Azoren - 6 Inseln in 17 Tagen

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BeST

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Aufgrund des Beitrages von [MENTION=59585]Jottel[/MENTION] zu seinem Bericht Lust auf Azoren ist diese Inselgruppe schlagartig ganz nach oben auf meine Reisezielliste gerutscht und dies vorrangig wegen dem Lost Place "Monte Palace". Nach meinem Trip im letzten Jahr zur Osterinsel hatte ich schon Erfahrung mit vulkanischen Inseln.

Vorweg: Meine Eindrücke waren nicht ganz so wie bei Jürgen. Ich habe 6 Inseln in 17 Reisetagen durchgetaktet, wobei die Hauptinsel Sao Miguel mit 7 Nächten um gut 2 Nächte zu lange dimensioniert war. Rückblickend hätte ich diese Zeit gerne länger auf Pico verbracht oder Flores zusätzlich als 7. Insel.

Bezüglich Reiseplanung: Ich habe mit meinem germanischen Reisekumpel Monate zuvor recherchiert welche Inseln in Frage kommen und dann alle Quartiere, Transfers und Mietwagen vorab gebucht. Als sinnvolle Tour erschienen mir zwei Nächte auf Pico (dazwischen Besteigung des Berges!), eine Nacht auf Faial, zwei Nächte auf Sao Jorge, zwei Nächte auf Terceira, ein Nacht auf Graciosa und 7 Nächte auf Sao Miguel.

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Aber der Reihe nach. Die Anreise entwickelt sich zur größeren Odyssee als nach Rapa Nui. Als Ösi muss ich mit dem Nachtzug erstmal nach Frankfurt, um von dort nach Lissabon zu fliegen. Umsteigezeit zum Weiterflug direkt nach Pico sind knapp zwei Stunden. Die Maschine VON Lissabon hat bereits eine Stunde Verspätung, die holt der Pilot beim Rückflug auch nicht mehr auf.

Es kam, wie befürchtet. Der Anschlussflieger steht zwar noch am Gate, dieses hatte jedoch 15 Minuten zuvor geschlossen. Insgesamt 9 Passagiere stranden daher in Lissabon und können den Weiterflug (mit nun mindestens 9 leeren Sitzplätzen) durch die Glasscheibe verabschieden.

Wer den Flughafen kennt, weiß, dass die wesentliche Infrastruktur gut versteckt oder im letzten Winkel untergebracht ist. Also weiter im Laufschritt zum Transit-Schalter für Ersatztickets. Mein Kreislauf ist schon mal gut auf Touren und es sind auch nur eine Handvoll Passagiere vor mir am Desk.
Es dauert trotzdem exakt 70 Minuten bis ich endlich drankomme! Es gibt zwar 9 (NEUN!) Schalter beim Transit-Bereich, davon sind aber nur zwei besetzt, wobei ein Mitarbeiter jedes Mal zu seinem Kollegen nachfragen gehen muss, während jener ständig minutenlang wortlos am Telefonhörer hängt.

Während ich mich nach der Rennerei auf den nächsten Wäschewechsel freue, erfahren wir nach weiteren 1,5 Stunden, dass heute nix mehr nach Pico fliegt. Entweder bleiben wir in Lissabon oder können vorab nach Terceira weiterfliegen und von dort am nächsten Tag nach Pico - dafür gibt es aber nur mehr 4 freie Plätze.

Dann lieber Terceira, denn Lissabon kenne ich schon vom Vorjahr und in dem Moment will ich hier nur noch weg.

