Astrofrust ...

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Stefan L.

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... ist den meisten Astrofotografen nur zu gut bekannt, es kann einfach zu viel schief laufen. Also wollte ich zum heutigen Super-Blutmond-Finsternis-Mörderereignis alles richtig machen.

Genug Equipment ist ja vorhanden und so lautete der Plan: Eine der D5xxx mit dem 18-55 am kurzen Ende auf das Carbon-Stativ, das ich beim Ausräumen der Wohnung meines Vaters gefunden hatte, die zweite D5xxx mit dem 400er Sigma auf die kleine Reisemontierung aufs Alu-Gitzo, beide im Time-Lapse-Modus. Die olle D300 auf die große Montierung ans 1,5m Teleskop. Die D700 sollte als Reserve fungieren. Die FZ1000 schleppe ich ja sowieso fast immer mit mir rum. Die Sonys hatte ich allerdings nicht eingeplant, schlicht weil ich zu geizig bin mir die Intervall-App zu kaufen und das ganze Vorhaben nur mit automatisch vor sich hin knipsenden Kameras klappen würde. Die D300 und D700 testete ich sicherheitshalber schonmal am Sa. da beide seit Jahren keine Fotos mehr gemacht hatten wollte ich da auf Nr. sicher gehen.

So. früh begann ich mit den eigentlichen Vorbereitungen. Erstmal die Akkus zusammensammeln, die Eneloops für die kleine Montierung und den MB-D10 ...

... wo steckt der eigentlich? Jau prima Stefan, der liegt knapp 400km entfernt in der Büroschublade :wall: Na gut die beiden EN-EL sollten auch reichen die D700 wäre ja nur der Notanker. Wenigstens fanden sich alle Akkus für die D5xxx auf Anhieb an. Als nächstes mal den 12V Block für die große Montierung laden und dabei auch gleich das Teleskop checken. Sah alles in Ordnung aus, aber warum zum Geier ist der T2 Adapter nicht in der Teleskop-Tasche?

Ruhig keine Panik, dann wird der halt bei einem der anderen Teleskope sein. Doch Panik, denn auch dort fand er sich nicht, genausowenig in irgendeiner der Fototaschen, oder sonstiger Fotozeugsaufbewahrungsbehältnisse. Das wäre erstmal nicht so fatal gewesen, denn zur Not gab es da ja noch den Okularkoffer, mit dem zum Einen eine Okularprojektion möglich gewesen wäre und der zum Anderen den Reserve-T2-Adapter beherbergt. Tja ich hatte ja bereits von den 400km geschrieben :heul:

Nun Rumheulerei bringt nun auch nix, also mußte Plan B her. Die D5100 käme mit dem 18-55 auf ein 055er Manfrotto, die D5300 mit dem Sigma 150-500 und festgeklebtem Zoomring auf die Reisemontierung aufs Alu-Gitzo und als "Teleskopersatz" würde die J1 mit dem 400er Sigma samt Kenko 1,5 Konverter auf dem Carbon-Cullmann herhalten müssen. Ich gebe allerdings zu, daß ich nicht wußte, ob dies so eine gute Idee wäre. Die beiden alten Damen würden aufgrund zu geringer Cropreserven arbeitslos bleiben.

Die Ergebnisse würden es zeigen, erstmal habe ich im halben Haus die Akkuladegeräte verteilt, damit wenigstens an der Fornt Ruhe wäre. Als Letztes gab es noch den geeigneten Standort zu suchen. Da ich keine Lust hatte mit dem ganzen Geraffel durch die Nacht zu fahren mußte ein möglichst optimaler Paltz auf dem Grundstück gefunden werden. Der Mond würde am Morgen ziemlich weit westlich stehen, nur wo genau? da ist astroviewer. de ein recht gutes Hilfsmittel, ich schaute mir einfach zu verschiedenen Uhrzeiten an, wo die Sonne stand und im Astroviewer welcher Mondposition zu welcher Zeit dies entspräche. Als bester Startort schien sich das Garagendach anzubieten, da würde ich zwar den wieder zunehmenden Mond hinter Nachbars Buchen "verlieren" aber bis dahin hätte ich ziemlich freies Schußfeld.

