Hi,
in den Fotos sehe ich einen ziemlichen Widerspruch zwischen Motiv und Bildsprache. Das Mädchen ist (in den Augen eines 45jährigen) durchaus schrill gestylt, steht in einer einigermaßen dazu passenden Umgebung, aber die Fotografie ist eher reproduzierend. Keine eigene stilistische Stellung.
Bild 3 (ganz unten): Man kriegt echt Mitleid mit dem Mädel und möchte sagen: Nein, Du musst nicht so rumlaufen! Kannst Dir gleich nach dem Shooting den Piercingschrott rausmachen und die Haare kriegen wir auch wieder hin...
Bild 2 (Mitte): Stellt die Frage: Warum lehnt die an der Wand? Warum guckt die so traurig? Warum ist die Hand unscharf? (wo doch Männer Frauen so gerne auf die Hände schauen...) Warum dieses softige Licht, das trotz der Weichheit am Wesentlichen vorbeileuchtet?
Bild 1: (oben): "Ein netter Schnappschuss!" wird der unbedarfte Betrachter denken, wer genauer guckt, sieht, dass da einer sich die Mühe gemacht hat, eine Softbox oder einen Schirm aufzustellen. Immerhin.
Ansonsten steht da halt ein nettes Mädchen und hält die Wand fest.
Und der Fotograf wollte ganz viel richtig machen: Hat ein weiches Licht gemacht, eine schöne Location ausgesucht und von schräg fotografiert, weil das dem Bild Tiefe gibt.
Heh! Wer sich soviel Mühe gibt und Unbequemlichkeiten auf sich nimmt, um schrill auszusehen, der hat ein bisschen schrille Fotografie verdient. Oder was ganz klassisches.
Also entweder: nix Softbox, sondern hartes Licht, Handblitz auf der Kamera, von vorne, richtig nah ran, nicht so rumschmeicheln. Draufhalten, nicht mühsam einen auf gute Fotografie machen.
Trash-Outfit ---> Trash-Fotografie!
Man kann eine Kamera auch schief halten und damit wackeln!
Blitz und Dauerlicht kombinieren! Und dabei wackeln! Expermentieren.
Vorher nachdenken: Welche Aussage soll rüberkommen? Mit welchen fotografischen Stilmitteln mache ich das?
Oder: ein richtig klassisches Portrait: Neutraler Hintergrund, weiches Licht, selbstbewusster Blick in die Kamera "Hier bin ich, so bin ich, so will ich das. Und nicht anders!"
Also weitermachen! Aber nicht so brav!
Grüße
Christian