Die TAP ist so nett und kommt für alle Folgekosten auf (Flüge, Unterkunft, Verpflegung, Taxi) und ich überlege für mich, ob ein schnelles Wiederöffnen der Flugzeugtür am Gate nicht wirtschaftlicher gewesen wäre. Aber was verstehe ich schon von der portugiesischen Wirtschaft, wenn es schon für 9 Arbeitsplätze nur mehr zwei semikompetente Mitarbeiter gibt.​
 
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Spät am Abend komme ich am Flughafen Lajes von Terceira an. Mein Gepäck leider nicht.
Als einziges hat es meine Reisetasche nicht geschafft mitzukommen und mit dem Wäschewechsel wird es daher vorerst nix.
Zahnputzset gibt es gratis an der Hotelrezeption und einmal mehr hat sich die Fotoausrüstung im Handgepäck bewährt.

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Die TAP hat mich im Terceira Mar Hotel eingebucht, ein 4-Sterne-Hotel in Angra do Heroísmo.
Dort gibt es nicht nur Meeresblick auf den Atlantik von allen Zimmern, sondern auch vorzügliches Frühstücksbuffet.
Da wollen wir jetzt mal nicht weiter meckern.

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Ohne viel vom Umland sehen zu können, geht es morgens wieder zum Flughafen Lajes für die Weiterreise nach Pico, wo ich am Vortag eigentlich hin wollte.
Und den Aerogare das Lajes werde ich auf dieser Reise noch öfters frequentieren...

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Beim Anflug auf Pico ist der höchste Berg Portugals nicht zu übersehen und mir wird klar, dass die geplante Besteigung zeitlich nicht mehr zu machen ist.
Denn die war genau für diesen Tag geplant und hätte früh am Morgen starten sollen. Schade.

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Ponta do Pico (portugiesisch auch Montanha do Pico, Serra do Pico, Pico Alto oder einfach Pico genannt) ist ein Stratovulkan auf der gleichnamigen Azoren-Insel Pico. Mit einer Höhe von 2351 m ist er der höchste Berg Portugals und des Mittelatlantischen Rückens und einer der höchsten Vulkane Europas.

Auf der Spitze befindet sich ein Vulkankrater von 500 m Durchmesser und 30 Meter Tiefe und in ihm der Piquinho (Pico Pequeno),
ein kleiner Vulkankegel, der sich 70 m erhebt und den eigentlichen Gipfel bildet.​
 
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Pico ist die zweitgrößte Insel der Azoren und ist Teil der Zentralen Gruppe und dem Triangle.
Sie ist 42 km lang und 15 km breit, die Fläche beträgt 447 km². Darauf leben etwa 14.000 Menschen.

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Im Stadtzentrum von Madalena (eine Hafenstadt mit knapp 3000 Einwohnern) erhebt sich die dreischiffige Pfarrkirche Igreja Santa Maria Madalena aus dem 17. Jahrhundert mit ihren beiden weithin sichtbaren Türmen. Die Hauptkapelle zeigt mit viel Prunk und Gold das Leben der heiligen Maria Magdalena.

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Eine Statue am Hafen zeigt die Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Meer und der Schifffahrt.

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Nach der Inbesitznahme der unbewohnten Insel 1439 durch das Königreich Portugal begann ab 1460 ihre Besiedlung.
2004 ernannte die UNESCO die auch im Kreis Madalena betriebene Weinbaukultur der Insel Pico zum Welterbe.

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Die alte Windmühle mit rotem Dach und weißen Flügeln "Moinho do Frade" gilt als Sehenswürdigkeit und tatsächlich ist bereits eine Gruppe Rentner vor Ort.
Hier zeigt sich erstmals, dass die Azoren für Massentourismus nicht vorbereitet sind. Ein Reisebus ist mit der Zufahrtsstraße nicht kompatibel.
Mein Mietwagen schon.

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Von hier hat man einen guten Blick auf die Nachbarinsel Faial und auf das Weltkulturerbe Weinanbaugebiet.

