Mein Farbnegativlabor Homebrew
1. Was brauche ich ?
Wer schon mal einen Schwarzweissfilm selbst entwickelt hat und eine Entwicklerdose sein Eigen nennt,
der ist schon gut aufgestellt. Dann braucht es noch:
1 Thermometer, vorzugsweise mit Kabelfühler
3 braune 500 ml Glasflaschen aus der Apotheke (zur Aufbewahrung der Entwicklungsflüssigkeiten)
1 Spülschüssel aus Kunsstoff (hält die Temperatur des Wasserbades besser)
1 Minipumpe aus dem Aquarienbedarf mit 300l/h Pumpleistung (verbaucht ca. 5 Watt)
1 Aquarienheizer mit 50 Watt Heizleistung
Gummihandschuhe, Pipetten wer mag, kleine Messbecher 50ml und Standzylinder 250ml aus Kunststoff
C41 Entwicklungschemikalien (ich arbeite gerne mit Rollei Digibase), andere sind auch möglich
2. Bei welcher Temperatur wird entwickelt ?
Die C41 Entwicklungschemikalien sind auf den 38°C Prozess ausgelegt, damit im Minilab möglichst grosse Durchsätze,
sprich Filme pro Zeiteinheit entwickelt werden können.
Man kann auch mit wesentlich niedrigeren Temperaturen, z.B. bei 25°C arbeiten.
3. Warum müssen es unbedingt 25°C sein ?
Wer schon mal eine Dosenentwicklung bei 38°C in einem geschlossenen System, wie z.B. der Jobo
Dose 1520 gemacht hat, dem ist wahrscheinlich auch schon der Deckel durch den Überdruck bedingt
"entgegengekommen". Diese Gefahr besteht bei 25°C nicht.
Ausserdem sind die Toleranzen und Abweichungen bei der Entwicklungszeit und der Temperatur wesentlich
grösser und verursachen nicht sofort eine Fehlentwicklung.
Es gibt viele Anwender, die bei 25°C arbeiten und das System kann als erprobt betrachtet werden.
4. Wieviel Chemikalien werden angesetzt ?
Nun, das hängt davon ab ... Ich selbst setze immer genau 540 ml Flotten an. Diese passen in
die braunen Vorratsflaschen und verdrängen nahezu die komplette Luft in der Flasche.
Diese "grosse" Menge ist ideal, wenn man nicht nur einen KB Film, sondern hin und wieder auch mal
einen Mittelformatfilm oder 2 KB Filme aufeinmal entwickeln muss. Ich fülle immer generell den ganzen
Inhalt meiner Vorratsflasche in die Dose, so kann ich sicher sein, das der Film komplett mit Flüssigkeit
bedeckt ist (das lästige Abmessen im Standzylinder entfällt.
Es kann nie zuviel Entwickler, oder Bleich- Fixierbad in der Dose sein (es sei denn, sie läuft über ;-))
5. Wie lange halten die angesetzen Chemikalien und wie ergiebig sind sie ?
Die Ansätze werden in meinem Kellerlabor bei 15°C aufbewahrt und halten dort mindestens 3 Monate.
Man kann mit einem Ansatz von 540 ml ca. 8-10 Filme entwickeln. Generell empfiehlt es sich nicht
die Chemie bis zum Schluss auszureizen, weil meist der letzte Film der wichtigste ist ;-)
Ich habe bislang allerdings noch keinen Ansatz vorzeitig entsorgen müssen.
6. Warum arbeitest Du im Wasserbad ?
Nun ja, erstens um die Temperatur konstant zu halten. Das ist zwar bei 25°C nicht so immens wichtig
wie bei 38°C, aber gleichmässiges Arbeiten zahlt sich durch die erreichbare Qualität aus.
Zweitens erwärme ich meine Chemikalien in der Glasflasche in diesem Wasserbad. Das geht sehr schnell
und alle Flüssigkeiten sind gleichmässig erwärmt. Wenn die Entwicklerlösung aus dem Vorratsschrank
aktuell etwas 15°C hat, dann erwäre ich Sie in 25°C warmen Wasser mit nur einmaligen Schwenken
auf 25° C "Betriebstemperatur" innerhalb von 15 Minuten.
