Der Zahn der Zeit und die Fotos

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Timotheos

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Dieser Beitrag ist im wesentlichen eine Kopie eines Beitrages an anderer Stelle in diesem Forum. Auf bitten einiger User nehme ich den Beitrag und mache damit einen eigenen Thread auf. Ich sehe diesen Beitrag als Positionsbeschreibung, warum ich ein analoges Speichermedium für Fotos - Film - dem digitalen Speicher vorziehe. Noch eine Vorbemerkung: ich sage eindeutig nicht, dass die chipbasierte Fotografie zu schlechten Bildergebnissen führt und ich sage ebenso eindeutig nicht, dass die chipbasierte Fotografie keine Daseinsberechtigung hat - ich fotografiere mit Digitalkameras und schätze sie.
In diesem Thread sage ich vielmehr, dass ich die Digitafotografie als Teil des einer zunehmenden zivilisatorischen Digitalisierung sehr skeptisch betrachte. Der Gebrauch digitaler Medien hat erhebliche Konsequenzen für den generationenübergreifenden Wissensfluss. Dass ich überweigend Film belichte hat etwas damit zu tun. Ich möchte das begründen und dazu würde ich gerne etwas weiter ausholen.
In der Mitte des 15. Jahrhundert entwickelte Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen metallischen Lettern. Eine grandiose Erfindung, denn damit war es fortan sehr viel einfacher möglich Wissen generationenübergreifend aufzubewaren, weiterzugeben und zu vervielfältigen. Das amerikanische Time-Life-Magazin wählte 1997 Gutenbergs Buchdruck zur bedeutendsten Erfindung des zweiten Jahrtausends.
Die Aufbewahrung des Wissens funktionierte mit der Verbreitung des Buchdrucks wie bei den meisten analogen Daten nicht nur in eine Richtung auf der Zeitachse, sondern in beide, nur sehr viel schneller. Jahrhunderte nach der Entstehung eines Textdokumentes kann ein Historkiker es als Quelle benutzen, um Geschichte zu verstehen. In der Gegenwart unbedeutende Randnotizen der Geschichte wurden nicht selten zu Schlüsseldokumenten der Geschichtswissenschaft.
Es ist deshalb so leicht, die Quellen der Vergangenheit zu lesen, weil sie in einer dinglichen Welt erschaffen sind. Bücher werden zwar vom Wind der Geschichte geschliffen, aber sie bleiben lesbar! Die Lesbarkeit eines Dokumentes, generationenübergreifend und auf der Zeitachse in beide Richtungen ist eine zivilisatorische Errungenschaft ersten Ranges.
Das anloge Bild, das filmbasierte Foto erfüllt diese Bedingungen - das digitale Bild tut das nur sehr unzulänglich. Der Blick in die Vergangenheit ist auf Datenträgern, die nicht umkopiert wurden und deren Lesehardware nicht mehr vorhanden ist, unmöglich. Die Aufbewahrung für die Zukunft funktioniert nur durch aktives und permanentes Zutun. So ist es völlig sinnlos bei der Grundsteinlegung eines bedeutenden Gebäudes eine CD-Rom, statt einer Tageszeitung in einer Kassette unter den Grundstein zu legen. Damit kann später niemand etwas anfangen. Kein Historiker würde in zweihundert Jahren auf dieser CD-Rom einen Artikel lesen können, der ihm vielleicht Aufschluss geben könnte, warum zur Zeit der Grundsteinlegung des Gebäudes dieses oder jenes von Bedeutung war. Digitale Daten lassen die Geschichte verblassen und zerstören die Informationsbrücke in die Zukunft.
Auf vielen Dachböden, in Schuhkartons und wer weiss wo sonst noch sind viele Fotos vorhanden, die zum Zeitpunkt ihres Entstehens Knipsereien waren. Belanglos in der Bildaussage, künstlerisch ohne Anspruch und für die Allgemeinheit wertlos. Doch mit der Zeit kann sich der Wert eines Bildes wandeln. So hat man vor wenigen Wochen Bilder von Sonntagsausflügen der im Krieg in Lagern dienenden Soldaten gefunden. Der Umstand, dass wir heute sehr viel über die Vorgänge aus dieser Zeit wissen, gibt dem ansich belanglosen Foto von der Sommerfrische des Soldaten auf der Gartenbank in Schlesien eine völlig neue Bedeutung und hilft dem Historiker, die Vergangenheit zu verstehen. Angenommen diese Sommerfrische-Fotos wären digital entstanden, dann wäre auf dem Dachboden sicherlich nur ein äusserlich intakter Datenträger gefunden worden, dessen Inhalt aber nach sechzig Jahren unlesbar wäre. Wissen wäre für immer verloren.
Dieser Wissensverlust, der uns durch die Verwendung digitaler Datenträger droht, ist immens. So werden die schönen Bilder vom Lummenfelsen, das Leben ihrer Erschaffer nicht überdauern, weil kaum jemand Interesse an der digitalen Fortschreibung dieser speziellen persönlichen Daten haben dürfte. Das mag im Einzefall bedeutungslos und kein grosser Verlust für die Zivilisation sein, doch in Summe wirds ein zivilisatorischer Verlust, denn in zweihundert Jahren wird eben kein Historiker irgendwo ein privates Fote finden, dass ihm etwa sagen könnte, dass die Leute von heute grosse Mühe auf sich genommen haben, um ein Abbild der Natur zu machen. Eine Informaton, die Aufschluss über ihr Freizeitverhalten oder über das Verhältnis zur Natur geben könnte.
Das flächendeckende Verschwinden der Relikte, obs der über Jahrzehnte aufbewahrte Liebesbrief oder das Foto im Nachtschrank ist, ist eine Katastrophe, deren Ausmasse wegen ihrer fehlenden Auswirkungen in der Gegenwart nur noch nicht wahrgenommen werden. Zukünftige Generationen werden das spüren. Sie werden uns schlechter verstehen und sich selber schwieriger einordnen können.
Weil mir diese Dinge bekannt sind, entscheide ich mich gegen die ausschliessliche Verwendung digitaler Datenträger. Aber nicht nur dieser rationale Hintergrund bestärkt mich in meiner Entscheidung für die filmbasierte Fotografie. Es ist auch das gute Gefühl ein Negativ, ein Dia in der Hand zu haben. Es riecht, man kann es fühlen und wenn man es bewegt macht es Geräusche - Rollfilm, der am Ende zugeklebt wird, schmeckt übrigens oft nach Pfefferminz. Analoge Fotografie ist ein Erlebnis für alle Sinne.

