Auf jeden Fall sollte man sich überlegen, wofür man ein (oder mehrere) solche Objektive nutzen will. Ein längerbrennweitiges (wie das 85er) ist hauptsächlich wegen der Tilt-Funktion eher in der Produktfotografie zu Hause, die kürzeren Weitwinkel zum Ausgleich stürzender Linien mittels Shift in der typischen Architekturfotografie (Innen wie außen).
Für letztgenannte habe ich mir vor ein paar Monaten das Laowa 20mm/f4 (NUR Shift!) gegönnt, ich fotografiere gern in Städten, dort noch gerner Fachwerkhäuser. 20 mm hat sich für meine Motive schon als die richtige Brennweite herausgestellt, damit habe ich schon mal gegenüber 24 mm mehr "Raum", man muss natürlich dennoch seinen Aufnahmestandpunkt sehr überlegt setzen. Noch weitwinkligere Shift-Brennweiten wie 17 oder gar 15 mm kann ich zumindest im Moment wohl eher nicht bändigen.
An die Adaption des Canon 24 mm hatte ich vorher auch schon gedacht, mit einem passenden Adapter kam ich aber zusammen mit einem gebrauchten Objektiv immer noch auf locker 1800 € - wie auch das Nikon 19 mm definitiv außerhalb meines Budgets.
Das Laowa gabs als "Black Friday" für knapp über 1200, selbst dabei musste ich mehrfach trocken schlucken, schließlich ist das nicht unbedingt ein Objektiv für alle Tage.
ABER: Mittlerweile ist das tatsächlich mein Lieblingsobjektiv geworden, ich suche nun meine Motive ganz anders aus, suche den passenden Standpunkt noch genauer, warte noch mehr auf das passende Licht - für mich ist es das Spezialobjektiv, was für andere ein langes Tele für Wildlife oder ein hochöffnendes für Portraits ist. Wie dort auch: Man geht mit dem fertigen Bild nach Hause, ohne nun, wie ich in einem anderen Beitrag schon schrieb, erst in der EBV noch lange die Proportionen zurechtzuzupfen.
Dann kommt gerade bei den Laowas ein anderer Punkt noch zum Tragen: das Objektiv lässt sich ganz prima aus der freien Hand verwenden! Natürlich ordentlich Licht vorausgesetzt. Aber man kann wegen der tollen Drehringe zum shiften die Kamera wie beim zoomen halten, gegenüber den kleinen Schräubchen an den mir bisher bekannten Shift-Objektiven ein wirklich praxisgerechter Mechanismus.
Natürlich gibt es bei diesem Objektiv auch negatives zu melden: Es hat keinerlei elektrische Kontakte, daher auch keine Exif-Daten, und es hat (noch) kein Profil in Lightroom. Und ein Stativanschluss VOR dem Shiftmechanismus wäre schön, um mittels festtehender Frontlinse und rotierender Kamera parallaxenfrei große Panoramen zu knipsen. Laowa bietet ja so einen Rahmen dafür an, kostet aber auch sportliche 350€.
Dann hier noch mein Hinweis auf den Tilt-/Shift-Guru Keith Cooper, kennt sicher auch schon der eine oder die andere hier:
Haptsache Meldungen und Klicks generieren - hat ja auch was so ein Gechichtsunterricht.