Das Wasserbad der grossen Spülschüssel dient mir ausserdem als kleiner Wasservorrat, um den Film vorzuwässern,
damit Film und Entwicklungsdose die gleiche Temperatur wie der Entwickler haben.
7. Benötigen alle Chemikalien die gleiche Temperatur ?
Im Prinzip ja, aber wichtig ist es nur beim Farbentwickler. Bleich- und Fixierlösung arbeiten auch noch bei 15°C.
8. Warum benutzt die Glasflaschen ?
Die gefüllten Glasflaschen leiten die Wärme des Wasserbades an den Inhalt weiter und stehen durch Ihr
Gewicht aufrecht in der Spülschüssel. Ausserdem sind sie leicht zu reinigen und als Apothekenflasche dicht.
9. Warum um alles in der Welt braucht man noch eine Pumpe ?
Die Zirkulation des Wassers verteilt die Wärme sehr viel besser und der Aquarienheizstab kann seine
Wärmeleistung besser abgeben. Ausserdem wird so die Aufwärmphase der Chemikalien verkürzt.
Detailaufnahme Pumpe:
10. Ist der Aquarienheizstab wirklich nötig ?
Er ist dann sinnvoll, wenn man mehrere Filme zum Entwicklen hat und die Wassertemperatur komforatbel
konstant halten will. Man kann auch etwas Wasser aus der Schüssel entnehmen und mit "heissem Wasser"
ersetzen. Das geht sehr gut und man wundert sich, wie lange die Tempratur des Wasserbades konstan bleibt.
Wer ohne Heizstab arbeiten möchte sollte 27°C warmes Wasser einfüllen und das ganze System, inclusive
der Filmdose mit eingespultem Film und Vorwässerungsbad, sowei den Chemikalien sinch auf 25°C abkühlen lassen.
Dauert etwas länger, geht aber auch sehr gut !
11. Wie ist der Arbeitsablauf ?
Vorwärmen:
- Entwickler, Blix (Bleichbad), Fix (Fixierbad) und Stabi (Stabilisierungsbad) entsprechend der Anweisung
des Hersteller ansetzen. Falls man mit heissem Wasser (49°C) gearbeitet hat, die Vorratslösungen abkühlen lassen.
- Spülschüssel mit Pumpe und Heizstab vorbereiten, Thermometer griffbreit halten
- Schüssel ca. 25°C warmen Wasser füllen, Chemikalienflaschen und Filmdose mit eingespultem Film und
Vorwässerung einsetzen,. Zirkulationspumpe einschalten. 15 Minuten warten, bis alle Fllüssigekiten 25°C
erreicht haben. Wer ganz ungeduldig ist, kann auch schon bei 24.5°C starten. Handschuhe anziehen !
- Vorwässerungsbad ausschütten (nicht in das Wasserbad !), komplette Entwicklermenge einfüllen, Deckel
aufstülpen und dann über 13 min alle 30 sec je einmal die Dose auf den Kopf und dann zurück kippen.
Dose unbedingt sofort wieder in das Wasserbad stellen
- nach 13 min das Entwicklerbad in die Vorratsflasche zurückgiessen
- Bleichflotte komplett in die Dose giessen, über 6 min alle 30 sec je einmal kippen.
Danach in Vorratsflasche zurückgiessen.
- Fixierflotte ebenfalls komplett einfüllen und über 7 min alle 30 sec je einmal kippen.
Danach in Vorratsflasche zurückgiessen.
- wer mag das Stabibad einfüllen, über 2 min je einmal kippen und wie gehabt zurückgiessen. Fertig !!
- alle Flaschen gut verschliessen und für den nächsten Einsatz verräumen.
- Film zum Trocken aufhängen
12. Kann man nur Billgfilme entwickeln oder geht das auch Professional Filmen ?
Dieses Verfahren eignet sich für alle Filme, egal ob z.B. Kodak Ektar 100, oder Agfa Vista 200 oder auch Fuji XTRA 400.
Man muss keine Angst haben, das man einen teuren Film "versaut". Natürlich empfiehlt es sich zu Anfang mit einem Probefilm
zu arbeiten, bis man sich sicher fühlt. Die nachfolgenden Bildbeispiele zeigen, das die Filme nicht nur bei Nennempfindlichkeit,
sondern auch wie z.B. beim Fuji Superia XTRA 400 auch mit 100 oder gar 1600 ASA belichtet werden können.
