Makrotest Tokina AT-X M35

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BlueMammut

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Das Tokina AT-X M35 Pro DX liess bei seiner Ankündigung ebenso viele Fragen wie gespannte Erwartungen aufkommen.

Nachdem bisher (im Vergleich zu anderen Linsen) noch nicht sehr viel über dieses 1:1 Makro geschrieben wurde, möchte ich euch ein kurzes Feedback meiner Erfahrungen geben.

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Ich verwende das M35 momentan an der D300, wo es trotz der geringen Grösse etwas klobig wirkt. Jedoch klappert nichts, die Materalien fühlen sich einigermassen wertig an, auch der weit ausgefahrene Tubus ist ziemlich stabil.
Der AF hingegen ist laut und knarrt und ist auch von der Geschwindikeit trotz Fokusbegrenzer nicht allzu schnell (aber treffsicher).

In Unendlich-Position noch nicht sichtbar, fährt der Tubus bei näheren Distanzen kontinuierlich aus und ragt bei 1:1 Position (14 cm Distanz) soweit hervor, dass zwischen Objekt und Vorderkante Tubus nur noch ca. 1.5 cm liegen.

Dies bringt mehrere Probleme mit sich.

1. Beleuchtung: Der Tubus produziert enorme Abschattungen, denen auch mit Blitzgeräten kaum entgegengewirkt werden kann. Da müsste man wohl LED's direkt ins Objektiv einbauen.

2. Natürlich ist dies kein Objektiv, mit dem man schreckhaftes Krabbeltier ablichten kann. Nur in Ausnahmefällen kann man sich wohl auf 1.5 cm nähern. (Auch bei 1:2-Einstellung muss man sehr nahe ran, im cm Bereich...)

3. Man muss das Objektiv immer sehr steil ansetzen,wenn man irgendwo zwischen 1:2 und 1:1 sein will. D.h. parallel zu einer Wand geht fast gar nicht, man ist gezwungen im 45 Grad Winkel oder sogar senkrecht von oben zu fotografieren.

Immerhin, durch die tief liegende Frontlinse ist keine Sonnenblende nötig. (Der mitgelieferte MH-522 ist als Filteradapter zu verstehen..)

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Weitere Negativpunkte sind aufgefallen:

In kritischen Situationen traten bei mir massive Farbsäume und farbige Glanzlichter auf. Auf dem Bild links das Sigma 150, rechts das Tokina M35.
Der Ausschnitt ist nicht identisch weil sich das gute Tier zwischendurch bewegt hat, ausserdem sind beides Freihandaufnahmen, weil sich kein Stativ aufstellen liess. (Deshalb auch nicht 100% verwackelungsfrei). Das Augenmerk soll sich nicht auf Schärfe sondern auf die Farbsäume richten, die rechts sehr gut sichtbar sind, während sich das Sigma hier kleine Blösse gibt.

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Weiter auffällig beim M35 war die starke Tendenz zur Überbelichtung. (Bei identischen Einstellungen 0.5-1 Blende heller als das Sigma). Ebenfalls nahm die Überbelichtung beim Abblenden zu: Auf dem Bild ein Screenshot aus View NX einer Belichtungsreihe (2.8, 4, 5.6, 8, 11 mit entsprechend angepassten Belichtungszeiten) Theoretisch sollte sich die Helligkeit durch die gleichbleibende Gesamtlichtmenge nicht verändern, praktisch wurden aber Unterschiede im Extremfall bis 2/3 Blendenstufen festgestellt.

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Im Mittel- und Fernbereich ist das M35 bereits offenblendig sehr gut, liegt bezüglich Kontrast und Schärfe in den vergleichbaren Blendenbereichen aber trotzdem klar hinter meinem Nikon 16-85. Das 2.8/17-55 ist dem M35 im Zentrum bezüglich Kontrast und Farbwiedergabe hoch überlegen, die Schärfe ist in etwa vergleichbar bzw. am Rand liegt aber das M35 vorn.

Die maximale Blende verringert sich zwischen 0.5m und 0.14m kontinuierlich von 2.8 auf 4.5. (technisch bedingt, daher nicht überraschend)


Fazit:

Das M35 besitzt als Alleinstellungsmerkmal die ungewöhnliche Perspektive, die sich im Makrobereich damit erzielen lassen und eine bessere Freihandtauglichkeit (trotzdem, mit Stativ gehts immer noch am besten)

Ich bin vom M35 aber etwas enttäuscht, zumal es...

