Diesen Bericht habe ich relativ schnell nach dem Kauf im DSLR Forum geschrieben-- heute fällt mein Fazit für die D300 noch positiver aus.
Den Wechsel habe ich nicht bereut.
Dieser Bericht ist ein Streiflicht nach ca. 4 Wochen D300 Nutzung und kein wissenschaftlicher Test.
Im Vorfeld sei erwähnt, das ich mir nicht einbilde die D300 mache bessere Bilder, sei überhaupt die bessere Kamera und Nikon hätte mit der D300 den Stein der Weisen erfunden.
Ganz im Gegenteil- bis heute war Nikon für mich verbrannte Erde, (nach einer schlechten Erfahrung).
Nachdem ich einige Tage ein wenig lustlos mit der D300 herumgedoktert- sowie mich der Pflege meiner Vorurteile gewidmet hatte, begann mich die Kamera dann doch zu interessieren. Viele Knöpfe und das komplexe Menü bedürfen einer gewissen Einarbeitungsphase, allerdings ergibt vieles einen Sinn, hat man sich mal darauf eingelassen.
Das gute Gefühl beginnt wenn man die Kamera in die Hand nimmt, für mein Empfinden sollte sich eine Kamera so anfühlen. Die Belederung, die Rundungen- einfach perfekt, nur der Auslöser liegt für meinen Geschmack etwas zu weit oben am Gehäuse- da ist der Auslöser bei Canon besser positioniert.
Das erste was der geneigte Canon User vermisst, ist das geliebte Drehrad, den ungeliebten Joystick wohl eher nicht. Hat man sich allerdings an die Multifunktionswippe der Nikon gewöhnt, macht diese nachträglich betrachtet den griffigeren und funktionaleren Eindruck. Der Ein/ausschalter liegt da wo er hingehört und alle Knöpfe sind groß und gut zu treffen.
Die vielen Knöpfe und Schalter der Nikon sind für Umsteiger erst einmal merkwürdig, aber extrem funktionell und nach Umgewöhnung auch gut zu bedienen.
Ein großes Plus ist der helle 100% Sucher der D300, wenn man den einige male benutzt hat, fällt der Umstieg auf „weniger“ schon schwer. Mein Auge taucht geradezu ein in das klare Sucherbild.
Die 51 AF Felder sind ein viel diskutiertes Feature der Nikon, ob das nun zu viele Insgesamt- oder zu wenig Kreuzsensoren im Einzelnen oder was auch immer sind sei mal dahingestellt- was bleibt ist der Nutzen und der ist nicht zu unterschätzen.
Mühelos kann man Objekte verfolgen und ganz entspannt das richtige Messfeld auswählen, (solange die Kamera im Aufnahmemodus ist, reicht einfaches Nachführen mit der Wippe) die Kamera bleibt dabei ruhig in der Hand. Das Menü offenbart noch andere Spielarten des AF wie z.B. das 3D-Tracking, das habe ich einige Male probiert und kann mich damit nicht so recht anfreunden- vielleicht eine Frage der Gewohnheit.
Das ich persönlich den AF von Nikon für genauer als den der 40D halte, mag ein Gefühl sein und wird einfach durch zu wenig vergleichbare Bildsituationen gestützt. Was ich definitiv sehe ist, dass meine Ausschussrate geringer geworden ist. Ob das eine Folge des (besseren) AF- der Bedienung- der für mich besseren Kamerahandhabung- oder des öfter verwendeten VR in meinem 18-200 ist- entzieht sich meiner Kenntnis.
In der gleichen AL Testumgebung- D300/40D jeweils mit Tamron 17-50 2.8, lag die Nikon in der Trefferquote vorne. Meine 40D, die eine gute war, hatte in solchen Situationen manchmal das Problem, scharf zu melden aber nicht wirklich scharf zu stellen.
