Auf die Dauer ist es unendlich langweilig, das Hauptmotiv nur mittig zu platzieren. Das heißt nicht, dass die Bildwirkung bei einer dezentralen Anordnung immer besser wäre; es passt in manchen Fällen und in anderen eben nicht. Hier zum Beispiel
wollte ich den Blick des Betrachters auf das Auge des Adlers lenken. Ich denke, das funktioniert auch bei den meisten - und dann? Dann hat man das Bild "verstanden" und keine besondere Lust, es noch länger zu betrachten. Hier dagegen
steht zwar auch ein Baum in der Mitte, aber die anderen bilden ein Gegengewicht, so dass das Auge eingeladen wird, durch das Bild zu wandern, und so die Stimmung vom Betrachter intensiver erfasst wird.
Ein bisschen ist es so wie in der Musik: Bei Marschmusik ist der Rhythmus klar und eindeutig, was das Gehen im Gleichschritt erleichtert, musikalisch aber schnell eintönig wird. Synkopierte Musik ist dagegen weniger eindeutig - sie "schwebt" mehr. Das kann viel interessanter sein, aber man muss sich mehr damit beschäftigen, um die Reize zu entdecken.
Vielleicht noch ein Beispiel. Wenn ich hier
die Bank mittig platziert hätte, wäre der Blick von ihr angesaugt worden - sie hätte wie eine Blockade gewirkt. Ich wollte aber die Weite der Landschaft vermitteln; die Bank sollte nur dazu einladen, sich gedanklich in das Bild zu versetzen und diese Weite von dort aus auf sich wirken zu lassen; deshalb auch der extrem tiefe Horizont.
Fazit: Alles Mögliche selbst ausprobieren und Feedback holen. Und bei Bildern von anderen, die einen ansprechen, überlegen, warum das so ist. Viel Spaß dabei!