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In Meeresnähe werden die Reben durch viele rechteckige oder halbrunde Schutzwälle aus dunklem Lavagestein vor salzhaltigen, vom Meer her kommenden Winden geschützt.
Kleine Winzerhäuser, ebenfalls aus Lavasteinen aufgebaut und Adegas genannt, gehören zum typischen Landschaftsbild und sind Teil dieses Weltkulturerbes.​
 
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Aber der Reihe nach. Die Anreise entwickelt sich zur größeren Odyssee als nach Rapa Nui. Als Ösi muss ich mit dem Nachtzug erstmal nach Frankfurt, um von dort nach Lissabon zu fliegen. Umsteigezeit zum Weiterflug direkt nach Pico sind knapp zwei Stunden. Die Maschine VON Lissabon hat bereits eine Stunde Verspätung, die holt der Pilot beim Rückflug auch nicht mehr auf.

Es kam, wie befürchtet. Der Anschlussflieger steht zwar noch am Gate, dieses hatte jedoch 15 Minuten zuvor geschlossen. Insgesamt 9 Passagiere stranden daher in Lissabon und können den Weiterflug (mit nun mindestens 9 leeren Sitzplätzen) durch die Glasscheibe verabschieden.

Das erinnert mich an meine eigene Reise nach Sao Miguel diesen September. Da kam die Maschine aus Lissabon mit drei! Stunden Verspätung - Anschluss ebenfalls verpasst und dafür eine Nacht auf TAP Kosten in Lissabon verbracht. (was mir nebenbei auch noch eine kleine Entschädigung seitens der TAP eingebracht hat :D)

Sao Miguel hat mir sehr gefallen und ich werde sicherlich irgendwann eine weitere dieser traumhaften Inseln besuchen! :up:
 
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Vom Fuße des Pico sieht man über weitere Kegel rüber nach Faial. Über die 8,3 km breite Meeresstraße Canal do Faial erreicht man in 20 Minuten das gegenüberliegende Horta auf der Nachbarinsel Faial. Madalena in einer Entfernung von etwa 1/2 Seemeile vorgelagert sind zwei markante Felsen, die durch vulkanische Aktivität entstandenen Ilhéus da Madalena: Die längliche, bis 52 m hohe Insel Ilhéu Deitado, deren Name übersetzt „Liegende Insel“ bedeutet, und die bis zu 59 m hohe Insel Ilhéu em Pé („Stehende Insel“).

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Natürlich will ich wissen, was ich bei der Bergbesteigung versäumt hätte und besuche die Basisstation (mit Museum und Imbiss). Die hat in den Sommermonaten mittlerweile rund um die Uhr geöffnet und jeder Bergsteiger MUSS mit einem GPS-Funki ausgerüstet werden. Auf- und Abstieg wird mit 3+3 Stunden angegeben und alle, ausnahmslos alle Tourengeher bestätigen diese Dauer. Sechs Stunden Nettozeit ohne Fotografieren habe ich an diesem Tag einfach nicht mehr.

Ich gehe trotzdem bis zum 1. Pfosten von 35 hoch und bin erstmals froh, dass ich den Aufstieg versäumt habe. Ohne Wanderstöcke hätte das noch funktioniert, aber nur mit meinen Turnschuhen wäre es ein völlig sinnloses Risiko geworden. Dort oben war immer Nebel und aus dem Niesel wurden Regen. Es gibt keinen befestigten Pfad, sondern mäanderartige Schlammrinnen und glatte, nasse Felsen. Ich bin froh lediglich die ersten 200 Meter unfallfrei geschafft zu haben.

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Wie aus "The Fog". Eine konstante Nebelwand umhüllt den Berg und bewegt sich nicht.

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In der Bucht von Areia Larga leuchtet mir Horta schon entgegen.

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Am nächsten Morgen geht es mit der Fähre von Madalena (Pico) nach Horta (Faial).

