Brancheninsider hatten sich schon länger gefragt: wie wird es mit "action press" weitergehen. Eine ad-hoc-Mitteilung der Infas Holding AG gibt nun Aufschluss: eine der größten und ältesten mittelständischen Pressebild-Agenturen Deutschlands wechselt den Besitzer...
Für die Nicht-Insider ein wenig Historie vorweg:
1971 gründeten der Hamburger Polizeireporter Peter Reinke und der Hamburger Fotoreporter Hartmut Doerk in Hamburg eine Pressebildagentur, die sich auf die Gebiete "News", "Kriege und Katastrophen", "Politik", "Showbusiness" und "Paparazzi" konzentrierte. Der Name "action press" war Programm.
Die Agentur übernahm zeitweise die Deutschland-Vertretung der legendären Pariser Agentur Sipa-Press (benannt nach ihrem Gründer, dem türkischen Bildjournalisten Sipahioglu) und vorübergehend war sie auch Partneragentur der ebenso legendären Agence Gamma.
Zu ihren Hochzeiten vertrat "action press" über 600 Fotografen weltweit. Anfang der 90er Jahre errichtete man an der Hamburger Kollaustraße ein opulentes Redaktionsgebäude, in dem zeitweise rund 60 Redakteure und ein Fotostudio für Eigenproduktionen ansässig waren.
Mit dem Ausstieg der beiden Gründer (erst Reinke, dann Doerk, wenn ich richtig erinnere) stieg der berühmt-berüchtigte "Medienberater" Moritz Hunzinger bei "action press" ein, der unter anderem mit seiner Medienkampagne den damaligen Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping sein Amt kostete. Hinter Hunziger stand der Investor und "Börsenguru" Bolko Hoffmann, der mit dem Börseninfoblatt "Effecten-Spiegel" Millionen verdient hatte.
"action press" wurde zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut "infas" in der "action press holding AG" zusammengefasst, eine Beteiligung an einer Event-Agentur kam noch dazu. Die "action press holding AG" ist seitdem am geregelten Markt notiert.
Anfang dominierte die Fotoagentur "action press" mit Jahresumsätzen, die in den besten Zeiten über 8,17 Millionen Euro erreichten (2007), die Holding, in den letzten 10 Jahren indessen brachen die Umsätze der Agentur dramatisch ein. 2012 waren es so nur noch 4,7 Millionen Euro, während "infas" über 18 Millionen umsetzte. Für 2014 weist der Geschäftsbericht für den Bereich "Foto" knapp 5 Millionen Umsatz aus. Entsprechend den Veränderungen wurde die Holding 2013 in "infas holding AG" umfirmiert. (Wer sich dafür interessiert: da es eine börsennotierte AG ist, kann man alle Geschäftsberichte und Bilanzen auf der Website der Holding nachlesen.)
Einige groteske Absurditäten machten das Leben von "action press" nicht gerade einfacher. Moritz Hunziger hatte sich vertraglich erhebliche Zahlungen zusichern lassen, nach seiner Abberufung als Geschäftsführer versuchte die Holding vergeblich, die Zahlungsverpflichtungen gerichtlich anzufechten und musste erhebliche Rückstellungen machen. Die Räume an der Kollaustraße, stets nur von action press genutzt, nicht von Infas (die sitzen in Bonn, die Holding sitzt in Düsseldorf), waren irgendwann viel zu groß, aber aus dem sehr teuren Mietvertrag kam man nicht heraus und suchte irgendwann sogar Untermieter. (Mittlerweile wurde das Gebäude vom Eigentümer verkauft.) Die dahinter stehenden Insidergeschichten müssen leider Insidergeschichten bleiben, nur so viel: toughe Leute aus der internationalen Pressefoto-Branche stecken als knallharte Kaufleute wohl so manchen Möchtegern eiskalt in die Tasche...
Zeitweilig war auch die Tochter des Mitgründers Hartmut Doerk, Katharina Doerk, als Geschäftsführerin mit an Bord, bis sie zusammen mit ihrem Schwager Ulf Schmidt-Funke (auch der mal bei "action press" in der Geschäftsführung) nach dem Konkurs der Nachrichtenagentur ddp deren Fotodienst übernahm und als ddp images GmbH erfolgreich weiterführte.
Vor einigen Jahren machte das Gerücht die Runde, Getty Images wolle "action press" übernehmen, aber daraus wurde dann doch nichts.
Nun teilte die infas holding in einer ad-hoc Meldung mit, daß der langjährige "action press"-Geschäftsführer Ulli Michel die Agentur gekauft hat. "Der Vollzug des Kaufvertrags hängt von bestimmten Bedingungen ab, mit deren Eintritt zeitnah gerechnet wird. Der Kaufpreis beträgt insgesamt EUR 2,2 Mio. Ein Teil des Kaufpreises in Höhe von EUR 0,5 Mio. ist bis zum 31. Dezember 2017 gestundet. Ein weiterer Teil in Höhe von EUR 0,7 Mio. ist bis zum 30. Juni 2018 gestundet und steht unter der aufschiebenden Bedingung, dass die Gesellschaft im Geschäftsjahr 2017 einen bestimmten Jahresüberschuss erreicht oder überschreitet. Im Zuge des Verkaufs wurde seitens der Gesellschaft außerdem auf Darlehensforderungen gegenüber der Tochtergesellschaft verzichtet." (Zitat aus der ad-hoc-Meldung) Branchendienste vermelden indessen, daß es sich bei dem Käufer um eine "Investorengruppe um den Geschäftsführer Ulli Michels" handele. (Klingt bei dem Kaufpreis für mich auch plausibler.)
