Nomaden, Großkönige und Reifenpannen - Reise im Iran 1974

Nächste Station war Shiraz. Ich habe diese Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten in diesem Thread ausführlich beschrieben. Die Fotos habe ich bisher jedoch nur teilweise wieder verlinkt:

Daher nur kurz zwei Fotos:


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Wakil-Moschee


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Grabmal des Dichters Hafez​
 
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Szene aus dem Dorf, wieder ein SW Bild, das herausragt. Mir gefallen Deine SW Bilder grundsätzlich besser als die Farbbilder, was wahrscheinlich auch damit zusammenhängt, dass ich mit den SW Bildern meines Vaters aufgewachsen bin. Kann mich noch an ein paar gemeinsame Dunkelkammeraufenthalte erinnern. Das Bild mit der Frau am Wasser erinnert mich an ein ähnliches Bild meines Vaters, wo die Frau ihre Wäsche im Fluss gewaschen hat. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
 
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Lydian
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Es sind die Fotos meiner Eltern. Von mir stammt nur das eine oder andere grottige Bild mit der Instamatic, bei der man noch nicht einmal fokussieren konnte. Die Qualität der SW-Negative hat in den vergangenen 50 Jahren deutlich weniger gelitten als die der Dias. Dennoch: Von den Reisen 1975 und '76 habe ich einige sehr gute Dias auf deren Verwertung ich mich freue.
 
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Persepolis

Die 2500-Jahr-Feier der Iranischen Monarchie im Jahr 1971 bestand aus einer Reihe von Feierlichkeiten, um an das Todesjahr des Gründers des Altpersischen Reichs Kyros II. vor über 2500 Jahren zu erinnern. Ziel der Propagandaveranstaltung war es, durch Rückbeziehung auf den ersten „Shah“ und die Geschichte des Iran sowie eine Leistungsschau der „Erfolge“ der Pahlavi-Shahs das Ansehen und die Legitimation als Herrscher zu stärken. Die Veranstaltung uferte aus. „The biggest party in history“ wurde sie genannt. Abgehoben, in Teilen geradezu karnevalesk wurde es. Die zentrale Feier fand in Persepolis statt. Staatsgäste, gekrönte Häupter, Adlige und Diplomaten aus aller Welt waren zu Gast. Bundespräsident Heinemann sagte, nach deutlicher Kritik innerhalb der BRD, seine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen ab. Für die Gäste errichteten Architekten und Innenarchitekten aus Paris eine riesige luxuriös ausgestattete Zeltstadt in Persepolis.

Hofminister Alam: „Wir ahmen nur nach, was unsere Könige immer getan haben, wenn sie auf Reisen in unwirtliche Gegenden gingen, und im Übrigen entspricht es auch der Tradition unserer Nomaden.“ Alam bezog sich mit seiner Äußerung auf Plutarchs Biographie Alexanders, der nach der Schlacht bei Issos 333 v. Chr. das zurückgelassene Zelt von Dariush III. sah. Nachdem er dort einen vergoldeten Thronsessel, ein Bad, den mit Teppichen ausgelegten Boden und das goldene Tafelgeschirr gesehen hatte, soll er gesagt haben, „Das nennt man wahrlich königlich!“.

Das Catering übernahm das Maxim‘s aus Paris. 2500 Jahre iranische Kultur in Zelten mit französischem Dekor und einem Festessen mit französischer Speisekarte. Am Abend gab es eine bombastische Lightshow (auch sie von einem Franzosen konzipiert) und ein 70minütiges Werk von Iannis Xenaxis, das dieser im Auftrag von Farah Diba für die Feierlichkeiten schrieb.








Zitate zum Fest:

„Dies war nicht die Party des Jahres, sondern die Feier von 25 Jahrhunderten.“ Orson Welles

„Festival des Teufels“ Ruhollah Khomeini

Im Rahmen der Vorbereitung der Feierlichkeiten wurde auch entschieden, die bisherige, auf der Hidschra basierende, Zeitrechnung (man schrieb das Jahr 1354) zu ändern. Als Stunde null galt ab 1976 die Thronbesteigung Kuroshs des Großen, also schrieb man nun das Jahr 2526. Nach nur einem Jahr wurde die neue Jahreszählung wieder rückgängig gemacht, um den Forderungen der Geistlichkeit nachzukommen. Ich habe noch einige Münzen mit der Jahresangabe 2526. Sogar ein paar mit 2527, also aus dem Jahr, das es nie gab.
 
