Bist Du sicher, dass Minilabs Kodachrome entwickelt haben...???
Würde mich wundern.
Sehr sicher. Ich entsinne mich noch der groß angelegten Einführungsagitationen in diversen deutschsprachigen Photozeitschriften. Die relativ kleinen Entwicklungsanlagen wurden auch in Abbildungen gezeigt. In der Folge war der Kodachrome-Film nicht nur schnell aus Stuttgart wieder zurück, es gab auch meines Wissens kaum jemals Mängel zu dieser Zeit. Ich selbst hatte garkeine mehr, obschon ich etliche hundert Filme belichtet habe. Probleme gab es erst wieder als die Entwicklung auf die alte Lausanner Entwicklungsmaschine verlegt und die Stuttgarter Entwicklung eingestampft wurde. Meine Information nach hat u.a. auch Dwayne´s Photo Lab eine solche Entwicklungsmaschine benutzt - und dies mit Erfolg.
Die Konzentrierung auf Kodak-Labors hatte meines Wissens nämlich technische Gründe (und nicht ökonomische).
Das bezweifle ich jetzt mal ganz stark. Aus meiner Erfahrung in der z.T. gerichtlichen Auseinandersetzung mit KODAK über die ersatzlose Beendigung der Kodachrome-Entwicklung für Schmalfilm 16mm, DS8, DN8 und S8 in Verbindung mit der der hier in Europa immer mit dem Kauf des Films verknüpften und damit zu bezahlenden - und bezahlten(!) - Entwicklung, möchte ich sogar behaupten, dass die ökonomischen Gründe den ganz wesentlichen Ausschlag für die Entscheidung lieferten.
Der Entwicklungsprozess war extrem aufwändig und fehleranfällig, weil er zum einen - anders als E6 - nicht für alle Diafilme genormt war und zum anderen weil die Farbpigmente erst bei der Entwicklung in die 3 Farbschichten der Emulsion eingelagert wurden.
Der Entwicklungsprozess war immerhin so stabil zu handhaben, dass er außerhalb von Europa (vor Allem in den USA selbst, wo die preisliche Verknüpfung von Film und Entwicklung nicht statthaft war) durchaus von freien Labors, die lediglich von KODAK mit den Chemikalien versorgt wurden, durchgeführt wurde. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wenn der Film nur mit Entwicklung im eigenen Haus (zu festgelegten Konditionen) zu haben ist, wird kaum ein Kunde auf die Idee kommen und woanders den Film kostenpflichtig zur Entwicklung abgeben. Ich sichere also damit eine zusätzliche Einnahmequelle und vermeide ohne jedwede weitere Anstrengung eine Konkurrenz durch andere Labors.
Das hat auch mehrere Jahrzehnte lang funktioniert, bis man dann festgestellt hat, dass man mit dem E-3/4/6 Material bessere Umsätze generiert, weil der qualitative Abstand zum Kodachrome zusehends geringer wurde, sich daher vor Allem die Professionellen von diesem Material verabschiedet haben. Dazu kam, dass man im Studio eh die großen Formate möglichst im Haus oder wenigstens "um die Ecke" entwickelt um die Kontrolle in der Hand zu haben und wenn die Entwicklung schon mal da ist ... von der Konsistenz in der Weiterverarbeitung in Klischeeanstalt und Druck mal angesehen. Man vermied schon möglichst Filmmaterial mit unterschiedlichen Emulsionsnummern, erst recht Ektachrome und Agfachrome und Kodachrome durcheinander zu schmeißen.
Zuerst wurde Anfang/Mitte der 1990er Jahre der Professional-Service eingestellt (verlässlich schnelle Entwicklung) dann über die 1990er Jahre der Film zusehends weniger beworben, die verbleibend anfallenden Entwicklungen international in Lausanne konzentriert und dann zuletzt, als in Lausanne die Lampen aus waren, noch für kurze Zeit bei Dwayne´s (s.o. McCurry) entwickelt. Während die bezahlte Entwicklung der KB-Filme dort noch anerkannt wurde, bat man bei den Schmalfilmen noch einmal richtig zur Kasse, was zu der o.a. gerichtlichen Auseinandersetzung führte.Für die 100ft-Rolle 16mm K-25/40 waren mit Hin- und Rückporto mal eben rund 70,-€ fällig. Dies zusätzlich zu den schon im Mittel 60,-€ für die Rolle Rohfilm incl.(!!!) Entwicklung. Ganz klar: Man wollte den Kodachrome los werden, weil er sich zu einem Klotz am Bein entwickelt hatte. Bloß war das nicht so einfach, weil man ja Geld für eine Dienstleistung genommen hatte und die möglichst nicht mehr erbringen wollte - möglichst ohne Gegenleistung, versteht sich. Also hat man versucht, die ganze Sache einschlafen zu lassen. Hätte wahrscheinlich auch funktioniert, wenn, ja wenn man nicht auf die Idee gekommen wäre, den Filmern das Restmaterial aufzuschwatzen mit dem Hinweis, dass der Kodachrome als Schmalfilm zwar ausliefe, der Film - weil im Grunde ein SW-Film - aber für seine Haltbarkeit bekannt sei und man deshalb den interessierten Filmern rate, sich zu bevorraten. Die Entwicklung sein ja auf Jahre gewährleistet, zumal der KB-Film ja lieferfähig bleibe. Das haben viele Filmer auch geglaubt .... und als bei Kodak die Lager leer waren, war auch recht bald leider die komplizierte und altersschwache Entwicklungsmaschine in Lausanne irreparabel kaputt ... und dann waren auch die benötigten Chemikalien nicht mehr vorrätig .... rhabarberrhabarber ...
Neenee, ich liebe zwar Film, werde sicher auch weiterhin E-6 Material verbrauchen und freue mich, wenn es wieder gutes und frisches Material für die Projektion gibt, aber die Geschichte mit dem Kodachrome war mir eine Lehre.
Freundliche Grüße
Wolfgang