Moin Tim, der Begriff "wahres Afrika" stammt weder von mir, noch bezogen sich meine Hinweise aus dem vorigen Thread darauf. Ich kann mit dem Ausdruck eigenlich gar nichts anfangen. Afrika ist, wie es ist, und das wesentliche Merkmal ist seine Widersprüchlichkeit. Was ich damit meine, könnte in dem Reisebericht meiner letzten Südafrika-Reise nachgelesen werden.
Ich wollte nur der Aussage widersprechen, in Afrika seien alle National Parks oder Game Reserves eingezäunt und Tiere würden dort nur überleben, weil die Menschen sie füttern oder wässern. Dies muss sehr viel differenzierter gesehen werden.
Es ist richtig, dass gerade in den Ländern, in denen intensiv Viehzucht getrieben wird, versucht wird, durch Wildzäune eine Übertragung von Maul- und Klauenseuche zwischen Wildtieren und Rindern zu verhindern und natürlich führt die menschliche Besiedlung Afrikas überall dazu, dass sich die Wildtiere nicht mehr so frei und von Menschen ungestört bewegen können wie im Pleistozän (wenn das mit "wahres Afrika" gemeint sein soll). Den wesentlichen Schutz benötigen und erhalten die Wildtiere in allen Nationalparks vor dem Siedlungsdruck und der Wilderei, also vor den Menschen.
Die Wildzaun-"Problematik" gilt vor allem für Namibia, aber natürlich auch für das hochentwickelte Südafrika. Es ist richtig, dass das Etosha-Ökosystem ein künstlich von Menschen eingeengtes ist, das nur aufgrund der künstlichen Wasserstellen aufrecht erhalten werden kann.
Es wäre aber nicht richtig, diese Erkenntnis für alle Nationalparks im südlichen Afrika zu verallgemeinern. Und man sollte nicht unterschlagen, dass sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, die Lebensräume der Tiere möglichst über die Staatengrenzen hinweg zu erweitern. Der von Dir genannte Central Kalahari Park ist eines dieser Beispiele, veilleicht sogar das erste, er heißt nach der Vereinigung mit dem südafrikanischen Kalahari Gemsbok Park jetzt Kgalagadi Transfrontier Park. Auf den Kruger Park und die Erweiterungen nach Mozambique und Zimbabwe habe ich hingewiesen, ebenso auf das Serengeti- Masai Mara-Ökosystem. Es gibt weitere derartige Bestrebungen, natürlich auch viele Rückschläge.
Die dringend notwendige Vereinigung von South und North Luangwa NP in Zambia wäre so ein Beispiel, das durch die - z.T. mit Entwicklungshilfe geförderte - Siedlungsverfestigung zwischen den Parks beeinträchtigt wird.
Von den großen Nationalparks im südlichen Afrika ist der Etosha sicherlich derjenige, der einem "Zoo" am ähnlichsten ist, wenn ich allerdings zwischen dem, was in der Etosha zu sehen ist und einem Zoo doch substantielle Unterschiede sehe. Und ich meine, es sollte sich auch niemand durch eine derartige Etikettierung abhalten lassen, dorthin zu fahren und sich an der Gegend und den Tieren zu erfreuen.
Die Diskussion, die wir an anderer Stelle geführt haben, möchte ich hier nicht fortsetzen. Da ging es - jedenfalls aus meiner Sicht - um ein ganz anderes, viel grundsätzlicheres und von Afrika völlig losgelöst zu betrachtendes Thema. Das können wir gern mal irgenwo beim Wein oder Bier weiter diskutieren.