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Wir besuchten Persepolis zum ersten Mal 1974, also drei Jahre nach den Feierlichkeiten.

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Im Hintergrund die Zeltstadt. Auch 2010 standen noch die Gerüste. Rechts ist die lange gerade Straße zu sehen, die eigens für die Prozession (im zweiten Youtube-Video) angelegt wurde.​
 
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Die Residenz von Kyros II., des Gründers des Achämenidenreichs, lag einige Kilometer östlich von Persepolis, in Pasargadae. In der Nähe befindet sich sein Grabmal.

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Ich sitze hier etwas respektlos auf der Ecke seines Grabs. Inzwischen ist es natürlich längst eingezäunt.

 
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Eine Zwischenbemerkung: Nicht nur am Foto des Kurosh-Grabmals kann man gut erkennen, dass meine Eltern mit der Rolleiflex häufig Farbfilter nutzten, gelb, orange, rot. Sie haben mir die Bedeutung auch sehr früh erklärt, da ich als Kind natürlich wissen wollte, wieso man für SW-Aufnahmen Farbfilter einsetzt.

Weiter zu Persepolis. Dariush I. (griechisch: Dareios) gründete Parsa, wie die Stadt eigentlich hieß, im Jahr 520 v.Chr., nachdem die bisherige Residenzstadt Pasargadae trocken fiel (der Flusslauf änderte sich, vielleicht in Folge eines Erdbebens, die im Iran sehr häufig auftreten), etwa 60 km südwestlich von dieser. Persepolis habe ich in meinem früheren Thread
ausführlich beschrieben und fasse mich hier kurz.


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Meine Schwester am "Tor aller Länder" Durch dieses Portal zogen die Vertreter der einzelnen Völker des riesigen Achämenidenreichs alljährlich zu den Nouruz-Feierlichkeiten und überbrachten dem Großkönig Geschenke.


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Das Tor wurde unter Dariushs Sohn Xšayaṛšā, besser bekannt unter seinem griechischen Namen Xerxes, erbaut.


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Dariush-Palast mit Blick auf die Apadana
 
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Hier zwei Fotos, die in unserem Haus in Tehran als großformatige Abzüge an der Wand hingen.


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Persische (hier zu sehen) und medische Krieger flankieren die Aufgänge zur Versammlungshalle Apadana



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Der Löwe, der den Stier besiegt, steht für das neu beginnende Jahr. Dieses Motiv findet sich an vielen Stellen der Palastanlage, hier am Dariush-Palast. Während im Frühling am Abend das Sternbild Stier im Westen versinkt, steht das Sternbild Löwe lange hoch im Süden.​
 
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Es gibt im Netz einige Animationen, die die frühere Pracht versuchen darzustellen.










634px-Archers_frieze_Darius_1st_Palace_Suse_Louvre_AOD_488_a.jpg


Hier etwas echtes: Bogenschützen aus dem Dariush-Palast, ausgestellt im Louvre (verlinkt aus Wikipedia).



817px-Bull_capital_Apadana_Louvre_AOD1_%281%29.jpg


Kapitell, ebenfalls Louvre + Wikipedia​
 
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Noch ein paar Details aus Persepolis:


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Überall stehen Wachposten ... Hier sind es medische, wie man an der runden Kopfbedeckung sieht. Das Perserreich hat seinen Ursprung in der Verschmelzung der Herrschaftsbereiche der Perser und der Meder.



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Manche sind miteinander im Plausch, hier die Perser.


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PS und OT: Die Autokorrektur hier treibt mich manchmal zur Verzweiflung. Es sind medische Wachposten, keine modischen! Und es heißt Meder, nicht Meter. (Nur zwei Beispiele...)

 
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jazzmasterphoto
jazzmasterphoto kommentierte
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"Pardon, meine Herren. Wir sind medische Krieger und haben uns in der Wüste verirrt!
Hättet ihr die Güte, uns zu sagen, wo hier der Ausgang ist?"
"Ganz einfach, immer nur den Pfeilen nach!"
Asterix und Obelix: Die große Odyssee, S. 36ff.

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Lydian
Lydian kommentierte
„Die spinnt, die Wüste“
Obelix
Das ist mE der einzige Band nach Goscinnys Tod, der halbwegs an die Qualität der früheren Bände rankommt.
 
