Klausjagen in Küssnacht

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Die Geschichte besagt:

Klausenjagen ist ein eher junger Brauch, dessen Wurzeln wohl in grauer Vorzeit gründen, als unsere noch heidnischen Ahnen in den langen Nächten der Wintersonnenwende in einer wilden Jagd mit allerlei Lärminstrumenten versuchten, ihnen missgünstige böse Geister und Dämonen zu vertreiben. Durch das Umkreisen von Obstbäumen mit Schellen und durch Geisselknallen erhoffte man reicheren Ertrag bei der nächsten Ernte. Das Klausjagen ist ein Überbleibsel eines altgermanischen Fruchtbarkeits-Ritus.

Das wilde Treiben muss in der Bevölkerung stark verwurzelt gewesen sein. Nach der Christianisierung konnten die Glaubensboten ein Verbot dieser liebgewordenen Sitten und Gebräuche kaum durchsetzen. Es blieb ihnen der Ausweg, dem alten heidnischen Kult einen christlichen Sinn zu unterlegen. In der Person des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra bot sich eine Integrationsfigur an. Als gütiger Gabenspender und Patron der Schiffsleute genoss der um 350 verstorbene Bischof früh hohe Verehrung, und aus der wilden Jagd wurde ein mehr oder weniger gesittetes Klausjagen.

Doch auch das "christianisierte" Klausjagen verkam mit der Zeit zum Ärgernis. 1732 wurde erstmals im Küssnachter Ratsprotokoll erwähnt: "Wegen den Buben, die durch ihr Hornblasen und Tricheln nächtlicher Zeit die Leute so beunruhigen, ist erkannt, dass bei einem Pfund Busse sie solches in solchem Ungestüm nicht mehr tun sollen..."

Damit wurde nicht das Jagen als solches, sondern aufgetretene Auswüchse verboten."Gebildete" Küssnachter schämten sich ob des barbarischen Treibens eines Teils ihrer Mitbürger zur Klausenzeit. Aus dem Rathaus und ab der Kanzel hagelte es Ermahnungen und Verbote. Viele Klausjäger bestätigten durch ihr Verhalten den schlechten Eindruck. Der Knall der Geisseln tönte nicht laut genug, Pistolenschüsse erfüllten diesen Zweck besser. Die in der Glashütte verbotenerweise hergestellten Glashörner bildeten eine stete Unfallgefahr, mit Steinen gefüllte Benzinkanister konkurrenzierten die Treicheln, und die Aufmachung der Klausjäger gemahnte eher an die Fasnacht als an die Adventszeit.

Doch ehe dem alten Brauch das Totenglöcklein geläutet wurde, schlossen sich im Jahre 1928 einige Küssnachter zusammen zur Erhaltung dieses bodenständigen Brauches. Sie beschlossen den Klausumzug am 5. Dezember 1928 würdig zu begehen.
Nichttraditionelle Lärminstrumente wie Blechbüchsen und Glashörner wurden weg gewiesen. In den folgenden Jahren entwickelte sich das 1928 begonnene Werk erfreulich. Im Jahre 1933 nahm die inzwischen fünf Jahre alt gewordene Gesellschaft vereinsmässige Formen an. 1933 traten 22 Klausjäger der Gesellschaft bei, die heute als grösste Vereinigung im Bezirk Küssnacht über 1600 männliche Mitglieder zählt. Gleich nach der Gründung sammelte die St. Niklausengesellschaft Spenden zur Äuffnung eines Bescherungsfonds. Die reichlich fliessenden Beiträge werden alljährlich in Form von Geschenkgutscheinen an kinderreiche Familien, Kranke, Betagte und Bedürftige verteilt.


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Fotografiert habe ich mit der D750 und dem Nikkor 50mm AF-S 1:1.4 G
Sämtliche Aufnahmen habe ich mit der "Lichterbetonte Belichtungsmessung" gearbeitet, im manuellen Modus bei auto ISO.

...und wenn Ihr Fragen habt, dann gerne auch zwischen den Erzählungen.

