht weggefräst wird, sondern mit Schaufelbaggern geräumt wird. Wer weiss, wie gross so eine Schaufel ist, kann abschätzen, wie hoch der Schnee hier liegt. Wer zudem Extrascheinwerfer am Auto hat, sieht deutlich mehr. Die rund 300 Meter Helligkeit vor dem Auto lassen die Strasse und Landschaft im Licht tanzen und lässt einen entspannter fahren. Eine halbe Stunde später sind wir am Ziel unserer Reise angekommen. Weiter nördlicher ginge es nur noch zu Fuss. Wir stellen unser kleines Wägelchen zu den rund einem Dutzend anderen Autos und Wohnmobilen. Scheint ja nicht viel los zu sein hier. Wir packen unsere Kameras und Stative und wackeln die letzten paar Meter zum weltbekannten Wahrzeichen, dem Globus. Schon auf dem Weg dorthin bin ich fasziniert, wie anders es hier jetzt ohne Tageslicht aussieht.

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Nachdem wir nun das obligatorische Selfie im Kasten haben, widmen wir uns der Natur und Aussicht. Es sind nur eine handvoll Leute unterwegs und man kommt gut aneinander vorbei. Die Lichtshow wird immer besser und wir fotografieren, was das Zeug hält.

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Ich gestehe, dass ich den Mond nicht in meine Reiseplanung einbezogen habe. Die dünne Sichel bringt etwas zusätzliches Licht und macht die Stimmung unbeschreiblich. Meine Frau und ich sind uns einig: Es ist noch besser, als es wir uns vorgestellt, respektive erhofft haben.

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Zeitweise tanzen die Lichter so spektakulär, dass wir nur zusehen, staunen und geniessen.
Die Stärke der Aurora-Aktivität wird mit dem Kp-Index angegeben. Bis ungefähr Kp-3 sind die Lichter relativ langsam und fliessend. Ideal, um zu fotografieren, da man auch gerne etwas länger belichten kann, ohne gleich nur grünen/farbigen Matsch im Foto zu erhalten. Über Kp-3 sind dann die Auroras sehr aktiv und tanzen zum Teil sehr schnell. Die notwendigerweise kürzeren Verschlusszeiten resultieren dann zwar in spektakulären, sehr farbigen Fotos. Doch ich finde es dann viel faszinierender, einfach nur zuzusehen (oder gleichzeitig die D5 Videos aufzeichen lassen).
Zum Schluss dieses vorletzten Teils meines Reiseberichtes soll es noch einmal ein 360°-Panorama sein.
Wer sich dieses als virtuelles, interaktives 360°-Panorama ansehen möchte (mit VR-Brille-Möglichkeit), findet es auf meiner Webseite.
Bei Bedarf werde ich den Link dazu posten, falls das erlaubt ist.

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Nach rund dreieinhalb Stunden bester Unterhaltung merken wir, dass ja eigentlich eine ziemlich steife Brise die ganze Zeit schon weht.
Der Kamera meiner Frau ist es bereits seit einiger Zeit zu kalt und so macht es mir nichts aus, uns mal im Auto aufzuwärmen.
Wer kennt das nicht: Man fühlt sich wohl in der Wärme, die gewünschten Fotos sind alle im Kasten und plötzlich fällt es einem schwer, sich nochmals aufzuraffen. Da der Wetterbericht für morgen bis in den Nachmittag hinen immer noch Sonne vorhersagt, beschliessen wir, es hiermit gut sein zu lassen. Morgen Vormittag wollen wir nochmals hierer zurückzukommen, um noch ein paar Eindrücke bei Tageslicht zu sammeln.
Kurz nach Mitternacht fallen uns nach gut 15 intensiven Stunden die Äuglein zu.

