Nikon F4: Shortcut Blendensteuerung - wirksam, aber tatsächlich ohne Nebenwirkungen?

Ando

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Ich hatte eine Nikon F4, deren Blendensteuerung aufgrund mangelnder Schmierung nicht mehr richtig funktionierte - und die daher kleine Blenden nicht mehr richtig bildete - mit einem Shortcut wieder in volle Funktion gebracht.

In drei, zeitlich getrennten, Versuchen hatte ich zuerst
  1. Elektronikreiniger,
  2. dann mit Graphit vermischtes Zippo-Feuerzeugbenzin
  3. und schließlich Benzin und Nyoil von außen mit einer Spritze auf die Blendensteuerung aufgetragen.
Auf diese Weise ersparte ich mir das arbeitsintensive Aus- und Einbauen des Spiegelkastens (an dem sich die Blendensteuerung befindet) um dort direkt reinigen und schmieren zu können.

Siehe dazu auch


Die Lösungs- und Schmiermittel konnte ich allerdings nicht zielgenau von außen einbringen, da der Blendenmechanismus nicht direkt einsehbar ist.

Heute habe ich den Spiegelkasten der F4 ausgebaut, um zu sehen, welche Wirkung diese Maßnahmen auf das Innere der Kamera haben.

9.jpg

Besonders kritisch ist zu viel Öl, oder Öl an der falschen Stelle, da es sich im Inneren der Kamera verteilen kann, auch dorthin, wo es nicht hingehört, z.B. den Blendenlamellen oder dem Prisma.

Mehr dazu auf PHOTRIO, der Bericht wird von mir laufend erweitert:



Zum Übersetzen des englischsprachigen Artikels empfehle ich bei Bedarf

 
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A.jpg

Nach elf Stunden Arbeit ist die F4 wieder ganz und funktioniert einwandfrei.

Zum Schluss wurde es noch spannend, als ich nach dem Zusammenbau die erste Auslösung versuchte. Keine Reaktion, dunkel im Sucher. Nur die LED neben dem ASA-Rad blinkte: Einstellung auf DX! Da löst die Kamera natürlich nicht aus, weil sie so programmiert ist.

Dann ein Blick in den Sucher. Wirre Anzeigen auf den LEDs!

Ich sah mich schon, die Kamera wieder zerlegen und auf Fehlersuche gehen.

Aber es war nur ein Kontaktproblem von DP-20 und Gehäuse, bedingt durch nicht ganz parallele Führungsschienen für den Sucher am Gehäuse. Das kann, nach Repair Manual, mit den Befestigungsschrauben justiert werden, was auch gelang. Nun lässt sich der Sucher wieder leicht einschieben, vorher ging das nur schwer.

Dann prüfte ich die Zeitautomatik, drehte am Blendenring, aber keine veränderten Verschlusszeiten im Sucher.

Aber hier war es nur der Mitnehmer für die AI-Kupplung, den ich ausgeklinkt hatte. So konnte keine Blende übertragen werden.

Ich sag’s euch, ich habe meine Sünden heute abgebüßt :giggle:
 
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Fazit
  • Benzin mit Graphit als Shortcut per Spritze löst das Problem nicht, denn die Ursache ist ein Zahnrad, dessen Achse nicht geschmiert ist. Öl muss auf die Achse, und dort kommt auf diese Weise kein Graphit hin. Dieser Versuch hat nichts gebracht außer Schmutz und Graphit, wo er nicht hingehört.
  • Das Einbringen von Öl mit der Spritze war erfolgreich; ich traf die Stelle und das Öl gelangte auf die Achse des Zahnrads. Allerdings war das ein Schuss aus der Schrotflinte und nicht gezielt aus dem Gewehr. Es war überschüssiges Öl sichtbar, das bis in den Verschlussbereich reichte. Ein Teil der Ladung hatte offensichtlich das Ziel verfehlt. Wenn man es schafft, eine kleine Menge Öl auf das Zahnrad zu bringen, funktioniert der Shortcut. Aber es ist ein Glücksspiel, denn man sieht die Stelle von außen nicht.
  • Die einzig sichere Lösung ist also, die F4 zu zerlegen und zu schmieren.

