Ich steig dem Rathaus mal aufs Dach ...

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lesitzki

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Der Blitzableiter war lose und musste befestigt werden. Wenn Gerüste nicht gestellt werden können, Hubsteiger nicht ausreichen oder beides zu teuer ist, dann kommen die Industriekletterer. Das Hattinger Unternehmen Gördes Dach und Fassade hat die passenden Mitarbeiter mit der nötigen dreistufigen Zusatzausbildung in Seilzugangstechnik

Nun ich hatte das Bild von einen Wetter gegerbten Reinhold Messner im Kopf. Bei Marc traf das ja in etwa zu. Nur da stand Nina noch vor mir - Miss Handwerk 2012 - eine toughe junge Frau in einer Männerdomäne. Ich mag so was! Da ich mit ins Seil wollte, war mir klar - du begibst dich auf ganz dünnes Eis. Jetzt mal ganz kleine Brötchen backen und nur nicht blamieren.

Ich bekam einen Klettergurt um mit allerhand Gebammel daran. An den Ösen für das Werkzeug konnte ich mein Werkzeug befestigen - Kamera und Objektive. Dann bekam ich noch einen Helm auf und einen Sitz untergeschnallt. Irgendwie musste ich mit den ganzen Krempel durch diese enge Dachluke kommen. Vor dem Ausstieg wurde das Sicherungsseil angelegt dann wurde das Arbeitsseil in die Seilbremse eingelegt. Jeder Arbeiter ist doppelt gesichert. Das Rathaus ist ziemlich hoch. Solange man sich auf der Dachschräge befindet ist die Welt noch fast in Ordnung. Nur dann geht es über die magische Kante - die Dachrinne ca. 22 Meter steil nach unten. Bloß nicht runter sehen! Halt dich an deiner Kamera fest und mach Bilder. Das war auch gut so. Ich war beschäftigt und keine Zeit mir Gedanken zu machen oder nach unten zu sehen. Nina hatte links und rechts zwei Eimer hängen mit Bohrmaschinen, Akkuschrauber, Schrauben, Dübel und alles was man so brauchen könnte. Ist man erst mal auf den Weg nach unten, wird es sehr mühselig wieder hoch zu klettern weil man etwas vergessen hat. Man muss nicht nur sein Eigengewicht nach oben bekommen es hängt ja noch 25 Kg Werkzeug an einem.

Nina war in ihren Element und so schnell, das ich nicht viel Zeit hatte. Alte Befestigung entfernen, neues Loch bohren Dübel rein, festschrauben, Blitzableiter befestigen und nächste. Die Löcher müssen sehr präzise gebohrt werden. Auf den Boden können wir unser Eigengewicht plus Muskelkraft einsetzen um die Schraube mit den nötigen druck festzuziehen. Wenn man am Seil hängt hat man noch nicht einmal sein gesamtes Körpergewicht zur Verfügung. Man drückt sich einfach von der Wand weg. Hier ist einfach viel Erfahrung und Können gefragt.

Irgendwann hatten wir auch wieder festen Boden unter den Füßen und meine weichen Knie nahmen langsam wieder ihren Dienst auf. Puh geschafft!

Ich möchte mich bei Nina und Marc bedanken, das sie mich Greenhorn mit genommen haben um Euch diese Geschichte zu erzählen. Es war eine tolle Erfahrung einen Beruf kennen zu lernen der schon etwas außergewöhnlich ist. Danke!

#1
Nina und Marc auf dem Weg nach oben. Zum Glück gibt es einen Fahrstuhl.
Industriekletterer am Rathaus 62 by Holger Grosz, auf Flickr
 
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Da wir dienstlich seit gut 2 Jahren auch im Seil hängen, bin
ich auf die Geschichte, vor allem auf die Bilder, gespannt.