Allen Fotofreuden wünsche ich gut Licht und ein schönes Wochenende!

Besten Gruss

Tim
 
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Ich habe den Thread zu spät gesehen und mein Beitag in dem alten thread schon gepostet. Habe den relevanten Teil hier nochmals eingestellt.

Ich möchte noch ein Aspekt ansprechen. Der Qualitätsbewustsein verschwindet bei vielen. Handwerk stirbt so gut wie aus, da die entsprechende Nachfrage nicht vorhanden ist. Die fetischisten, die bei der F6 oder F5 auf die Spiegelresonanz achten, bei der F3 auf die Materialanmutung schwören und die Barytabzüge einfach toll finden sind leider in der Minderheit. Alles muss schnell gehen..... das dabei viel auf der Strecke bleibt, wird einfach nicht mehr wahrgenommen. Die meisten Leute fehlt ein gewisse Vergleichsmaterial. Sie sind nicht mehr zu retten! ;)

Ich habe ab und an Diskussionen mit Freunden, die einfach kein Verständniss für meine Ausrüstung und der Wahl der Kamera's aufbringen können. Eine meine Motive ist der von Tim aufgegriffene Speicherung. Ansonsten habe ich eine andere Art der Gemütlichkeit beim Btrachten der Bilder, wenn sie entweder aufgehängt oder projektiert werden.

Außerdem bin ich sehr forh, daß Tim auch beide Medien nutzt und mit seinem Posting keine zu nichts führende Analog contra Digital diskussion fürodern will. Ich benutze auch beide Medien paralell und versuche so die vorhandene Vorzüge von beiden zu genießen.
 
