Mehr als nur ein Jota Aragonesa

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Lydian

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Jota:
a) im übertragenen Sinne etwas sehr Geringes, in Anlehnung an den Buchstaben iota, das kleinste Schriftzeichen des griechischen Alphabets
b) ein spanischer Tanz, überwiegend in der Region Aragon beheimatet

Schon länger wollten wir die Pyrenäen besuchen - nicht erst, seit sie hier in einigen sehr sehenswerten Beiträgen auftauchten, nennen möchte ich nur die von Sylvia (assiliisoq). Aber es dauerte dann bis zum Herbst 2019. Zunächst waren überwiegend die katalanischen Pyrenäen im Visier, aber es kam anders und wir verbrachten die meiste Zeit in Aragon. Daher dieser Titel.

Unterwegs waren wir mit einem Reisemobil. Da die Fahrt aus der Pfalz ziemlich weit ist, wird ein Zwischenstopp in unserer bevorzugten Region in Frankreich eingeplant. Am Tarn verbringen wir zwei Nächte. Leider nur zwei. Dann müssen wir uns losreissen - mal wieder.

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St. Chély-du-Tarn

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Leider regnet es. Da die Felsen hier fast durchweg überhängen, können wir dennoch klettern. Die bEva beim Vorstieg im Sektor Arc-en-Ciel.

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Fels und Häuser gehen hier immer wieder eine Symbiose ein.

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Aber dann endlich Pyrenäen. Erste Station ist das Dorf Villefranche-le-Conflent mit sehenswerter Vauban-Festung und touristisch überlaufenem Ortskern. Seltsamerweise halten sich die Touristen nur dort auf, wo Nippes- und Kitschläden nicht weit sind.

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Ein Blick in die Berge zeigt: Neuschnee. Sogar recht weit hinunter. Aber wir wollen doch am Abend noch über den Port d'Envalira (2408 m) nach Andorra ...

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Kurz vor dem Port d'Envalira steigt mein Blutdruck. Nicht wegen der Wetterlage (das bisschen Schnee war auf der Straße kein Problem), aber wer zum Teufel braucht ein riesiges Shopping-Center und zwei Tankstellen auf über 2000 m im Niemandsland? Andorra, das Steuerparadies. Aber kurz nach dem "Ort" Pas de la Casa ist mein Ärger wie weggeblasen: Der Mond geht über den frisch gezuckerten Bergen auf.

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Weil der Anblick so schön ist, bleiben wir gleich für die Nacht.

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Frühstück auf 2408 m. Der Schnee ist fast schon wieder weg.

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Ich gebe es zu: Der Grund, warum wir - trotz Warnungen von Pyrenäen-erfahrenen Freunden - Andorra aufsuchen, war Jan Ullrichs Fahrt ins Gelbe Trikot anno 1997.


Hier schaffte Jan Ullrich schafte den Aufstieg zum Sporthelden (und später wieder zurück) und der Name Ordino-Arcalis prägte sich vielen Radsportfans ein. Arcalis ist eine sehr abgelegene Skistation im Nordwesten Andorras, so weit weg von der Hauptverbindungsachse des kleinen Landes wie kein anderes Gebiet. Zu Fuß kann man problemlos die Grenze nach Frankreich überqueren. Immer wieder ist Arcalis Etappenziel der Tour de France, der Vuelta a España und auch der Volta a Catalunya. Und während Ulle hier am Ende einer fast 8stündigen Etappe das Peloton zerlegte und seinem Kapitän Bjarne Rijs 3:22 Minuten nur auf dem Anstieg abnahm, steige ich erst in Ordino auf's Rad, um die letzten ca. 950 Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Der Verkehr in Andorra ist nämlich abseits der Landesrundfahrten über abgesperrte Straßen eigentlich nix für Radfahrer....

Die letzten Kehren nach Arcalis:

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Kurz vor dem Ende der asphaltierten Straße passiert man den monumentalen Ring "Arcalis '91" von Mauro Staccioli (im Video ist er ab ca. 7:10 für ein paar Sekunden zu sehen):

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Die Straße führt unasphaltiert noch ca. 2,5 km weiter bis auf 2400 m und endet an einem unvollendet gebliebenem Tunnel, dem "Rattenloch" (Port du Rat). Wäre der Tunnel vollendet, käme man in Frankreich raus. An dieser Straße lässt es sich gut übernachten (Blick aus dem Schlafzimmer).