Gegen Abend begann ich dann mit der "Equipment-Verteilung", damit ich es nicht Nachts in die Kälte bringen mußte und die Grundeinstellungen bei ausreichend Licht vornehmen konnte. Zwei Sets kämen auf die Garage, die J1 mit dem Cullman Carbon eher mobil. Doch der Chaostag ging nahtlos weiter, in dem fast neuen Cullman-Karton meines Vaters fand sich ein Baumarkstativ der allerprimitivsten Sorte. Toll mein Carbon-Gitzo lag im Büro, ja genau das 400km entfernte. Würde ich also noch ein 055er Manfrotto einsetzen müssen.

Langsam kam die Dunkelheit und die Leiter auf die Garage wurde zum Sportprogramm. Immerhin schien die Einrichtung der D5100 mit diesem Versuchsfoto abgeschlossen.

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...
 
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... Inzwischen war es dunkel genug geworden, um die kleine Montierung einzunorden. Hierzu wird sie mittels eines speziellen Mini-Fernrohrs namens Polsucher möglichst exakt auf den Himmelspol ausgerichtet. Je genauer diese Einnordung desto genauer führt die Montierung später die Kamera nach.

Da das 400er Sigma ja nun für die J1 verplant war, schnallte ich das 150-500 vor die D5300, nachdem ich vorher den Zoomring mit reichlich Klebeband bei 500mm fixiert hatte. Um zu schauen, ob die Einnordung so halbwegs paßte setzte ich den Mond genau in die Mitte des Suchers und ließ die Montierung erstmal laufen.

Derweil machte ich mich an die Einrichtung der J1. Die sah schon etwas verloren aus, hinter dem 400er Sigma, dem 1,5-fach Konverter und dem FT-1 :dizzy: aber auf die Kleine ist irgendwie immer Verlaß und die Testaufnahmen waren alles andere als preisverdächtig, aber für die vorhandenen Mittel durchaus brauchbar.

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Ich stieg nun wieder auf die Garage um zu kontrollieren, wie die D5300 auf der Montierung dem Mond gefolgt sei. Hm, warum blinken denn die Knöpfe so rot, müßten die nicht eigentlich dauernd leuchten? Na toll also wieder ins Haus und die Anleitung der Montierung suchen. "If the Buttons flash two times a second, the batteries are weak" Was sollte das denn nun wieder, ich hatte doch gerade frisch geladene Eneloops eingelegt. :confused: Egal, ich hatte ja ausreichend von den Dingern geladen, bevor mir einfiel, das der MB-D10 ja gar nicht da wäre. In einem plötzlichen Anfall von weiser Voraussicht schnappte ich mir noch schnell das 70-200 2.8 bevor ich wieder in die dunkle Nacht hinaustrat.

Denn es kam, wie es kommen mußte, beim Batteriewechsel verrutschte das Stativ und die recht sorgfältige und aufwändige Einnordung war dahin. Es war inzwischen kurz vor 22.oo und ich mußte eigentlich dringend ins Bett, also beschloß ich kurzerhand das 150-500 durch das 70-200 zu ersetzen, für die 200mm würde die Nachführung auch leicht schief noch locker ausreichen.

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Ein echter Vorteil der Nikon D-SLR ist die Intervallfunktion, mit rogrammierbarem Starttimer. Ich stellte beide Kameras auf ein 20s Intervall, beginnend ab 2.oo Uhr. Bis ich aufstehen wollte sollten die Akkus locker reichen. Die D5100 stand auf 18mm, die 4s F3.5 ISO 1600 waren per M verriegelt, mit ihr wollte ich den "Helligkeitsverlust" dokumentieren, da man bei den 18mm eh nicht viel Veränderung am Mond erkennen würde. Die jüngere Schwester stand auf 200mm F2.8 ISO 1600 in Betriebsart A, um eine richtige Belichtung sicherzustellen.

Die J1 nahm ich wieder mit ins Haus, da ich für die nur noch einen Akku habe, den ich der nächtlichen Kälte nicht unnötig lang aussetzen wollte. Danach ging es ins Bett, der Wecker stand auf 3.3o ...



Ein wenig Geduld ist hier nun gefragt :p Ich bekomme heute Kundenbesuch mit Rund-um-die-Uhr-Bespassung und bin ab Morgen unterwegs ein paar andere Kunden ärgern.
 
