China aus touristischer Sicht

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Georgie1956

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An mich wurde die Bitte herangetragen, eine kleine Reportage über China zu erstellen. Dem will ich gerne nachkommen.
Ich war 2012 in China und habe von Shanghai aus an einer Flusskreuzfahrt auf dem Jangtse bis nach Chongqing teilnommen. Von dort aus ging es nach Xian und weiter nach Beijing, wo die Reise endete. Das ganze war eine organisierte Reise eines namhaften Kreuzfahrtanbieters (See- und Flusskreuzfahrten).
Es wird auffallen, dass viele Bilder "nebelig" sind. Leider war das Wetter auf weiten Teilen der Reise nicht besonders schön. Das konnte aber der Begeisterung der Teilnehmer keinen Abbruch tun.
Nach Freigabe des Threats werde ich in den nächsten Tagen in lockerer Folge Bilder hochladen.
Viel Spass!
 
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Die Volksrepublik China ist bekanntermaßen mit 1,4 Mrd. Menschen das einwohnerreichste Land der Erde. In der Größenliga erreicht es Platz 4.
Die heutige Volksrepublik China wurde am 01.10.1949 gegründet.
Vorangegangen war das Ende des Kaiserreiches durch den Thronverzicht des letzten Qing-Kaisers Pu Yi (s. Film „Der letzte Kaiser“ , Regie: Bernardo Bertolucci) im Jahre 1912 in Folge der Xinhai-Revolution. Ihr Anführer war Sun Yat-sen, der am 29.12.1911 zum Übergangspräsidenten der Republik China gewählt wurde. Am 01.01.1912 wurde die Republik ausgerufen.
Sun‘s Rivale Yuan Shikai erzwang das Präsidentenamt von Sun Yat-sen und entwickelte sich zum Diktator, jedoch ohne eine nationale Stabilisierung zu erzielen.
Die nachfolgenden Jahrzehnte waren geprägt von Chaos, Aufständen und Bürgerkriegen.
1921 wurde die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) gegründet, die, anfangs noch sehr schwach, sich immer mehr zur bestimmenden Kraft entwickelte. Auf Grund der Unterstützung durch die Mehrheit der Bevölkerung konnte die KPCh schließlich die Macht übernehmen und am 01.10.1949 in der Form eines sozialistischen Einparteiensystems die heutige Volksrepublik (VR) China gründen.

Hier die Flagge der VR China, sie wurde am 01.10.1949 zum ersten Mal gehisst:

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Die rote Farbe hat gleich mehrere Bedeutungen:
- die kommunistische Grundfarbe
- die Farbe der Han-Chinesen
- die Glücksfarbe.
Die Sterne stehen für:
- die kommunistische Partei (natürlich der große)
und die vier durch Mao Zedong proklamierten Gruppierungen, aus denen sich das chinesische Volk zusammensetzt:
- Arbeiter
- Bauern
- Kleinbürger
- nationale Bourgeoisie

So, damit genug der Geschichte. Diese knappen Erläuterungen sind aber wichtig, um Meinungen und Verhalten der modernen Chinesen zu verstehen.
 
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Unser Schiff war die MS Yangtse Victoria 7, ein typisches Schiff für Flusskreuzfahrten. 5 Sterne nach Landeskategorie. Ich würde aber nur 3 Sterne geben, denn Bauweise und Einrichtung sind etwas einfacher, als wir Europäer es von Rhein- und Donauschiffen her kennen. Vor allem die Staukapazitäten in den Kabinen sind beschränkt, da die Chinesen üblicherweise mit minimalem Gepäck reisen. Aber dennoch ok und für einen entspannten Urlaub völlig ausreichend.

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Hier seht ihr eine der Werbepostkarten.

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Technische Daten:
Länge: 87,50 m
Breite: 14,50 m
Tiefgang: 2,60 m
Reederei: OTC China
Flagge: China
Passagierzahl: 160
Schiffscrew: 95
Decks: 5
Kabinengröße: 14-15qm

Das Schiff war stark unterbucht, es waren nur 51 Passagiere an Bord. Das trug zu einer sehr familiären Atmosphäre bei.
 
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Nun gibts aber endlich die Bilder auf die ihr wohl schon wartet:
Erste Station: Shanghai, die bedeutendste Industriestadt Chinas mit 23 Millionen Einwohnern 2012. Die Stadt wächst ständig, 2018 sind es schon über 24 Millionen Einwohner.
Der Hafen hat als größter Containerhafen der Welt auch den größten Gesamtumschlag der Welt.
Zwei große Flüsse durchziehen die Stadt: der Jangtse und der Huangpu.
Städtepartnerin in Deutschland ist passenderweise Hamburg.

