Hallo, in der nächsten Woche habe ich die Chance bei einer Sport/Turnshow in einer großen Kongresshalle Fotos zu machen.
Mal ein paar grundsätzliche Sachen zum Anliegen: Hast Du die Chance oder musst "Du" von einer Turn-Gala Aufnahmen machen? Bei ersteren kannst gerne mit Deiner Kamera üben und diverse Defizite im Body und der vorhandenen Objektive feststellen. Danach solltest Du dann aber recht genau wissen, wo es mit der Technik hapert und was so die Lösungen für die Zukunft sein sollten.
Wenn "Du" aber Aufnahmen von einer Turngala machen musst, solltest Du den Job lieber weiter delegieren
.
Sport/Turnshows (jeglicher Art) zeichnen sich ansonsten allgemein durch miserables Licht und sich zudem durch ständig komplett ändernde Licht-Setups aus, wobei die Athleten meist im Halbschatten oder Gegenlicht stehen, wenn sie überhaupt einmal durch einen Spot ausgeleuchtet werden oder er sie trifft. Auch wechseln bei derartigen Shows ständig Einzel- und Gruppenvorführungen und Du musst mit Deiner Kamera so sicher sein, dass Du die Objektive auch in kompletter Dunkelheit wechseln kannst, von der Verwendung der Kamera selbst einmal völlig abgesehen.
Habt ihr für mich Tipps für meine Kamera-Einstellungen?
Vorhanden:
Nikon D7100
Objektive: 50mm 1,4 und 18-140 mm 3,5-5,6
Für den Zweck, und das sage ich aus Erfahrung, wirst Du mit allen drei Sachen nicht glücklich werden. Die D7100 leidet mindestens an der Treffsicherheit des AFs, das 50mm ist völlig unflexibel und das 18-140 auf jeden Fall eine Sonnenbrille für den Sensor.
Bisher habe ich Sport in Turnhallen bzw. im freien aufgenommen.
Das ist eine völlig andere Preislage, den in den Turnhallen hast Du im Vergleich zu einer Show noch fast ideale Lichtverhältnisse. Meistens erfolgt die Beleuchtung einer Show/Turngala zudem den Preisvorstellungen irgendeines Kassenwartes und dann ist endgültig Schluss mit Fotografieren.
Worauf muss ich gerade bei der dunklen Beleuchtung mit Scheinwerfern usw. beachten?
Die Scheinwerfer sind noch das geringste Problem, denn Sport hat ja irgendetwas mit schneller Bewegung zu tun und das verträgt sich selten mit sehr wenig vorhandenem Licht
. Deshalb ein paar grundsätzliche Empfehlungen:
ISO: Unter ISO3200 läuft auf derartigen Veranstaltungen wenig und deshalb sollte die Kamera Aufnahmen mit diesen ISO-Werten rauschfrei erzeugen können. Besser wären dann schon brauchbare ISO 5000/6400/8000, damit die erzielten Verschlusszeiten im erträglichen liegen.
Objektive: Du benötigst in jedem Fall ein Standard-Zoom mit gutem Weitwinkel, um die Gruppen fotografieren zu können, während für Einzelkünstler ein normales Tele-Objektiv (ala 70-200) ausreicht. Eigentlich müsste ich Dir jetzt noch ein WW empfehlen, aber da sollte man doch lieber schnell in den Zuschauerrängen "hoch rennen"
.
Blende: Blende f2.8 ist eigentlich Pflicht, in jedem Fall beim Tele. Beim Standard-Objektiv macht es zur Not auch f4.0, aber alles drüber endet im Ausschuss.
Verschlusszeit: Wenn Du bei ISO3200 und f8 auf Zeiten von 1/250 kommst, dann hast Du gutes Licht
. Besser wären minimal 1/400 und optimal 1/1250. Letzters wirst Du aber nur im Idealfall erreichen.
Auto-Fokus: AF-C ist Pflicht und eine Kamera die ein solides AF-Modul besitzt (die D7100 gehört nicht dazu). Besser ist es auch, per kurzem Dauerfeuer die Teile der einzelnen Show einzufangen, denn es gibt bei jedem Sport auch Teile in einer Bewegung, wo der Sportler sich sozusagen an einem totem Punkt befindet. Zum anderen haben viele Anfänger die Eigenschaft die erste Aufnahme zu "verreißen".
Weißabgleich: Vergiss es. NEF+JPEG erlaubt Dir später ein paar Entgleisungen wertvoller Aufnahmen ohne Probleme zu korrigieren.
Belichtungsmessung: Die Martix-Messung ist in der Regel recht untauglich für derartige Show-Events. Über Spot- und Integral-Messung könnten wir uns jetzt gut streiten, aber da die Sportler auch völlig unterschiedliche Kostüme bei der Show tragen, nutze ich immer die Integral-Messung. Ein viel größeres Ärgernis sind am Boden befindliche LED-Leuchtleisten, Spots im Gegenlicht, Stroboskop-, sowie Laser-Effekte. Allen ist gemein, das sie die Belichtungsmessung ausser Tritt bringen. Hier hilft es ungemein, wenn die Belichtung während der Vorführung auf einer Taste abgespeichert werden kann, sofern man nicht gleich auf komplett manuell umstellen möchte.
Programm-Modus: Dazu ist eigentlich schon alles gesagt -> Offenblende, ISO-Wert fest auf einen erträglichen Höchstwert einstellen und hoffen, dass die Belichtungszeiten erträglich oder sogar verwendbar werden. Ein VR hilft Dir bei Sport im übrigen sehr wenig.
Blitz: Brauchst Du eigentlich nicht. Ich hatte allerdings schon Shows, wo die Akteure vorne an der Matte standen und somit genau schön im Vollschatten zwischen der vorderen Beleuchtung links & rechts. Da hilft dann wirklich nur noch Aufhellen, allerdings mit gehöriger Korrektur der Blitzleistung (-2/-3) nach unten. Bei Dauerfeuer hast Du allerdings auch eine gute Chance, dass Dir ein Handy-Knipser aus dem Hintergrund die Szene etwas aufhellt.
Ansonsten: Bei Show/Turngalas wirbelt jede Menge Talkum und anderweitige staubige Dreck durch die Luft. Beim Wechseln der Objektive also bitte darauf achten, das das Bajonett wenigstens nach unten zeigt. Sportler sind zudem in der Regel so auf sich selbst konzentriert, dass sie direkt am Rand stehende Fotografen komplett umrennen. Nikon-Ausrüstung ist aber sehr solide, auch wenn es gefährlich knirscht
.