Seit die ersten D7000 in Verwendung sind, kamen immer wieder Berichte von "matschig", "nicht verwendbar" und kulminierte zuletzt in "Sensor ist ein Rückschritt". Grund genug, die Interaktion von Hardware und Software in einigen Kameras etwas genauer zu betrachten.
Meine These: Zunehmend werden nicht mehr die HW Eigenschaften moderner Kameras getestet, sondern HW angereichert um die von den Entwicklungsingenieuren festgelegten Softwareeigenschaften. Wie schon weiter oben beschrieben ist die Imagepipeline ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren.
Zurück zum Schärfeeindruck der OOC Kamera JPEG's.
Ich hatte es schon zu Beginn beschrieben, daß die NR in den RAW Dateien der D7000 immer eingeschalten ist. Egal welche Settings in der Kamera eingestellt sind. Der D90 wird eine bei einigen Situationen eine höhere Schärfe als die der D7000 zugebilligt. Etc, etc. ..
Hier habt ihr eine Tabelle, die darstellt, mit welcher NR Stärke die Nikon SW Entwickler den jeweiligen Sensor standardmäßig belegen. Diese Settings sind sowohl in den RAWs als auch in den JPEG wiederzufinden. Ich habe es für 4 Kameragehäuse gemacht - die D7000, D90, D300s und D700. Ohne große Überraschung gibt es hier natürlich Unterschiede.
Einige Erkenntnisse:
- ALLE Bodies schalten bei höheren ISO Settings die NR ein - egal was der Benutzer an der Kamera einstellt. Das gilt auch für das NR=OFF Setting
- Der D300s schein es egal zu sein, was man einstellt. Sowohl bei NR=OFF als auch ON kommen bei den schwarzen Testbildern die gleichen Settings heraus (Kann das jemand mit einer D300s bestätigen?)
- Der D90 Sensor scheint weniger Softwareunterstützung zur NR benötigen als die D7000 (sieht man wie lange die Nikon Techniker dem Sensor die NR Stärke 0 "mitgeben")
- Der Unterschied in den Standardsettings zwischen der D90 und D300s ist frappierend, vor allem ab ISO 1600. Internet Folklore hat doch immer behauptet, daß a) die beiden Gehäuse den gleichen Sensor haben und b) die Professional Bodies in diese Faktoren lieber zurückhaltend eingreifen und es dem Benutzer überlassen, was er machen will. Anhand dieser Werte sollte man diese "traditionelle" Sichtweise neu evaluieren.
- Bei allen Bodies eplodieren geradezu die NR Settings, wenn Hi1 oder Hi2 eingeschalten wird. Da sieht man schön, wie die Techniker den Druck der Marketiers nachgegeben haben und dann den NR Doppelspagat hinlegen müssen.
- Den Vorteil der FX Sensoren bei ISO 1600 klar ersichtlich ist (zumindest aus der Sicht der Nikon Engineers). Bei ISO 1600 ist er der einzige Sensor mit NR auf 0 (in allen NR settings)
- Das bedeuted vermutlich für die Enthusiasten unter den ProSumer Kunden, sich in Zukunft immer mehr von den Standardsettings zu verabschieden, die für den Massenmarkt eingestellt werden.
- Update: Um Missverständnissen vorzubeugen. Wenn im CNX2 eine Datei geöffnet wird, die die NR Stärke 0 und die Schärfe 5 hatte, hat das eine deutlich sichtbare Verbesserung des Schärfeeindrucks zur Folge, wenn die Rauschreduzierung in den Kameraeinstellungen von CNX2 abgeschalten wird.
Ich kann mich irgendwie des Eindruckes nicht erwehren, daß die Strategie der Nikon Techniker zwischen den aktuellen Fähigkeiten des Sensors und der Marktpositionierung als 16 MP Sensor die folgende ist.
Man gibt die tatsächliche relative Auflösung zunehmend zu Gunsten eines geringeren Rauscheindrucks auf. Ich meine damit, daß Nikon die 4 MP zusätzliche Auflösung in den Standardsettings zu einem immer größeren % der Rauschunterdrückung "opfert". Aus der Erkenntnis heraus, daß a) die meisten Fotografen nicht die richtige Technik anwenden werden, daß maximale Schärfeergebnis herauszuholen, b) die Kunden immer sensitiver für "Rauschen" werden und c) die Objektive immer öfter eine technische Grenze für die Auflösungsfähigkeit der modernen Sensoren darstellen. Quasi die Befürchtung, daß mit der derzeit erhältlichen Auflösung kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, weil die finale Ausgabegröße des Bildes das beschränkende und entscheidende Kriterium darstellt, egal ob Bildschirm oder Ausdruck.
Hier ist die Tabelle für das Eigenstudium:
Bei der Betrachtung der NR Settings ist mir der gewaltige Größenunterschied der NEF Dateien aufgefallen. Nicht nur zwischen den Kameramodellen, der ja klar ist, sondern für jede Kamera indivduell wenn man die ISO raufschraubt. Das habe ich mir nochmals genauer angesehen.
Unter der Prämisse, daß Rauschen Bildstörungen darstellen, die der Sensor und die Aufnahmeelektronik verrursachen, muß die digitale Verarbeitungsstufe danach diese nutzlosen Daten trotzdem irgendwo abspeichern. Die Dateien werden größer. So weit so klar. Aber um wieviel werden sie größer?
Dies zeigt die zweite Tabelle, die die 4 o.a. Kameras dahingehend vergleicht. In der ersten Tabelle, waren die D7000, D700 und D300s auf 14bit, und lossless compression eingestellt. Die D90 auf 12bit und lossy compression.
Man sieht in dem rechten Teil der Tabelle recht schon, wie die prozentuelle Veränderung der Datenmenge im Verhältnis zu den steigenden ISO Werten verläuft. Die jeweilige Basis ISO stellt den Ausgangspunkt dar (100 bei der D7000, die anderen ISO 200)
Um den Einfluß der unterschiedlichen Kompressionsverfahren und der Bittiefe zu reduzieren, habe ich es noch ein zweites Mal gemacht. Diesmal sind alle Kameras auf 12bit und lossy compression eingestellt . Das Ausgangsbild ist schwarz (Deckel am Objektiv), Belichtungszeit ist 1/125 sec und alle NR Settings in den Kameras waren abgeschalten. Diese Tabelle ist für den Vergleich die bessere von den beiden, aber irgendwo muß man ja anfangen.
Hier ist die Tabelle:
Viel Spaß (ich habe wieder mal was gelernt)
Andy