In Persepolis sind zwei Großkönige bestattet, Artaxerxes II. und Artaxerxes III. Nur etwa 5 km von Persepolis liegt die Nekropole der Großkönige, Naqsh-e Rostam. Hier sind die neben dem Gründer, Kurosh II. , bedeutendsten begraben. Mangels einer Gesamtaufnahme der mehrere hundert Meter (nicht Meder!) breiten und 50 m hohen Felswand binde ich wieder ein Foto von Wikipedia ein.

Naghshe_Rostam_ZPan.jpg


Von links nach rechts: Dareios II., Artaxerxes I., Dareios I. und Xerxes I.
(Ich nutze jetzt mal die gebräuchlichen griechischen Namen um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften.)


Am Wandfuß haben sich mehrere hundert Jahre später die sassanidischen Herrscher verewigen lassen.


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Unter dem Grab von Dareios I. sieht man wie sich die römischen Kaiser Philippus Arabs und Valerian dem Großkönig Shapur I. (der auch in der Höhle bei Kazerun steht) unterwerfen.


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Manchmal mag ich das, diese kompletten Negative mit Rand ...​
 
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Mit den Gräbern der Großkönige endet mein erster Bericht über Reisen innerhalb des Iran. Von der Rückfahrt über Isfahan, Kashan und Ghom gibt es nämlich kaum noch Fotos und wirklich null Erinnerung. Ich vermute, die Zeit war nach dem Zwangsaufenthalt in Luristan knapp geworden. Wir hatten ja nur zwei Wochen Schulferien. Es gibt ein paar wenige Fotos von Isfahan, aber die baue ich lieber in einen anderen Thread ein, denn dort waren wir mehrmals.

Es wird also so eine Art Mini-Serie an Reiseberichten geben. Als nächstes ist die Fahrt im Jahr darauf, 1975, dran. Es ging ebenfalls an den Persischen Golf, aber auf einer weiter östlich liegenden Route. Es wird ziemlich wüst ....

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Bis dahin, khaste nabashid!
Steff​
 
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Eine absolut beeindruckende Reportage.
Für mich war Camping in Jesolo mit den Eltern schon das allerhöchste der Abenteuergefühle.

Ich bin von der Qualität deiner Bilder absolut begeistert.
Und danke für die vielen Texte und Erläuterungen!
 
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Danke, Stefan. Es ist nur gut, dass nicht so viele Reisen in diese abgelegenen Regionen gemacht werden. Ich muss immer an den Spruch denken:
"Der Tourismus zerstört das, was er sucht, indem er es findet."
Hans Magnus Enzensberger

Da ist so wahr, daher sollte man solche Reisen gut dosieren. Es folgen dennoch bald Reportagen von den Nouruz-Reisen '75 und '76, die in meiner Erinnerung noch um einiges abenteuerlicher waren. Besonders die von '76.
 
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Es gibt einen Nachschlag. Nach Fertigstellung des Berichts sind in einem Magazin mit Sammelsurium noch etwa 15 Dias von der Reise 1974 aufgetaucht. Mit einigen von ihnen habe ich, wo es mir sinnvoll erschien, die Beiträge #12, #26, #28 und #30 ergänzt. Andere bekomme ich da nicht sinnvoll unter, daher gibt es jetzt drei ergänzende Beiträge die chronologisch ihren richtigen Platz zu Beginn der Reise hätten.
 
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Neben Persern, Kurden, Azari und Armeniern leben viele Luren in dieser Provinz. Wie auch die Ghashgai widersetzten sie sich lange dem Druck des Pahlavi-Regimes, sesshaft zu werden und hielten an ihrer nomadischen Lebensweise fest. Dies sind Fotos der ersten Nomaden, denen wir auf dieser Reise begegneten. Sie hatten ihr Zelt unmittelbar neben der Straße aufgestellt, was eher ungewöhnlich ist.

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Wo wir auf diese Frauen trafen konnte mein Vater nicht mehr sagen. Ein Foto von dieser Begegnung habe ich in den Beiträgen #1 bzw. #27 verwendet. Aus #27 habe ich es nun entfernt, da es vom Reiseverlauf nicht dorthin passt. Es muss in der Provinz Hamadan oder Luristan gewesen sein.

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Das Aussehen dieser Lurinnen erinnert mich durchaus an die indigenen Völker der Neuen Welt.....


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