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Hallo Tim
Vielen Dank für das Eröffnen eines neuen Threads - es hilft der
Lesbarkeit.
Im Wesentlichen hatte ich auch beklagt, dass die Ansprüche offensichtlich
nach unten korrigiert werden. Dies führt zu einem Aussterben des Handwerklichen
da dies nicht "clicky-bunti" ist und nie sein wird.
Aber vielleicht würde auch helfen, Initiativen zu schaffen, um Neueinsteiger
und "alte Hasen" für das Thema zu begeistern. Dieser Thread zeigt mir, dass
zumindest einige sich noch aufraffen und gegen den Trend posten.
Hinweisen möchte ihc in diesem Zusammenhang noch auf die Angebote auch
im Netz fürs manuelle Labor (auch wenn man danach suchen muss) oder
als Beispiel die Digitalkameraverweigerer.
Man sieht, es gibt auch noch ein paar, die dem Mainstream nicht bedingungslos folgen...
 
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@ Tim:

Ich kann Dir gar nicht genug danken, für Deine intelligenten, perspektivischen Überlegungen. Das, was Du zum Ausdruck bringst, ist für uns alle, sphärenweit über dieses Forum hinaus, von allergrößter Wichtigkeit und Bedeutung.

Genauso wie durch das mangelnde Bekenntnis zu Kindern ist durch Deine völlig richtigen Feststellungen die Fortsetzung unserer (Hoch-) Kultur bedroht. Hier wie da wird die Erkenntnis dann zu spät kommen, was wir durch unterlassenes Nachdenken angerichtet haben, wenn wir jetzt nichts tun.

@ István:

Deine Zeilen sind eine wichtige Ergänzung zu Tim's Ausführungen. Der mangelnde Respekt vor Qualität, vor dem in einem gelungenen, qualitativ hochwertigen Produkt steckende notwendige Arbeitsaufwand ist ein erbärmlicher Beweis für mangelnde Mitmenschlichkeit. Die tief empfundene (Mit-) Freude an einem hart erarbeiteten Ergebnis geht den meisten in einem Maße ab, wie der 'Live-View' heute groß sein muss.

@ Euch beide:

Ich meine ernsthaft, daß man sich davon differenzieren kann - nein muss. Niemand zwingt uns, dieses Leben so mitzuleben. Und wir zusammen sind - allein hier - schon 3.

Bekanntlich beginnt die längste Reise mit dem ersten Schritt. Wer hindert uns daran, Vorbild zu sein, ja eine Bewegung Gleichgesinnter zu organisieren und
auf die greifbaren und bereits dramtisch sichtbaren Gefahren des von Euch beiden beschriebenen Wahnsinns hinzuweisen ??

Ihr legt bei mir einen guten Teil zugeschütteter Lebensfreude frei. Ich bin kampfeslustig. Seid Ihr es auch ?

Hans
 
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Über dieses Thema mache ich mir auch schon länger Gedanken. Ich sehe es genauso das die digitalen Daten in der Zukunft verschwinden werden oder aber nur unter sehr grossem Aufwand zu erhalten sind.

Ich Fotografiere heute ausschliesslich Digital. Bilder die mir wichtig sind (dabei sind gerade auch belanglose Knipsereien!) lasse ich im Labor ausdrucken.

Nun zur meiner eigentlichen Frage: Wie steht es mit der Haltbarkeit der modernen Papierabzüge vom Digitalbild? Haben sie eine (dunkel gelagert) ähnliche Haltbarkeit wie klassisch vom Film belichtete Bilder? Oder werden sie "dank" der modernen Druckverfahren nach 15 Jahren einfach zerfallen?

Filme zu knipsen ist im hinblick auf die Papierabzüge ja auch keine wirkliche alternative, die Bilder werden bei allen grossen Laboren ja mittlerweile auch nur noch gescannt und ausgedruckt....

Einzig die Negative hätte man dann noch und könnte neue Abzüge machen, das wird sicher immer gehen. Beim Digitalbild ist die Datei warscheinlich längst verlorengegangen oder unlesbar, die Haltbarkeit des Papierabzuges ist also sogar noch viel wichtiger!
 
