Ich besitze 2 Nikon F FTN, eine in chrom, die andere in schwarz, wobei die schwarze sogar eine "Apollo" ist, also eine F der letzten Serie, an der bereits der kunststoff-überzogene Schnellschalthebel der F2 verbaut wurde.
Beides sind sehr schöne Kameras, die etwas umständlicher zu bedienen und handhaben sind als das berühmte Nachfolgemodell, die F2. Für den Anwender, der eine robuste mechanische Kamera sucht, würde ich daher eher die F2 empfehlen. Hat ebenfalls Kultstatus und wird in Deutschland häufiger angeboten als die F.
Wenn Du Englisch kannst und Dich in das Nikon F- und F2-Thema einlesen willst, empfehle ich Dir die
Classic Camera Profiles von Stephen Gandy aus Los Angeles, und dort in die Rubrik "Nikon SLRs". Stephen ist die Autorität in Sachen klassischer Kameras in den USA, Mitglied der Nikon Historical Society, Importeur für Cosina-Voigtländer, Gebrauchthändler, Inhaber einer Reperaturwerkstatt, welche die angeblich nicht reparierbaren Photomic-Sucher wieder instandsetzt und und und. Vor allem: er hat nicht nur Ahnung und kann gut schreiben, sondern hat als pragmatischer und preisbewusster US-Amerikaner nie die Bedürfnisse des Anwenders aus dem Blick verloren.
Nun noch ein paar Tipps von mir:
Leider sind die Photomic-Sucher, und speziell die in der F, nicht gerade ein Wunder an Präzision. Dazu kommt, dass sie auf Betrieb mit Quecksilber-Batterien 1.35 Volt ausgelegt sind. Und die "Hasenohren"-Blendenkupplung macht das Ansetzen eines Objektivs komplizierter als nötig. Ein guter Handbelichtungsmesser, der sowohl Licht- als auch Spotmessung bietet, misst besser, ist allerdings in der Anschaffung teuer. Für den Anwender gibt es vor allem einen Grund, eine F mit Photomic zu kaufen: sie ist im allgemeinen billiger zu haben und wird wesentlich häufiger angeboten als die Ausführung mit dem spitzen, belichtungsmesser-losen "Eyelevel"-Sucher, denn diese Sucher sind auf dem Markt seltener als die diversen Photomics. Ich konnte einen "Eyelevel" zu einem halbwegs günstigen Preis als Zubehör ergattern, mir wurden diese Sucher auf Börsen aber auch schon zu unverschämten Preisen angeboten.
Besonders teuer sind F mit angesetzem Motor, ganz besonders teuer sind solche Combos in schwarz und in gutem Zustand. Makellose Vitrinenstücke können schon mal 2000 EUR kosten. Fs ohne Motor und mit den üblichen Gebrauchsspuren, aber voll funktionsfähig, sollten maximal 300 EUR kosten.
Zum Film laden muss die Rückwand abgenommen werden, der popelige Standard-Schnellschalthebel passt nicht so recht zu der ansonsten soliden Kamera, und beim Auslösen klackt es laut und deutlich. Blitzgeräte lassen sich nur per Zubehörschiene oder spezielle Adapter anschließen. Spiegelvorauslösung gibt es, kostet aber ein Bild auf dem Film. Die Riemenösen der ersten Serien sind aus zu weichem Stahl und daher häufig abgenützt. Die Motoren müssen an jede Kamera speziell justiert werden - einfach den Motor von Kamera A zu Kamera B wechseln is nich. Generell ist die F eine sehr archaische Kamera, was besonders im Vergleich zur F2 auffällt, die zwar auch nur eine mechanische SLR ist und manche Zubehörteile der F, z.B. die Einstellscheiben, weiter verwenden kann, die aber in vielen Details deutlich verbessert wurde.
Wenn Du eine wirklich präzise Belichtungsmessung haben möchtest, musst Du zur F3 greifen. Die tut nicht ohne Strom und hat auch ein paar Macken, aber ist für mich immer noch eine Traumkamera und das fazinierendste Produkt, das Nikon je gebaut hat.
Letzter Tipp: wenn Du einen Kriegsberichterstatter mit Nikon F Eyelevel in Aktion sehen willst, besorge Dir den Kultfilm
Apocalypse Now von Francis Ford Coppola. Seit einigen Jahren als "Directors Cut" auf DVD erhältlich. Der Fotograf wird von Dennis Hopper dargestellt und taucht gegen Schluss des Films auf.
Auf jeden Fall viel Freude mit der Nikon F !!
Uwe