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Die Überfahrt dauert keine halbe Stunde, ist kurzweilig und gut besucht.
Horta erwartet uns schon mit einer strahlend grauen Wolkendecke.:-]

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Das Felsmassiv 'Morro de Castelo Branco' beim gleichnamigen Ort.
Dort bekomme ich dann erstmals zu spüren, was es mit dem Wetter auf den Azoren auf sich hat. Bei diesem Standpunkt bin ich geschätzte 100 Meter vom Parkplatz entfernt.
Als es zu tröpfeln beginnt, packe ich zusammen. Trotz Laufschritt zurück bin ich beim Fahrzeug klatschnass, so plötzlich stürzt das Wasser vom Himmel.
Der Scheibenwischer auf höchster Stufe kann das vorerst gar nicht bewältigen.

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Der Miradouro von Varadouro liegt in einer malerischen Bucht an der Südwestküste von Faial inmitten von Obstgärten und zahlreichen Blumen.

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Der Leuchtturm bei Capelo an der Uferstraße im Süden.

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Der Westzipfel von Faial gehört zu den jüngsten vulkanischen Aktivitäten der Azoren. Noch heute fällt es der Natur schwer, den ockerfarbenen Ascheboden wieder zu bewachsen. Für Faial-Besucher gehört ein Besuch der Ponta dos Capelinhos zum Pflichtprogramm. Dementsprechend viele Leute, Autos und Reisebusse belasten die Sicht auf die Landschaft.

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Dem Betrachter bietet sich eine atemberaubende Vulkanlandschaft. Sie entstand erst durch einen Vulkanausbruch im Jahre 1957/58. Der Vulkan Capelinhos spuckte damals mehr als 30 Mio. Tonnen Asche und Lava und begrub weite Teile des Westens unter sich. Eine Lavasteilwand und die Überreste des alten Leuchtturms Farol dos Capelinhos sind die Zeugnisse die heute von der damaligen Naturgewalt berichten. Der Leuchtturm ragt einsam aus der Sandwüste und markiert bis heute die frühere Westspitze der Insel. Er wurde 1903 als erster Leuchtturm auf Faial errichtet.

Der Kreis am Boden vor dem Farol ist die Deckenkonstruktion des unterirdischen Museums.

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Die kurvenreiche Fahrt mit zahlreichen Serpentinen zum Kraterrand der Caldeira von Faial führt durch das blühende Tal von Flamengos. Vom Parkplatz aus führt ein kleiner, gerade mal 15 Meter langer Tunnel an den Aussichtspunkt oberhalb des Kraters am Rand der Caldeira.

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Von rund 900 m Meereshöhe kann man hier in den teils sumpfigen Grund hinab blicken.
Bis zum Ausbruch des Capelinhos war der Kratergrund noch von einem See bedeckt. Risse und Spalten im Boden haben einen Großteil des Wasser seit 1958 versiegen lassen.
Der knapp zwei Kilometer breite Krater gehört aber noch immer zu den Highlights von Faial. Das Gebiet ist inzwischen als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Hänge sind mit Zedern, Wacholder, Erika und Moosen zugewachsen.

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Faial ist die fünftgrößte Insel der portugiesischen Inselgruppe der Azoren mit fast 15.000 Bewohnern.
Sie wird wegen der vielen blauen Hortensienhecken auch Ilha Azul (dt.: „blaue Insel“) genannt. Faial spielte von jeher eine besondere Rolle, ob als Zwischenstation der frühen Transatlantikflüge, ob als Zentrum für die Telekommunikation zwischen Europa und Amerika oder als wichtiger Yachthafen. Die Hauptstadt ist Horta.

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Ein Besuch der fast fünfeckigen Insel Faial ist vor allem für Segler ein Muss. Horta ist geradezu die Zwischenstation schlechthin für Atlantiküberquerer. Hier rasten jährlich über 1.700 Segler und Kreuzfahrer im internationalen Yachthafen und verewigen sich mit einem bunten Bildchen auf der Hafenmauer.
Im Hafen, dem Ankerpunkt der Weltenbummler, trifft man daher auf Leute aus aller Welt - und das schon seit Jahrhunderten.
Dort befindet sich auch das bekannte Peter Café Sport, die berühmtesten Bar des Atlantiks.