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Ich nutze eigentlich auch beide Arten der Fotografie, auch wenn die digitale Spiegelreflex erst noch kommen wird und es augenblicklich "nur" eine Coolpix ist.

Was ich aber nicht gerne mache ist mir Bilder am Computer ansehen. Wenn ich etwas fotografiert habe dann lade ich es auf dem Compi, bearbeite hier und da etwas und suche mir die Photos raus, die ich am gelungensten finde. Die kommen wieder auf die Speicherkarte und ich lasse sie belichten.

Für mich ist es einfach immer noch etwas anderes ein "wirkliches" Photo in der Hand zu halten. Es lässt mich die Sachen einfach anders betrachten. Diese sagen wir mal Stofflichkeit geht den neuen Medien ja ab, egal ob ich mir eine CD oder die MP3 Variante ohne Cover und etwas zum Anfassen vorstelle oder Bücher, ...

Man wird vielleicht am Begriff CD gemerkt haben dass es mir dabei gar nicht so sehr um analog/digital geht sondern um das "Etwas in der Hand halten" können.

Daher werden meine für mich richtig guten digitalen Photos auch immer stofflich und wirklich existieren.

Aber du hast Recht, es wird einfach zu viel verloren gehen durch die digital vorherrschenden Medien.

Vielen ist das gar nicht bewusst. Ein Bekannter von mir wurde richtiggehend weiß im Gesicht als ich ihm sagte dass einiger meiner CD-R's, die schon mehr als 5 Jahre auf dem Buckel haben nicht mehr lesbar waren. Der hat nämlich alle seine Photos auf CD-R's archiviert. Tja, den Leuten wird einfach zu wenig über die Gefahren des Datenverlustes vermittelt. Das stört nur beim Verkauf, die tollen technischen Daten und Möglichkeiten, die da runtergerasselt werden sind halt wichtiger. Dass CD'S und DVD's für Archivierung nichts oder kaum taugt wissen viele nicht.

Der DVD Nachfolger ist schon am Start und losgeschickt worden und wenn man sieht dass die Zeitspannen neuerer Mediencontainer immer kleiner werden, dann wird das Problem der Kompatibilität auch immer größer. Kann ich ich 20 Jahren eine voll funktionsfähige CD noch ohne Probleme abspielen oder muss ich ins Museum um sie auslesen zu können?

Es kommt einfach eine Riesenarbeit auf jeden einzelnen zu. Daten synchronisieren, immer wieder umkopieren auf neue Medienträger usw. Vielen wird der Aufwand dann zu viel. Die Photobox auf dem Speicher kann man halt mal so 10 Jahre vergessen, sofern es da nicht zum Wassereinbruch oder Brand kommt. Sie ist genügsam. Halte mich trocken irgendwo an einem Ort und ich werde dich auch im 10 Jahren noch gut erhalten die Bilder betrachten lassen.
Digital wird da zur hinterhältigen Diva: Kümmer dich um mich, sonst kriegst du die Retourktusche. Und wenn du dich um mich kümmerst, glaub nicht dass ich dich nicht doch linke!

Und da der Mensch an sich recht faul und phlegmatisch werden kann wird einiges ins Nirvana verschwinden.

BB
 
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@Tim,

herzlichen Dank für diesen wert- und gehaltvollen "Brief" -- er stimmt mich sehr, sehr nachdenklich.

Gut Licht
Hansjörg
 
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Hallo zusammen,

auch ich kann mich dem vorher gesagten im wesentlichen nur anschließen. Ich möchte ergänzen: Wenn jemand aus Gründen der Haltbarkeit weiterhin oder wieder oder neu auf Film fotografiert ist zu beachten:
- Im Diabreich hat der alte Kodachrome, soweit mir bekannt, die längste Haltbarkeit. Oder kennt jemand hierfür ähnliches bzw. besseres Material
- Noch besser geeignet sind wohl die konventionellen S/W-Filme und -Abzüge

Für mich ergibt sich daraus: Am Besten zweigleisig fahren. Also die Vorteile beider Medien nutzen. Die zum Teil harten Diskussionen die hier in D geführt wurden oder werden habe ich deshalb noch nie verstehen können. Bei vielen Amateuren hatte ich außerdem den Eindruck, hier wurde, weil Film ja eh bald teurer wird, aus einer Art vorauseilendem Gehorsam zu digital gewechselt.