(Ich hätte noch gerne 1600 ASA gezeigt, aber der Belichtungsmesser meiner Yashica Electro 35 GSN geht nur bis 1000 ASA).
Kodak Ektar 100 @ 80 ASA, Zeiss ZM Sonnar 50mm f1.5, Scan leicht bearbeitet
Kodak Ektar 100 @ 80 ASA, Zeiss ZM Sonnar 50mm f1.5, Scan ebenfalls leicht bearbeitet
Fuji Superia XTRA 400 @ 100 ASA, Yashica Electro 35 GSN, leicht bearbeitet
Fuji Superia XTRA 400 @ 400 ASA, Yashica Electro 35 GSN, unbearbeitet
Fuji Superia XTRA 400 @ 400 ASA, Yashica Electro 35 GSN, leicht bearbeitet
Die Yashica Electro 35 GSN hat keine Belichtungskompensation !!!!
Fuji Superia XTRA 400 @ 1000 ASA, Yashica Electro 35 GSN, unbearbeitet
Bearbeitung heisst: leichte Anpassung der Gradation und des Kontrastes und Nachschärfung.
13. Der C41 Prozess ist standardisiert und man bekommt nur mit exakt 38°C und Einhaltung der Zeit gute Ergebnisse. Stimmt das ?
Es stimmt, das man bei Einhaltung der Standardparameter gute Ergebnisse bekommt. Richtig ist aber auch, das man auch bei anderen
Parametern gute Ergebnisse bekommt.
Ein Erklärungsversuch: der C41 Prozess hat u.a. die Parameter Temperatur, Entwicklungsdauer, Chemikalienkonzentration und Mechanik/ Flottenbewegung.
Alle Parameter zusammen ergeben den standardisierten Prozess. Wenn ich nun einen Parameter ändere, kann ich das in
gewissen Grenzen durch andere Parameter wieder wett machen.
Natürlich kann ich diesen Prozess nicht maximal dehnen, da sowohl der Film als auch die Chemikalien auf den Standardprozess getrimmt wurden.
14. Geht das auch mit Entwicklungskits anderer Hersteller ?
Radio Eriwan: Im Prinzip ja, aber man muss es probieren. Die Rollei Chemie funktioniert einwandfrei und in Abhängigkeit vom Film bei Temperaturen um 20°C.
Dieses Thema ist aber nur für "hartgesottene Chemieplanscher" geeignet, weil das Ergebnis auch schon mal voll daneben gehen kann.
Anderen Kits habe ich nicht probiert, vielleicht gibt es den einen oder anderen Forenten, der auch andere Kits probiert
und uns von den Ergebnissen berichtet.
15. Was ist maximal möglich ? Wo liegen die Grenzen ?
Ich habe viele Dinge probiert, unter anderem auch eine reine Standentwicklung. Allerdings muss man wirklich experimentierfreudig
und leidensfähig sein. Das Ergebnis ist stark vom verwendeten Film abhängig und jeder Film muss neu eingestet werden.
Für die Standentwicklung um 20°C eignen sich nach jetzigen Stand der Dinge am besten die preiswerteren Kodakfilme.
Die von mir getesteten Fujis weigern sich bislang standhaft ausgewogene Farben zu zeigen. Aber wie gesagt, hier geht
probieren über studieren. Der Prozess ist extrem wackelig und alles andere als todsicher !!!!
DM Paradies 200, Standentwicklung bei 20°C über 21 min, Nikon F6 70-200mm f2.8
15. Warum hast Du das alles zusammengeschrieben ?
Ich war oft frustriert über die Qualität von Fotolabors und wollte den Workflow selbst in der Hand haben.
Ausserdem muss ich dann nicht mehr so lange auf den Film warten ;-)
Immer wieder höre ich ausserdem von "erfahrenen Anwendern", das die C41 Entwicklung extrem schwierig und kompliziert ist.
Ich möchte einfach nur zeigen, das das Entwickeln von Farbnegativen sehr einfach und preiswert !! auch zu Hause möglich ist.