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Danach geht es wieder nach Frankreich mit den Stationen Montségur (Katharer, Grals-Legende ...) und dem Pflichtprogramm für den Rennradler, dem Col du Tourmalet. War ganz gut zu fahren (von Luz-St.-Sauveur, wo wir auch übernachteten), aber viel Verkehr im Vergleich zu Arcalis. Auch landschaftlich ist der Tourmalet nicht so prall.

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(Tourmalet-Fotos wie auch die von Arcalis mit der Knipse, da ich die D700 auf dem Rad nicht mitführe)

Dann geht es wieder über den Pyrenäen-Hauptkamm, bzw. durch ihn. Durch den Tunnel von Bielsa erreichen wir Aragon und im letzten Tageslicht einen Parkplatz am Ende einer langen Schotterpiste direkt an der Grenze zum Ordesa-Nationalpark. Das folgende Foto entstand schon mit Hilfe des Mondlichtes (ISO 1100, f6,7, 20 Sek.)

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Am nächsten Tag geht es zum Cañón de Añisclo, quasi von hinten zum höchsten Punkt, dem Sestrales Alto. Es ist etwas windig und die Lichtverhältnisse wechseln schnell. Kurz gesagt: landschaftlich ein absolutes Highlight.

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Bei der Weiterfahrt am nächsten Tag sehen wir den Canyon noch von der üblichen Seite, allerdings bei mäßigem mittäglichem Licht.

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Die nächste Station ist Alquézar, von den Arabern als Al-Qasr gegründet. Das Dorf liegt in der wenig besiedelten Sierra de Guara, die als Pyrenäenvorland gilt, obwohl es auch hier einige Zweitausender gibt.

Wie üblich kommen wir im letzten Tageslicht an und bald geht schon wieder der Mond auf.

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Colegiata de Santa María la Mayor, ursprünglich eine maurische Festung
 
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Die eigentlich sehr sehenswerte Schlucht um das Dorf ist mit einem Steig versehen bzw. verschandelt. Es besteht Helmpflicht .... Das ist eher nix für uns und so beschränken wir uns auf einen kurzen Blick.


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Dann geht es weiter nach Rodellar, in die Schlucht Barranco del Mascún (immer noch sind wir in der Sierra de Guara). Am ersten Tag wandern, am zweiten klettern. Das ist das einzige Mal, dass wir auf einem Campingplatz nächtigen.

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"Delfin" heißt dieser Felsbogen. Von der anderen Seite sieht man, warum.

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Suchbild mit Kletterern:

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Ahhh schön...da kommen Erinnerungen hoch. Danke für die Bilder. 15 Jahre ist es her als wir für drei Wochen mit den Motorrädern dort waren. Die Stadt Andorra ist für mich bis heute eine der hässlichsten Orte. Aber die Strassen und die Landschaft in den Pyrenäen einfach herrlich, kaum jemand unterwegs.
 
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Eine klasse Reisereportage, die jetzt auch in unseren Highlights auf der Portalseite zu finden ist :thumbsup:
Mich begeistern besonders die Landschaftsaufnahmen im Nationalpark und wie einsam es dort ist.
 
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Danke, Bettina. Ja, die Landschaft und auch die Einsamkeit haben uns fasziniert. Zum Cañón de Añisclo sind wir an einem Sonntag gewandert. Wir trafen auf dieser Wanderung (die auch im Wanderführer Zentralpyrenäen von Rother beschrieben ist) zwei Menschen! Zwei sehr nette Spanier.

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Am Tag zuvor jedoch berichtete ein alleinreisender Schwabe, er sei aus dem Hauptort des Ordesa-Nationalparks, Torla, geflüchtet, weil per Reisebus viele Menschen zum Wandern gebracht worden seien.
 
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Zwischenzeitlich gab es Probleme mit den Fotos - die waren plötzlich verschwunden. Mit der Hilfe von Bettina und Klaus habe ich jetzt alle neu eingestellt und hoffe, dass sie jetzt dauerhaft zu sehen sind :)
Sorry an die, die zwischenzeitlich in die Röhre schauten.
 
