Außerdem hat der Papst das aus gutem Grund gemacht. Ich habe bei Radio Vatikan die Ankündigung dazu quergelesen
und die Begründung ist diese: (zumindest in der römisch-katholischen Kirche (von den Anglikanern und den orthodoxen
Kirchen habe ich nicht genügend Ahnung) ist es ja möglich, durch das Beichten (bei einem Priester) dessen, was falsch
man gemacht hat, einen Erlaß der damit verbundenen Sünden zu e rhalten.) Man kann zur Beichte stehen wie man möchte.
Jedenfalls ist sie nicht nur die Gelegenheit, über sein eigenes Verhalten nachzudenken, zu überlegen, was man in Zukunft
besser machen möchte, und sich selber klar zu machen, welche Sünden man mit seinem Verhalten auf sich geladen hat.
Sondern darüber hinaus ist die Beichte auch die Gelegenheit, sein schlechtes Gewissen zu entlasten, indem man die Absolution
erhält, also den Erlaß seiner Sünden. - Natürlich erhält man den nur, wenn man auch ehrlich bereut, die Beichte ist keineswegs
ein Freibrief dafür, schlechte Dinge zu tun, die man danach per Beichte einfach abschütteln könnte.
Nun haben wir aber auf der ganzen Welt aktuell die Lage, daß wir mit Kontakten von Mensch zu Mensch vorsichtig sein
sollen. Weil es deswegen vielen Gläubigen nicht möglich ist, einen Priester zwecks Beichte aufzusuchen, und weil es auch
für Priester zur Zeit in Einzelfällen überhaupt nicht möglich ist, Besuche zu machen - zum Beispiel im Altenheim -, und
weil die Fastenzeit für Christen auch eine Zeit der Selbstreflektion und Buße ist, auch eine Gelegenheit, zur Beichte zu gehen,
deswegen hat der Papst sich dazu entschlossen den Segen "Urbi et Orbi" außer der Reihe, in der Fastenzeit, zu spenden,
weil auch damit für denjenigen, der der Zeremonie mit offenem Herzen beiwohnt, ein Ablaß der Sünden verbunden ist.
Das ganze ist also keine bloße Show, sondern eine bedeutende Zeremonie aus gegebenem ernstem Anlaß. Und wem das
fremd ist, der ist jederzeit herzlich dazu eingeladen, es sich trotzdem anzusehen, dem Nachbarn, einem Theologen oder
einem Priester Fragen dazu zu stellen (die kosten nichts und dürfen ruhig auch kritisch sein) - oder einfach hinzunehmen,
daß es so etwas gibt und daß es anderen etwas gibt.
Und wer kein Verständnis dafür hat, der hat das eben nicht, das ist kein Verbrechen. Auch ein Christ, auch ein Papst, niemand
kann oder muß alles wissen oder verstehen.
Was man aber kann, man kann dem anderen Respekt entgegenbringen. Ich habe nicht das geringste Problem mit
Agnostikern, Atheisten, Gläubigen anderer Religionen und Menschen welcher Überzeugung auch immer. Wenn beide Seiten
einander respektieren, entsteht nicht das geringste Problem, selbst wenn die wechselseitigen Ansichten noch so
unvereinbar sind.
Womit ich aber ein Problem habe, sind Leute, die keinen Respekt für den anderen haben. - Oder viel zu wenig.
So, das war es, das Wort zum Sonntag.
Grüße, Christian