Hurtigruten - Traumreise im zweiten Anlauf

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mhensche

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Hurtigruten – zweiter Anlauf zur Traumreise​


Hallo zusammen,
der eine oder die andere weiß von unserem ersten Versuch im Januar/Februar 2024, der leider im Sturm versackt ist. Dazu habe ich hier vor gut einem Jahr einen Beitrag erstellt:

Hurtigruten - ein Traum wird nicht wahr

Insofern war mein Herzenswunsch, die „Traumreise“, noch nicht beendet. Ein Teil der Kosten aus der ersten Reise wurde uns erstattet, wir haben nochmal aufgestockt und etwas später im Jahr gebucht, in der Hoffnung, dass die schlimmsten Winterstürme uns verschonen.
Die Fotoausrüstung ist die gleiche wie bei der letzten Tour, lediglich das Tamron 70-200 mm habe ich zwischenzeitlich durch das Nikkor 70-180 ersetzt. Also bei Interesse gerne nochmal im alten Bericht schauen.

Und wieder ist es kein Text, den ich "für jemanden" geschrieben habe, sondern eher wieder ein persönliches Tagebuch, in das ich hin und wieder schaue, weil die Details so einer erlebnisreichen Reise doch mit der Zeit verschwimmen. Trotzdem streue ich hin und wieder ein paar Details aus den verschiedenen Vorträgen ein.
Wer also Lust hat, unsere Reise nachzuerleben, ist herzlich eingeladen.

Tag 1 – 04.03.2025​

So beginnt unsere Reise am 04.03.2025 pünktlich um 7:48 mit der S8 nach Düsseldorf. Ein lieber Freund hat uns samt unseren Koffern zum Bahnhof gebracht und dank S-Bahn geht es pünktlich los.

Fast auf die Minute pünktlich
Fast auf die Minute pünktlich

Wieder bekommen wir kurz vor der Abreise eine SMS von Hurtigruten – Schreck – aber das ist nur der Versuch, uns noch ein Getränkepaket zu verkaufen. Die Anreise zum Flughafen verläuft ereignislos, am Flughafen dann schon wieder eine SMS … die ich nicht verstehe. Aber auf Nachfrage ist unser KLM Flug nach Amsterdam gecancelt, wir fliegen nach Helsinki und von dort nach Bergen. Na, egal, denken wir, bedeutet halt 1,5h mehr Flug. Aber die sind dann doch sehr nervig, weil vor uns ein Kleinkind permanent schreit. Als wir endlich in Bergen landen, dürfen wir noch mit einem Linienbus eine knappe Stunde durch Bergen kreuzen, bis wir, eine knappe Dreiviertelstunde vor Abfahrt, in der MS Kong Harald einchecken.

Alle Mann an Bord
Alle Mann/Frau an Bord



Bergen Landeanflug
Landeanflug Bergen


Kong Harald im Regen - Bergen halt :)
Kong Harald im Regen – Bergen halt 🙂

Der Checkin besteht in einer Sicherheitsunterweisung und der Übergabe unserer Bordkarten und Infos zu den ersten Tagen an Bord.

Nach 12 Stunden Anreise geht es gleich zum Abendessen, wir haben rechtschaffen Hunger und dürfen uns am leckeren Buffet bedienen.
Um 21:00 Uhr folgt eine Infoveranstaltung, der wir mit unserer verbliebenen Konzentration (halbwegs) folgen. Aber das ist nicht so schlimm, wir sind ja schon „Profis“ :) . Anschließend machen wir eine Runde durch und ums Schiff, lassen uns die frische Luft um die Nase wehen, bevor wir müde in die Kojen fallen.

Unsere Kabine ist ganz hinten im Schiff, direkt über dem Motor, aber der stört nicht wirklich. Das Rollen und Stampfen durch die von den Stürmen der letzten Tage aufgewühlte See ist dafür schon bemerkenswert, genau wie die dadurch entstehenden Geräusche in der Kabine. Britta versorgt sich mit Tabletten und Seabands, ihr wird trotzdem schlecht. Ich packe das erstaunlich gut weg.
 
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Tag 2 – 05.03.2025 – Ålesund​

Wir schlafen dann doch bis 8:20 und beeilen uns, das Frühstück nicht zu verpassen. Offensichtlich trauen sich auch alle anderen erst jetzt raus, so ist es ziemlich voll, aber wir ergattern ein Plätzchen und genießen das Buffet. Währenddessen legen wir in Ålesund an, dort begann unsere letzte Tour. So kennen wir den Ort bereits, es regnet, also räumen wir erstmal unser Zeug in die Kabine und gehen den Tag gemächlich an.

Es folgt die Information, dass wir nicht wie geplant um 20:00 Uhr ablegen, sondern wegen eines aufziehenden Sturms schon um 16:00 Uhr, um diesem möglichst auszuweichen. Irgendwie bleiben Stürme uns treu. Wir gehen nur einmal kurz von Bord, machen draußen ein paar Fotos vom Schiff im Regen. Sonst passiert nicht viel, so gibt es hier jetzt nur ein paar Impressionen von Deck.

MS Kong Harald im Regen
MS Kong Harald im Regen

Impression im Regen
Impression


Vom Dach auf's Deck
Vom Dach auf’s Deck


Was gegenüber der Vesterålen (dem Schiff unserer letzten Reise) ein echter Luxus ist: auf Deck 7 hängen im windgeschützten Decksbereich Wärmestrahler, die den Aufenthalt dort sehr angenehm machen. So müssen wir nicht für jeden Aufenthalt dort die volle Montur anlegen.

Sonnendeck
„Sonnendeck“

Nach dem Abendessen suchen wir uns auf Deck 4 ziemlich mittschiffs einen Platz mit möglichst wenig Schiffsbewegung, um wieder die Wellen des offenen Meeres „abzuwettern“. Gegen 23:00 Uhr hat sich das Wetter so weit beruhigt, dass wir uns in die Kabine trauen.
 
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Tag 3 – 06.07.2025 – Trondheim​

Wir stehen früh auf, um vor dem Ansturm zu frühstücken. Der Plan geht auf. Die vier Stunden, die der Kapitän früher gestartet ist, liegen wir in Trondheim etwas außerhalb, weil die Vesterålen noch an „unserem“ Liegeplatz veweilt. Gegen 9:45 macht sie sich gen Süden auf den Weg und wir verholen an diesen Platz.

Die Vesterålen
Die Vesterålen

Da wir den Nidaros Dom und die bunten Häuser am Fluss beim letzten Mal gesehen haben, spazieren wir zum Marktplatz, wo wir den Stiftsgården anschauen. Immerhin das größte Holzhaus Europas und der größte Holzpalast Skandinaviens, der als königliche Residenz dient. Keine Ahnung, ob jemand zuhause ist, die Wachen stehen auf alle Fälle bereit.

