Fehlersuche in der Kameraelektronik: Einfache Messungen mit dem Oszilloskop

Ando

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Anleitungen zur Fehlerbehebung in Repair Manuals für Kameras ermöglichen es, Probleme zu finden und zu beheben, ohne detaillierte Kenntnisse einer Schaltung oder Mechanik zu haben.

Dazu arbeitet man Entscheidungsdiagramme mit Ja und Nein ab und führt die gegebenen Anweisungen aus, z.B. in Form von Spannungsmessungen oder Überprüfung mechanischer Einstellungen.

So haben auch Laien eine Chance, eine Reparatur erfolgreich durchzuführen.

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LCD-Probleme: Fehlersuche in der Nikon F3-Schaltung


Multimeter: Fixe Werte messen

Für die Messung von festen Spannungs- und Widerstandswerten, die in der Elektronik häufig durchgeführt wird, reicht ein günstiges Multimeter mit ausreichend genauer Anzeige aus.

Dabei geht es meist nur darum, festzustellen, ob ein Wert plausibel ist oder nicht, nicht aber um millivolt- oder milliohmgenaue Messungen.

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Oszilloskop: Spannungsverläufe über Zeit ermitteln

Um Spannungsverläufe messen zu können, benötigt man ein Oszilloskop.

Die damit ermittelte Messkurve zeigt, wie sich eine Spannung über einen bestimmten Zeitraum verändert, z.B. innerhalb einer Mikrosekunde.

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Solche periodisch wechselnden Spannungen treten beispielsweise in digitalen Kameraschaltungen mit einem Oszillator auf, der für die Taktung von Signalen zuständig ist.

Auch hier geht es nur darum, einen Spannungsverlauf ausreichend genau aufzuzeichnen, also ob der Verlauf beispielsweise ein regelmäßiges Rechteck darstellt oder von dieser Form abweicht.


Einfach und günstig reicht aus

Oszilloskope bieten eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten, die zum Abarbeiten von Anleitungen zur Fehlerbehebung in Kameras meist nicht notwendig sind. Daher reicht es aus, in ein einfaches und günstiges Gerät zu investieren.

Ich arbeite mit einem kleinen digitalen Oszilloskop, das etwa 30 EUR/32 USD kostet. Nach kurzer Einarbeitungszeit ist es einfach zu bedienen und für den vorgesehenen Zweck ausreichend.


Um Messpunkte präzise erfassen zu können, ist als Zubehör ein Tastkopf sinnvoll, der anstelle der Klemmen an das Oszilloskop angeschlossen wird (siehe Bild oben).


Signale gegen Masse messen

An einen Messpunkt angeschlossen misst ein Oszilloskop das Signal gegen Masse, bei Kameras ist das das Metallgehäuse.

Auf dem Display des Oszilloskops wird dann der Spannungsverlauf angezeigt, der mit der Angabe im Repair Manual verglichen werden kann.

So lassen sich Fehler in einer komplexen Schaltung leicht finden, sofern sie im Repair Manual aufgeführt sind.

Vielleicht fehlt ja in der DIY-Werkstatt noch ein kleines und einfaches Oszilloskop 😌


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Alle Angaben ohne Gewähr, Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.
 
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Lieber Ando,

es freut mich, daß Du solche Dinge verstehst und hier erklärst.
Es gibt allerdings Leute (wie mich), die schon vor normalen Betriebsanleitungen so viel Respekt haben,
daß sie diese "Repair Manuals für Kameras" gar nicht erst anfassen. Da fehlen, selbst in deutscher Sprache, die Grundbegriffe. Auch kommt man als Laie ohne Kenntnis gar nicht erst an die Meßpunkte. Der Schaden, wenn ein Mensch ohne Ahnung an eine halbheile Kamera geht, ist da eher durch eine vielfältige Unordnung noch zusätzlich.

Vermutlich verstehen @Beuteltier und @svantevit Dich, aber die haben sicher schon so ein Meßgerät.

Danke, trotz allem für Deine Mühe, den Unkundigen Kunde zu verkünden. :rolleyes:
 
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svantevit
svantevit kommentierte
Finde ich ebenfalls sehr beachtenswert wenn man sich wie Ando so intensiv hineinfuchst
und Stück für Stück Erfahrungen sammelt und uns teilhaben läßt.
Meine Kenntnisse beschränken sich auf mechanische Reparaturen, Restaurationen.
Erstaunlich jedoch, welche Art von Meßgeräten die Chinesen bezahlbar anbieten.
So ein kleines USB Spannungsprüfer Testgerät mit Display habe ich mir auch schon gekauft.
Interessant was man alles damit nachprüfen kann. Für mich jedoch mehr Spielerei um mal den Handyakku zu testen oder andere Quellen.
Mit Oszilloskop kann ich nichts anfangen und werde es wohl auch nicht mehr.
Trotzdem, was es mittlerweile nicht alles gibt ...ist schon Wahnsinn.
 
Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Hallo Kay,
natürlich verstehe ich diese Dinge (habe das ja schon in der RF&FS-Techniker-Ausbildung gelernt) - so ein Oszilloskop habe ich aber noch nicht:
Ich bräuchte es viel zu selten, als dass ich die großen Röhren-Oszis mit denen ich gelernt und später gearbeitet habe mir in die Werkstatt stellen würde. Ein kleines digitales Speicheroszilloskop ähnlich dem des von Andreas erwähnten habe ich mir nun gekauft.
 
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Lieber Ando,

es freut mich, daß Du solche Dinge verstehst und hier erklärst.
Es gibt allerdings Leute (wie mich), die schon vor normalen Betriebsanleitungen so viel Respekt haben,
daß sie diese "Repair Manuals für Kameras" gar nicht erst anfassen. Da fehlen, selbst in deutscher Sprache, die Grundbegriffe. Auch kommt man als Laie ohne Kenntnis gar nicht erst an die Meßpunkte. Der Schaden, wenn ein Mensch ohne Ahnung an eine halbheile Kamera geht, ist da eher durch eine vielfältige Unordnung noch zusätzlich.

Vermutlich verstehen @Beuteltier und @svantevit Dich, aber die haben sicher schon so ein Meßgerät.

Danke, trotz allem für Deine Mühe, den Unkundigen Kunde zu verkünden. :rolleyes:

Mit der Elektronik ist es nicht ganz so kompliziert, wie ihr Ruf behauptet ;)

Eines der besten Bücher für den guten Einstieg, das ich sehr empfehle:

 
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Es gibt für Laien keine einfache Messung mit dem Oszilloskop. Da muß man wissen was man messen will und wie es
gemacht wird. Und wie man die Anzeige dann auswertet.
Ein Spannungsmesser zeigt klar die Spannung an, kann jeder ablesen. Messen mit dem Oszilloskop ist ganz was anderes.
Setzt Fachwissen und Erfahrung vorraus.

Und der Laie hat in der Regel keine Chance seine Kiste zu reparieren, der kann noch nicht mal mit dem Schaltplan umgehen.
Wenn er denn überhaupt einen hat.
Ando gehe nicht von deinem Wissen aus.
 
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Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Andreas hat sich das alles selbst beigebracht - ohne Basis-Wissen wie ich!
 
Ando
Ando kommentierte


Richtig, in die Elektronik hab ich mich ohne Vorkenntnisse eingelesen und dann zwei Fernlehrgänge dazu gemacht. Das war Skriptenstudium.

Das Reparieren kam nebenbei.
 
Da muß man wissen was man messen will und wie es gemacht wird.
Na klar, ist das nicht bei jedem Thema so?

Diese Grundlagen-Beiträge sind doch auch zum späteren Nachschlagen nützlich, wenn jemand ein akutes Problem hat und sich die Infos zusammengoogelt. Dann ist derjenige auch motiviert sich einzuarbeiten. So kompliziert ist eine Kurve der Spannung vs. Zeit auch nicht, das kann man als motivierter Laie hinbekommen und vielleicht holt man sich ja Hilfe bei Elektronikbastler nebenan.
 
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Ando gehe nicht von deinem Wissen aus.

Natürlich gehe ich von meinem Wissen aus, sonst könnte ich zu diesen Themen nichts schreiben.

Wer noch überlegt, ob er sich mit Kamerareparaturen beschäftigen möchte, interessiert sich eventuell für diesen Beitrag:


Man braucht keine Ausbildung zum Elektroniker, um eine Kamera wieder zum Laufen zu bringen, aber Grundlagenwissen hilft (s. Buchempfehlung oben).

Spannungsmessungen sind keine Hexerei, egal ob mit Multimeter oder Oszilloskop.

Einarbeiten muss man sich natürlich immer. Aber das ist bei allen Themen so.
 
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soulbrother
soulbrother kommentierte
Solange es nicht sicherheitsrelevant ist (wie vieles an einem Fahrzeug), oder wenns um etwas gefährlichere Elektronikgeräte geht (Brand-, Explosions- Hochspannungs- oder andere Gefahren) kann mna sich alles anlernen ohne fundierte Ausbildung.
Dennoch sollte man immer an evtl. Gefahren denken und die sind vielfältig, die eben während der Basteleien als auch danach auftreten könnten.
Safety first!
(und ja, ich darf mitreden, hab auch mal den R+FS Techniker gemacht... darf gar nicht daran denken, wieviel Blödsinn wir da angestellt haben ;-) )
 
Ando
Ando kommentierte


Zum Thema Sicherheit siehe auch

 
Es gibt für Laien keine einfache Messung mit dem Oszilloskop. Da muß man wissen was man messen will und wie es
gemacht wird. Und wie man die Anzeige dann auswertet.
Ein Spannungsmesser zeigt klar die Spannung an, kann jeder ablesen. Messen mit dem Oszilloskop ist ganz was anderes.
Setzt Fachwissen und Erfahrung vorraus.