Wer SW entwickeln kann, der muss sich um Farbnegativ keine Sorgen machen. Meine Materialien waren vielfach
schon vorhanden und die Pumpe und Heizstab haben zusammen nur etwa 50 CHF gekostet.
Mir scheint, es schreiben zu viele Leute über Probleme und Schwierigkeiten, ohne je eine einzige Entwicklung
selbst gemacht zu haben.
Probiert es mal aus. Es ist ganz easy !!
Tipps:
- wer möchte kann auf das Stabibad verzichten. Ich selbst benutze als letztes Bad eine Netzmittellösung
mit 1:400 Mirasol 2000 von Tetenal. (1:400 bedeutet 1 ml Netzmittelkonzentrat mit 400 ml demineralisiertem
Wasser auffüllen
- das Netzmittelbad wirkt antistatisch und verhindert recht zuverlässig, das sich Staub auf dem Film absetzt.
- nach Entwicklung und nach dem Fixieren mit etwas Wasser (Dose ca. halb voll) aus dem Wasserbad spülen.
Schont die Chemikalien und verlängert vielleict die Haltbarkeit. Habe ich für mich noch nicht ausreichend
überprüft, ist aber nachvollziehbar.
- auf die Verschlüsse der Flaschen habe ich den Inhalt notiert. Aufkleber am Flaschenrand lsöen sich prima
im Wasserbad auf.
- Wasserstand in der Schüssel mit eingesetzter Filmdose markieren. Spart Zeit beim nächsten Mal.
- Vor dem Entwickeln die Bleich- und Fixierbadflasche aus dem Wasserbad nehmen. Die Temperatur ist nicht
nicht so wichtig und es gibt mehr Platz zum Arbeiten !
- elektrische Kabel für Pumpe und Heizstab nach oben in eine Steckdose etc. führen. Ist sicher, wenn mal
etwas Wasser verschüttet wird.
-Flaschen nach dem Befüllen mit beschriftetem Deckel sofort wieder verschliessen. Vermeidet Vertauschungen und
Verhindert ein Auslaufen.
- bei geöffneter Flasche den Deckel immer an der gleiche Stelle neben der Falsche "parken"
Und nun viel Spass beim Entwickeln !
Gruss
Ralf
1. Was brauche ich ?
Wer schon mal einen Schwarzweissfilm selbst entwickelt hat und eine Entwicklerdose sein Eigen nennt,
der ist schon gut aufgestellt. Dann braucht es noch:
1 Thermometer, vorzugsweise mit Kabelfühler
3 braune 500 ml Glasflaschen aus der Apotheke (zur Aufbewahrung der Entwicklungsflüssigkeiten)
1 Spülschüssel aus Kunsstoff (hält die Temperatur des Wasserbades besser)
1 Minipumpe aus dem Aquarienbedarf mit 300l/h Pumpleistung (verbaucht ca. 5 Watt)
1 Aquarienheizer mit 50 Watt Heizleistung
Gummihandschuhe, Pipetten wer mag, kleine Messbecher 50ml und Standzylinder 250ml aus Kunststoff
C41 Entwicklungschemikalien (ich arbeite gerne mit Rollei Digibase), andere sind auch möglich
2. Bei welcher Temperatur wird entwickelt ?
Die C41 Entwicklungschemikalien sind auf den 38°C Prozess ausgelegt, damit im Minilab möglichst grosse Durchsätze,
sprich Filme pro Zeiteinheit entwickelt werden können.
Man kann auch mit wesentlich niedrigeren Temperaturen, z.B. bei 25°C arbeiten.
3. Warum müssen es unbedingt 25°C sein ?
Wer schon mal eine Dosenentwicklung bei 38°C in einem geschlossenen System, wie z.B. der Jobo
Dose 1520 gemacht hat, dem ist wahrscheinlich auch schon der Deckel durch den Überdruck bedingt
"entgegengekommen". Diese Gefahr besteht bei 25°C nicht.
Ausserdem sind die Toleranzen und Abweichungen bei der Entwicklungszeit und der Temperatur wesentlich
grösser und verursachen nicht sofort eine Fehlentwicklung.
Es gibt viele Anwender, die bei 25°C arbeiten und das System kann als erprobt betrachtet werden.