Ich hoffe, es hat euch gefallen, uns bis tief in die Nacht zu begleiten. Ich freue mich, euch auch beim 3. und letzten Teil wieder mit dabei zu haben.
Liebe Grüsse von der anderen Seite des Polarkreises,
-Bruno
 
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Hallo Forumsgemeinde! :f055:

Willkommen zum letzten Teil meines kleinen Reiseberichtes.

Wie ich im vorherigen Teil angekündigt habe, möchten wir heute Montag nochmals zum Nordkap hoch fahren, da überraschenderweise der Wetterbericht immer noch stimmt und die Sonne lacht. Nach ausgiebigem Frühstück erkundigen wir uns wieder an der Rezeption nach den Strassenverhältnissen. Die freundliche Dame sagt uns, dass die Strasse ohne Konvoi befahrbar sei, allerdings ein extremer Wind wehe und wir vorsichtig sein sollen. Mit diesem Rat im Gepäck drehen wir eine kurze Rundfahrt durch Honningsvåg und schon hier lässt der 20-25m/s starke Wind die Fotostopps sehr kurz werden.

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An manchen Stellen weht der Wind so stark, dass ich auf der Eisschicht am Boden regelrecht in falsche Richtungen geweht werde. Im Gegensatz zum Auto habe ich keine Spikes an den Schuhen. Mal sehen, wie das oben an Kap wohl sein wird...
Schon auf den ersten Metern werden wir von Schneeverwehungen quer über die ganze Strasse eingebremst. Sind diese überwunden, nehmen uns immer wieder Schneeböen stellenweise komplett die Sicht. Wir versinken regelrecht im Whiteout. Das ist eklig und sicher auch ein wenig gefährlich, weil man ja nicht so schnell anhalten kann.
Zeitweise müssen wir immer wieder 10 bis 20 Sekunden warten, bis man wieder den Strassenverlauf sehen kann. Wir kommen trotz schönstem Sonnenschein nur sehr schlecht voran. Ich weiss, dass folgendes Foto keinen Preis gewinnen wird, aber es soll zeigen, was ich zu beschreiben versuche.

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Für die ersten 10 Kilometer brauchen wir schon eine halbe Stunde. Das kann ja heiter werden. Nach dem x-ten erzwungenen Stopp kommt es, dass ich in einer Steigung anhalten muss, weil wieder eine Schneeböe uns die Sicht nimmt. Als diese dann endlich vorbei ist, steht ein entgegenkommender Lastwagen ziemlich knapp vor mir. Jetzt wäre ein Allradler statt nur Fronttriebler von Vorteil, denn die Anfahrversuche gehen dank der druchdrehenden Rädern rückwärts statt vorwärts. Das ist der Moment, wo ich das Unterfangen Nordkap bei Tageslicht in Übereinstimmung mit meiner Frau aufgebe und umdrehe. Wer weiss, wie das auf der verbleibenden Strecke weiter gegangen wäre, wenn es bis hierher schon ein Kampf war. Und zurück wollen wir ja dann auch noch irgendwie. Etwas konsterniert, aber mit dem Gefühl sich richtig entschieden zu haben, beginnen wir die Heimfahrt.
Eine halbe Stunde später erfahren wir, dass keine halbe Stunde nachdem wir die Nordkapstrasse verlassen haben, diese für sämtlichen Verkehr auf Grund der prekären Windverhältnisse für den Rest des Tages geschlossen wurde. Glück gehabt, danke Frettchen. ;):ROFLMAO:

Die Situation in Richtung Süden bessert sich etwas, obwohl auch hier die starken Winde unser kleines Auto hin und her drücken. Aber immerhin wehen nun die meinsten Schneeböen am Boden entlang und nicht wegen der Schneewände auf Höhe der Windschutzscheibe.
Ein Jeep mit englischen Kontrollschildern aber ohne Spikes hat da weniger Glück. Eine Böe hat ihn von der Strasse gedrückt, hat aber unsere Hilfe nicht annehmen wollen. Einige Male muss ich anhalten, um den auf die Windschutzscheibe gewehten Schnee wegzukratzen, denn der taut und gefriert sofort auf dem warmen Glas. Wer schon einmal bei solchen Verhältnissen Scheibenwischer und Scheibe von Eis befreit hat, kennt das Gefühl, sandgestrahlt zu werden.
Das hindert uns aber nicht, immer wieder mal einen zusätzlichen Fotostopp an einer windgeschützten Stelle einzulegen.