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Anlaufstelle Nummer 1 von Horta ist der Yachthafen Marina da Horta. Die Kaimauern sind heute überfüllt mit bunten Bildern, mit denen sich hier jeder verewigen und vor Unheil schützen möchte. Ein Aberglaube besagt, dass man sich an der Hafenmauer verewigen muss, um Gottes Schutz auf dem Rest der Reise zu erhalten. Die Hafenmalereien sind wahre Kunstwerke. Für Neuankömmlinge ist allerdings kaum mehr Platz vorhanden.

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In den Märkten dominiert das Angebot aus dem Meer und auf allen (besuchten) Inseln konnte ich ganz hervorrangenden Fisch essen.

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Vom 'Miradouro de Nossa Senhora da Conceição' hat man auch nachts einen guten Blick auf Horta und seinen Hafen. Hier fährt gerade die letzte Fähre ein.

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Inselwechsel von Faial nach Sao Jorge, nochmals mit dem Schiff. Am Tag danach wird der Fährverkehr für diese Saison eingestellt.
Sao Jorge gleicht entgegen allen anderen acht Azoreninseln einer langen Nadel. Die Insel ist zwar 54 km lang, misst aber gerade mal 7 km Breite. Zusammen mit den beiden Nachbarinseln Pico und Faial bildet Sao Jorge das sogenannte Triangulo der Zentralgruppe. Hauptstadt und Kreisstadt für den Westen der Insel ist Velas mit knapp 2000 Einwohnern. Der Ostteil der Insel bildet den Kreis Calheta. Auf São Jorge leben insgesamt rund 9200 Menschen.

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An der westlichen Landspitze Ponta dos Rosais fällt die Steilküste 300 m fast senkrecht ab.

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An der Westspitze von Sao Jorge befindet sich nordwestlich des Ortes Rosais der schöne Wald- und Erholungspark 'Parque das Sete Fontes'. Das Naherholungsgebiet wurde von der Forstverwaltung angelegt. Zentraler Platz ist ein in Stein gehauenes Inselmodell mit Boot. Davor findet man eine auf Azulejos gemalte Kopie des Bildes 'Os Emigrantes' von Domingos Rebelo.

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Beim täglichen Fischessen kommen wir bei Norte Grande in Fajã do Ouvidor vorbei. Dort ist gerade Volksfeststimmung.
Die Tourada à corda ist eine Form des Stierkampfs, die auf den zum portugiesischen Archipel der Azoren gehörenden Inseln zur Tradition gehört.

Die weitaus meisten Kämpfe - im Jahr etwa 200 - finden auf Terceira statt, in geringerem Umfang auf der Insel São Jorge. Im Gegensatz zu der spanischen Form des Stierkampfes wird der Stier dabei weder verletzt, noch während des Kampfes oder danach getötet.

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Sechs Mascados da corda (Seilhüter) halten den Stier an einem langen Seil und sollen einerseits verhindern, dass sich der Stier aus dem Gebiet der Veranstaltung entfernt. Andererseits sollen sie das Schlimmste verhüten, wenn er auf Umstehende losgeht. Oft wird der Stier in der Ortsmitte, zum Beispiel auf dem Marktplatz, losgelassen. Mutige provozieren das Tier, oft mit einem Regenschirm. Nicht selten wird ein zu viel Wagender zwischen die Hörner genommen. Die Zuchtstiere, zuweilen prämiert, sind im Stande, hohe Barrieren zu überwinden. Sicherheitsbedürftige sollten sich außerhalb des Aktionsradius aufhalten. Hauseingänge und Fenster werden mit improvisierten Verschlägen gesichert. Die Behörden sind dazu übergegangen, Anmelde- und Sicherheitsregeln zu erlassen.