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Rodellar liegt auf ca. 850 m - mir ist es zu warm, also geht es wieder höher hinaus, diesmal in das Valle de Hecho. Das liegt im Naturpark Valles Occidentales - wie der Name schon andeutet, im westlichen Zipfel Aragons. Hier ist es nicht mehr weit nach Navarra. Wie bleiben unserer Angewohnheit treu und erreichen Hecho mit den letzten Sonnenstrahlen auf den Bergen.

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Nach dem Durchfahren einer engen Schlucht wartet am Ende des Fahrweges ein ziemlich einsamer Platz auf uns.

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Kühe sind unsere Nachbarn. Am späten Abend, es ist schon fast ganz dunkel, gallopieren Pferde über die Wiese und erschrecken die Hunde. Sie trinken am Fluss und verschwinden wieder. Irgendwie irre. Genauer gesagt: ganz toll, fast schon ergreifend. Sowas kennen wir heutzutage eigentlich nicht mehr.

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"It is awfully easy to be hard-boiled about everything in the daytime, but at night it is another thing."
Ernest Hemingway
 
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Das Valle de Hecho ist der Wendepunkt unserer Reise. Von hier wäre es nicht mehr weit nach Navarra, aber knapp 3 Wochen Zeit fordern eine Umkehr.

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Pause am Rio de Lanata auf dem Weg nach Benasque

Im Valle de Benasque halten wir auf einem großen Parkplatz. Laut Womo-Führer geht es von hier nur mit dem Shuttle-Bus weiter. Aber der Parkplatz ist menschenleer. Hier verbringen wir die Nacht.

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Wenige PKW fahren die angeblich für Privatverkehr gesperrte Straße weiter und so tun wir das auch. Offenbar gilt das mit dem Shuttle nur für die Monate der Hauptsaison.

Nicht umsonst ist der Plan de Aiguallut das beliebteste Ausflugsziel im Valle de Benasque. Weite Wiesen, mäandernde Bäche, Wasserfälle, die Berge des Maladeta-Massivs, der Gletscher des Pico d'Aneto, des mit 3.404 m höchsten Gipfels der Pyrenäen, und natürlich der dunkle Forau de Aiguallut, in dem die gesammelten Schmelzwasser plötzlich verschwinden und unterirdisch weit bis ins Val d’Arán fließen, wo sie schließlich die Garonne speisen.

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In dieser Schlucht, dem Forau de Aiguallut, verschwindet das Wasser und kommt erst viele Kilometer später wieder ans Tageslicht. Wir gehen natürlich aufwärts, also sehen wir erst später, wieviel Wasser auf dieser Hochebene fließt.


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Uns erinnert die Gegend an die "Sunnig Aar" über dem Grimsel-Stausee.
 
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Schluchten über Schluchten. Wir verlassen Aragon und durchfahren mit der Schlucht Congost de Collegats erstmals eine katalanische.

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Die neue Straße führt durch viele Tunnels. Daher ist die alte direkt am Fluss den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten.

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Hier gibt es einen besonderen Felsen, den Roca de l'Argenteria, eine Felswand, die von dem Wasser einer oberhalb entspringenden Quelle überflossen wird. Es bildeten sich Sinterablagerungen in der Form kleiner Dächer, zusätzlich ist der Felsen mit Moos und Gras überwachsen. Dieses Naturschauspiel inspirierte angeblich Antoni Gaudí zur Gastaltung u. a. der Fassade der Sagrada Familia und insbesondere der Casa Mila.

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Diese Schautafel steht unweit des Felsens am Rand der alten Straße.

Das folgende Bild ist aus der Wikipedia verlinkt:
640px-Casa.Mila.Detail.jpg



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Die katalanischen Pyrenäen - bzw. eher das Pyrenäenvorland - suchen wir insbesondere zum Klettern auf. Santa Linya, Vilnova de Meia, St. Llorenc de Montgai, Oliana ... nur vier von vielen weltweit bekannten Gebieten. Freunde empfehlen uns Coll de Nargo. Wie gewohnt kommen wir mit den letzten Sonnenstrahlen an.

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Es dauert eine Weile bis wir einen geigneten Übernachtungsplatz finden. Aber dann .... einziges (optisches) Manko ist der rege Flugverkehr am Himmel.

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