Habt Acht
Habt Acht

Not very british
Not very british

Was aber mindestens so interessant ist: überall pilgern Norweger in – klar – Norwegerpullis und mit Fähnchen ausgestattet durch die Stadt. Wir sprechen eine kleine Gruppe an und lernen, dass dort in Trondheim gerade die nordische Ski-WM stattfindet. Alles ist abgesperrt, eine riesige Open Air Bühne ist aufgebaut, hunderte Leute pilgern zum Bus und werden zur Veranstaltung gekarrt. Leider herrscht weiter ziemlich Sturm und sie haben ihre liebe Mühe, das alles zu stabilisieren.

Norwegische Ski WM 2025 und alle in Nationaltracht
Norwegische Ski WM 2025 und alle in „Nationaltracht“

Zurück am Schiff können wir schön sehen, dass die Kong Harald doch auch ein echtes Arbeitsschiff ist und die Hurtigruten als wichtige Versorgungsdienstleistungen die Küste rauf und runter Waren (und Einheimische) transportieren.

Es ist halt doch ein Arbeitsschiff
Es ist halt doch ein Arbeitsschiff

Wir legen ab und nähern uns dem berühmten roten Leuchtturm Kjeungskjaer Fyr. In diesem Leuchtturm soll ein Leuchtturmwärter volle 40 Jahre seines Lebens – mit Familie – verbracht haben. Schwer vorstellbar.

Da die wichtigsten Fotomotive an Bord über die Lautsprecheranlage durchgegeben werden, pilgern dann immer alle an Deck. Zum Glück weiß ich, dass die schönste Perspektive erst nach der Vorbeifahrt kommt, so kann ich entspannt das Rudelknipsen einfangen.

Rudelknipsen
Rudelknipsen

Aber den Leuchtturm kriege ich natürlich auch, die Stimmung ist etwas anders als beim letzten Mal. Und mein Standpunkt ist durch die Schiffsgröße höher, so steht der Leuchtturm nicht ganz so schön frei. Darauf muss ich also im Verlauf der Reise mal achten.

Der angesagte Point of View - Kjeungskjær Fyr
Der angesagte Point of View – Kjeungskjær Fyr

Bei der allabendlichen Informationsrunde bekommen wir Bilder vom Unwetter gezeigt, dessentwegen der Kapitän früher aus Ålesund gestartet ist: dort standen Straßen unter Wasser, irgendwo hat ein Erdrutsch die Straße samt Auto weggeschwemmt. Da sind wir mit „nur viel Wind“ noch glimpflich davongekommen.

Heute folgt nochmal ein Stück offenes Meer, zwischen 19:15 und 21:00 Uhr. Und pünktlich nach dem Abendessen geht es los. Unser Plätzchen auf Deck 4 wartet schon auf uns. Als es gegen 22:00 Uhr im Sund wieder angenehm ruhig ist, gehen wir schlafen. Morgen früh zwischen 7:00 und 9:00 werden wir den Polarkreis überqueren. Dafür nimmt das Expeditionsteam wieder Schätzungen für den genauen Zeitpunkt entgegen. Leider verpassen wir den „Einsendeschluss“. Spoiler: wir lagen rund 10 Minuten falsch, hätten also nicht gewonnen.
 
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Tag 4 – 07.03.2025 – Budø​

Um 6 Uhr ziehe ich mich an, mal gucken, ob es einen Sonnenaufgang gibt. Also sichtbar :). Gibt es nicht. Aber da wir uns jetzt in die arktische Klimazone bewegen, sind die Berge leicht schneebedeckt, es ist deutlich kälter und wir fühlen uns sehr an unsere erste Tour erinnert. Wunderschön.

Als wir gerade mit dem Frühstück fertig sind, kommt die Durchsage, dass wir in zehn Minuten den Polarkreis überqueren werden. Also, den letzten Schluck Kaffee runtergespült und – alle Mann und Frau an Deck. Zur Erinnerung, bei der letzten Reise waren wir ein paar Minuten zu spät, es war dunkel und wir konnten den Globus nur noch erahnen :).

Das ist diesmal anders, und so gibt es ein Beweisfoto.

Polarkreisüberquerung um 7:49:53 Schiffszeit
Polarkreisüberquerung um 7:49:53 Schiffszeit

Dann nähern wir uns Ørnes.

Hinter dem Polarkreis sind die Berge noch schneebedeckt
Hinter dem Polarkreis sind die Berge noch schneebedeckt

Nachdem wir dort wieder abgelegt haben, wird die Gewinnerin des „Schätze, wann wir den Polarkreis überqueren“-Spiels gekürt und bekommt eine Hurtigruten Flagge mit den Unterschriften der Schiffsbesatzung.

Anschließend erscheint Neptun, um die Polarkreistaufe zu zelebrieren. Wir schenken uns das diesmal, aber das Hallo ist natürlich groß. Der Käptn und Neptun sind nicht zimperlich mit der Eiswasserkelle. Es gibt in den Nacken und auf den Kopp :).

Neptun wird die Polartaufe durchführen
Neptun wird die Polarkreistaufe durchführen

Mögen die Spiele beginnen
Mögen die Spiele beginnen

Der Käpt'n hat sichtlich SpaßDer Käpt’n hat sichtlich Spaß

Die Reise nach Budø anschließend ist sehr enspannt, es ist auch kein weiterer Sturm mehr angesagt. Wir genießen wieder das sanfte Dahingleiten durch die wunderschöne Landschaft.

In Budø ist ein längerer Aufenthalt, aber wir bleiben an Bord, ich bereite die Bilder für diesen kleinen Bericht vor und fange an zu schreiben.

Von Budø geht es weiter über Stamsund nach Svolvær. Dort wäre eigentlich eine Stunde Aufenthalt mit kleinem Programm, aber wieder werden wir informiert, dass der Käpt’n wegen Wetters die Fahrt beschleunigen möchte, denn der doofe Sturm verfolgt uns immer noch. Uns soll es recht sein. Die wesentliche Sehenswürdigkeit dort sind die Trockengestelle für Kabeljau (Stockfisch), und die seien beleuchet, so dass wir sie auch vom Schiff aus fotografieren können. Könnten, muss man sagen 🙂

Trockenfisch - wenn nicht gerade Wetter wäre
Trockenfisch – wenn nicht gerade Wetter wäre

Immerhin kann man den Moment nicht verpassen (wenn man draußen ist), denn der Fisch riecht doch gewaltig.
Die Strategie des Käpt’ns geht auf, und außer dem vielen Wind und Schneegestöber verläuft die Fahrt ruhig.
 
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Tag 5 – 08.03.2025 – Tromsø​

Als wir um 7:00 zum Frühstück gehen, liegen wir in Harstad. Zur Erinnerung: von dort sind wir letztes Mal nach Oslo und dann nach Frankfurt „ausgeflogen“ worden. Aber heute verläuft die Fahrt ruhig, das Wetter sehr abwechslungsreich. Mal hängen die Wolken tief, mal guckt für einen Moment die Sonne durch. Wieviel schöner das doch dann gleich wird. Auf alle Fälle testen wir heute die Kleiderordnung für morgen. Denn es ist jetzt immer um 0-4 Grad mit viel Wind. So sind lange Unterwäsche und ein Fließ langsam angesagt.