Ausdrücklich möchte ich hier aber auch ergänzen: Ich habe wirklich nichts gegen digital. Sehe sehr wohl dessen phantastischen Vorteile wie sofortige Verfügbarkeit, mittlerweile oft bessere Qualität, usw.

Gruß :hallo:
 
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Tysker schrieb:
Für mich ergibt sich daraus: Am Besten zweigleisig fahren. Also die Vorteile beider Medien nutzen.

Dem könnte ich mich anschließen - nutze ja seit einiger Zeit auch
beide Möglichkeiten.
Aber es wäre schön, hier beide kontroversen Standpunkte sachlich zu
diskutieren. Dann könnten sich neue Ansätze ergeben.
 
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Vielleicht darf ich dazu als newbee etwas beitragen.

Ich habe sehr viel gelernt durch die D200. Hierdurch kann ich mir viel Material einsparen und genieße meine Dias viel mehr, da auf anhieb schöne Belichtungen mir gelingen.

Wie kam dazu?
Ich habe immer viel fotografiert. Mein Vater hatte einen schönen Leica und die Kamera durfte ich ab und zu leihen.
Später habe ich mir ein Digitalkompaktkamera gekauft, danach kam die D200.

Auf einmal, so vor 1,5 Jahren wurde meine Interesse in eine DUKA gewekt. Zum Teil durch die sehr schlechte Abzüge aus dem Großlabor.

Ich habe ein paar Sachen im Ebay gekauft, nachdem ich Kiloweise Bücher am Flohmarkt billig gekauft und gelesen habe. Danach habe ich endlose Nächte im DUKA durchgebracht und experimentiert. Jetz verstehe ich auch, was Ansel Adams genau meint. "Expose for the shadows; develop for the highlights."

Hierdurch spiele ich sehr bewusst in schwierige Situationen mit Spotmessung und Belichtungswertspeicherung bei der D200. Dadurch lerne ich allerdings immer etwas dazu, versuche ich die Situationen für mich zu speichern und bei meinen Dias mit der F5 nochmals aufzurufen. Hierdurch meine ich in einem Spirale zurecht zukommen, wodurch ich bei der Bildgestalltung und Belichtungsmessung ungemein viel lernen kann. Es macht mir Spaß zu sehen, wie diese beide Medien und deren Anwendung ineinander greiffen und mir dienstbar sind.

Ich kann es leider nicht verständlicher ausdrücken.... :fahne:
 
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Nach meiner Meinung muss man sich über den Informationsfluss zu zukünftigen Generationen keine Sorgen machen. Bei dieser Diskussion muss man nämlich bedenken, dass die Datenmenge die heutzutage pro Tag anfällt und archiviert wird gigantisch viel größer ist als zu Gutenbergs Zeiten und auch sehr erheblich viel größer als 1944, dem Jahr aus dem die oben erwähnten Fotos stammen. Weiterhin sind digitalisierte Daten nicht die einzigen generationsübergreifenden Informationsquellen

Sowieso ist ein sehr großer Teil dieser Daten in Wirklichkeit Datenmüll und der wird auch oder besonders in 25, 50 oder 200 Jahren nicht mehr erwähnenswert sein.

Auch dürften in Summe heute trotz der Digitalisierung erheblich mehr und wahrschienlich sogar haltbarere Prints entstehen als damals (die alten Negative sind häufig sowieso weg). Fotobücher sind ja 'in', ich erzeuge jedenfalls deutlich mehr Alben pro Jahr als zu analogen Zeiten und deren Haltbarkeit sollte nicht schlechter sein als die eines konventionellen Fotoalbums.