4. Wieviel Chemikalien werden angesetzt ?
Nun, das hängt davon ab ... Ich selbst setze immer genau 540 ml Flotten an. Diese passen in
die braunen Vorratsflaschen und verdrängen nahezu die komplette Luft in der Flasche.
Diese "grosse" Menge ist ideal, wenn man nicht nur einen KB Film, sondern hin und wieder auch mal
einen Mittelformatfilm oder 2 KB Filme aufeinmal entwickeln muss. Ich fülle immer generell den ganzen
Inhalt meiner Vorratsflasche in die Dose, so kann ich sicher sein, das der Film komplett mit Flüssigkeit
bedeckt ist (das lästige Abmessen im Standzylinder entfällt.
Es kann nie zuviel Entwickler, oder Bleich- Fixierbad in der Dose sein (es sei denn, sie läuft über ;-))
5. Wie lange halten die angesetzen Chemikalien und wie ergiebig sind sie ?
Die Ansätze werden in meinem Kellerlabor bei 15°C aufbewahrt und halten dort mindestens 3 Monate.
Man kann mit einem Ansatz von 540 ml ca. 8-10 Filme entwickeln. Generell empfiehlt es sich nicht
die Chemie bis zum Schluss auszureizen, weil meist der letzte Film der wichtigste ist ;-)
Ich habe bislang allerdings noch keinen Ansatz vorzeitig entsorgen müssen.
6. Warum arbeitest Du im Wasserbad ?
Nun ja, erstens um die Temperatur konstant zu halten. Das ist zwar bei 25°C nicht so immens wichtig
wie bei 38°C, aber gleichmässiges Arbeiten zahlt sich durch die erreichbare Qualität aus.
Zweitens erwärme ich meine Chemikalien in der Glasflasche in diesem Wasserbad. Das geht sehr schnell
und alle Flüssigkeiten sind gleichmässig erwärmt. Wenn die Entwicklerlösung aus dem Vorratsschrank
aktuell etwas 15°C hat, dann erwäre ich Sie in 25°C warmen Wasser mit nur einmaligen Schwenken
auf 25° C "Betriebstemperatur" innerhalb von 15 Minuten.
Das Wasserbad der grossen Spülschüssel dient mir ausserdem als kleiner Wasservorrat, um den Film vorzuwässern,
damit Film und Entwicklungsdose die gleiche Temperatur wie der Entwickler haben.
7. Benötigen alle Chemikalien die gleiche Temperatur ?
Im Prinzip ja, aber wichtig ist es nur beim Farbentwickler. Bleich- und Fixierlösung arbeiten auch noch bei 15°C.
8. Warum benutzt die Glasflaschen ?
Die gefüllten Glasflaschen leiten die Wärme des Wasserbades an den Inhalt weiter und stehen durch Ihr
Gewicht aufrecht in der Spülschüssel. Ausserdem sind sie leicht zu reinigen und als Apothekenflasche dicht.
9. Warum um alles in der Welt braucht man noch eine Pumpe ?
Die Zirkulation des Wassers verteilt die Wärme sehr viel besser und der Aquarienheizstab kann seine
Wärmeleistung besser abgeben. Ausserdem wird so die Aufwärmphase der Chemikalien verkürzt.
Detailaufnahme Pumpe:
10. Ist der Aquarienheizstab wirklich nötig ?
Er ist dann sinnvoll, wenn man mehrere Filme zum Entwicklen hat und die Wassertemperatur komforatbel
konstant halten will. Man kann auch etwas Wasser aus der Schüssel entnehmen und mit "heissem Wasser"
ersetzen. Das geht sehr gut und man wundert sich, wie lange die Tempratur des Wasserbades konstan bleibt.
Wer ohne Heizstab arbeiten möchte sollte 27°C warmes Wasser einfüllen und das ganze System, inclusive
der Filmdose mit eingespultem Film und Vorwässerungsbad, sowei den Chemikalien sinch auf 25°C abkühlen lassen.
Dauert etwas länger, geht aber auch sehr gut !
11. Wie ist der Arbeitsablauf ?
Vorwärmen:
- Entwickler, Blix (Bleichbad), Fix (Fixierbad) und Stabi (Stabilisierungsbad) entsprechend der Anweisung
des Hersteller ansetzen. Falls man mit heissem Wasser (49°C) gearbeitet hat, die Vorratslösungen abkühlen lassen.
