... wenn ne neue Papier-Charge anfing oder die Chemie neu angesetzt wurde oder ein Fujifilm-Negativ statt einem Kodak-Negativ vorlag, wieder auf eine neutrale Farbe zu kommen.
...
die Chemie wurde NIEMALS neu angesetzt, sondern immer nur "aufgefrischt"
Pro entwickeltem Film oder Papier wurde eine bestimmte Menge eines speziellen (konzentrierteren) Ansatzes zugegeben.
Dazu hatte ich ein besonderes Erlebniss.
Eines schönen Sonntags bekam ich einen Anruf vom Laborleiter. Die Mieter in der Etage eins tiefer hätten sich beschwert, aus der Decke tropfe es. Der Farbentwicklertank der E6 (Dia) Maschine war gerissen, und ca 200 l Entwickler hatten sich im Labor verteilt.
Der Tank war schnell repariert, aber danach fing das Drama erst an.
Durch den Neuansatz des Farbentwickler war keine gleichmäßige Entwicklung mehr möglich. (Jede Woche wurde ein Teststreifen entwickelt und zu Kodak zur Auswertung geschickt ob die Farbe passt). Die haben sehr schnell mitbekommen das bei uns nichts mehr passte und fingen an richtig Ärger zu machen. Ein "Obermohr" von Kodak tauchte bei uns auf und machte den Laborleiter zur Minna. Wir hätten sofort mit der E6 Entwicklung aufhören müssen und uns bei Kodak melden bzw. die Filme zu Kodak schicken sollen. Einfach neu Ansetzen und Weiterarbeiten als wäre nichts gewesen ginge in einem zertifizierten Fachlabor gar nicht.
Nach 14 Tagen Ununterbrochener Entwicklung, 24 Stunden einen Film nach dem Anderen durchjagen. sowie gezielter Alterung (Tropfenweise Umkehrbad in den Farbentwickler träufeln) hatten wir den Prozess wieder so weit im Griff, das Kodak bei den Teststreifen Entwarnung gab.
Emulsionswechsel konnten wir dadurch vermeiden, das immer sehr große
Mengen Papier gekauft wurden und in 2 großen Kühlräumen gelagert wurde. 4-5 Monate Vorrat war üblich.
Für jeden Filmtyp hatten wir Erfahrungswerte, so das die erste Filterung meist schon sehr nahe am Optimum lag. Unangenehm waren -nach meiner Erinnerung- nur die Agfafilme, die nicht mit C41 (Kodak Negativprozess) entwickelt wurden. Und alte unmaskierte Negative die es damals noch (aber sehr selten) gab.
Ich möchte die Zeit als Fotolaborant nicht missen, ich habe durch die Zusammenarbeit mit renommierten Fotografen sehr viel gelernt.
Zurück möchte ich dennoch nicht. Im Winter habe ich selten natürliches Tageslicht gesehen. Morgens bei Dämmerung ins Labor. Tagsüber nur künstliches "Normlicht" und abends war es wieder schon wieder dunkel.
Ach ja, zum Thema Rotlicht: Im Farblabor war absolute Dunkelheit Pflicht. Es gab zwar (ich glaube es waren) Natriumdampflampen, die ein sehr dunkles Gelbes Licht erzeugten, aber, vor allem in der Großvergrößerung, gab es damit Schleier.