L.G
Brigitte
 
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Kurz vor 20:00 Uhr stehen die Zuschauer schon dicht an dicht. Einheimische stellen sich zu viert um den Verkehrskreisel auf und lassen ihre Peitschen knallen. Einer gibt immer das Kommando, so dass ein guter Rhythmus entsteht.

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Zuschauer und Kollegen der Geiselchlöpfer zollen Beifall

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Dann aber ist es Punkt 20:15!

Die Lichter gehen aus. Es ist stock finster. Ich kann nicht einmal mehr die Kamera in meiner Hand erkennen.
Das letzte blaue Licht im Fenster geht auch noch aus. Die Menschenmenge verstummt.
Unheimlich ist mir zumute. Ich fühle die Zuschauer links und rechts neben mir, doch alle schweigen. Wahnsinn!
Es vergehen 1, 2 Minuten oder mehr, ich weiss es nicht. Es fühlt sich nur unglaublich lang an.

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In weiter Ferne hören wir die Peitschen knallen. Rhythmisch, zu jedem Schritt einen Hieb. Sie kommen näher. Und immer näher. Noch immer ist es finstere Nacht. Noch immer schweigen alle um mich herum.
Dann aber, reisst ein Blitzlich für einen kurzen Moment die Geiselchlöpfer aus der Dunkelheit. Gespenschtisch sieht das aus

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Die Iffelen werden nur mit Kerzenlicht beleuchtet. Das macht das fotografieren sehr schwierig. Vor-Fokussieren bringt wenig, weil sie sich oft drehen, vor und zurück laufen. Eine schnelle Kamera ist hier sicher von grossem Vorteil!

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Liebe Brigitte,

vielen Dank für Deinen schönen Beitrag.
Man kann die Stimmung sehr gut mitfühlen (Beitrag #5) :)
Schön die beleuchteten Iffelen.
 
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Liebe Brigitte,
Man kann die Stimmung sehr gut mitfühlen (Beitrag #5) :)

Es ist schon eine Zumutung, ein beinahe schwarzes Bild zu zeigen :D. In Basel habe ich ein paar mal den Morgenstreich fotografiert. So dunkel kann es dort gar nicht werden und so konnte ich es nicht lassen, das Bild hier zu zeigen
 
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während dem fotografieren, ärgerte ich mich über die Blitzerei, sie vermiest die Stimmung wenn man zu schaut und ich dachte auch, dass dadurch die Bilder ruiniert würden. Aber ich muss zugeben, ab und zu entstand dadurch auch ein ordentliches Bild. Natürlich hätte ich mit einem eigenen Blitz auf der Kamera immer frontales Licht gehabt. So aber wurden die Blitzer zu meiner Seite schon fast zu meinen Assistenten :D :hehe:


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Dann folgen Blechmusikanten und hinter den Musikanten die Traicheln


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Gute 1000 Mann. Es ist laut, sehr laut. Es fühlt sich an wie ein Hexenkessel. Es ist sehr ratsam, Ohropax dabei zu haben, wenn man am nächsten Tag noch etwas hören will :hehe:

Jeder dieser Männer trägt eine schwere Glocke ( Traichel )

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...sehr schön Brigitte ... reut mich sehr, war ich nicht dabei ... und ich bin gespannt auf mehr ... :):up::up::up:
 
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Ich habe dieses Jahr schon einige Beiträge über meine Heimatgemeinde Küssnacht a. R. gesehen, aber deine Reportage ist bis jetzt mit Abstand die beste und kompletteste, gratuliere!:up::up::up:

FG Armin
 
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...sehr schön Brigitte ... reut mich sehr, war ich nicht dabei ... und ich bin gespannt auf mehr ... :):up::up::up:


ja, das hätte Dir sehr gefallen, da bin ich mir absolut sicher. Vielleicht bietet sich nächstes Jahr noch einmal die Gelegenheit nach Küssnacht zu gehen...und vielleicht kann dann Claudia mitkomme
 
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