Fachwerk in Nordhessen - schizophren wie der Monat November

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Der November hat für mich zwei Gesichter. Die Farben des Oktobers sind verschwunden, im Nebel wird die Welt grau und melancholisch, etwas morbide eben. Andererseits ist der November der Monat der ersten Weihnachtsmärkte, der Lichter in unseren Städten.
Für mich ein Monat, der gegensätzliche Eindrücke miteinander verbindet.

Ähnlich geht mir es, wenn ich mit der Kamera durch die wunderschönen nordhessischen Fachwerktstädte gehe. Licht und Schatten liegen da mitunter sehr nahe beisammen (im Fall von Fritzlar gerade mal gut 200-300m auseinander).

Schöne alte Fachwerkhäuser am Marktplatz der Stadt, der letztes Jahr liebevoll saniert wurde.
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verlassenes Haus, das keine 3 Minuten vom Zentrum der Stadt entfernt liegt.
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Um nicht falsch verstanden zu werden. Ich weiß, wie aufwändig die Unterhaltung eines Fachwerkhauses ist (kenne das von Verwandten) und ich weiß auch, dass in den ländlichen Regionen die jungen Leute aus beruflichen Gründen oft abwandern müssen.

Und dennoch blutet mir irgendwie das Herz, wenn ich diese alten Gebäude in so bedauernswertem Zustand sehe. Da verrottet ein Stück lebendiger Geschichte in unseren Städten und vor unseren Augen, auch wenn der Zerfall ja irgendwie auch den Reiz des Morbiden hat.
 
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Als gebürtiger Nord-Hesse blutet mir bei sowas auch immer das HErz, da ich so ein Haus aber fast mal gekauft hätte kenne ich auch diverse Gründe für so einen Zustand:

- zerstrittene Erbengemeinschaft
- völlig widersprüchliche Anforderungen von Denkmalamt/Bauamt/Brandschutz
- das sind oft gewachsene Strukturen, bei "meinem" Haus ging der Keller bis unter das Nachbarhaus, der Nachbar weigerte sich aber seit Jahren eine Dienstbarkeit eintragen zu lassen. Theoretisch hätte man seinen eigenen Keller nicht betreten können, zudem nutzte er "sein" Grundstück, also den Keller.
 
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Als gebürtiger Nord-Hesse blutet mir bei sowas auch immer das HErz, da ich so ein Haus aber fast mal gekauft hätte kenne ich auch diverse Gründe für so einen Zustand:

- zerstrittene Erbengemeinschaft
- völlig widersprüchliche Anforderungen von Denkmalamt/Bauamt/Brandschutz
- das sind oft gewachsene Strukturen, bei "meinem" Haus ging der Keller bis unter das Nachbarhaus, der Nachbar weigerte sich aber seit Jahren eine Dienstbarkeit eintragen zu lassen. Theoretisch hätte man seinen eigenen Keller nicht betreten können, zudem nutzte er "sein" Grundstück, also den Keller.


Absolut einverstanden. Habe ja auch oben geschrieben, dass ich die vielfältigen Herausforderungen eines solchen alten Hause ja durchaus kenne.

Und auf der Arbeit bekomme ich eben auch mit, dass viele junge Leute Richtung Rhein-Ruhr oder Rhein-Main ziehen, weil es in den ländlichen und damit meist strukturschwächeren Regionen in bestimmten Berufsfeldern kaum Angebote gibt.

Und wer eine Wohnung im Speckgürtel von z.B. FFM finanzieren muss, der kann ich vielen Fällen die Kosten für ein weiteres Haus nicht stemmen. Ist verständlich aber für die kleinen Städte ein schwieriges Problem.

Dennoch ist Fritzlar absolut einen Besuch wert ... schon alleine wegen des Doms und der eindrucksvollen Stadtmauer mit den vielen noch erhaltenen Türmen.
 
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Die meisten Häuser in der Fritzlar, also innerhalb der Stadtmauern sind in einem guten Zustand ... in meiner Heimatstadt sieht es da leider anders aus in der Altstadt.

Irgendwie fand ich den Kontrast auf so kurzer Distanz aber irgendwie zum Monat passend.

Damit von Fritzlar aber kein falscher Eindruck entsteht, hier noch einmal zwei Bilder.

Eingang zum Dom (der übrigens einen sehr sehenswerten Domschatz enthält und einer der wichtigen romanischen Kirchenbauten Nordhessens ist)

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Eine kleine Gasse in der Nähe des Marktplatzes

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Was wären für mich als Ösi, dem es in heimatlichen Gefilden an Fachwerkhäusern mangelt, denn themenbezogene, besuchenswerte Städtchen? Aber ich meine nicht die renovierten abgeleckten, sondern die naturbelassen, in Würde gealterten.
 
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