..für eine FB nicht wirklich lichtstark ist. (klar es ist ein Makro..)
..für ein Makro im Nahbereich nicht die erwartete Grundschärfe bringt. Das Sigma 150 ist sichtbar schärfer.
..starke Abbildungsfehler (Farbsäume) produzieren kann
..keine konstante Belichtungsreihe erlaubt. in Richtung kleine Blenden/lange Verschlusszeit wird das Ergebnis heller
..im Mittel- und Fernbereich mit aktuellen Standardzooms im vergleichbaren Blendenbereich nicht mithalten kann
..eine beleuchtungstechnische Herausforderung darstellt
..und schliesslich aufgrund der sehr kurzen Naheinstellgrenz schwer zu handhaben ist und einen sehr eingeschränkten Einsatzbereich hat (Repro?)

Alles in allem ein interessantes Objektiv jedoch mit vielen Kompromissen.

Grüsse
Markus
 
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Hallo,
die auf dem zweiten Bild klar sichtbaren Farbsäume finde ich schon sehr bedenklich. Das dann auch noch eine Überbelichtung beim Abblenden dazu kommt, spricht nicht gerade für dieses Glas.
Danke für Deinen Test.
 
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Vielen Dank für die ausführliche Beurteilung des Tokina AT-X M35 Pro DX. Ich nutze es seit geraumer Zeit an meiner Nikon D200 und kann die Ausführungen von BlueMammut nur bestätigen. Insbesondere das uneinheitliche Abbilden bei verschiedenen Blenden-/Zeiteinstellungen treibt mich immer wieder die Wand hoch. Nichts desto trotz ist dies derzeit mein Lieblingsobjektiv: Die Brennweite ist 'ideal' an meiner Crop-Kamera und die Auflösung ist generell sehr gut. Die Irritationen mit der Überbelichtung lässt sich in der Nachbearbeitung in der Regel gut beseitigen/auf die eigenen Wünsche anpassen. Auch stelle ich in der Regel gleich eine pauschale Unterbelichtung von 0.3 - 0.7 Blenden ein (nicht im Macro, wo es m.E. auch so ganz gut passt). Insgesamt ist es nach meiner bescheidenen Amateursicht ein durchaus brauchbares 'Normal'objektiv mit Macro - Zusatznutzen. Für intensives Macro-Fotografieren gibt es sicher besseres. Danke.
 
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dass die nahgrenze eines 35mm-1:1-macro-objektivs so gering ist und dass das probleme mit beleuchtung und fluchtdistanz zur folge hat, ist nicht wirklich überraschend. war dir das voher nicht klar? hast du wegen der blendenproblematik mal eine anderes m35 probiert, das wird doch hoffentlich nicht bei allen so sein?!
 
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dass die nahgrenze eines 35mm-1:1-macro-objektivs so gering ist und dass das probleme mit beleuchtung und fluchtdistanz zur folge hat, ist nicht wirklich überraschend. war dir das voher nicht klar?
Klar doch, ich wollte einfach nochmals unmissverständlich weitergeben, dass dies kein "einfaches" Objektiv ist und bei den allgemeinen Makroempfehlungen für Einsteiger bestimmt nicht an erster Stelle kommt.
hast du wegen der blendenproblematik mal eine anderes m35 probiert, das wird doch hoffentlich nicht bei allen so sein?!
Ja, war dasselbe. Die Belichtung ist sehr unberechenbar (je nach Distanz und Blende) - kann natürlich in einem gewissen Umfang im RAW-Konverter abgefangen werden, was aber grundsätzlich etwas unbefriedigend ist.

Markus
 
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Wie ich schon schrieb: bei meinem Exemplar und an der D200 ist das ganz genau so. An eine Serienstreuung will ich somit nicht so recht glauben.
Natürlich sollte für Macro-Aufnahmen die Mini-Gegenlichtblende MH-522 vorab entfernt werden. Ansonsten stösst man bei 1:1 tatsächlich schon fast an das Objekt an. Steht auch so in der Gebrauchsanweisung.
Die uneinheitliche Belichtung (-sreihe) nervt in der Tat, Nachbearbeitung hin oder her.
 
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Alles in allem ein interessantes Objektiv jedoch mit vielen Kompromissen

Vielen Dank für den wunderbaren Test (die Resonanz beweist es). Hier aber einmal meine Meinung:

Hallo Leute, ich glaube ihr vergleicht hier Äppel mit Birnen und schaut einem geschenkten Gaul in das Maul! :fahne:

Warum ich mit meinem neuen Tokina 2,8/35 Makro zufrieden bin? :)

Jeder Fotograf oder Hobby-Fotograf benötigt auch mal ein „Normal-Objektiv mit Festbrennweite“ und erwartet von diesem eine bessere Leistung, als von einem Zoom, das er sowieso hat. Wenn ich eine Vollformat-Kamera hätte, würde ich mir natürlich das AF-S 1,4/50-Nikkor kaufen. Ich besitze aber „nur“ als Haupt-Kamera eine D90 und da kommt für mich z.B. das Sigma 1,4/35 oder das Tokina 2,8/35 in Frage.