Meistens hängen die Wolken tief
Meistens hängen die Wolken tief

Ab und zu reißt die Wolkendecke auf.
Ab und zu reißt die Wolkendecke auf.

Und bei Sonne ist alles schöner
Und bei Sonne ist alles schöner

Irgendwo im Nirgendwo
Irgendwo im Nirgendwo

Am Nachmittag klart es dann tatsächlich weiter auf, so dass ich die Nordmeerkathedrale im weichen, schwindenden Licht fotografieren kann.

Die Nordmeerkathedrale
Die Nordmeerkathedrale

Wenn ich eben schrieb, dass wir auf wärmere Klamotten wechseln, ist vielleicht ein kleiner Einschub erlaubt: wie manche Passagiere an Deck gehen, um Fotos zu machen, ist schon erstaunlich.

Die eine so ...
Die eine so …

... der andere so.
… der andere so.

So unterscheiden sich die Leute. Einige sitzen wie wir gerne draußen, zumal es dort ja die Luxusheizungen gibt. Und sind dann auch entsprechend gekleidet. Andere verbringen die meiste Zeit im Schiff und kommen nur für die angesagten Fotomomente raus – in fragwürdiger Ausstattung. Und finden es dann kalt. Tsts.

Wir sparen uns Tromsø, das hatten wir im letzten Jahr schließlich reichlich (weil wir dort mehrere Tage wegen des Sturms festhingen). In der Panoramalounge lässt es sich gut aushalten, Fotos bearbeiten und Bericht schreiben.

Um 18:15 geht es weiter und morgen steht das Nordkapp auf dem Plan. Aber davor haben die Götter Nordlichter platziert.
Wir sitzen abends auf Deck 7 unter den Heizstrahlern, pilgern über’s Deck, gucken, quatschen. Heute haben alle Nordlichtwarnapps Alarm geschlagen. 96% Wahrscheinlichkeit für Nordlichter. Bei 82% Bewölkung. Also, rein rechnerisch müsste da was gehen. Und tatsächlich. Ab 19:45 Uhr tauchen erste Schimmer auf. Die sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen, aber mit dem Smartphone im Modus für Nachtsicht können wir sie gut ausmachen.

Erste Schimmer - der Mond erhellt die Berge. Cool.
Erste Schimmer – der Mond erhellt die Berge. Cool.

Und so fotografieren wir die Handys leer, äh, voll. Mit der „richtigen“ Kamera hat es ohne Stativ keinen Sinn. Scharfstellen ist schwierig, und zwei Sekunden oder länger lassen sich auch mit modernsten Kameras nicht verwacklungsfrei halten. Einige haben Stative dabei und meinen, sie könnten acht Sekunden belichten. Tatsächlich fährt das Schiff ausgesprochen stabil, aber Ergebnisse habe ich davon nicht gesehen.

Egal, die Handyfotos sehen auf dem kleinen Bildschirm super aus (die Ernüchterung folgt am großen Bildschirm), aber das Erlebnis ist toll. Irgendwann gehen wir schlafen, um dann um 3:30 Uhr am nächsten Morgen von einer Durchsage geweckt zu werden. Und da geht es richtig ab am Himmel, grün und violett. So groß, dass sie sich auch mit dem Weitwinkel kaum einfangen lassen – von Bildgestaltung beim Rudelknipsen mal ganz zu schweigen.

Egal, ein Platzhalterfoto kommt hier rein, wer schöne Nordlichtfotos sehen möchte, kann die sicher im Internet finden 🙂
Für uns ist es ein tolles Erlebnis.

Unscharf - aber für den Eindruck muss es reichen
Unscharf – aber für den Eindruck muss es reichen
 
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Tag 6 – 09.03.2025 – Honningsvåg; Nordkapp​

Trotz der nächtlichen Unterbrechung sind wir wieder relativ früh beim Frühstück, obwohl heute keine Eile herrscht. Herrscht sonst zwar auch nicht, aber heute eben besonders nicht. Denn wegen des Ausflugs zum Nordkapp, der um 11:00 Uhr beginnen soll (!), wird heute Brunch angeboten.

Das Wetter an unserem Frühstückstischfenster wechselt im 20-Minuten-Rhythmus von „vielversprechend“ zu „hmnja…“.

So? ... oder so?
So? … oder so?

Wir schmieren uns ein Doggy Bag und genießen an Deck den doch häufigen Sonnenschein.

Sonne und Nebel wechseln sich ständig ab
Sonne und Nebel wechseln sich ständig ab

Impressionen
Impressionen

Nordmänner sind härter
Nordmänner sind härter

Bevor es zum Nordkapp losgeht, dürfen wir die Kabine wechseln. Wir hatten die Anfrage wegen der starken Bewegung im Heck bereits gestellt, und am Morgen hing unsere Rechnung an der Kabinentür. Da wir die halbe Reise als Gutschrift für die abgebrochene Tour bekommen haben, sind sozusagen zwei Reisen gebucht: einmal bis, einmal ab Kirkenes. Vermutlich mit Kabinenwechsel dazwischen. Wir machen uns auf zur Rezeption und fragen nach.

Die Dame schickt uns zu Kabine 517, die sollten wir mal ansehen. 517 ist ein Deck tiefer, ein Stück näher an der Schiffsmitte. Und mit Fenster??? Das wäre ein Upgrade (gedämpfter Jubel). Nicht, dass uns die Innenkabine als solches gestört hätte, abrer natürlich ist mit Fenster geiler. Auf unsere Rückfrage nach dem Preis macht die liebe Dame eine wegwischende Handbewegung. Yeah! Jetzt wollen wir mal schauen, dass sich auch die Hoffnung auf weniger Bewegung bewahrheitet.

Upgrade
Upgrade


Als wir uns Honningsvåg nähern, kommt eine Durchsage, dass wir heute mit etwas mehr Andrang am Nordkapp rechnen müssten. Es sei Sonntag, also führen Norweger auch auf Ausflüge. Zudem liege ein Schwesterschiff der Hurtigruten ebenfalls dort … und ein „Mein Schiff“ Kreuzfahrer. Da passen locker 2.500 Leute drauf. Wir bleiben neugierig.

Ooops ... könnte voll werden
Ooops … könnte voll werden

Ankunft in Honningsvåg
Ankunft in Honningsvåg

Gemeinsam pilgern wir zu den Bussen, die uns ca. 40 Minuten durch die wunderschöne Landschaft zum Nordkapp fahren.

Auf zum Rudelnordkappgucken
Auf zum Rudelnordkappgucken

Wir finden unseren deutschsprachigen Bus. Bzw. Bus mit deutschsprachiger Tourguidein. Wenn das mal richtig gegendert ist. Von Jennifer erfahren wir viele interessante Dinge zu Land und Leuten und dass die vereinzelten Häuschen überwiegend Wochenendresidenzen seien, denn die wenigen Menschen, die hier oben vom Fischfang (und vom Tourismus) leben, seien eben in der Stadt. Ja, Stadtrechte bei knapp 2.300 Einwohnern.