Bei 22 Metern wäre ich gerne dabei gewesen. :D
 
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Nun geht es aber raus. Wenn da nicht diese enge Dachluke wäre. Normalerweise kein Problem aber mit dem Klettergurt, den ganzen Krempel daran und den untergeschnallten Sitz ... also ich muss abnehmen (Spaß). Ich hätte ja durch gepasst aber die Df ist so fett. Die klemmte zwischen mir und Mauerwerk. Kritzschtzsch ... nun ist sie eingeweiht ... und ich kann Euch versichern - es ist Metall und kein Kunstoff :D

#5

Industriekletterer am Rathaus 65
by Holger Grosz, auf Flickr
 
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Aufnahmetechnisch war ich 1,2 Meter von Nina entfernt. Dummerweise auf der falschen Seiten. Ihr Arbeitsbereich war von mir abgewannt. Aber rechts neben Ihr war die Mauer zu Ende. Ich musste also irgendwie zu sehen wie ich ihr hübsches Gesicht auf das Bild bekomme. Mit dabei hatte ich das Nikkor UD 3,5/20mm und das Nikkor O 2/35mm.

#8

Industriekletterer am Rathaus 68
by Holger Grosz, auf Flickr
 
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Ein lächeln habe ich auch mal erwischt ...
Es war auch eine Materialschlacht. ich sah ja wie schnell Nina arbeitete. Ich konnte abzählen wie viel Halterungen noch gesetzt werden mussten und ich hatte immer nur Rücken auf den Bildern.
Weit oben ist der Aktionsradius sehr eingeschränkt. Es geht nur nach unten oder ein klein wenig nach rechts oder links. Wie weit man sich in der horizontalen bewegen kann, lässt sich aus dem Gripp der Chucks und irgendeinen newtonschen Gesetz errechnen. Es war nicht viel. Ein 60 cm tiefes Fenster verhalf mir zu diesen Bild.

#9

Industriekletterer am Rathaus 70
by Holger Grosz, auf Flickr
 
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Wir nähern uns den Baumwipfeln und wie man sieht mach Herr Newton schon wieder Probleme. Der Bit brauch einen gewissen Druck damit er nicht aus dem Schraubenkopf rutscht und der Druck reicht nicht. Anders herum - kommt man durch die Dachluke, bekommt man die Schrauben nicht rein. Würde man die Schrauben hinein bekommen, kommt man nicht durch die Dachluke. Hätte Herr Newton nicht was anderes machen können? Halma ist doch nett oder stricken? Sch*** Physik!

#12

Industriekletterer am Rathaus 72
by Holger Grosz, auf Flickr

#13

Industriekletterer am Rathaus 73
by
Holger Grosz, auf Flickr

#14

Industriekletterer am Rathaus 74
by Holger Grosz, auf Flickr
 
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Ach Gott Holger, da hast Du Dich ja auf etwas eingelassen ... ich hätte da vermutlich kein einziges Bild machen können ... :D:hehe::up::up::up:
 
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Und ich hätte mich gefühlt wie auf einem Plumpsklo.

Danke für den interessanten Bericht und die Bilder.

Meddi
 
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Komisch, das Flugzeug kann noch so klein sein und noch so hoch fliegen - keine Probleme, aber sowas, nee, nich freiwillich.

Vielen Dank für den Einblick! Ich weiß nicht, was Leute aus dem Fach zu den Bildern sagen, aber ich finde die kleine Reportage gut gelungen!

Freundliche Grüße

Wolfgang
 
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Sicher wäre das auch für mich nur von unten erträglich gewesen. Auch wenn ich Frauen mit Hilti in der Hand schon sehr fesch finde. Damit meine ich aber nicht Miezen am Messestand, die so tun als ob, sondern solche, die in der Lage sind, damit zwischen 22 und 0 Metern Höhe eine gerade Reihe Löcher zu bohren.
Oder Frauen, die auch eine gebrauchte Fahrradkette anfassen ohne zu zögern (oder zu zetern).

Und wenn sie dann noch wie Nina ist...

Ist denn Marc mit seinem Bäuchlein (wann kommt's denn?) gut durch die Dachluke gekommen oder mußtet ihr schieben?

Gruß, Christian (der ranke und schlanke)
 
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