Nach dem Kampf kommt der Stier wieder auf die Weide und soll im Fall eines erneuten Einsatzes eine Erholungszeit von mindestens acht Tagen erhalten.​
 
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In Urzelina gibt es neben einer felsigen Badebucht (für Kinder ungeeignet!) und einer Windmühle auch diese niedliche Straßeninsel.
Verkehrstechnisch nötig wäre sie nicht, aber gut für den Baum.

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Die Moinho gleich daneben an der Küste ist alleine schon ein tolles Motiv und ergänzt sich hier wunderbar mit dem Pico auf Pico.

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Was dann eine Stunde später wie glühende Lava am Fuße des Vulkans aussieht, sind die Lichter von São Roque Do Pico und Santa Luzia.

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Das wohl bekannteste Bild der Wanderinsel Ilha São Jorge: Fajã dos Cubres and Fajã da Caldeira de Santo Cristo
Bei diesem gut befestigten Aussichtspunkt kann man sogar gelegentlich ein zweites Fahrzeug mit Touristen antreffen.

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Lagoa da Fajã dos Cubres ist eine Lagune, die ihre heutige Gestalt durch einen gewaltigen Erdrutsch im Jahre 1757 und anschließende Erosion sowie menschliche Einflüsse erhalten hat. Der See wurde auf natürliche Weise vollständig durch eine 900 m lange, 30 m breite und mehr als vier Meter hohe Geröllbarriere vom Meer abgetrennt.​
 
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Ein sehr kurzweiliger, interessanter Reisebericht mit tollen Bildimpressionen dieser abgelegenen Inseln! Aufgenommen in unsere Highlights :up:

Hast Du denn nach dem recht holperigen Reisestart, der sicherlich einiges an Nerven kostete Dein Gepäck noch erhalten?
 
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Danke Bettina, das freut mich.

Den Verbleib vom Gepäck habe ich tatsächlich vergessen zu erwähnen.
Also die Reisetasche hat selbst noch unabhängig von mir ihr eigenes Inselhopping erlebt und wurde mir bei der übernächsten Insel ins Hotelzimmer geliefert.
Natürlich hielt ich es für angebracht bei jedem Flughafenkontakt den Lost&Found zu kontaktieren und auch zu hinterlegen, wann ich wo in welchem Quartier sein werde. EU-Roaming sei dank, waren auch die Telefonatskosten vernachlässigbar.

Umso größer die Erleichterung, als ich mein wertvollstes Gut in der Tasche wieder hatte - das Stativ.
Ohne Ladegerät hätten die Akkus noch durchgehalten und Wäschewechsel wird sowieso überbewertet.

Sehr charmant fand ich diesen Schalter der SATA:
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Die Angestellten hinter Panzerglas, im Spalt unten gehen maximal zwei Blätter durch. In die mittigen Sprechlöcher passt nicht mal der kleine Finger. Was muss sich da an Irregularidades schon abgespielt haben?

Zuerst ewig kein Mitarbeiter zur Betriebszeit da, aber es waren immer alle sehr bemüht, verständnisvoll und freundlich zu mir. Aber warum auch nicht, ich bin es doch auch.
 
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Im Dörfchen unten trifft man auf die Kapelle 'Ermida de Nossa Senhora de Lourdes' aus dem Jahre 1908.

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Auch hier bleiben die Gläubigen mittlerweile aus. Nur noch knapp ein halbes Dutzend Menschen leben in der Fajã dos Cubres.

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Die Lagune enthält mehrere Inseln, von denen eine den See in Verbindung mit einem 1951 gebauten Damm in zwei Teile teilt, die heute eine sehr unterschiedliche Salinität aufweisen.

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Von hier aus führt nur ein Fußweg über die Faja do Belo und die Faja dos Tijolos zur Faja da Caldeira do Santo Cristo, der einzigen Muschelzucht der Azoren.
Für die Wanderung von ca. 6 km benötigt man gut 1,5 h. Für diese 3+ Stunden hat auch hier die Zeit leider nicht gereicht.