Wochenendhäuschen
Wochenendhäuschen

Jennifer beruhigt uns auch, dass der Busfahrer wisse, was er tue. Denn er sheint uns recht flott unterwegs, woran sicher unsere mangelnde Erfahrung Schuld ist. Sie erzählt also von Spikes und besonderen Profilen. Nun, wenig später endet unsere Tour in Sichtweite des Nordkapp, weil offensichtlich ein Bus, der das nicht wusste, von der Spur gekommen ist. Der zweite Bus links im Bild übernimmt die Passagiere, zweie werden verletzt ins Krankenhaus geflogen. Der Hubschrauber ist rechts außerhalb des Bildes. Später bekommen wir die Info, es sei nichts ernstes passiert – das ist gut. Nach einer kurzen Pause geht es für uns weiter.

Ui, Shit happens. Zwei Passagiere werden mit dem Hubschrauber abgeholt - aber nix Ernstes (sagt man)
Ui, Shit happens. Zwei Passagiere werden mit dem Hubschrauber abgeholt – aber nix Ernstes (sagt man)

Wir erreichen das Nordkapp bei strahlendem Sonnenschein, um -1 Grad kalt, kein Wind. Das sind echt selten gute Bedingungen für die Winterzeit, wir können unser Glück kaum fassen.

Das Wetter ... nicht zu glauben
Das Wetter … nicht zu glauben

Küstenradar und Nordkapphalle
Küstenradar und Nordkapphalle

Viel Zeit haben wir nicht, insgesamt rund eine Stunde, denn wir hatten zuvor eine Verzögerung von ca. einer Stunde, weil unser Liegeplatz in Havøysund nicht rechzeitig frei wurde. Dann die kurze Pause an der Unfallstelle.
Wir genießen, was wir haben. So bleibt schließlich weniger Zeit, unnötige Souveniers zu kaufen. Wenngleich ich beim Wackelrentier (offensichtlich die Entsprechung zu unserem Wackeldackel) fast schwach werde :). Für den Fall, dass jemand nicht weiß, was das ist: einmal auf den Kopf getippt, „nickt“ der eine ganze Weile.

Wackelrentier
Wackelrentier

Wir machen die üblichen Fotos mit Globus, dem Kong Oscar II Gedenkstein und der „Kinder der Welt“ Installation. Und natürlich ist es voll, aber nicht so, wie befürchtet. Die „Mein Schiff“ Passagiere werden schubweise hergebracht. So viele Busse gibt es scheints nicht :).

Na, der Globus halt :)
Na, der Globus halt 🙂

Als wir zurückfahren, zieht sich das Wetter etwas zu – was hatten wir für ein Glück – und ich habe den Eindruck, dass der Busfahrer etwas langsamer unterwegs ist ;).

Flott unterwegs auf Eis
Flott unterwegs auf Eis

Der Rest des Abends verläuft ruhig und es gibt wieder Nordlichter zu sehen.
 
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Tag 7, 10.03.2025, Kirkenes, Vardø (1 v. 2)​

Auch dieser Tag beginnt wieder mit strahlendem Sonnenschein. Heute geht es gleich nach dem Frühstück los, auf dem Programm stehen Eishotel, Huskyschmusen und Rentiere. Aber Zeit für ein paar Fotos an Deck ist immer, weil wir früh aufstehen.

Impression
Impression


Impression
Impression

In Kirkenes steigen einige Passagiere aus, neue steigen zu, und es gibt Ausflüge. Wir sortieren uns in die Busse zu den verschiedenen Zielen.

Touris sortieren sich
Touris sortieren sich

Unsere Busfahrt dauert ca. 15 Minuten und Anna, unsere Tourguide, versorgt uns mit Informationen. Von Kirkenes sind es nur 17 Kilometer bis zur russischen Grenze. Diese ist offen, weil „eigentlich“ ein reger Grenzverkehr herrscht, Familien hier wie da zusammengehören und ein ganz entspanntes Verhältnis zwischen Norwegern und Russen bestehen würde, wäre da nicht gerade Putin mit seinem Angriffskrieg. In der Stadt finden sich deshalb die Namen auf allen Schildern auch in kyrillischer Schrift. Derzeit dürfen nur Personen, die Angehörigen auf der jeweils anderen Seite haben, die Grenze passieren. Alle anderen nicht.

17 Kilometer bis zur Grenze
17 Kilometer bis zur Grenze

Wir erreichen das Schnee- oder Eishotel. Zum Ende des Winters packen sie fünf Meter Kunstschnee auf die Außenhülle, damit das Gesamtkunstwerk den Sommer überlebt. Warum Kunstschnee? Die Struktur ist stabiler als die des sehr pulverigen Naturschnees und deshalb besser als Schutz geeignet.

Ein-/Ausgang Eishotel
Ein-/Ausgang Eishotel

Kunstschnee für den Sommerbetrieb des Eishotels
Kunstschnee für den Sommerbetrieb des Eishotels

Unsere erste Station ist bei den Schlittenhunden. Die sogenannten „Alaska Huskys“ sind keine eigene Hunderasse, sondern aus Husky, Malamut, Windhund, etc. zusammengekreuzt. So erreichen die Züchter die optimalen Eigenschaften für die Arbeit vor dem Schlitten. Ca. 150 Hunde sind auf dieser Farm, einige werden für die Touristen vor die Schlitten gespannt – denen sollen wir fernbleiben, weil sie arbeiten wollten.

Die Hunde wollen arbeiten
Die Hunde wollen arbeiten

Die anderen sind an ihren Hütten angeleint, freuen sich über Streicheleinheiten und verteilen auch selbst gerne welche. Wir werden „gewarnt“, keine Handschuhe oder Mützen als Spielzeug zu „verlieren“. Und die Hunde seien schnell, wenn sie mal ein Küsschen geben wollen.

150 Schlittenhunde auf dieser Farm
150 Schlittenhunde auf dieser Farm

Wir wurden gewarnt, sie wollen küssen
Wir wurden gewarnt, sie wollen küssen

Kein Bock
Kein Bock

Danach geht es zu den Rentieren. Wir lernen, dass alle Rentiere den einheimischen Samen gehören. Alle. Die Kühe dürfen nicht in Gefangenschaft gehalten werden. Die Tiere hier für die Touristen sind also Bullen/Hirsche. Und sie müssen vom Hotel von den Samen als „Dauerleihgabe“ gemietet werden. Eben, weil sie von den Betreibern des Hotels, die keine Samen sind, nicht besessen werden dürfen.

Der einzige Bulle, der sich einigermaßen fotogen präsentiert, hat noch ein halbes Geweih, die andere Hälfte hat er bereits abgestoßen.