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Blick über den Huangpu auf das Finanzzentrum Pudong.
Der Fernsehturm (Oriental Pearl Tower ist 468m hoch, damit derzeit der dritthöchste Asiens und der fünfthöchste der Welt) wurde von 1991 bis 1994 erbaut.
Das hohe Gebäude rechts davon ist das Shanghai World Financial Center und wird (etwas verächtlich) Flaschenöffner genannt. Es ist 492m hoch, damit derzeit das zweithöchste Gebäude Shanghais und wurde 2008 eröffnet. Bei der Planung durch japanische Ingenieure gab es einen Eklat: Die Japaner hatten gemäß den Feng-Shui-Regeln eine kreisrunde Öffnung am Kopf des Gebäudes vorgesehen. Die Chinesen sahen das aber als Abbild der Sonne aus der japanischen Flagge an und fühlten sich brüskiert. Daraufhin wurde der Kopf umgeplant. So kam es zu dem Aussehen eines Flaschenöffners und die Geister können auch so ungehindert hindurch fliegen.
Noch etwas weiter rechts sieht man einen Wolkenkratzer im Bau. Das ist der Shanghai Tower. Er wurde 2015 fertig gestellt und ist mit 632m das höchste Gebäude Chinas und nach dem Burj Khalifa das zweithöchste der Welt.
Das Aurora-Gebäude am rechten Bildrand hat nichts mit Mehl zu tun, sondern ist der Sitz einer Büromaschinenfirma.

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....und die ganze beeindruckende Szene nochmal bei Nacht:

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Denkmal für die Helden des Volkes

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Neben modernen Gebäuden hat Shanghai auch noch viele Gebäude aus der Kolonialzeit zu bieten, wie hier an ein paar Beispielen am Bund (so wird die westliche Uferpromenade am Huangpu genannt) zu sehen ist.

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Das klassizistische Gebäude der HSBC-Bank (Hong Kong and Shanghai Banking Corporation) aus dem Jahr 1921 wurde als schönstes Gebäude Asiens gekürt.

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Das Zollhaus aus dem Jahr 1925.

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Das russische Konsulat mit seinem feinen Anstrich wird schon fast von Hochhäusern erschlagen.

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Shanghai bei Nacht ist ein großartiges Erlebnis.

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Die Waibaidu-Brücke über den Wusong River (Nebenfluss des Huangpu). Sie wurde 1908 für den Verkehr freigegeben und ist die einzige noch bestehende Fachwerkbrücke in Shanghai. In der Nacht wechselt sie ständig ihre Farben.

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Der Jin-Mao-Tower, erbaut von 1994 - 1998. Er war mit 420m Höhe bis 2008 das höchste Gebäude Chinas. Der treppenförmige Aufbau soll an eine traditionelle chinesische Pagode erinnern. Er ist einer der schönsten Wolkenkratzer in Shanghai.

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Hi Georgie,
Kannst du mir Details zu deiner Flussfahrt mailen per PN.
Das Schiff sieht gut aus.

Beste Gruesse Bernd
 
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Ein paar Ausblicke vom Observationdeck des Jin Mao Towers, 88. Etage aus 340m Höhe.
Die Zahl 8 ist die chinesische Glückszahl, deshalb taucht sie im Zusammenhang mit dem Jin Mao Tower mehrfach auf: 88 Etagen hoch, am 28.08.1998 eingeweiht, der Preis für den Aufzug zum Observationdeck kostete damals 88 Yuan. Zum Zeitpunkt der Auswahl des Entwurfs war Staatspräsident Deng Xiaoping 88 Jahre alt.

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Der schon erwähnte "Flaschenöffner". Rechts spiegelt sich der noch im Bau befindliche Shanghai Tower.

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Trotz vieler Wolkenkratzer und breiter Straßen wurden Grünanlagen nicht vergessen.

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Blick von oben in die Lobby

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Die Mehrzahl der Chinesen bekennen sich offiziell zu keiner Religion. Es gibt auch keine belastbaren statistischen Zahlen. Vielmehr kann aber als sicher gelten, dass die meisten der religiös geprägten Chinesen sich zum Buddhismus bekennen. Aber auch andere Religionen wie Christentum und Islam sind vertreten.
Offiziell herrscht in China Religionsfreiheit. Allerdings gibt es staatliche Kontrollen mit unterschiedlichen Auswirkungen.
Der Betrieb von Tempeln und Kirchen ist erlaubt. So können zahlreiche Tempel besichtigt werden, wie hier der Jade-Buddha-Tempel aus dem Jahr 1882. Er ist der wichtigste spirituelle Ort Shanghais.

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Abseits der kommerziellen Glitzerwelt der Wolkenkratzer gibt es Wohngebiete, die gerne mal so

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oder so

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aussehen können. In den Wohnungen leben wegen der Wohnraumknappheit oft 3 Generationen zusammen. In manchen dieser Silos wohnen bis zu 1.000 Menschen. Die modernen Häuser haben immerhin Aufzüge.
Es gibt ein sehr gut ausgebautes öffentliches Busnetz mit mehr als 1.000 Linien. Aber auch die müssen sich durch den immensen Verkehr quälen. Wer die Metro nutzen kann, ist besser dran.
Seit 1994 muss man in Shanghai (andere Städte verfahren ähnlich) ein Autokennzeichen ersteigern, bevor man sich ein Auto kaufen kann. Die Stadtverwaltung gibt monatlich zwischen 4.000 und 7.000 Lizenzen frei. Die Preise betragen bis über 64.000 Yuan, das sind 8.000 €. Übrigens: wer in Besitz einer Autolizenz ist, ist von der Sozialhilfe ausgeschlossen!