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Topo ist eine Gemeinde (Freguesia) im Kreis Calheta mit etwa 450 Einwohnern an der östlichen Spitze der Insel. Ein Schwimmbecken mit klarem Wasser und angenehmer Temperatur sorgt für Abkühlung und gute Laune. Vorallem bei den Einheimischen, wenn bei nicht vorhandenen Umkleidekabinen so schamlose Gäste wie wir Kontinentaleuropäer daher kommen.

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Der Farol da Ponta do Topo ist ein Leuchtturm auf der Ponta do Topo im Südosten von São Jorge.
Er bestrahlt seit Inbetriebnahme am 15. Juli 1927 einen Sektor von 133° bis 033° und hat eine Reichweite von 20 Seemeilen.

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In der Ortschaft Santo Antao steht in ihrer 3. Version die Igreja de Santo Antao mit ihren zwei Kirchtürmen aus dem Jahre 1992.
Die erste Kirche wurde 1757 beim Erdbeben zerstört. Ihre Nachfolgerin dann beim Erdbeben 1980.

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Die Orgel der Kirche stammt von Tome Gregorio, dem Onkel des Komponisten Francisco Lacerda, der die Orgel der Igreja Matriz de Sao Jorge baute.

Am 9. Juli 1757 erschütterte der „Mandado de Deus“, ein Erdbeben der Stärke 7,1 bis 7,4, São Jorge sowie fast alle anderen Azoreninseln und zerstörte alle Siedlungen im Osten von Calheta bis Topo. Von etwa 5000 Einwohnern starben 1034.

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Calheta ist eine Kleinstadt (Vila) mit etwa 1200 Einwohnern. Am Bild ist die Pfarrkirche Santa Catarina zu sehen. Die Igreja da Santa Catarina ist aus Basalt gebaut und zeigt barocke Züge. Sie hat linkerhand einen Glockenturm. Direkt daneben steht an der Treppe zur Kirche auch der kleine Imperio do Espirito Santo. Er ist mit Azulejos verkleidet.

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Hallo BeST,

ich war Ende September für eine Woche auf Flores und mir ist es auch mit ein bißchen Glück gelungen nach Corvo (4 Std. Aufenthalt) zu kommen! Da mir die Azoren ( 2007 Sao Miguel, Pico, Faial) (2015 Sao Miguel) vertraut sind und fotografisch immer wieder reizvoll überlege ich derzeit
vielleicht mir 2018 Terceira und Sao Jorge anzuschauen (wenn Die Anreise nicht so umständlich wäre.

Bilder der Azoren unter folgenden Link!



Gruß Klaus Kassin
 
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Velas ist inoffiziell die Hauptstadt von Sao Jorge und mit rund 2.000 Einwohnern auch der größte Ort der Insel.
Der kleine, überschaubare Ortskern versprüht ein bisschen Charme und bietet zumindest etwas Leben auf der Insel.

Auf dem Platz 'Largo Joao Inacio de Sousa' steht auf einem hohen Steinsockel das Denkmal an den Nobelmann Joao Inacio de Sousa, der später in die USA emigrierte.
Auf dem Platz findet man neben einem Brunnen auch ein großes Bodenmosaik mit dem Heiligen Georg.

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Zu den markantesten Gebäuden der Stadt gehört die Pfarrkirche Igreja Matriz de São Jorge, die 1460 erbaut wurde.
Sie wurde gemäß der testamentarischen Verfügung von Heinrich des Seefahrers (1394-1460) als erste Kirche auf Sao Jorge errichtet.