- Spülschüssel mit Pumpe und Heizstab vorbereiten, Thermometer griffbreit halten
- Schüssel ca. 25°C warmen Wasser füllen, Chemikalienflaschen und Filmdose mit eingespultem Film und
Vorwässerung einsetzen,. Zirkulationspumpe einschalten. 15 Minuten warten, bis alle Fllüssigekiten 25°C
erreicht haben. Wer ganz ungeduldig ist, kann auch schon bei 24.5°C starten. Handschuhe anziehen !
- Vorwässerungsbad ausschütten (nicht in das Wasserbad !), komplette Entwicklermenge einfüllen, Deckel
aufstülpen und dann über 13 min alle 30 sec je einmal die Dose auf den Kopf und dann zurück kippen.
Dose unbedingt sofort wieder in das Wasserbad stellen
- nach 13 min das Entwicklerbad in die Vorratsflasche zurückgiessen
- Bleichflotte komplett in die Dose giessen, über 6 min alle 30 sec je einmal kippen.
Danach in Vorratsflasche zurückgiessen.
- Fixierflotte ebenfalls komplett einfüllen und über 7 min alle 30 sec je einmal kippen.
Danach in Vorratsflasche zurückgiessen.
- wer mag das Stabibad einfüllen, über 2 min je einmal kippen und wie gehabt zurückgiessen. Fertig !!
- alle Flaschen gut verschliessen und für den nächsten Einsatz verräumen.
- Film zum Trocken aufhängen
12. Kann man nur Billgfilme entwickeln oder geht das auch Professional Filmen ?
Dieses Verfahren eignet sich für alle Filme, egal ob z.B. Kodak Ektar 100, oder Agfa Vista 200 oder auch Fuji XTRA 400.
Man muss keine Angst haben, das man einen teuren Film "versaut". Natürlich empfiehlt es sich zu Anfang mit einem Probefilm
zu arbeiten, bis man sich sicher fühlt. Die nachfolgenden Bildbeispiele zeigen, das die Filme nicht nur bei Nennempfindlichkeit,
sondern auch wie z.B. beim Fuji Superia XTRA 400 auch mit 100 oder gar 1600 ASA belichtet werden können.
(Ich hätte noch gerne 1600 ASA gezeigt, aber der Belichtungsmesser meiner Yashica Electro 35 GSN geht nur bis 1000 ASA).
Kodak Ektar 100 @ 80 ASA, Zeiss ZM Sonnar 50mm f1.5, Scan leicht bearbeitet
Kodak Ektar 100 @ 80 ASA, Zeiss ZM Sonnar 50mm f1.5, Scan ebenfalls leicht bearbeitet
Fuji Superia XTRA 400 @ 100 ASA, Yashica Electro 35 GSN, leicht bearbeitet
Fuji Superia XTRA 400 @ 400 ASA, Yashica Electro 35 GSN, unbearbeitet
Fuji Superia XTRA 400 @ 400 ASA, Yashica Electro 35 GSN, leicht bearbeitet
Die Yashica Electro 35 GSN hat keine Belichtungskompensation !!!!
Fuji Superia XTRA 400 @ 1000 ASA, Yashica Electro 35 GSN, unbearbeitet
Bearbeitung heisst: leichte Anpassung der Gradation und des Kontrastes und Nachschärfung.
13. Der C41 Prozess ist standardisiert und man bekommt nur mit exakt 38°C und Einhaltung der Zeit gute Ergebnisse. Stimmt das ?
Es stimmt, das man bei Einhaltung der Standardparameter gute Ergebnisse bekommt. Richtig ist aber auch, das man auch bei anderen
Parametern gute Ergebnisse bekommt.
Ein Erklärungsversuch: der C41 Prozess hat u.a. die Parameter Temperatur, Entwicklungsdauer, Chemikalienkonzentration und Mechanik/ Flottenbewegung.
Alle Parameter zusammen ergeben den standardisierten Prozess. Wenn ich nun einen Parameter ändere, kann ich das in
gewissen Grenzen durch andere Parameter wieder wett machen.
Natürlich kann ich diesen Prozess nicht maximal dehnen, da sowohl der Film als auch die Chemikalien auf den Standardprozess getrimmt wurden.
14. Geht das auch mit Entwicklungskits anderer Hersteller ?
Radio Eriwan: Im Prinzip ja, aber man muss es probieren. Die Rollei Chemie funktioniert einwandfrei und in Abhängigkeit vom Film bei Temperaturen um 20°C.
Dieses Thema ist aber nur für "hartgesottene Chemieplanscher" geeignet, weil das Ergebnis auch schon mal voll daneben gehen kann.
Anderen Kits habe ich nicht probiert, vielleicht gibt es den einen oder anderen Forenten, der auch andere Kits probiert
und uns von den Ergebnissen berichtet.
15. Was ist maximal möglich ? Wo liegen die Grenzen ?
Ich habe viele Dinge probiert, unter anderem auch eine reine Standentwicklung. Allerdings muss man wirklich experimentierfreudig
und leidensfähig sein. Das Ergebnis ist stark vom verwendeten Film abhängig und jeder Film muss neu eingestet werden.
Für die Standentwicklung um 20°C eignen sich nach jetzigen Stand der Dinge am besten die preiswerteren Kodakfilme.
Die von mir getesteten Fujis weigern sich bislang standhaft ausgewogene Farben zu zeigen. Aber wie gesagt, hier geht
probieren über studieren. Der Prozess ist extrem wackelig und alles andere als todsicher !!!!
DM Paradies 200, Standentwicklung bei 20°C über 21 min, Nikon F6 70-200mm f2.8
15. Warum hast Du das alles zusammengeschrieben ?
Ich war oft frustriert über die Qualität von Fotolabors und wollte den Workflow selbst in der Hand haben.
Ausserdem muss ich dann nicht mehr so lange auf den Film warten ;-)
Immer wieder höre ich ausserdem von "erfahrenen Anwendern", das die C41 Entwicklung extrem schwierig und kompliziert ist.
Ich möchte einfach nur zeigen, das das Entwickeln von Farbnegativen sehr einfach und preiswert !! auch zu Hause möglich ist.
Wer SW entwickeln kann, der muss sich um Farbnegativ keine Sorgen machen. Meine Materialien waren vielfach
schon vorhanden und die Pumpe und Heizstab haben zusammen nur etwa 50 CHF gekostet.
Mir scheint, es schreiben zu viele Leute über Probleme und Schwierigkeiten, ohne je eine einzige Entwicklung
selbst gemacht zu haben.
Probiert es mal aus. Es ist ganz easy !!
Tipps:
- wer möchte kann auf das Stabibad verzichten. Ich selbst benutze als letztes Bad eine Netzmittellösung
mit 1:400 Mirasol 2000 von Tetenal. (1:400 bedeutet 1 ml Netzmittelkonzentrat mit 400 ml demineralisiertem
Wasser auffüllen
- das Netzmittelbad wirkt antistatisch und verhindert recht zuverlässig, das sich Staub auf dem Film absetzt.
- nach Entwicklung und nach dem Fixieren mit etwas Wasser (Dose ca. halb voll) aus dem Wasserbad spülen.
Schont die Chemikalien und verlängert vielleict die Haltbarkeit. Habe ich für mich noch nicht ausreichend
überprüft, ist aber nachvollziehbar.
- auf die Verschlüsse der Flaschen habe ich den Inhalt notiert. Aufkleber am Flaschenrand lsöen sich prima
im Wasserbad auf.
- Wasserstand in der Schüssel mit eingesetzter Filmdose markieren. Spart Zeit beim nächsten Mal.
- Vor dem Entwickeln die Bleich- und Fixierbadflasche aus dem Wasserbad nehmen. Die Temperatur ist nicht
nicht so wichtig und es gibt mehr Platz zum Arbeiten !
- elektrische Kabel für Pumpe und Heizstab nach oben in eine Steckdose etc. führen. Ist sicher, wenn mal
etwas Wasser verschüttet wird.
-Flaschen nach dem Befüllen mit beschriftetem Deckel sofort wieder verschliessen. Vermeidet Vertauschungen und
Verhindert ein Auslaufen.
- bei geöffneter Flasche den Deckel immer an der gleiche Stelle neben der Falsche "parken"
Und nun viel Spass beim Entwickeln !
Gruss
Ralf