Die Auswahl des richtigen Mikrofons ist wie die Auswahl des richtigen Objektivs. Es kommt darauf an, was man aufnehmen will. Zusatzmikrofone für Videokameras gibt es zuhauf und einige sind auch ganz gut. Studiomikrofone sind eher nicht zu empfehlen, nicht nur wegen der Phantomspeisung, die noch mit Speiseadaptern mit Batterien zu bewerkstelligen wäre, sondern wegen des niederohmigen symmetrischen Ausgangs, erkennbar am allgegenwärtigen XLR-Stecker, der ja wohl an der - verglichen mit einer professionellen Videokamera - echt winzigen DSLR keinen Gegenpart findet. Diese kleinen Aufsteckdinger haben üblicherweise asymmetrische Ausgänge, sind eher hochohmig und liefern damit ein höheres Ausgangssignal. Bei einer Kabellänge von unter einem halben Meter reicht das auch.
Herausfordernd wird es, wenn dem Supertele auch ein passendes Mikrofon zur Seite gestellt werden soll. Richtrohre, auch wenn sie einen halben Meter lang sind, bringen nämlich eine starke Konzentration auf die angepeilte Schallquelle und eine gute Unterdrückung von Seitenschall, aber keine Verstärkung schwacher entfernter Geräusche. Das leistet nur der gute alte Parabolschirm, für welchen dann endgültig der Tonassistent zum Einsatz kommt. Für den Blitzschuh ist das Ding definitiv zu groß.
Ich habe da einst viel Zeit in der Bastelstube verbracht, um ein Afrika-taugliches Tonequipment zu schmieden. Zerlegbarer Parabolschirm von JVC (auf einer Messe abgestaubt, das Ding kam nie in den Handel), HF-Kondensatormikrofon der MKH-Serie von Sennheiser (das rauschärmste, System, das es in diesem Sektor gibt. Natürlich gemietet, weil unfinanzierbar), selbst konstruierte Box zur Speisung und zusätzlichen Vorverstärkung. Das reichte dann, um Filmaufnahmen mit dem 400er (entspricht bei 16mm etwas mehr als 1200mm "35mm Äquivalent") mit angemessenen Liveton zu versorgen.
Wenn man übrigens mit einem Tonassistenten arbeitet, dann sollte man diesen nicht mit einem Kabel an sich fesseln, sondern ihm einen dieser chicken kleinen Harddisk- oder Flashkartenrecorder umhängen. Gibt Ton in CD Qualität für die Nachbearbeitung.
Und noch ein Thema wird man in der Folge diskussionswürdig finden: Außenaufnahmen von leisen Naturgeräuschen rauschen, dass einem die Ohren abfallen. Das kommt nicht vom Mikro oder vom Verstärker, das kommt vom Wind. Auch wenn er nicht gerade daher braust und die Effizienz der Mikrofonsocke testet, säuselt er nämlich in den Blättern. Des weiteren wird man sich wundern, wieviele Flugzeuge einen überfliegen, wieviele Autos selbst am letzten Anus Mundi irgendwo durch den Wald kurven und was ein gutes Mikrofon generell so an Schall einsammelt, den man gar nicht haben wollte. Da wird nicht nur die Nachbearbeitung des Bildes, sondern auch die des Tones zur abendfüllenden Beschäftigung.