Entschieden habe ich mich für das Tokina 2,8/35, da es aufgrund der kostenlosen „Makro-Zugabe“ vielseitiger ist, als das Sigma. Das laute Fokussiergeräusch stören mich und die Käfer oder Blumen nicht, denn letztere haben keine Ohren. Die Haptik und Verarbeitung sind wieder einmal – wie bei Tokina durchweg üblich – hervorragend. Außerdem kann ich mit 35 mm im Makrobereich in der Bildgestaltung auch den Hintergrund mit einbeziehen und dadurch eine außergewöhnliche Bildwirkung erzielen. Bei einem reinen Makroobjektiv im BW-Bereich ab 70 mm dominiert bekanntlich ausschließlich das Hauptmotiv. Wenn ich das will, nehme ich halt mein Makro-Objektiv und nicht das Tokina 35.

Wie gesagt, ich habe mir ein Normal-Objektiv gekauft, das auch für den Makrobereich geeignet ist. An dem eingeschränkten Makrobereich werde ich also nicht herummeckern, da ich ihn sozusagen als Beigabe erhalten habe. Wer sich eine gute Flasche Wein kauft und als kostenlose Beigabe einen Schokoriegel erhält, beschwert sich doch auch nicht über den Schokoriegel, wenn der Wein schmeckt, oder?

Ich habe heute nur weinige Bilder „geschossen“ (hoffe auf besseres Fotowetter), jedoch bin ich der Meinung, dass die Abbildungsleistung besser ist, als die des Nikkor 16~85 VR. Ebenso kann ich keine gravierenden Abweichungen in der Belichtung feststellen (nachfolgende Fotos sind mit Blende 2,8 / 5,6 / 11 freihand erstellt).
 
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Hier ist auch noch ein Foto mit dem Tokina 2,8/35 Makro von heute (Blende 22 - 1/25 sec. - ISO 400 - freihand mit D90). Der Kopf ist nur daumengroß. Ich bin zufrieden :winkgrin:
 

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Wie gesagt, ich habe mir ein Normal-Objektiv gekauft, das auch für den Makrobereich geeignet ist.

Unter diesem Standpunkt gesehen, stimme ich mit dir völlig überein. Möchte man allerdings in erster Linie ein Makroobjektiv, das gleichzeitig auch noch als Normal-Objektiv geeignet ist, wird man sie Linse anders beurteilen.

Ich habe diese ominösen Belichtungsreihen zig mal in allen Variationen wiederholt und mit meinem Exemplar scheint definitiv was nicht zu stimmen. Ich kann deine Bilder zwar nicht ansehen, aber wenn sie ok wären, würde das auf massive Serienstreuung hindeuten...

Markus
 
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Na dann melde ich mich gerne noch einmal zu Wort.

Die Testreihe von BlueMammut kann ich für mein Tokina AT-X M35 Pro DX an meiner Nikon D200 nur bestätigen. Das verhält sich im 'Normal'betrieb ganz genau so. Bei stärkerem Abblenden werden die Bilder zunehmend heller. Ähnliche Belichtungsreihen habe ich auch gemacht, mit ähnlichem Ergebnis. Im Makrobetrieb war mir das egal, da passt das Ergebnis auch so ganz gut für mich, bin also zufrieden.

Für den 'Normal'betrieb stelle ich nun -0.3 bis -0.7 Blendenwerte vorab ein. An meiner D200 ergibt dies nun ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis. Im Makrobetrieb nutze ich es so wie es ist.

Auflösung, Betailreichtung und Schärfe (bis in die Ecken) sind sehr gut.

Auch ich nutze dieses Objektiv in erster Linie als 'Normal'objektiv (50mm KB Äquivalent) mit Makro Zusatznutzen. Dafür ist dieses kleine Wunderteil sehr gut geeignet und ich bin damit so glücklich dass es zu meinem neuen Immerdrauf geworden ist.
 
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Ich kann deine Bilder zwar nicht ansehen...

Ich musste die 3 Bilder wieder löschen, weil der Bereich "Anhänge verwalten" mit 3 Bildern ausgeschöpft war, tut mir leid. Meine Testreihe mit der D90 hat aber - wie erwähnt - keine gravierende Abweichung in der Belichtung festgestellt (vielleicht 0,3 EV).

Ich beschäftige mich zu wenig mit dem Forum und weiß daher nicht, wie ich Bilder außerhalb "Anhänge verwalten" präsentieren kann.

Vielleicht klärt mich da mal einer auf; ich würde mich freuen. :handeln:
 
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