Ja, eine Seite des Geweihs ist schon abgeworfen
Ja, eine Seite des Geweihs ist schon abgestoßen
 
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Tag 7, 10.03.2025, Kirkenes, Vardø (2 v. 2)​


Danach geht es weiter ins Eishotel. Zunächst in eine Art Empfangshalle, wo wir ein kleines Schnapsglas voll alkoholfreiem Beerengetränk zu uns nehmen, bevor wir die einzelnen Zimmer ansehen.

Eingangshalle mit Bar
Eingangshalle mit Bar

Durch diesen Flurtunnel geht es rechts und links in die einzelnen Zimmer.

Von diesem Flur gehen die Zimmer ab
Von diesem Flur gehen die Zimmer ab

Jedes Zimmer hat eine eigene Eisskulptur. Die Betten sind große Eisblöcke, auf denen eine Matratze mit Rentierfell liegt. Zum Schlafen bekommt man aber einen Schlafsack, der bis -20 Grad warm hält. Was, wenn man nachts mal raus mus? Brrr. Wir stellen fest: für uns wäre das nichts :).

Eingang und Eisskulptur
Eingang und Eisskulptur

An einer Seite steht ein kleiner Trecker mit rohen Eisblöcken. Diese werden aus einem nahegelegenen Süßwassersee geschnitten und zur weiteren Verarbeitung hierher gebracht.

Anlieferung der Eisblöcke
Anlieferung der Eisblöcke

Nach der Tour gönnt uns Anna (Tourguide) noch einen schönen Aussichtspunkt über Kirkenes.

Kong Harald am Anleger in Kirkenes
Kong Harald am Anleger in Kirkenes

Zurück am Schiff kennt uns dieses nicht mehr. Was ist passiert? Wir müssen beim Aussteigen immer unsere Karte vor ein Lesegerät halten und wenn „Good Bye“ ertönt, sind wir ausgecheckt. Bei der Rückkehr das gleiche Spiel, nur dass „Welcome“ aus dem Lautsprecher plärrt. So weiß die Crew, ob die Passagiere vollzählig sind. Heute erklingt eine hässliche Sirene „Mööööp“ bei uns. Aber das klärt sich schnell auf: Unsere Reise ist zwei Reisen (oben schon kurz erwähnt). Die erste, nordgehend „Bergen – Kirkenes“, war die Kompensation für unsere abgebrochene Reise aus 2024. Die zweite ist unsere südgehende Zubuchung „Kirkenes – Bergen“. Also wurde unsere erste Reise in Kirkenes beendet, die zweite müssen wir komplett neu einchecken. Das tun wir. Dann legen wir ab.

Unser nächstes Ziel mit Aufenthalt ist Vardø. Die Sonne steht schon tief, das Licht wird wieder magisch.

Impression
Impression

Bei der Annäherung an Vardø sehen wir den markanten Globus des Luft- und Raumfahrtzentrums und auch das Leuchtfeuer präsentiert sich im schönsten Licht.

Globus II - Luft- und Raumfahrt
Globus II – Luft- und Raumfahrt

Hornøya Fyr
Hornøya Fyr

Wir machen einen kleinen Rudelspaziergang in Richtung der Festung, die sich durch ihre sternförmige Bauweise abhebt. Keine Ahnung, ob ich hier Google Bilder reinpasten darf, ich verlinke den Punkt mal „Vardøhus Festning„.
Die Sonne steht tief und malt den Himmel pastellfarben an.

Vardøhus Festning
Vardøhus Festning

Vorne alte, hinten neue Militärtechnik
Vorne alte, hinten neue Militärtechnik

Alte Unterkunft? Jetzt Museum.
Alte Unterkunft? Jetzt Museum.

In der Nacht sehen wir wieder intensive Nordlichter. So muss die Hurtigruten diesmal sicher keinem Passagier eine Ersatzreise als Nordlichtgarantie gewähren :).

Wieder Nordlichter
Wieder Nordlichter
 
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Tag 8, 11.03.2025, Hammerfest​

Der heutige Tag beginnt düster, zugezogen, schneestürmisch. Dabei wurde uns bei der gestrigen Infoveranstaltung strahlender Sonnenschein „versprochen“. Egal, es ist, wie es ist. Wir schauen den Menschen gerne bei der Arbeit zu. Am Anleger muss geschippt werden. Deren Werkzeug ist etwas professioneller als unsere Schneeschippe zuhause, die machen das öfter und haben mehr Fläche :).

Schneeschieben am Anleger
Schneeschieben am Anleger

Auf Deck 7 wird für unsere Sicherheit geschippt, auf dem Vordeck, wo die Arbeiter immer die Festmacher bedienen, wird für deren eigene Sicherheit gewischt.

Ständige Wetterwechsel
Ständige Wetterwechsel

Schneeschippen an Deck
Schneeschippen an Deck

Schneeschieben im Bug
Schneeschieben im Bug

Beim Blick über das Wasser ziehen tiefe Schneewolken vorbei.

Schneegestöber
Schneegestöber

Aber kaum später sieht es wieder ganz anders aus. So bleibt es den ganzen Tag, ein stetiger Wechsel von Sonnenschein, tiefen Wolken und immer mal Schnee.

Auch hier gibt's Strom aus Wind
Auch hier gibt’s Strom aus Wind

Impression
Impression

Als wir uns Hammerfest nähern, bekommen wir Info zur Insel Melkøya. Hier wird über eine 14 Kilometer lange Pipeline Gas aus den großen norwegischen Gasvorkommen zur Raffinerie transportiert, wo es gekühlt und verflüssigt wird, um anschließend nach Deutschland geschippert zu werden. So sichern die Norweger seit Putins Angriffskrieg unsere Gasversorgung. Jeden Tag ein Tanker.

LNG Produktion auf Melkøya
LNG Produktion auf Melkøya

In Hammerfest liebt uns das Wetter wieder. Das nutzen wir für einen kleinen Spaziergang, denn der Anleger ist nicht an der Stadt, sondern an der gegenüberliegenden Seite. An der Stadt wird seit Jahren gebaut … immer wieder verspricht man den Hurtigruten, „diesen Sommer“ wird der neue Anlieger fertig.

Unser Ziel ist das Unesco Weltkulturerbe „Struve Bogen„. Dies markiert den Punkt, wo Struve ab 1812 mit der Vermessung des Erdumfangs über die Pole begann. Die Länge des Äquators war bereits bekannt, über die Pole noch nicht. Ich erkläre das jetzt hier nicht (Triangulation und so), kann man über den Link nachlesen. Aber als später die Erdvermessung mittels Satelliten und Lasern gemacht wurde, stellte man fest, dass Struve (bzw. nach seinem altersbedingten Ausscheiden seine Mitarbeiter) nur um 14m daneben lagen. Was für eine Leistung.

Unesco Welterbe - Struve Bogen
Unesco Welterbe – Struve Bogen

Auf dem Spaziergang springen mir noch ein paar Motive vor die Linse, bevor wir wieder an Bord gehen.