Obwohl die Zeiten sich ändern, wird das Abendland also noch nicht untergehen und nicht alles was früher war war besser. Ich finde jedenfalls man kann sich das Leben heutzuztage im Vergleich zu Gutenbergs Zeiten und zu 1944 durchaus erträglicher gestalten. Der weltweite Wissensfluss war dank der Dgitalisierung noch nie so gut wie heute, das ist die eigentliche Revolution, die wir derzeit erleben ....

Extrem wichtige Daten werden übrigens auch heute noch teilweise mikroverfilmt und nicht ausschliesslich digital aufgehoben.

Gruß
Sig
 
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Ein fast alle betreffendes Thema, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Leider, das war auch Thema einer früheren Vorlesung, wird vieles mangels "Abspielbarkeit" oder dem Wissen, dass man überhaupt irgendwo noch was digitales hat, irgendwann nicht mehr lesbar/darstellbar/zugreifbar sein.
Haltbarkeit neuer Medien ist da nicht mal das größte Problem. Eher schon das Portieren auf die neuen, zeitgemäßen Datenträger.
Ein Dia kann man gegen das Licht halten, so wie ich vor 30 Jahren auf dem Speicher.
Was machen meine Kinder, wenn sie in 25 Jahren ZIPs und Disketten finden?
JAZZ, MO; DAT-Bänder und sonstige Dinger will ich gar nicht erst erwähnen.
Wir können eigentlich nur unsere eigenen Dinge durch konsequentes umkopieren vor dem Verlust schützen.
Ganz schlimm wäre es, wenn sich ein Szenario wie in diversen Endzeitfilmen einstellen würde. Dann wären auch eben genannte Techniken für die Katz'.
Also ruhig mal ein paar ILFORDs und VELVIAs durch die Analoge ziehen oder ab und an einen Brief von Hand schreiben - da fallen einem wenigsten die eigenen Fehler auf :)
Bin jedenfalls mal gespannt, wie die schiere Menge digitaler Daten sich reduzieren wird.
Jedenfalls verlegt man eher eine Festplatte als einen Schrank voller Alben und Dia-Kästen.
Schnell-schnell und billig, Hauptargumente vieler sog. Verkaufs- oder Marktstrategen. Wenn ich meine Stereoanlage ansehe, hoffe ich immer, dass sie nie den Geist aufgibt. Solide und teilweise diskret aufgebaute Elektronik in schweren Metallgehäusen bekommt man ja kaum noch. Alles scheint superklein werden zu müssen, auch wenn Haptik, Qualität und Möglichkeit der (z.T. günstigen) Reparatur auf der Strecke bleiben.

Martin
 
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Tysker schrieb:
Für mich ergibt sich daraus: Am Besten zweigleisig fahren. Also die Vorteile beider Medien nutzen.

Völlig richtig. Dem kann man ja nur zustimmen. Aber:

Wer ist denn schon so konsequent ? Schauen wir uns doch den bis auf einen ganz kleinen Teil 'normalen' (gerade auch akademischen, wisssenschaftlich arbeitenden) Nutzer digitaler Medien einmal an. Wer sichert denn allein schon seine Daten nur 1 x - und das regelmäßig ? Wieviele Leute in unserem Umfeld kennen wir, die nichts tun und dann bass erstaunt sind, wenn ihr Server/Ihr Laptop abschmiert, wertvolle Aufzeichnungen, Erinnerungen und Fotos unwiederbringlich verloren sind. Wer weiss denn schon, dass auch externe Festplatten eine bedenkliche Angelegenheit sind (und wer kennt schon die Empfehlungen der IT-People auf Standzeiten von max. 3 Jahren) ?

Ich rede schon gar nicht von Bounces und verschüttetem Rotwein (Shit happpens, Freunde)
.
Um es ganz klar zu machen: digital ist einfach wunderbar, weil es das Leben in jeder Hinsicht leicht macht. Aber es gibt auch gravierende Nachteile mit einer dramatischen Langzeitwirkung, die man nicht (fortschrittgläubig, wie manche sind) beiseite schieben kann.

