Meine Schultern schmerzten inzwischen fast unerträglich. Doch anstatt das ich in dem Rucksack der hierfür verantwortlich war, eine Dschungelmachete mitführte die es mir ermöglicht hätte mir einen Weg durch das Dickicht zur Kirche zu bahnen, war er prall gefüllt mit lauter Zeugs, das ein vernünftig denkender junger Mensch im nächsten Altglas-Container entsorgt hätte. Es erwies sich nun als Glück, daß ich weit ab jeglicher Zivilsation und anderer Menschen unterwegs war. Hättte ich hier einen der Helden aus den sogenannten "Internet-Foren" getroffen, die immer wieder "Kauf Dir eine Spiegellose Kamera, dann mußt Du nix schleppen" mantrieren, hätte ich auf einen gnädigen Staatsanwalt hoffen müssen, der das Erschlagen der/die/das Forist mit ebendiesem bis zum Anschlag spiegellos gefüllten Rucksack als Affekthandlung eingestufft hätte.
Der direkte Weg zur Kirche erschien mir zu riskant, in dem Dschungel würde ich mit Sicherheit den Sichtkontakt verlieren und jede noch so kleine Chance auf Rettung wäre dahin. Irgendwie mußte ich jenes Wissen über die Orientierung weit draussen, das sich vor fast 40 Jahren am Anfang meiner Pfadfinderkarriere, bevor wir uns den Intensivstudien zur Auswirkung großen Alkoholmengen auf den menschlichen Metabolismus widmeten, doch noch abgespeichert haben. Ja genau, so ging es mit der Armbanduhr an zwei verschiedenen Stellen die Himmelsrichtungen bestimmen und eine Kreuzpeilung vornehmen. Ich mußte also zu einem der nächstgelgenen Berge, von denen ich die Kirche auch würde sehen können, dann sollte ich den Weg immer sicher finden können.
Wieder etwas froheren Mutes stieg ich ins Tal hinab, als sich plötzlich eine riesige Wasserfläche vor mir öffnete. Ein See, ein Meer, ein Ozean? Wie konte das sein, in Bayern gibt es -wenn ich mich recht entsinne- keine Ozeane? Hatte mich mein bräsiges Gehirn wieder getäuscht, stand ich womöglich am Ufer des Bodensees? Diese Gedanken wurden jäh unterbriochen als ich in der Ferne das unverkennbare Hämmern eines amerikanischen V8 wahrnahm, bald schon wurde es zu einem Stakkato von Zylinderbewegungen und Auspuffschwingungen, ja wirklich ein Schiff näherte sich mir rasend schnell.
Mein Herz sprang und hüpfte vor Freude und ich selbst sprang und hüpfte wild winkend im tiefen Schilf. Sollte die Rettung viel näher sein, als ich gedacht hatte? Doch leider war heute nicht mein Glückstag, der schnöselige Feizeitkapitän hatte offensichtlich nur Augen für die barbusigen Schönheiten auf dem Achterdeck und raste achtlos an mir vorbei.
Es würde mir nichts anderes übrig bleiben, als auf den nächsten Berg zu steigen und die Kirche zu suchen