"action press" bleibt in Hamburg, wird aber zum 1.April in neue Geschäftsräume umziehen.
http://www.actionpress.de
http://www.infasholdingag.de
Pictorial
Für die Nicht-Insider ein wenig Historie vorweg:
1971 gründeten der Hamburger Polizeireporter Peter Reinke und der Hamburger Fotoreporter Hartmut Doerk in Hamburg eine Pressebildagentur, die sich auf die Gebiete "News", "Kriege und Katastrophen", "Politik", "Showbusiness" und "Paparazzi" konzentrierte. Der Name "action press" war Programm.
Die Agentur übernahm zeitweise die Deutschland-Vertretung der legendären Pariser Agentur Sipa-Press (benannt nach ihrem Gründer, dem türkischen Bildjournalisten Sipahioglu) und vorübergehend war sie auch Partneragentur der ebenso legendären Agence Gamma.
Zu ihren Hochzeiten vertrat "action press" über 600 Fotografen weltweit. Anfang der 90er Jahre errichtete man an der Hamburger Kollaustraße ein opulentes Redaktionsgebäude, in dem zeitweise rund 60 Redakteure und ein Fotostudio für Eigenproduktionen ansässig waren.
Mit dem Ausstieg der beiden Gründer (erst Reinke, dann Doerk, wenn ich richtig erinnere) stieg der berühmt-berüchtigte "Medienberater" Moritz Hunzinger bei "action press" ein, der unter anderem mit seiner Medienkampagne den damaligen Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping sein Amt kostete. Hinter Hunziger stand der Investor und "Börsenguru" Bolko Hoffmann, der mit dem Börseninfoblatt "Effecten-Spiegel" Millionen verdient hatte.
"action press" wurde zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut "infas" in der "action press holding AG" zusammengefasst, eine Beteiligung an einer Event-Agentur kam noch dazu. Die "action press holding AG" ist seitdem am geregelten Markt notiert.
Anfang dominierte die Fotoagentur "action press" mit Jahresumsätzen, die in den besten Zeiten über 8,17 Millionen Euro erreichten (2007), die Holding, in den letzten 10 Jahren indessen brachen die Umsätze der Agentur dramatisch ein. 2012 waren es so nur noch 4,7 Millionen Euro, während "infas" über 18 Millionen umsetzte. Für 2014 weist der Geschäftsbericht für den Bereich "Foto" knapp 5 Millionen Umsatz aus. Entsprechend den Veränderungen wurde die Holding 2013 in "infas holding AG" umfirmiert. (Wer sich dafür interessiert: da es eine börsennotierte AG ist, kann man alle Geschäftsberichte und Bilanzen auf der Website der Holding nachlesen.)
Einige groteske Absurditäten machten das Leben von "action press" nicht gerade einfacher. Moritz Hunziger hatte sich vertraglich erhebliche Zahlungen zusichern lassen, nach seiner Abberufung als Geschäftsführer versuchte die Holding vergeblich, die Zahlungsverpflichtungen gerichtlich anzufechten und musste erhebliche Rückstellungen machen. Die Räume an der Kollaustraße, stets nur von action press genutzt, nicht von Infas (die sitzen in Bonn, die Holding sitzt in Düsseldorf), waren irgendwann viel zu groß, aber aus dem sehr teuren Mietvertrag kam man nicht heraus und suchte irgendwann sogar Untermieter. (Mittlerweile wurde das Gebäude vom Eigentümer verkauft.) Die dahinter stehenden Insidergeschichten müssen leider Insidergeschichten bleiben, nur so viel: toughe Leute aus der internationalen Pressefoto-Branche stecken als knallharte Kaufleute wohl so manchen Möchtegern eiskalt in die Tasche...
Zeitweilig war auch die Tochter des Mitgründers Hartmut Doerk, Katharina Doerk, als Geschäftsführerin mit an Bord, bis sie zusammen mit ihrem Schwager Ulf Schmidt-Funke (auch der mal bei "action press" in der Geschäftsführung) nach dem Konkurs der Nachrichtenagentur ddp deren Fotodienst übernahm und als ddp images GmbH erfolgreich weiterführte.
Vor einigen Jahren machte das Gerücht die Runde, Getty Images wolle "action press" übernehmen, aber daraus wurde dann doch nichts.
Nun teilte die infas holding in einer ad-hoc Meldung mit, daß der langjährige "action press"-Geschäftsführer Ulli Michel die Agentur gekauft hat. "Der Vollzug des Kaufvertrags hängt von bestimmten Bedingungen ab, mit deren Eintritt zeitnah gerechnet wird. Der Kaufpreis beträgt insgesamt EUR 2,2 Mio. Ein Teil des Kaufpreises in Höhe von EUR 0,5 Mio. ist bis zum 31. Dezember 2017 gestundet. Ein weiterer Teil in Höhe von EUR 0,7 Mio. ist bis zum 30. Juni 2018 gestundet und steht unter der aufschiebenden Bedingung, dass die Gesellschaft im Geschäftsjahr 2017 einen bestimmten Jahresüberschuss erreicht oder überschreitet. Im Zuge des Verkaufs wurde seitens der Gesellschaft außerdem auf Darlehensforderungen gegenüber der Tochtergesellschaft verzichtet." (Zitat aus der ad-hoc-Meldung) Branchendienste vermelden indessen, daß es sich bei dem Käufer um eine "Investorengruppe um den Geschäftsführer Ulli Michels" handele. (Klingt bei dem Kaufpreis für mich auch plausibler.)
"action press" bleibt in Hamburg, wird aber zum 1.April in neue Geschäftsräume umziehen.
http://www.actionpress.de
http://www.infasholdingag.de
Pictorial