+++

Alle Angaben ohne Gewähr, Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr :)
 
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Habt ihr gewusst, dass es in der computergesteuerten Nikon F4 von 1988 noch einen Seilzug gibt?

1.jpg

Er dient zur Übertragung der am Objektiv eingestellten Blende.

Über den drehbaren Blendensimulatorring am Objektivbajonett der Kamera werden Kontakte (Schleifer) auf einer ringförmigen Widerstandsbahn bewegt.

Je nach Stellung ergibt sich für jede Blende ein bestimmter Spannungswert, der vermutlich digitalisiert und in das Rechenwerk der Kamera übertragen wird.
 
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peterkdos
peterkdos kommentierte
Na, das war klar, die F4 stand als Bindeglied zwischen dem Mittelalter und Neuzeit! :)
 
volkerm
volkerm kommentierte
Ich bin schon erstaunt, dass man so die nötige Präzision bei der Übertragung hinbekommen hat. Die Positionsänderung des Ai-Kupplers sind geschätzt 3mm pro Blendenstufe, für einen Fehler von 1/3 Blendenstufe darf die gesamte Übertragungskette incl. Seilzug also nicht mehr als 1mm abweichen. Und das im Idealfall über ein Kameraleben hinweg. Respekt!
 
Ando
Ando kommentierte
Und ebenso erstaunlich ist, dass der Seilzug den Dauerbetrieb in einer Profikamera zum Schinden mitgemacht hatte. Außer, die Blende wurde für den Automatikbetrieb auf kleinster Stellung verriegelt, und Blendenmitnehmer und Seilzug hatten so nichts zu tun.
 
Dasselbe Prinzip - Schleifer auf einer Widerstandsbahn, die Spannungen verändern - finden wir auch bei anderen Fotogeräten, zB

IMG_7976.jpeg

Minolta X-700: kombinierte ASA-/Belichtungskorrektur-Einstellung


11.jpg

Leica R3 (MOT) ELECTRONIC: zwei Widerstandsbahnen zur Einstellung von ASA-Wert und Übertragung der Blendenwerte (auf der Ober- und Unterseite).


111.jpg

Nikkor AF 24-120/3.5-5.6 D: Übertragung der Zoomstellung (Pfeil) und Übertragung der Entfernung.
 
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Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Beim Nikkor AF 24-120/3.5-5.6 D ist es aber keine Widerstandsbahn, nur eine ON/OFF-Erkennung über etwa 4 Bahnen => digitale Werte.
 
Ando
Ando kommentierte
Danke, dann sollte es sogar einfacher sein, weil es keine Kontinuität braucht. Nur zwei Werte.
 
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Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Pro Gleitkontaktschleifer ist es nur ein/aus pro Gleitkontakbtbahn.
Es sind aber mindestens 4 Gleitkontaktbahnen.
So werden mindesten 16 verschiedene Werte gebildet.
 
Ando
Ando kommentierte
Ein Grund mehr, das freizulegen und zu untersuchen ;)
 
Das Prinzip dazu ist ein Spannungsteiler. An unterschiedlichen Widerständen fallen unterschiedliche Spannungen ab.

Bei den Widerstandsbahnen legt die Stellung der Schleifer die jeweiligen Widerstandswerte, und damit die abfallenden Spannungen, fest. Es handelt sich also um eine analoge Schaltung.

Da damit jedem Spannungswert bestimmte Blenden-, ASA-, Zoomstellungswerte ua. zugewiesen sind, können Kameras und Objektive so Werte analog übertragen.

Werden diese Spannungswerte digitalisiert, können die dadurch entstehenden binären Daten beliebig verrechnet werden.

Wie es in der Nikon F4 der Fall ist.

Damit ergeben sich fortgeschrittene Funktionen wie Belichtungsautomatiken, Speicherung von Belichtungswerten, Berücksichtigung von Entfernungen etc.

Rein analog wären diese Funktionen nur mit großem Aufwand, wenn überhaupt, zu realisieren. Dazu bräuchte es für die dafür notwendigen elektronischen Bauteile Platz, der in einem Objektiv oder einer Kamera nicht zur Verfügung steht.
 
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Mehr und detailliertere Informationen dazu und zu anderen kameraelektronischen Themen sind hier zu finden:

 
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