In Zeiten von Analog-Fotografie war das [d. h. die Entfernungsskala] wohl sehr wichtig, wo man noch mit externem Belichtunsmesser gearbeitet hat, und so die Info über Abstand von Motiv zur Filmebene hatte, um z.B. und Belichtungszeit, sowie Blitze richtig manuell einstellen zu können.
Nicht nur für die Belichtungsmessung. Das war eher Nebensache.
Bei den Sucherkameras ohne Messsucherkopplung, wie den Schraubleicas, aber auch vielen anderen Modellen bis in die sechziger Jahre, war die Entfernungsskala die einzige Möglichkeit, überhaupt scharf fokussieren zu können. Man hat die Entfernung geschätzt oder einen Entfernungsmesser genommen und den gemessenen Wert manuell auf den Fokusring übertragen. Das ging ohne Entfernungsskala überhaupt nicht.
In dem Zusammenhang ist auch die Schärfentiefenskala sehr nützlich. Damit kann sehr leicht die Hyperfokalentfernung eingestellt werden. Man wählt die Blende vor, stellt die Entfernung so ein, dass die eine zur Blende gehörende Schärfentiefenmarkierung auf Unendlich zeigt, und an der gegenüberliegenden Schärfentiefenmarkierung sieht man direkt, ab welcher Entfernung alles scharf ist.
Die alten Lehrbücher haben ganze Kapitel dieser Art der Fokussierung gewidmet.
Gelegentlich mache ich das heute noch so, insbesondere dann, wenn der Autofokus nicht möglich ist und die Fokussierhilfen versagen, zum Beispiel bei nächtlichen Langzeitaufnahmen, oder bei Landschaftsfotografie, weil's da schneller ist.
Mit dem Aufkommen der Spiegelreflexkameras hat diese Art der Fokussierung an Bedeutung verloren. Als Kontrolle, ob die Fokussierung ungefähr stimmt, ist die Entfernungsskala trotzdem nützlich.
Den Verlust der Entfernungsskala und Schärfentiefenskala, z. B. bei Objektiven mit Fokus-by-Wire, empfinde ich als echten Rückschritt.