Das Display ist eine Klasse für sich, die Anzeige scharf und die Bildbeurteilung am Kameramonitor wird annähernd möglich. Noch wichtiger sind aber die Informationen die man über die entsprechenden Menüs erhält. Für mich ein Mehrwert, das Menü der Akkuanzeige. Zur Akkuerhaltung gibt es Informationen über Alter, Ladezustand sowie gemachte Bilder seit der letzten Ladung. Bei Verwendung des BG kann ich auswählen welcher Akku zuerst verwendet wird und so die Ladevorgänge der einzelnen Akkus gezielt steuern.
Das als Firlefanz abzutun halte ich für unangebracht wenn man die Preise für Originalakkus zugrunde legt. Die kameraeigene Hilfefunktion ist Unterwegs ein nicht zu verachtendes Feature, das im Besonderen Nikon-Neulinge schnell zu schätzen wissen
Insgesamt ist die Gefahr in den diversen Untermenüs etwas zu verstellen deutlich höher als bei Canon, hier ist gerade für Umsteiger Vorsicht geboten- bei Unsicherheit lieber mal die Kamera zurückstellen. Der Druckpunkt des Auslösers ist mir ein wenig zu sensibel, das hat bereits für manche „Spontanaufnahme“ gesorgt.
Mit BG erreicht die D300 8fps- es ist schon beeindruckend wenn die Kamera losrattert. Warum man dazu den BG braucht mag mir nicht recht eingehen- vielleicht gibt es dafür einen nachvollziehbaren technischen Grund.
Die ISO-Automatik empfinde ich als sinnvolle Erleichterung wenn es schnell gehen muss- sie entledigt aber nicht der Aufgabe die Anpassung für z.B. schnelle Bewegungen über die Verschlusszeitvorgabe bzw. Programmshift zu erledigen, meine Frau vermisst dafür das Sportprogramm von Canon.
Das wichtigste an einer Kamera ist natürlich das was „hinten raus kommt“ also die Bildqualität. Da gibt es Bereiche die mich überzeugen und andere wo ich weniger überzeugt bin.
Die Detailschärfe in Verbindung mit dem meist gut sitzenden Fokus haben mich von Anfang an sehr beeindruckt, das Rauschverhalten eher weniger. Innenaufnahmen mit wenig Licht haben viel Tiefe und sind sehr Detailreich. Bei Aufnahmen in heller Sonne sind mir die Farben zu kühl und die Bilder meistens zu hell, hier belichtet z.B. die 40D ein wenig gutmütiger. Der Hang zum Blaustich ist in vielen Lichtsituationen nicht zu leugnen und scheint aus einem ungünstig ausgelegten Weißabgleich zu resultieren. Das alles lässt sich natürlich korrigieren ist aber wohl „ab Werk“ so vorgesehen.
Das Rauschverhalten ist ähnlich der 40D wobei die D300 ab ISO 800 ganz ordentlich zupackt und je nach Einstellung auch mal zu viel des Guten tut, dann wirken die Bilder schnell sehr glatt. Ingesamt kann ich die oft attestierte Rauscharmut der D300 nicht ganz nachvollziehen, empfand aber auch das Rauschen der 40D als etwas höher bzw. unangenehmer als z.B. der 30D.
Der Hauptunterschied zu Canon liegt ganz klar in der Handhabung- und hier sehe ich Vorteile für die D300.
Meine anfängliche Zurückhaltung der Nikon gegenüber beginnt sich langsam in wirkliche Freude an der Arbeit mit der Kamera zu wandeln. Die Haptik, die vielen Möglichkeiten der Parametrierung und nicht zuletzt die Kombination mit dem mehr als brauchbaren Nikkor 18-200 VR, machen diese Kamera sehr flexibel einsetzbar. Mit ein oder zwei lichtstarken Festbrennweiten nach unten abgerundet, ergibt sich für mich ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten.
Wer sich gerne intensiv mit Kamera und Technik beschäftigt, einen fast perfekt verarbeiteten Body schätzt, einen AF sucht der meines Erachtens eine Liga höher spielt, gerne unterwegs Bilder bearbeitet- selektiert und bereit ist etwas mehr zu investieren, der liegt mit der D300 sicher richtig. Mein Umstieg wurde durch eine günstige Gelegenheit gefördert, nachträglich betrachtet wäre es mir sogar mehr wert gewesen.