Strandkorb auf norwegisch?
Strandkorb auf norwegisch?

Leuchtfeuer von Hammerfest
Leuchtfeuer von Hammerfest

Nach dem Mittagessen gibt es einen Vortrag, aber den kennen wir von der letzten Reise und so schreibe ich hier weiter. Auch sonst passiert nichts außer ruhiger Fahrt durch wunderschöne Landschaft.
 
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Tag 9, 12.03.2025, Harstad – Sortland (1 v. 2)​

Heute steht wieder ein Ausflug auf dem Programm. Wir fahren mit dem Bus von Harstad nach Sortland durch die Vesterålen. Gleich um 8:00 geht es los, wir haben also schon beim Frühstück die warmen Klamotten an. Aber erst muss ich noch raus, denn die Sonne blickt gerade über die Bergkette und verspricht einen tollen Tag, während sie auf der anderen Seite die Berge in magisches Licht taucht und die Säufersonne langsam vertreibt.

Guten Morgen
Guten Morgen

Säufersonne im Morgenlicht
Säufersonne im Morgenlicht

Während wir mit dem Bus fahren, fährt die Kong Harald ihre übliche Route, um uns in Sortland wieder an Bord zu nehmen.

Harstad - Sortland
Harstad – Sortland

In Harstadt erfahren wir, dass die Häuser ursprünglich „locker“ an den Hang gebaut wurden, so dass jedes Haus zumindest aus dem oberen Stockwerk Blick auf’s Wasser hat. Das konnten sie zwar durch zunehmende Besiedelung nicht durchhalten, aber auf dem Bild ist das gut zu erkennen.

Terrassen von Harstad
Terrassen von Harstad

Unser Guide Moritz erzählt, warum die Städte in Norwegen eigentlich immer so tot wirken: die Einwohner erledigen ihre täglichen Besorgungen in großen Einkaufszentren, die etwas außerhalb liegen. Tatsächlich wird uns das jetzt, wo er es erwähnt, auch bewusst. Menschen haben wir sehr selten gesehen. Heute sind wir kurz vor der Schule unterwegs, so dass wir die Kids auf ihrem Weg dorthin sehen. Und lernen, dass es sowas wie Schneefrei hier nicht gibt. Wäre bei den Wetterbedingungen hier auch ziemlich albern. Die müssen bei jedem Wetter los. Heute aber strahlt die Sonne.

Kids auf dem Weg zur Schule
Kids auf dem Weg zur Schule

Unser erster Stopp gilt der historischen Kirche von Trondenes. Sie wurde irgendwann als Ersatz für eine Holzkirche gebaut. Wir hören eine kleine Andacht in vier Sprachen.

Historische Kirche von Trondenes
Historische Kirche von Trondenes


Andacht in vier Sprachen
Andacht in vier Sprachen

Gleich daneben gibt es ein Museum mit Wikinger- und Weltkriegsgeschichte, das wir uns ansehen können.

Museum für Wikingergeschichte und 2. Weltkrieg
Museum für Wikingergeschichte und 2. Weltkrieg

Für tiefere Eindrücke reicht die Zeit nicht, denn wir bekommen noch einen kurzen Vortrag über das Leben vor 800 Jahren, der in einer nachgebauten Wikingerhütte gehalten wird. Fischfang und Schafe waren die Lebensgrundlage. Fisch wurde in Netzen aus Flachsschnüren gefangen, selbst verzehrt und verkauft, die Schafe (bzw. deren Wolle) dienten der Herstellung von Textilien.

Vor 800 Jahren
Vor 800 Jahren

Nach einer Stunde geht die Fahrt durch die Vesterålen weiter. Da es ja vor zwei Tagen ordentlich geschneit hat, präsentiert sich die Landschaft unter einer frischen Schneedecke und wir können uns nicht sattsehen. Hinter jeder Kurve ein einsames Häuschen, eine eindrucksvolle Bergkette oder ein stiller Fjord.

Wir machen einige Stopps zum Fotografieren.

Impression
Impression

am Fjord
Am Fjord

Auch am Fjord
Auch am Fjord

Vesterålen
Vesterålen

Unterwegs spazieren auch einmal Rentiere über die verschneiten Wiesen. Moritz erklärt, dass die Tiere nach frischem Schnee gerne aus den Wäldern auf die freien Flächen kommen, weil sie dort leichter Futter finden. Für Autofahrer sind Rentiere übrigens gefährlicher als Elche, denn sie kreuzen auf ihren Wegen die Straßen. Elche hingegen haben gelernt, dass sie auf der Straße weite Wegstrecken leichter bewältigen können, und so könne es vorkommen, dass sie durchaus für mehrere Stunden die Straßen blockieren und die Autofahrer dann mit 7 km/h hinterherzockeln müssen.

Rentiere unterwegs
Rentiere unterwegs
 
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Tag 9, 12.03.2025, Harstad – Sortland (2 v. 2)​


Auf einer Fähre überqueren wir den Fjord. An Bord gibt es Braunøst auf Waffel und einen Snack mit Zimtcreme. Braunøst ist ein Ziegenkäse, der stärker erhitzt wird, so dass der Milchzucker karamelisiert und dem Käse eine Süße verleiht. Dadurch passt er zu Waffeln.

Auf der Fähre
Auf der Fähre

Nochmal an einem Fjord
Nochmal an einem Fjord

Nach der Fähre geht es weiter, wir halten nochmal an einem wunderschönen Spot, deshalb noch ein Bild. Ich könnte noch einige zeigen, aber, hey, muss ja auch mal gut sein.

Dann bleibt der Bus kurz vor der Brücke zum Anlieger stehen, aber wir dürfen nicht aussteigen. Moritz erklärt geheimnisvoll, dass wir in ca. 50 Sekunden verstehen würden, was das soll. Und so ist es, wir sehen die Kong Harald kommen und vorne stehen die Passagiere, wurden mit Norwegenfahnen ausgestattet und begrüßen unseren Bus winkend. Der Bus hupt, die Kong Harald trötet, eine schöne Geste. Für das Timing stehen Busfahrer und Kapitän in ständigem Kontakt.

Wir im Bus werden gegrüßt
Wir im Bus werden gegrüßt

Da wir kurz vor der Kong Harald am Anleger sind, können wir das Manöver, das wir so oft von oben gesehen haben, erstmals von unten beobachten.

Anlegemanöver vom Kai aus gesehen
Anlegemanöver vom Kai aus gesehen

Der Arbeiter unten wartet auf das Seil des Matrosen, mit dem er dann den Festmacher holt und über den Poller legt.

Leine zum Holen der Festmacher
Leine zum Holen der Festmacher

Unsere nächsten Stationen sind Stokmarknes und Svolvaer, wor wir jeweils eine bzw. zwei Stunden Aufenthalt haben und uns die Beine vertreten können. Der Weg dorthin führt durch den Raftsund. Habe ich eigentlich schon den Unterschied zwischen Sund und Fjord erklärt? Ein Fjord hat nur eine Öffnung, ein Sund derer zwei. Und so führt die Fahrt durch Sunde, wenn sie nicht über das offene Meer führt.