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Hallo Stefan!
Wirklich chaotisch.
Was ich bei dem ganzen Aufwand aber nicht verstehe - warum nicht einen oder zwei Tage vor dem Ganzen das Equipment zusammen stellen, und dann die Konstruktionen erst "kurz" vor dem Ereignis einschalten?
Sich darauf verlassen, dass die Technik (vor allem die Nachführung!) tatsächlich mehrere Stunden problemlos läuft, mit Nacht-kühlen Akkus?:confused:
 
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Um erst kurz vor dem Ereignis einschalten zu können hätte ich ja noch früher aufstehen müssen :eek:

Das die Timer der Nikons sauber funktionierten hatte ich vorher gecheckt und auch die Montierung läuft normalerweise über Stunden und auch bei ganz anderen Temperaturen problemlos. Diesmal war nur das Problem, das ein Eneloop schlicht kaputt war (was ich zuvor noch nie hatte)
 
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Hast du nun den Blutmond erwischt? :eek:

Ich kenn das, da zieht man mit 10kg Makroausrüstung im Frühtau zu Berge, und dann fehlt ein Adapterring... oder die Speicherkarte. :rolleyes:
 
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Für mich eher ungewöhnlich zu so früher Stunde war ich schon vor dem Wecker wach und noch überraschender das ich mich bei den ersten Takten aus dem Radio-Wecker aus dem Bett schwang. Normalerweise wird die Snooze-Taste noch diverse Male betätigt, nun saß ich sofort auf der Bettkante. Aus der anderen Betthälfte kam nur etwas, daß wie "Du bist doch völlig bekloppt" klang, bevor die Atemgeräusche wieder völlig gleichmäßig wurden.

Beim Anziehen warf ich einen bangen Blick aus dem Fenster. Den Tag über waren zum Teil sehr dunkle Wolken vorübergezogen. Der Wetterbericht hatte zwar eine sternenklare Nacht versprochen, er hatte aber auch für den Tag einen wolkenlosem Himmel angekündigt. Immerhin war die Vorhersage für die Nacht richtig, der inzwischen schon nicht mehr volle Mond schien in das stark beschlagene Dachflächenfenster, es waren viele Sterne erkennbar, scheinbar keinerlei Wolken. Es sah allerdings recht kühl aus, sodaß ich auf dem Weg nach unten doch noch kurzentschlossen die D300 und eine CF-Karte schnappte, falls der Akku der J1 schlappmachen würde.

Warm angezogen ging es auf die Terasse, würden die beiden kleinen D's ihre Arbeit bereits aufgenommen haben? Ja super, daß hatte wohl alles geklappt in der Stille der Nacht war klar ein leicht zeitversetzes Klacken von zwei Kameraverschlüssen zu hören.

Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert und konnte in Ruhe ein paar Testaufnahmen des abnehmenden Mondes mit der J1 machen. Auch diese Fotos wurden alles andere als preisverdächtig, aber für dokumentarische Zwecke würde es schon gehen.

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Nun wurde es Zeit die beiden kleinen D's zu checken ...
 
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Es war inzwischen empfindlich kalt geworden, es ist aber nunmal das Los des Astrofotografen die besten Fotos machen zu können, wenn es möglichst kalt und klar ist. So war ich froh an ausreichend warme Kleidung gedacht zu haben, als ich die Leiter auf Garagendach emporstieg. Die beiden kleinen D's klapperten immer noch brav im 20s Takt mit ihren Spiegeln. Ihr Anblick ließ mich allerdings Böses erahnen. Bei starken Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht bildet sich gern etwas Tau an allen im Freien befindlichen Gegenständen, im Winter findet sich dann auch schon mal eine leichte Eisschicht auf dem Equipment. In diesem Zustand hatte ich meine Ausrüstung bisher aber noch nicht gesehen. Beide Kameras und die Optiken waren klatschnaß und das einzige wenigstens halbwegs wassergeschützte Teil war das 70-200 :eek:

Die Hoffnung das dessen Gegenlichtblende wenigstens so halbwegs als Tauschutzkappe taugen würde war leider schnell erloschen und natürlich war auch die Linse des 18-55 komplett naß. Soweit also zum Thema: Time-Lapse um die Verdunklung zu zeigen. Ich könnte das wohl höchstens als psychedelische Kunst verkaufen. Anbei das erste Foto um 2.oo und das letzte um kurz vor fünf, so wie es aus der D5100 purzelte:

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Wenn man weiß, wo man suchen muß kann man wenistens einen leicht rötlichen Punkt entdecken :heul:
 
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Die Helligkeits-Time-Lapse Geschichte war damit wohl hinfällig geworden, dies war im Moment aber auch nicht mehr oberste Priorität. Zuerst galt es die Kameras zu retten. Meine bessere Hälfte schlief immer noch den Schlaf der Gerechten und so schlich ich mich in die Küche, um die komplette Rolle Küchentücher zu stiebitzen.

Mit diesen trocknete ich Optiken und Kameras so gut es eben ging ab. So wirklich viel nutzte das Ganze aber nichts besonders die Linsen wollten nicht wirklich trocken werden.

Die MoFi-in-allen-Phasen Zeitraffersequenz brach ich dann zwischendrin ab. Im Nachhinein ärgert es mich ein wenig. Die Displays hatte ich zwecks Akkuschonung aus und im Sucher sah es schlimmer aus, als es dann real wurde.

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Es wäre sinnvoller gewesen die WW-Serie zu stoppen und diese hier noch etwas weiterlaufen zu lassen. Aber im warmen Arbeitszimmer am Rechner ist man dann immer schlauer.
 
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Ach Martin erinnere mich blos nicht daran ....















.... reichlich Taukappen lagen keine 20m entfernt bei den Teleskopen :platsch::wall::hammer:
 
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Zwischenzeitlich hatte ich auch das 150-500 wieder halbwegs trocken bekommen, aber traute mich eigentlich nicht einen Objektivwechsel an der D5300 zu machen. Schließlich ist das die einzige Nikon, die ich noch regelmäßig nutze. Aber ich hatte ja auch noch die olle D300 mit rausgenommen, die hatte schon so viel mitgemacht, das es auf so ein wenig mehr Nässe nun auch nicht mehr ankam.

Dummerweise machte sich die jahrelange Nichtnutzung nun doch negativ bemerkbar. Bediene ich meine kleinen D'S und die Sonys komplett blind kam ich mit der D300 gar nicht mehr klar. Insbesondere wollte mir kein Start einer Time-Lapse Sequenz gelingen. Immerhin gelang es mir sowas wie den Blutmond -wenn auch nicht sonderlich scharf oder sonstwie gelungen- auf den Sensor zu bannen.

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Aus lauter Frust setzte ich nun die FZ1000 im 4K-Modus und mit maximalem Digitalzoom auf die Nachführung und schaute mir den Mond erstmal rein visuell an, allerdings wirkte er da aufgrund der schlechten Farbsehfähigkeit des menschlichen Auges im Dunkeln nur leicht rötlich.
 
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Natürlich war die Idee mit der FZ1000 eine reichlich dämliche. 1" Sensor auf ISO3200, wegen der 4K25 Filmerei auf 1/25 geblockt mit 2m Digitalzoom, was soll dabei schon rauskommen?

Genau gar nix, weswegen ich auch problemlos auf ein Bild aus dem Video verzichten kann. :heul:

Immerhin hatte ich ja noch die kleine J1 zur Verfügung, zwar auch nur 1" Sensor, F8 (Sigma 400 5.6 + 1,5fach Kenko) und durch den FT-1 begrenzt auf 1s Belichtungszeit

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Ja ich weiß, ist unscharf und rauscht wie die Sau ...
 
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Besser ein verrauschtes Bild als gar keines wie bei mir. Ich war nämlich mindestens ebenso gefrustet, allerdings aus anderen Gründen. Ich bin mitten in der Nacht von meinem Bruder 280 km nach Hause gefahren, um in der Sternwarte zu fotografieren. Meine Ausrüstung war auf den Punkt perfekt zusammen gestellt und bereit.
Leider bezog sich bei uns 2 Stunden vor dem Ereignis der Himmel total. Erst am kommenden Morgen verzogen sich die Wolken. Mein Bruder konnte dagegen beobachten.
 
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