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Tatsächlich erwische ich einen windstillen Moment und so sehen wir uns erneut die Umgebung aus der Vogelperspektive an.

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Auf der anderen Seite dieser Brücke folgt der Nordkaptunnel. Ich liebe Brücken und über sie zu fahren. Keine Ahnung, warum, es ist einfach so. Kennt jemand dieses Gefühl? :rolleyes:

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Als man den Tunnel gebaut hat, hat man leider vergessen, die Tunnelröhre aus Glas zu machen. Das wäre mal was anderes!

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Die restliche Strecke verläuft dann ereignislos. Ein im Strassengraben liegender Sattelschlepper und ein paar verwehte Autos sehen das sciher anders. Die haben garantiert kein Glücks-Frettchen dabei! Mit jeder Viertelstunde nimmt die Bewölkung zu und schon bald sind die 24 Stunden Schönwetterstörung vorbei. Alles versinkt wieder in kontrastlosem Grau in Grau und zurück in Finnland schneit es sogar wieder.

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Mitten auf der Inarifluss-Brücke wird uns die Stunde Zeit genommen, die wir gestern an selbiger Stelle noch gewonnen haben und anderthalb Stunden später werden wir von unseren beiden Katzen begrüsst.

Statistische Anmerkungen: Total 950km gefahren, seit der Tagwache gestern um 6 Uhr sind 40 Stunden vergangen und 16GB "Film" wurden verschossen, welche unsere Erinnerungen frisch halten werden. Das Abenteuer und das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, motiviert uns für weitere spontane Ausflüge. Bis es jedoch soweit ist, verabschiede ich mich vorerst und hoffe, dass die Fotos und die Geschichten dahinter euch etwas vom Alltag ablenken konnten.
Liebe Grüsse in den Süden,
-Bruno

P.S. Falls jemand von euch das Abenteuer "Im Winter ans Nordkap" via Finnland wagt, ist er/sie bei uns zu Kahvia ja Pullaa willkommen.:)
 
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Hallo Bruno,

vielen Dank für die schönen eisigen Bilder -hat Spaß gemacht, euch von der
warmen Stube aus, zu begleiten. :)
Passt weiter auf euer kleines Frettchen auf, es hat gute Arbeit geleistet.(y)
 
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Megimuck
Megimuck kommentierte
Dankeschön und gern geschehen. Das Frettchen freut sich über dein Lob. ;)
 
Vielen Dank für den spannenden und informativen Reisebericht.
Die Bilder sind auch sehr schön.

Am meisten beneide ich Dich um das Glücksfrettchen (und die Spikes).
Das hat mir in Finnland gefehlt. Da gab es eine Woche nur Wolken und Nebel.
In Island gab es nur solarbetriebenes Grünlicht, als ein Windtroll mein Auto seitwärts über einen Parkplatz in den Tiefschnee geschubbst hat.
In Norwegen hat ein Troll die Straße so hinterlistig präpariert, dass wir nur mit Hilfe eines Räum-LKWs über den Berg gekommen sind.

Ich freue mich auf weitere Fotoreportagen von Dir.
 
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Megimuck
Megimuck kommentierte
Dankeschön für die lobenden Worte! Es hilft schon, wenn man hier oben zuhause ist und beruflich Reifen und Autos testet.
Aber Erlebnisse wie deine machen eine Reise erst zum Abenteuer. Was wären die schönsten Bilder ohne Geschichte?
Eine weitere Fotoreportage ist in Planung, das kann aber dauern.
Mach's gut, wir lesen uns. :)
 
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