In Stokmarknes gibt es das Hurtigruten Museum, in dem die Finnmarken ausgestellt ist. Sie wurde von 1956 bis 1993 auf der Postschiffroute eingesetzt. Aber für einen Besuch ist die Zeit zu knapp, wir wollen nicht da durchhetzen.

Das Hurtigruten-Museum
Das Hurtigruten-Museum

Unterwegs beginnt wieder die Zeit des schönen Lichts, deshalb gibt es noch ein Bild davon.

Kurz vor der Durchfahrt durch den Raftsund
Kurz vor der Durchfahrt durch den Raftsund

Der Raftsund ist von hohen Bergen umgeben, so kommt die Sonne nur an manchen Stellen durch.

Raftsund
Raftsund

Der nächste „Point of View“ ist aber der Trollfjord, den wir wegen Lawinengefahr im Winter nicht befahren dürfen. Aber der Kapitän fährt bis an den Eingang des Trollfjords, damit wir Bilder machen können. Was wir natürlich tun, auch wenn es ehrlich gesagt ja auch nur schicke Felsen mit Wasser sind :).

Durch diese schmale Stelle geht es zum Trollfjord
Durch diese schmale Stelle geht es zum Trollfjord

Eingang zum Trollfjord
Eingang zum Trollfjord

Und weiter geht’s.

Impression
Impression

Herrlich kitschiges Abendlicht
Herrlich kitschiges Abendlicht

Am Abend sind wieder Nordlichter angesagt und tatsächlich sehen wir sie so intensiv wie bisher noch nicht. Ich habe inzwischen einen Weg gefunden, die Dinger doch mit der großen Kamera zu fotografieren, wenn ich irgendwo einen Punkt zum Fokussieren finde.

Der Himmel brennt
Der Himmel brennt
 
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Tag 10, 13.03.2025, Brønnøysund​

Der Tag beginnt in Ørnes und beschert uns einen schönen Sonnenaufgang, bevor es sich zuzieht, die Berge versteckt und wieder ein Schneegestöber hervorbringt. Wir überqueren – diesmal südgehend – wieder den Polarkreis. Die Berge werden zunehmend brauner, die arktische Region haben wir verlassen.

Auf Deck 7 gibt es wieder die Polarkreiszeremonie, diesmal dürfen interessierte Passagiere Lebertran verkosten. An Aktivitäten gibt es ansonsten nochmal einen Poststempel für Postkarten oder Tagebücher, eine orignale Postschiffflagge wird für einen guten Zweck versteigert und wir dürfen den Kapitän fotografieren. Der gute Zweck übrigens ist eine Initiative gegen Plastikmüll im Meer. Diese Initiative, Nachhaltigkeit überhaupt, Ist Hurtigruten wichtig. Sie zieht sich durch die Reise in Form eines Vortrags und unserer „Mitarbeit“. Wir haben zwar ein Anrecht darauf, dass jeden Tag die Kabine gereinigt wird und Handtücher gewechselt werden. Wenn wir aber der Meinung sind, das sei an einem Tag nicht nötig, hängen wir ein entsprechendes Schild raus. Die Hurtigruten vermerkt das und gibt für jede nicht gereinigte Kabine 5 Kronen in den Spendentopf. Die Summe wird in den Vorträgen genannt – die letzte Zahl war bereits über 1.300 Kronen, was ca. 112,- Euro entspricht. Jedes Schiff, jede Reise … da kommt schon was zusammen.

Originalflagge für den guten Zweck
Originalflagge für den guten Zweck

Das Wetter ist heute eher durchwachsen, so dass es sich nicht wirklich für spektakuläre Fotos eignet, aber das ist nicht schlimm. Davon haben wir wirklich mehr als genug :).

Ein Highlight passieren wir unterwegs, die „Sieben Schwestern“. Eine Gebirgsformation, zu der es – wie für so ziemlich alles hier in Norwegen – eine Legende gibt. Nach Wikipedia: „Der Sage nach sollen es sieben Jungfrauen gewesen sein, die sich nach einer Verfolgung durch den König Hestmannen erschöpft niederwarfen. Bei Sonnenaufgang erstarrten sie zu Stein.“

Dem Licht geschuldet ein „wir waren da“ Foto.

Die Sieben Schwestern
Die Sieben Schwestern

Unser nächster Halt ist in Brønnøysund. Hier haben wir wieder eine Stunde Zeit, uns die Füße zu vertreten. Wir spazieren bis zur Kirche und zur einzigen „Sehenswürdigkeit“: dem kleinen Monument, der den Mittelpunkt Norwegens markiert.

In the Middle of Nowhere? No - in the Middle of Norway!
In the Middle of Nowhere? No – in the Middle of Norway!

Kirche von Brønnøysund
Kirche von Brønnøysund

Am Abend findet eine Abschiedsgala statt, da morgen schon einige Gäste das Schiff verlassen. Es beginnt mit einem 5-Gänge Menü, danach wird auf Deck 7 Champagner serviert, der Expeditionsleiter Heinz hält eine kleine Abschiedsrede. Der Kapitän ebenfalls, aber seine beschränkt sich auf „Skål“. Danach singt Giske aus dem Expeditionsteam am Piano. Das ist ein schöner Abend, denn sie singt wirklich gut. Und dabei kommt natürlich auch schon ein wenig Abschiedsstimmung auf.

Schampus für alle
Schampus für alle
 
2 Kommentare
Anthracite
Anthracite kommentierte
Tja, so unterschiedlich sind die Erlebnisse.
Als wir in Brønnøysund waren (mit dem Auto, nicht mit dem Schiff), war es so heiß, dass die norwegischen Kinder sich in den Gärten mit dem Rasensprenger abgekühlt haben.
 
mhensche
mhensche kommentierte
Eine Reise im Sommer hat mit Sicherheit auch ihren Reiz. Vielleicht schaffen wir das mal mit dem Wohnmobil.
 

Tag 11, 14.03.2025, Trondheim – Kristiansund​

Früh um 6:30 legen wir in Trondheim an, wo wir wieder gut zwei Stunden Zeit haben. Wir verspüren langsam Abschiedsstimmung. Wir sparen uns noch einen Spaziergang durch Trondheim, sondern gehen nach dem Frühstück ein wenig auf Deck spazieren und beobachten das Logistikspektakel. Immer wieder kommen und gehen LKW, Gabelstapler schwirren umher und be-/entladen das Schiff. Ein dicker Schlauch für Frischwasser sorgt für Nachschub, genauso wie ein Haufen dicker Stromkabel im Hafen die Stromversorgung sicherstellt und auch die Bordbatterien wieder auflädt.
Genau habe ich nicht verstanden, wie nun der Hybridantrieb funktioniert. Aber allein unter Batterie reicht es vermutlich nur für den Trollfjord im Sommer. Die Aussagen dazu waren widersprüchlich (oder ich habe sie nicht verstanden ;)).