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Die Rua Maestro Francisco Lacerda ist die Flanier- und Shoppingmeile der Metropole und verbindet Hauptplatz und Kirche mit dem Stadtgarten und Rathaus.
Der Stadtgarten ist ein kleiner Park mit markantem roten Pavillion, der durch eine Vielzahl an Blumenvarianten fasziniert.
Spätestens hier bin ich froh das Tele daheim gelassen und das Makro mitgenommen zu haben. Blümchenbilder kommen später noch.

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In Urzelina findet gerade wieder eine Stierhatz statt. Diesmal auf der Hauptstraße. Die Tiere rutschen recht ordentlich auf dem glatten Asphalt.

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Die Mascados da corda (Seilhüter) geben viel Seil und lassen die Stiere Meter machen. Dem Zufall wird hierbei nichts überlassen.
Alle Türen, Fenster, Stiegen und Einfahrten sind mit Brettern verbarrikadiert, die Gefahrenzone ist exakt vordefiniert.

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Ich sehe einige, physisch agile Jungmänner wieder, die bereits am Vortag auf der anderen Inselseite ihr Mütchen zur Schau stellten.

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Drei Stunden später an der selben Stelle, ist der Ort wie leergefegt und völlig ausgestorben.
Die doppeltürmige Pfarrkirche Igreja de Sao Mateus wurde 1822 erbaut.

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Terceira liegt im Zentrum der Azoren und ist neben Sao Miguel die zweite Hauptinsel und das Drehkreuz der Zentralgruppe. Sie hat eine Fläche von 382 km². Den Namen Terceira verdankt die Insel übrigens der Tatsache, dass sie als dritte Insel des Archipels entdeckt wurde. Sie ist aber auch drittgrößte Insel der Azoren.

In Praia da Vitória erwartet einen seit genau 500 Jahren die Hauptkirche Igreja Matriz de Santa Cruz. Das dreischiffige Gotteshaus wurde am 24. März 1517 geweiht. Die breite Fassade mit den zwei wuchtigen Glockentürmen durchschreitet man unter einem herrlich verzierten gotischen Hauptportal aus dem 15. Jahrhundert. Die Gewölbebögen sind noch im manuelinischen Stil, die Pfeiler aus Marmor.

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Zu den Schätzen der Kirche zählen auch eine bedeutende Sammlung von Heiligenbildern aus dem 16. und 17. Jahrhundert, darunter eine seltene indoportugiesische Figur aus bemaltem Elfenbein. In der Sakristei gibt es noch eine Uhr englischen Ursprungs. Viele Figuren stammen aus dem 16. Jahrhundert und das Weihwasserbecken stammt noch aus der Gründerzeit.

Der in der Kirche anwesende Guide erzählt gerne jedem Besucher unaufgefordert von den jahrhunderte alten Gewändern der geistlichen Würdenträger, die in einer Nebenkapelle zu besichtigen sind.

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Im Jahr 1521 erbaut wurde die Igreja do Senhor Santo Cristo das Misericordias in der Rua da Misericordia. Ihre Altäre sind eine wahre Pracht. Im Jahr 1921 brannte das Gotteshaus komplett nieder. 1924 wurde die Kirche mit zwei Kirchenschiffen stellvertretend für die beiden Orden wieder aufgebaut.

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Nach dem Erdbeben von 1980 mußte sie aufwändig saniert werden. Die Kirche ist innen durch einen Säulengang in zwei Hälften geteilt.

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Hauptplatz Largo Francisco Ornelas da Camara vom Rathaus Pacos do Concelho aus gesehen. Rund um den Hauptplatz stehen alte Häuser, teils mit netten Balkonen und einer hübschen Fassade. Hier findet man zudem auch den zentralen Taxistandplatz. Die beiden Fahrer sind gerade nicht im Einsatz.
Mitten auf dem Platz steht auch die Freiheitsstatue Estatua da Liberdade. Sie erinnert an die Helden in der Schlacht am 11. August 1829.

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Als detailverliebter Mensch beachte ich zusätzlich auch Kanaldeckel, Telefonzellen oder - wie hier - Postkästen.

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