Ich habe vier LAOWAS: 5.6/9mm, 4.5/15mm Shift, Argus 0,95/35mm und das Lupenobjetiv. Das will etwas heißen, denn ich habe sonst nur zwei weitere Fremdobjektive, nämlich ein Ai-S Sigma 8mm Fisheye und das Canon 135mm T/S. Alle 4 LAOWA sind mechanisch sehr schön und solide gefertigt, alle Einstellungen lassen sich präzise vornehmen. Trotzdem kommt beim manuell scharfstellen, der Haptik und dem Design kein Nikon-Ai-S-Feeling und schon gar nicht Leica-M-Feeling auf. Die Fokussierung ist so ein wenig stramm, nicht so seidig, wie bei den meisten Nikon Ai-S-Objektiven. Seriös und solide, nicht begeisternd. Das kleine 9mm gefällt mir persönlich am besten.
LAOWA hat manche besondere Idee: Zum 15mm gibt es einen Stativfuss, der so um die Fassung herum angebracht werden kann, dass man das Objektiv genau im Nodalpunkt auf dem Stativ hat und es auch im Adapter schon in 45 Grad-Rastern einsetzen kann (was wohl für Kugelpanoramen hilfreich sein soll - dazu habe ich keine Praxiserfahrung). Zum anderen gibt es sowohl für das 9mm als auch für das 15mm und diverse andere Objektive speziell gefertigte Filterhalte, in die die 100er Magnetfilter von H&Y passen. Es gibt von H&Y habe auch Kits, mit denen man 100er Filter anderer Hersteller zu Magnetfiltern machen kann. Ich habe meine Rollei-Filter entsprechend angepasst. Beim Argus 35mm kann man den Blendenring so einstellen, dass er entweder rastet oder lautlos stufenlos verstellbar ist.
Dezentrierungen habe ich an meinen Objektiven nicht festgestellt, ich habe aber auch nicht danach gesucht. (Das gilt auch für mein Nikkor Z 2.8/14-24mm, mit dem ich sehr zufrieden bin.)
Wie man bei den von mir oben gezeigten Bildern sieht, kann man sowohl mit dem 9mm als auch mit dem 15mm unproblematisch Gegenlichtaufnahmen machen. Das 9mm erzeugt einen schönen Blendenstern. Es gibt aber bei beiden Objektiven bei bestimmten Winkeln zur Sonne unterschiedlichste Sorten von Flare, die - besonders beim 15mm extrem störend sein können. Zum Beispiel habe ich in meiner Sammlung ein Bild gefunden, in dem ein halbrunder giftgrüner Kreis über die gesamte Bildhöhe erzeugt wurde. Wenn man darauf achtet, kann man das aber durch einen anderen Bildausschnitt vermeiden. Aber man muss halt bei interessanten Lichtsituationen (z.B. tief stehendes Seitenlicht) darauf achten. Beherrschbar. Das ARGUS ist bei Offenblende sehr weich und leidet stark an CA‘s - wenn man dieses im Verhältnis zu anderen hochgeöffneten China-Objektiven sehr gut besprochene Objektiv im Vergleich zum NOCT 0,95/58mm sieht, dann weiß man, weshalb letzteres so schwer und teuer ist. Wer mir für das ARGUS (neuwertig mit Originalverpackung) einen halbwegs guten Preis bietet, kann es haben.
Mit dem 9mm bin ich an FX und DX schon viel durch die Gegend gezogen, und ich finde, dass die Ergebnisse sich sehen lassen können. Wie ich schon an anderer Stelle betont habe, ist ein solches Weitwinkel sehr schwer gestalterisch interessant einzusetzen, weil man sehr dicht an den Motiv-Vordergrund heran muss, um ihn dann auch als solchen wirken zu lassen. Ich Blende daher eigentlich immer mindestens auf 11 ab und verwende die Fokussierung auf die hyperfokale Distanz minus einer Blende, manchmal sind auch 16 oder 22 nötig. Unter diesen Bedingungen finde ich auch die Randschärfe sehr gut. Man muss da aber sehr aufpassen, dass man, wenn man dicht rangeht, nicht noch im vor dem Hauptmotiv außerhalb des Schärfentiefebereiches liegende störende unscharfe Bereiche im Bild hat (z.B. bei den Strandbildern weißer, unscharfer Schaum, der den Blick aufgrund seiner Luminanz auf sich zieht.) Aber das ist dann ja auch das Kreative und Herausfordernde beim Spielen mit so einem Objektiv.
Bei dieser Form der Fotografie sind mir dann auch störende Vignettierung oder störende Randunschärfen etc. nicht störend aufgefallen, ich habe aber auch keine diesbezüglichen Test gemacht, sondern einfach nur meine Motive fotografiert. Es wird sie sicherlich geben und man kann sie sicherlich auch provozieren. Aber wie Ihr oben seht - auch bei Aufnahmen mit viel Himmel ist keine störende Vignette zu sehen. Ich habe in Lightroom das Korrekturprofil installiert; dieses hat auch eine ganz interesante Funktion, nämlich dass man die Stärke seiner Wirksamkeit selbst einstellen kann. Hier habe ich einen ganz geringen Wert eingestellt.
Mit dem 15mm habe ich noch nicht so viel Erfahrung gesammelt; aber bei der Anwendung in der Natur (z.B. im Wald) kann man sehr natürliche Bildergebnisse erzeugen, so dass sich ein Betrachter vielleicht fragt, weshalb man bei so einem Motiv ein Shiftobjektiv braucht. Ich finde, gerade im Wald hat man einen besonderen Anwendungsfall für ein Shiftobjektiv, damit die Bäume alle - wie in der Natur - parallel nach oben streben.
Insgesamt bin ich mit den beiden Weitwinkeln sehr zufrieden. Ob sie Deinem kritischen, Leica-verwöhnten Ingenieursauge stand halten, lieber
@volkerm , vermag ich nicht zu sagen.
Das wären meine subjektiven Gedanken, aus dem Gedächtnis heraus und aufgrund gestrigen Studiums meiner Bilder. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit.