NF-Rezension Burt Glinn. Kuba 1959

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AnjaC

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Eine Rezension unseres Community-Mitglieds Holger Pfromm

Extra-Klasse


Der amerikanische Fotograf Burt Glinn dokumentierte den Tumult, die Dramatik und den Jubel auf Kuba, als im Januar 1959 der Diktator Batista floh und Fidel Castro triumphierend in Havanna einmarschierte.

Es gibt viele Fotojournalisten, die beherrschen ihre Kameras; stehen aber nur am Rande der Ereignisse und fotografieren. Die Besseren sind nah am Geschehen und geben uns, den Betrachtern, mit ihren Fotos Einblicke in fremde und extreme Lebensbereiche. Burt Glinn ragt aber aus dieser Gruppe heraus: Seine hier gezeigten Fotografien sind keine der üblichen (und langweiligen) Dokumentaraufnahmen. Nein, sie sind sehr viel mehr und sehr viel besser. Glinn ist mitten im Geschehen, bannt die größtmögliche Intensität und Emotionalität auf seine Bilder und reißt so den Betrachter mit. Wer seine Fotografien ansieht, wird automatisch in den Trubel, Chaos und Freude des damaligen Kubas hineingezogen. Ja, man hört direkt neben einem das Knallen aus Pistolenläufen, spürt wie die Last der Unterdrückung von einem fällt, fühlt die unbändige Freude über die neu erlangte Freiheit, schmeckt die elektrisch geladene Atmosphäre der Revolution und rangelt selbst mit anderen Kubanern um Fidel Castro herum.

Glinns Wiedersehen mit Fidel Castro (2001), das am Ende Buches auf zwei Seiten abgedruckt ist, rundet für mich die „ganze Sache“ der Revolution ab.

Neben den wirklich hervorragenden Fotografien gewinnt der Bildband für mich als Leser auch dadurch, dass Glinn seine Fotos als zeitlich und inhaltlich geordnete Bilderserien strukturiert und diese mit wenigen, aber prägnanten Sätzen beschreibt. Auch die zwei kleinen Artikeln, die der Bilderserie vorangestellt sind, gefallen mir: Sie erläutern leicht verständlich die stürmischen Umstände, unter denen Glinn fotografierte und die historisch / politische Ausgangssituation, die im damaligen Kuba herrschte.

Den blutrünstigen, aber charismatischen Che Guevara sucht man auf Glinns Bildern vergeblich. Anders als viele andere Foto-Bücher über die kubanische Revolution hat sich Glinn ausschließlich auf die Kubaner und auf Castro konzentriert.

Es ist sicherlich verständlich, dass Angaben zu den Aufnahmedaten (Verschlusszeit / Blende) nicht abgedruckt sind, falls diese überhaupt dokumentiert werden konnten.
In den Innenklappen des Schutzumschlages sind eine textliche Zusammenfassung des Buches und eine Ultra-Kurzbiografie über Burt Glinn abgedruckt. Erstere ist unnötig und Zweitere hätte reichhaltiger sein können.

Diese minimalsten Abstriche können Glinns fotografische Meisterwerke nicht trüben. Ich gewähre daher die volle Punktzahl (5 von maximal 5 Punkten). Eine glasklare Kaufempfehlung erteile ich auch: Das Buch ist geeignet für alle, die sich für Kuba, die kubanische Revolution und / oder für extrem gute Reportagefotografien interessieren.

Die Daten
Burt Glinn. Kuba 1959. Szenen einer Revolution erschien am 30.März 2016 im Midas Verlag. 192 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung, Format 24,5 x 30,4 cm
ISBN 978-3-907100-59-2
Preis: sFr. 59 | Euro 59
Hier geht es zur Leseprobe

Rezension: Holger Pfromm
Bewertung:
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ISBN: 390710059X

 
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