Arum, eine Geschichte für Kinder zu Weihnachten ...

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sam25

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Wenn sich eine Mutter von fünf Kindern im Altern zwischen einem und zehn Jahren kurz vor Weihnachten das Leben nimmt, dann halte ich inne. Ein lieber Freund, welcher die Mutter begleitet hat, rief mich an und erzählte mir weinend diese Geschichte. Sowohl mein lieber Freund und ich sind beruflich tagtäglich mit Leid und Not konfrontiert. Und auch wenn wir schon einiges gesehen, gehört und erlebt haben, hat uns diese Geschichte getroffen.

Spontan ist mir ein Bild in den Sinn gekommen, welches ich vor Jahren einmal gemacht habe. Es ist ein Bild eines Aronstabes (Arum), welcher in einem Topf vor unserem Haus einen Sommer lang stand. Und heute Morgen auf dem Spaziergang ist mir die Geschichte um die Mutter wieder in den Sinn gekommen. Und wie so oft, wenn ich über traurige Geschichten nachdenke, dann mache ich selbst eine Geschichte daraus. Nicht immer, aber doch häufig, hilft mir dabei die Musik in eine Geschichte einzusteigen. Und heute Morgen hatte Händels Messias eine ganz besondere Wirkung. Und noch etwas ist mir in den Sinn gekommen. Meine Kinder mochten es sehr, wenn ich, statt ihnen eine vorzulesen, eine eigene erfand. Ich legte mich dann zu ihnen ins Bett, die Kinder durften sich den Titel auswählen und ich durfte mir dazu eine Geschichte einfallen lassen.
Einer traurigen Geschichte, so bin ich überzeugt, muss immer eine schöne Geschichte als Gegenüber haben. Die schöne Geschichte löst die traurige Geschichte nicht auf. Aber die schöne Geschichte umarmt die traurige Geschichte und lässt sie nicht mehr los. Im übertragenen Sinn kam so der Aronstab zu seinem Namen.



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Die Geschichte von Arum​

Arum flog wie jeden Morgen vergnügt durch den Wald. Die kleine Fee summte leise vor sich hin, begrüsste die Bäume und die Blumen und spielte mit den Bienen und den Schmetterlingen. Die Strahlen der Sonne suchte sich den Weg durch die Bäume und erhellte den Wald langsam. Der feuchte Boden gab zarten Nebel von sich und es schien ihr einmal mehr, als würde sie über eine beleuchtete, sinnliche Bühne fliegen. Die Blumen öffneten ihre Blüten und winkten Arum zu und die Vögel sangen ihr Morgenlied. Hie und da setzte sich Arum zu ihnen lauschte dem Gesang oder sang mit. Der Morgen schien wie jeden Morgen, ein Morgen zu sein wie immer: eine wahre, ungetrübte Freude.

Arum ruhte sich auf einem Baum aus und wollte wieder losfliegen, als sie ein leises Weinen hörte. Sie musste sich konzentrieren, um es wirklich zu hören. Das fröhliche Gezwitscher der Vögel übertönte fast alles. Arum drehte den Kopf hin und her bis sie zu wissen meinte, woher das Geräusch kam. Sie flog langsam in diese Richtung und sah am Boden etwas Grünes. Als sie näher flog sah sie, dass es eine Pflanze war, welche ihre Blätter hängen liess. Das Weinen wurde lauter und Arum beschloss dem nachzugehen.

