DNG Format
Hallo Peter, hallo Forum,
vor ein paar Wochen habe ich damit begonnen mir einmal Gedanken zu machen wie es wohl mit meiner seit 1999 immer größer werdenden, lediglich durch Verzeichnisnamen separierte Sammlung von Bilddateien weiter gehen soll. Dabei bin ich auch über das DNG-Format gestolpert, und nach anfänglicher Skepsis (yet another data format...) habe ich beschlossen es zu mögen. Dabei sind mir folgende Aspekte durch den Kopf gegangen:
Was mir noch bevorsteht ist die Kategorisierung meiner "Dateischätze". Das ist eine Arbeit, die sich über viele Abende hinziehen wird und die ich definitiv nur *einmal* durchführen möchte. Dabei auf die proprietären, oft nicht dokumentierten Datenbanken der Archivierungsprogrammhersteller zu vertrauen, traue ich mich nicht, egal ob der Hersteller Adobe, Apple oder Nikon heißt. Nun gibt es die Möglichkeit Kategorisierungen auch in den Files selbst abzulegen mittels des offenen IPTC-Formats. Das funktioniert aber nur mit JPEGs, nicht aber mit RAW, alias NEF. IPTC ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss sondern m.E. eher der erste Versuch in diese Richtung. So befinden sich die Tags alle in einem globalen Namensraum und sind nicht wirklich gruppierbar. Hier scheint mir XMP die wesentlich leistungsfähigere Variante zu sein. Das schöne daran ist wieder der offene Standard. Wenn ich über die Zukunft der Betriebssysteme ein wenig spekulieren soll, so vermute ich stark, dass das Filesystem immer mehr einer Datenbank ähneln wird und meine ganze Kategorisierungsarbeit dort "sowieso" abbildbar sein wird. Für einen offenen Standard wird es dann schnell Konversionsprogramme geben, die meine Aufwände wiederverwertbar werden lassen. Beim NEF bin ich mir da nicht so sicher, und das hat folgende Gründe:
Eigentlich ist die Aufgabe eines Kameraherstellers dem Fotografen Mittel zur effizienten Umsetzung in die Hand zu geben. Das tut Nikon m.E. durch die hohe Qualität was den optischen Teil betrifft in hohem Maße. Die Erleichterung der Weiterverwendung des Bildmaterials gehört aber m.E. auch zu diesen Aufgaben. Hier hat Nikon vor etwa einem Jahr ein Gebaren an den Tag gelegt, das definitiv kontraproduktiv ist: Sie haben in neueren Modellen begonnen bestimmte Informationen (Weißabgleich, glaube ich) zu *verschlüsseln*. Dieses Selbstverständnis hat bei mir die Alarmglocken schrillen lassen. Erfreulicherweise haben sie dann im Herbst mit Adobe einen Vertrag über eine Zusammenarbeit geschlossen, sodass denen die vollen Informationen (- klar, gewitzte Reverseingenieure haben´s auch so herausbekommen -) zur Verfügung stehen. Nikons Verhalten eine Zwangskundenbindung für die Bearbeitungs- und Archivierungssoftware zu schaffen ist ja verständlich, aber wie effizient kann ein Kamerahersteller Software produzieren verglichen mit einem Softwarehersteller?
Nun ist Adobe ja auch nicht die Heilsarmee sondern verfolgt durchaus eigene Interessen, aber der kooperative Ansatz, wie sie ihn glaubwürdig mit PDF umgesetzt haben ist mir wesentlich sympatischer als ein paranoid geheimhalterischer. Das Ergebnis spricht auch für diesen Ansatz.
Nocheinmal zurück zur proprietären Datenbank der Archivprogramme: Die muss natürlich allein schon aus Performancegründen angelegt werden. Aber was ist, wenn´s die ´mal zerlegt oder beim Umstieg auf ein anderes System? Wenn also die gesamte persönliche Arbeit (Kategorisierung und Korrekturen) in der Datei selbst abgelegt ist, (somit redundant) ist das organisatorisch einfach zu handhaben und ich bin (oder wähne mich zumindest) auf der sicheren Seite.
Aus globalgalaktischer Sicht gibt es auch noch einen Grund für DNG: Wenn ich n Kamerahersteller (und somit n RAW-Formate) habe und m unabhängige Softwarehersteller, dann brauche ich n x m Konversionsprogramm. Mit DNG und der inzwischen recht umfangreichen Konvertierungsunterstützung habe ich die n Konvertierungsroutinen im ACR und dann nochmal m Instanzen für die Dekodierung von DNG, also nur n+m...
M.E. sollte ein Kamerahersteller Kameras herstellen, ein Softwarehersteller Software herstellen (und ein Zitronenfalter... ;-)
Gruß,
Retina