Hans
 
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Hallo Tim,
danke fuer Deinen "Artikel", mir fehlt eigentlich nur die Begründung, weshalb digitale Daten in 200 Jahren nicht mehr lesbar sein sollen.

1. Datenträger nicht mehr lesbar.
Wichtige Daten werden sowieso immer noch archivfest kopiert. Alle anderen koennen natuerlich auch verschwinden, das sind Dias und Abzüge auf dem Dachboden aber auch schon. Viel wahrscheinlicher ist das Überleben von mehr Daten als früher durch Redundanz, wie z.B. die Verteilung im Internet, die Weitergabe von Kopien an Verwandte und Bekannte.

2. Datenformat nicht mehr lesbar.
Halte ich fuer hoechst unwahrscheinlich, ausser dei Menscheheit bombt sich in die Steinzeit zurueck. Bilddatenformate sind unwahrscheinlich einfache Formate, die jeder halbwegs begabte Informatiker, Mathematiker oder Physiker in kürzester Zeit interpretieren kann.

3. Im Überleben sovieler Daten sehe ich eher ein Problem, da man diese Datenfülle fast schon als Informationsrauschen bezeichnen kann. Die Gefahr, die ich darin sehe ist, dass man das Auffinden relevanter Information zunehmend Automaten überlassen muss und so in einer Recherche ein Stück weit unmündig wird.

4. Es entstehen die letzten Jahre immer mehr auch hochqualitative Bildbände, in denen die fotografische Information hochverdichtet ist. (Die Erde von oben etc.). Auch hier ist durch die Redundanz in gedruckter und elektronischer Form ein hoher Archivierungsgrad gegeben, unabhängig davon, mit welcher Technologie die Vorlagen dafür erzeugt wurden.
 
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Hallo Tim,
deinen Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen. Den Überlegungen zur Haltbarkeit digitaler Medien und damit der Informationsvermittlungen über Generationen hinweg steht natürlich auch noch Mißtrauen zur relativ neuen Technik gegenüber, dies sehe ich jedoch auch als durchaus berechtigt.

Diese Unsicherheit über die Zukunft ist nicht nur auf die Fotografie begrenzt. Auch wenn es jetzt nicht 100%ig zum Thema paßt: Beim Durchlesen deines Artikels habe ich mir einen vor kurzem von mir verfaßten Artikel über Digitale Rechteverwaltung ins Gedächtnis zurückgerufen. Bei der Recherche im Internet hat sich dabei vor allem ein Schlagwort in meinem Kopf regelrecht festgemeißelt: Das "Digitales Vergessen". Es steht im selben Kontext wie deine Überlegungen, nämlich wird das, was heute lesbar ist, auch in einigen Jahren lesbar und verwertbar sein? Leider stand keine Antwort darauf dabei.
 
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Gute und schöne Gedanken, aber hinken die nicht ein wenig?
Es gibt Bücher aus der Zeit Gutenbergs und es gibt noch viel ältere Bücher. Aber die Bleibuchstaben mit denen diese Bücher gedruckt wurden, oder die Federkiele mit denen sie geschrieben wurden, die gibt es nicht mehr.
Und auf Dachböden werden eben selten alte Negative gefunden, sondern in der Regel alte Photos. Wir sehen also nur noch das Resultat der Arbeit der Altvorderen, nicht mehr ihr 'Medium'. Und wenn ich meine digitalen Daten irgendwann als Papierbild auf den Dachboden packe - dann wird der Entrümpler in 200 Jahren nicht sehen ob sie nun eine digitale oder eine analoge Quelle hatten.

Gruß
Dirk

PS: Das das Problem vielschichtig ist und neben Photos auch E-Mail, SMS und vieles anderes umfaßt will ich damit gar nicht in Abrede stellen.
 