Neben den seelenlosen Wohnsilo-Gebiete gibt es noch die alten Wohn- und Geschäftsgebiete. Hier geht es deutlich beschaulicher zu:

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Ein Großteil des Lebens spielt sich draußen ab.
Nicht nur beruflich...

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Sondern auch in der Freizeit. Es ist völlig normal, dass die Leute auf den Straßen und in den Grünflächen tanzen, musizieren, spielen, Tai Chi und Qi Gong-Übungen machen oder einfach nur ein bisschen quatschen.
Und.... ehe ihr jetzt anfangt Geld zu sammeln, damit der kleine Junge mit dem blauen Pulli in Bild 39 eine neue Hose bekommt: Nein, das muss so. Er trägt eine sog. "Feuerhose". Wenn die kleinen Kids mal "müssen", hocken sie sich einfach hin und "lassen laufen". Das spart der Mama viel Arbeit. Diese Feuerhosen sind bei Kleinkindern noch weit verbreitet und sind übrigens "unisex".

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Auch sehr privates ist zu finden:

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Zum Abschluss des Kapitels "Shanghai" möchte ich euch noch den Yuyuan-Garten zeigen, ein Highlight, das man sich bei einem Besuch in Shanghai nicht entgehen lassen sollte. Der Garten wurde im 16. Jhdt. von einem hohen Regierungsbeamten in klassischer chinesischer Gartenkunst angelegt und ist ca. 2 ha groß.

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An dieser Stelle ein paar Bemerkungen zur Sicherheit in China:
Grundsätzlich ist China ein sicheres Land mit sehr wenig Kriminalität gegenüber Touristen. Bis auf das Uiguren-Gebiet um Xinjiang herum ist es innenpolitisch sehr ruhig. Terror ist so gut wie unbekannt.
Kleinere Betrügereien (Wechselgeld, überhöhte Preise für Plagiate etc.) und Taschendiebstähle kommen allerdings vor.
Die Chinesen sind ein sehr freundliches Volk. Allerdings haben viele eine Marotte: Sie wollen mit "Langnasen" (Europäer, Amerikaner) zusammen fotografiert werden oder Selfies mit ihnen machen. Erschreckt also nicht, wenn Chinesen mit gezücktem Smartphone auf euch zukommen und Fotos machen wollen. Lasst es zu, dann freuen sie sich. Aber: Genau das kann auch eine Masche von Taschendieben sein. Also packt eure Geldbörsen etc. so weg, dass da kein Taschendieb drankommt (Bauchgürtel unter dem Hemd, Brustbeutel, etc.).
Ich persönlich habe mich trotz der Fremdartigkeit in kaum einem anderen Land so sicher gefühlt wie in China.

Nun aber wieder zur Tour:
Von Shanghai sind wir flussaufwärts nach Yangzhou gefahren.
Yangzhou war vor der Erschließung des Landes durch die Eisenbahn wegen der Lage am Kaiserkanal und am Jangtse ein bedeutender und reicher Handelsstützpunkt. Heute hat die Bedeutung der 4,5-Millionen-Stadt erheblich nachgelassen.

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Yangzhou hat einige touristische Highlights:

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Den Schmalen Westsee-Park, der früher mal ein Verteidigungsgraben war.
Die Fünf-Pavillion-Brücke ist das Wahrzeichen der Stadt

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Diese Festungsanlage diente dem Schutz der Altstadt. Die Ursprünge stammen aus der Tang-Dynastie (617 - 907).

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Daming-Si-Kloster

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Die Xiling-Pagode. Sie brannte 843 bei der Buddhistenverfolgung ab und wurde 1990 rekonstrfuiert.

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Dritte Station: Nanjing
Die Stadt hat 7,5 Millionen Einwohner und war mehrfach Hauptstadt Chinas. Das erste Mal ab 229 n. Chr. und zuletzt von 1927 - 1949. Die Bedeutung der Stadt stieg 1912 an, als Sun Yat-sen Nanjing wieder einmal zur Hauptstadt machte.

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Sein beeindruckendes Mausoleum befindet sich auf dem Purpurberg und wird von vielen Chinesen besucht.

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Die Altstadt Nanjing's liegt am Qinghai-Fluss....

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.... und bietet zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten

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Der Konfuzius-Tempel wurde 1034 erbaut, 1937 durch die Japaner zerstört und 1984 wieder aufgebaut.

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Trotz V-DSL braucht mein Browser geschlagene 8 Minuten (!) um alle Bilder in diesem Thread vollständig zu öffnen. Was stimmt hier nicht ? Habt ihr Anderen das auch ? (sorry for Off Topic in diesem schönen Reisebericht !)
 
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