Selbstverständlich gibt es einfache Messungen mit dem Oszilloskop, die nicht schwieriger als mit einem Multimeter zu machen sind.

Gleichspannungsmessung: Nimm eine Batterie, verbinde den negativen Anschluss des Oszilloskops (COM) mit dem Minuspol und den positiven Anschluss (via Tastkopf oder Klemme) mit dem Pluspol.

Am Oszilloskop wirst du eine Linie sehen, die die Spannung im Gitterraster anzeigt oder als numerischer Wert ausgegeben wird.

Viel mehr passiert auch bei dem Einsatzzweck, den ich hier beschrieben habe, nicht. Außer, dass mit Gleichspannungen gearbeitet wird, die sich periodisch ändern, zB in Form einer Rechteckkurve.

Die vergleicht man mit der Vorgabe und man sieht sofort, ob es passt oder nicht.
 
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of51
of51 kommentierte
Ich will das jetzt hier nicht weiter vertiefen. Auf Arbeit haben wir das Ding hauptsächlich für Frequenzabgleich,
Frequenzmodulation usw eingesetzt. Auch Oberwellenmessung bei Motorsteuerungen die Probleme bereitet haben.
Der "normale" Elektriker wollte von einem Oszilloskop nichts wissen.
 
Einschränkungen und Besonderheiten bei der Fehlersuche in Kameraschaltungen

Natürlich kann man auch ohne Troubleshooting-Anleitungen die Schaltung beliebig mit Multimeter und Oszilloskop durchmessen.

Ob dies bei der Fehlersuche weiterhilft, hängt von den Schaltplänen im Repair Manual ab, die meiner Erfahrung nach jedoch nicht besonders aussagekräftig sind. Spannungsangaben und Bauteilewerte werden meist nicht angegeben, ebenso wenig sind integrierte Schaltkreise dokumentiert, die den Hauptteil der Kameraelektronik enthalten.

Auch Schaltungsbeschreibungen und Funktionserklärungen sind nicht immer vorhanden oder nicht ausreichend.

Ein besonderes Handicap bei der Fehlersuche in der Elektronik einer Kamera ist die Notwendigkeit, die Kamera mehr oder weniger tief zu zerlegen, um an die – meist flexible – Platine zu gelangen. Teile der Kamera sind dann nicht mehr mit der Schaltung verbunden, was die Messwerte beeinflussen kann. Eventuelle Reparaturen oder Anpassungen an der Schaltung können so auch nicht sofort überprüft werden, sondern erst nach dem Zusammenbau der Kamera.

Kameras ab etwa Ende der 1980er-Jahre benötigen zudem oft Herstellersoftware oder -geräte für Einstellungen und Justagen, die nicht mehr erhältlich sind.

Man ist also auf sein eigenes Wissen und seine Erfahrung angewiesen, um hier weiterzukommen.
 
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Man kann es auch zusammenfassen:

Je höher entwickelt die Elektronik einer Kamera ist, desto geringer die Chancen als DIY, einen Fehler zu finden und zu korrigieren.

Aber man soll nichts unversucht lassen ⚔️😌
 
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Beuteltier
Beuteltier kommentierte
Für einen Servicetechniker ist die höher entwickelte Elektronik der heutigen Kameras insofern eher eine Erleichterung, weil man auf diesen hoch integrierten Multilayerplatinen gar keine Chance hat, irgendein einzelnes Bauteil als defekt zu identifizieren geschweige denn, es auch ersetzen können. Für einen Kunden ist die höher entwickelte Elektronik der heutigen Kameras nur insoweit eine Verbesserung, wie die teure Arbeitszeit des Servicetechnikers zur Reparatur der Kamera verkürzt wurde - dafür sind aber die Preise für die auszutauschenden Baugruppen viel höher als die Preise einzelner Bauteile es waren...
 
Ando
Ando kommentierte
Ich denke, dass auch bei der F3 aufwärts, Minolta X-700 etc. in den Service Centers der Hersteller gleich die ganze Platine getauscht wurde, wenn es Elektronikprobleme gab. Das konnte man lernen, trainieren und ging sicher rascher, als auf Fehlersuche zu gehen.
 
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