Die kleine Fee landete neben der Pflanze und schaute sie erstaunt an. «Guten Tag,» sagte Arum vorsichtig, ja schon fast fragend, «warum weinst Du?» Die Pflanze sagte nichts, sie schluchzte nur noch. Vorsichtig näherte sich Arum der Pflanze. Von aussen sah sie keine Verletzungen, die Blätter waren grün wirkten gesund. «Also ich bin Arum, die kleine Fee», begann sie erneut und versuchte auf diese Art mit der Pflanze ins Gespräch zu kommen. «Ich fliege jeden Morgen durch den Wald schaue nach den Pflanzen und Tieren. Und dann habe ich dein Weinen gehört und bin zu Dir geflogen.» «Und ich möchte nicht», fügte sie hinzu, «dass in meinem Wald jemand traurig ist. Jawohl!» Das letzte Wort schien bei der Pflanze etwas bewirkt zu haben. Arum muss es sehr trotzig und überzeugend betont haben. Das Schluchzen der Pflanze hörte auf und sie vernahm ein leises, zögerndes «Hallo». Geht doch, dachte sich Arum und hatte Freude, dass die Pflanze geantwortet hat. «So», sagte sie nun ebenfalls sehr bestimmt, «was bedrückt Dich, meine Liebe?» «Ich schäme mich», erwiderte die Pflanze, immer noch sehr leise. «Ja warum schämst Du Dich?» fragte Arum erstaunt. «Ich habe zwar schöne Blätter aber ich kriege keine Blüten. Ich möchte auch so schöne Blume sein wie das Veilchen, oder der Waldmeister oder die Waldanemone. Aber ich habe nur Blätter!» Erneut begann die Pflanze zu weinen.

«Hhm….» murmelte Arum, runzelte die Stirn, verschränkte ihre Flügel vor ihrer Brust und machte ein ernstes Gesicht. «Da müssen wir etwas machen», fuhr sie im ernsten Ton fort und schwieg eine Weile. «Ich habe da eine Idee», und wandte sich der Pflanze zu. «Du musst jetzt schön ruhig halten, es könnte etwas kitzeln, aber es tut nicht weh.» Bevor die Pflanze etwas sagen konnte, nahm Arum einen kleinen, roten Stab hervor und flog zwischen die Blätter der Pflanze. Genau in der Mitte landete sie und steckte vorsichtig den roten Stab in die Mitte. Dazu murmelte sie etwas und flog wieder neben die Pflanze. «So, das wäre erledigt» verkündete sie stolz. «Was hast du gemacht», fragte die Pflanze. «Das wirst du schon sehen», meinte Arum. «Auf alle Fälle musst du nicht mehr traurig sein. Ich komme morgen wieder bei Dir vorbei», und flog davon.

Etwas ratlos blickte die Pflanze der kleinen Fee nach. Sie wollte schon wieder mit Weinen beginnen, als sie merkte, dass sich um den roten Stab eines ihrer Blätter wickelte. Ganz sanft umschloss das Blatt den Stab, bis er vollständig verschwunden war. Und sie spürte, dass das Blatt langsam gegen Oben wuchs und langsam wie ein Turm aus der Mitte der Pflanze emporragte. Sie vergass vollständig traurig zu sein und wunderte sich, was mit ihr geschah. Und plötzlich öffnete sich das Blatt wieder und es kam ein weisses Blatt hervor. Das weisse Blatt enthüllte sich auch und mittendrin sah sie einen weissen Stab. Oh, eine solche Blume habe ich noch nie gesehen, freute sich die Pflanze und liess vor Freude wieder ihre anderen Blätter aufstehen um sie eng um die Blume zu schmiegen.

Als die kleine Fee am andern Tag angeflogen kam, hörte sie von Weitem ein fröhliches Singen. Sie wusste, dass dies nur die traurige Pflanze sein konnte. Arum flog zu ihr hin und lächelte. «Das ist die schönste Blume im Wald», rief die Pflanze, «vielen lieben Dank, kleine Fee». «Ja», sagte Arum, das ist wirklich eine ganz einzigartige Blume. «Und weil du jetzt auch einen Namen brauchst, darfst du dir einen auswählen.» fuhr die kleine Fee fort. «Arum», sagte die Pflanze.
Und so kam der Aronstab zu seinem Namen. Was die Pflanze nicht wusste war, dass der weisse Stab in der Blüte im Herbst mit roten Beeren bestückt wird. Und was die Pflanze ebenfalls nicht wusste war, dass die kleine Fee ihr noch ein für Menschen und Tiere giftiges Wässerchen hinzugefügt hat. So war sich Aron sicher, dass niemand dem Aronstab die Blume stielt.
 
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Vielen Dank, Sam, -beim Anblick von einem Aronstab werde ich in Zukunft an die schöne Geschichte denken.

Den fünf Kindern wünsche ich alles Gute für die Zukunft, und dass sie nicht getrennt wurden/werden.....
 
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