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CALYPTRA schrieb:
...
Diese Unsicherheit über die Zukunft ist nicht nur auf die Fotografie begrenzt. Auch wenn es jetzt nicht 100%ig zum Thema paßt: Beim Durchlesen deines Artikels habe ich mir einen vor kurzem von mir verfaßten Artikel über Digitale Rechteverwaltung ins Gedächtnis zurückgerufen. Bei der Recherche im Internet hat sich dabei vor allem ein Schlagwort in meinem Kopf regelrecht festgemeißelt: Das "Digitales Vergessen". Es steht im selben Kontext wie deine Überlegungen, nämlich wird das, was heute lesbar ist, auch in einigen Jahren lesbar und verwertbar sein? Leider stand keine Antwort darauf dabei.
Gegen das digitale Vergessen halte ich das analoge Vergessen, den Brand der Bibliothek in Alexandria. Bis heute kann man wahrscheinlich nicht ermessen welcher kulturelle Verlust durch das Abbrennen eines einzigen Gebäudekomplexes der Menschheit entstanden ist.
 
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wie wurde hier so passend geschrieben "das was auf einem dachboden gefunden wurde, ist meist nur ein abzug und nicht das negativ"
und wenn es darum geht, ist die datensicherheit heute um ein vielfaches grösser als in vergangenen zeiten.
jedes bild das online gestellt wird, wird im web, solange dieses existiert, zu finden sein... meine ersten digitalen bilder wurden mit einer kamera mit internem speicher gemacht... und siehe da, ich kann sie immer noch anschauen... auch die bilder die mit einer mavica gemacht wurden (speichermedium-> diskette) kann ich noch heute ansehen, obwohl ich kein diskettenlaufwerk mehr habe.
ich bin nicht so vermessen zu glauben, dass sich in 200 jahren noch jemand für meine bilder interessiert... es wird ihnen gehen wie den 99% aller bilder die in den letzten 200 jahren... sie werden einfach irgendwann mitsamt des letzten datenträgers verschwinden, den ich dann mit 400 terrabyte vollgeschrieben habe...
allerdings ist die chance dass irgend jemand ein bild von mir findet, viel grösser als mit papierabzügen... das web ist öffentlich und kein dachboden, es ist weltweit erreichbar, tag und nacht, ohne schlüssel...
 
Kommentar
Roland L. schrieb:
Gegen das digitale Vergessen halte ich das analoge Vergessen, den Brand der Bibliothek in Alexandria. Bis heute kann man wahrscheinlich nicht ermessen welcher kulturelle Verlust durch das Abbrennen eines einzigen Gebäudekomplexes der Menschheit entstanden ist.

ergänzung: im web gibt es kein "vergessen" oder "verlieren" oder "zerstören" was einmal drin ist, bleibt auch da... ob das nun gut oder schlecht ist, ist eine ganz andere frage... :D
 
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Ich selbst fotografiere Bilder, die mir wichtig sind, ebenfalls gerne auf Film, weil sie so für mich als Privatmann leichter zu archivieren sind als digitale Daten. Film stürzt eben nicht ab, und wenn doch, dann hebe ich ihn halt wieder auf vom Fußboden :)

Aber: Bücher, Bilder etc. halten nicht ewig. Auch sie müssen kopiert werden, wenn sie erhalten bleiben sollen. Roland L. hat schon den Brand der Bibliothek von Alexandria erwähnt. Dieser Brand alleine wäre noch nicht so schlimm gewesen - viel schlimmer war der allgemeine Bücherverlust in der Spätantike. Wie im verlinkten Wikipedia-Artikel dargestellt, hatte dieser Verlust weniger technische, sondern kulturelle Gründe. Das auf Papyri gespeicherte Wissen der antiken Völker wurde vom frühen Christentum als heidnisch betrachtet und daher für wertlos oder schädlich angesehen.

Im Prinzip haben digitale Daten Vorteile: sie lassen sich beliebig oft verlustfrei kopieren, auf engem Raum speichern und im globalen Netz problemlos zugänglich machen. Ein gut organisiertes Rechenzentrum, das seine Hard- und Software regelmäßig aktualisiert und die gespeicherten Daten sauber verwaltet, ist im Prinzip das perfekte Archiv.

Gegen kulturelle Ignoranz ist jedoch kein Kraut gewachsen. Das fängt schon mit den eigenen Erben an, wenn sie das alte Zeug vom Opa in den Müll werfen ....

Grüßle
Uwe
 
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