Logistikspektakel
Logistikspektakel

Strom für die Bordbatterien
Strom für die Bordbatterien

Das Wetter wechselt wieder zwischen kurzen Sonnenabschnitten und Schneeschauern. Einen kurzen Moment lang liegt die Mönchsinsel, schneebedeckt, in der Sonne.


Mönchsinsel

Bei der Ausfahrt aus Trondheim beginnen die Vorbereitungen für das „Wettwinken“. Das kennen wir vom letzten Mal, da waren wir nordgehend auf der Vesterålen. Hier kommt die Richard With hinten ins Bild, wir werden an der ganzen Längsseite des Schiffs aufgestellt und mit Norwegenflaggen ausgestattet. Richard, unser englischer Expeditionsleiter, filmt das für einen kleinen Film, den wir später noch sehen werden.

Vorbereitung für das Wettwinken gegen die Richard With
Vorbereitung für das Wettwinken „gegen“ die Richard With

Die Richard With hat „nur“ Gäste auf dem Achterdeck versammelt, so haben wir „natürlich“ gewonnen.

Da waren wir wohl eindeutig Wettwinksieger
Da waren wir wohl eindeutig Wettwinksieger

Bei der Reise nach Kristiansund spielt das Wetter weiterhin sein abwechslungsreiches Spiel. Immer wieder können wir sehr lokale Wetterphänomene sehen, aus denen es schneit. Mal fahren wir daran vorbei, dann schneit es 50m neben uns, mal fahren wir durch.

Lokales Wetterphänomen
Lokales Wetterphänomen

Wir packen uns warm ein und genießen die schönen Stunden des letzten vollen Tages.

Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck. Bin ich, bin ich.
Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck. Bin ich, bin ich.

Kristiansund ist auf vier Inseln gebaut, die durch Brücken und Fähren miteinander verbunden sind. Die Häuser schmiegen sich an den Felsen.

Anfahrt Kristiansund
Anfahrt Kristiansund

Beim letzten Vortrag lernen wir wieder etwas: Warum heißt der Klipfish Klipfish? Auf diesen Klippen im Bild unten haben die Frauen den Fang, den die Männer nach Hause gebracht haben, zum Trocknen ausgelegt. So wie weiter im Norden der Stockfisch an Gestellen aufgehängt wurde, passiert das hier auf den Klippen. Der getrocknete Fisch wird an die Hanse verkauft, die in Deutschland damit reich wurde.
Beim Vortrag fragte einer der Gäste, ob denn die Möwen nicht den Fisch geklaut hätten? Antwort: Draußen im Meer gibt es genug frischen Fisch. Nur Menschen essen toten Fisch. Tsts.

Klipfishklippen
Klipfishklippen

In Kristiansund angekommen haben wir ca. eine Stunde Zeit, uns die Füße zu vertreten, so spazieren wir zu den wenigen Sehenswürdigkeiten.

Denkmal für die fleißigen Fischerfrauen
Denkmal für die fleißigen Fischerfrauen

Kristiansund
Kristiansund
 
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Tag 12, 15.03.2025 – Bergen​

Heute ist also der letzte Tag. Der Abschiedsschmerz wird greifbar. Bis 10:00 Uhr müssen wir die Kabine räumen. Frühstück/Brunch gibt es von 7:30 Uhr bis 12:30 Uhr, damit jeder in seiner Geschwindigkeit fertig werden kann.

Das Wetter ist trüb, wir gehen nur noch wenig an Deck. Was wir bei der Ausfahrt aus Florø, dem letzten Hafen vor Bergen, sehen dürfen, gefällt mir 🙂

Ob hier auch ein Leuchtturmwärter 40 Jahre gewohnt hat?

Haus ohne Garten - günstig abzugeben?
Haus ohne Garten – günstig abzugeben?

Abschiedsschmerz
Abschiedsschmerz

Um die Zeit bis zum Auschecken zu vertreiben, singen wir noch ein paar Shanties, der Film, den Richard von unserer Reise gedreht hat, wird in einer Schleife abgespielt. Überall sitzen die Leute mit ihrem Gepäck und tun dies und das. Ich schreibe hier die letzten Zeilen.

Um 15:45 kommen wir in Bergen an und es wird nochmal richtig sentimental, als Giske über die Bordsprechanlage noch ein Lied für uns singt, da fließt doch das eine oder andere Tränchen. Man wächst auch ein Stück weit zusammen, 12 Tage gemeinsam auf dem Schiff.

In Bergen gehen wir nicht wie sonst von Deck 3 von Bord, stattdessen wird ein Aussteigeterminal an Deck 5 gefahren – darüber sind wir auch zu Beginn an Bord gekommen. Teile der Crew verlassen zuerst das Schiff, bis wir „deckweise“ ins Terminal gehen, wo wir ein letztes Mal unsere Bordkarten scannen und der Lautsprecher „Good Bye“ wünscht.


Die Crew zuerst

Der Bus bringt uns zum Flughafen, wir fliegen über Amsterdam nach Düsseldorf, wo wir planmäßig um 22:10 Uhr ankommen sollen. Es gibt ein paar geringe Verspätungen, aber irgendwann gegen 1 Uhr morgens sind wir gut zuhause.

So endet hier eine wunderschöne, abwechslungsreiche Traumreise, sozusagen im zweiten Versuch. Aber die tollen Erlebnisse, Vorträge, Ausflüge, die sehr freundliche und immer um uns bemühte Crew, das gute Essen, sind mehr als eine Entschädigung. So können wir jetzt nachempfinden, warum Hurtigruten die klassische Postschiffreise als vielleicht schönste Schiffsreise der Welt bewirbt.

+++ Ende
 
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Ein sehr schöner Bericht, von einer Reise, die wir bestimmt nicht mehr machen werden - weil wir die Huskys schon haben ;) ;). Aber dank dieser Berichte in diesem Forum kann man so die ganze Welt entdecken.
 
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mhensche
mhensche kommentierte
Vielen Dank. Und nur für die Huskys würde ich das auch nicht machen :)
 
Danke, für den schönen Bericht mit vielen wunderbaren Bildern -hat
mir sehr gut gefallen.

Mit dem Wetter hattet ihr richtig Glück -wenn ich an die erste Reise denke.......:9999:
 
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mhensche
mhensche kommentierte
Vielen Dank. Ja, das Wetter war echt ein Geschenk. Da hatte Petrus offensichtlich was gut zu machen 😀
 
Super Bericht !!!
Macht Laune auf diese Reise.
Gruß
Anton57
 
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mhensche
mhensche kommentierte
Vielen Dank, Anton. Wenn es sich finanziell einrichten lässt -> machen 😃
 
Ein sehr schöner und interessanter Reisebericht, den ich gleich in unsere Highlights aufnehme... (y) (y) (y)
 
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mhensche
mhensche kommentierte
Oh, wow, vielen Dank, Bettina. Das freut und ehrt mich sehr.
 
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