Heimat finde ich ein spannendes Thema. Meine Heimat hm, die hat schon oft gewechselt. Früher hieß es immer, Heimat ist dort wo man aufgewachsen ist. Ich weiß nicht, nach Jahrzehnten weg von "zu hause", und das auch nicht nur an einem Ort, ist mittlerweile Heimat für mich dort wo ich mich zu hause fühle. Ist vielleicht ähnlich dem Alter: man ist so alt wie man sich fühlt oder so.
Berlin also. Ok, nicht noch ein Berlin (Teil-)Thread. Es soll etwas typisches sein. Ein Nachmittag im Südwesten. Nicht typisch für die Stadt, aber für den Südwesten und für einen Nachmittag mit der Kamera. Es könnte ein Nachmittag sein, so wie ich ihn erlebe, wenn ich mich zu hause fühle. Technische 6 Bilder. 4 Aufnahmen F6 - Adox Silvermax 125, 1 Aufnahme F6 - HP5+ 800 und eine Aufnahme RZ67 - RPX 50. Keine technische Serie sondern eine thematische Klammer. Eben ein Nachmittag im Südwesten.
Bevor es losgeht erst mal einen Cappuccino. Stamm-Café? Naja, fast. Die Aufnahme zeigt nicht die zu erwartende Cappuccino Tasse, sondern den Blick auf ein parkendes Motorrad. Sicher keine ganz schlechte Kiste. Parken für Zweiräder ist auf Gehwegen in Berlin geduldet. Stehst du auf einem echten Parkplatz ohne Ticket gibt's ein ebensolches als freundliche Erinnerung ganz persönlich geliefert. Auf dem Gehweg fürs erste nicht. Und so stehen sie halt auf dem Gehweg.
Ein paar Meter weiter mitten im Trubel. Die Großstadt machts möglich: Post einwerfen auf der Hauptverkehrsstraße. Alles Zeit optimiert, Effizienz - BER ist zu rechtfertigen und der Zensus... jau! Also an der Ampel warten und kurz die Post einwerfen. War da nicht was mit E-mail? Egal. Genauso konfus und wirr das Bild. Wer weiß schon genau warum und wo er hin will...
Steglitz ist bekannt für seine Bauhaussiedlungen. Nicht überall und flächendeckend, aber doch immer wieder. Da steht dann eine ganze Reihe oder ein ganzer Straßenzug, manchmal auch nur 1, 2 Häuser mitten zwischen Altbauten oder nach dem Krieg schnell hochgezogenen Blöcken. Oft völlig überraschend aber immer schön gepflegt.
Der Südwesten ist groß und für sich eigentlich schon eine Millionenstadt. Urban, heißt das wohl. Und so isses dann auch: urban. Die Bauhausbungalow sind Luftlinie vielleicht 1km von hier entfernt. Wobei die Ecke hier keine schlechte Gegend sein soll. Es fährt einem halt die Stadtautobahn übern Kopf. Aber was solls, Autobahn, S-Bahn, Bus... und im Grunewald sinds dann eben die Larven vom Eichen-Prozessionsspinner. Irgendwas is immer... Gut, bis auf Zehlendorf, in Zehlendorf ist nie was.
So ein Nachmittag verleitet dann doch hin und wieder in irgendeins der vielen Museen zu gehen. Vielleicht hat es geregnet? Man gewöhnt es sich an. Mittlerweile habe ich sogar ne Jahreskarte. Früher wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen ein- zweimal im Monat in ein Museum zu gehen. Mittlerweile ist das normal und so eine Jahreskarte muss ja auch aufgetragen werden.
Das Feierabendbier. In manchen Vierteln und vielen anderen Städten auch After-Work-Party genannt. Ich vermute mal nirgendwo anders in Deutschland wird dem so gehuldigt wie hier. Gut, vielleicht im Pott. Aber die behaupten ja auch die Curry-Wurst erfunden zu haben. Jedenfalls, irgendjemand kam auf die Idee Alkohol in öffentlichen Verkehrsmitteln verbieten zu wollen. Was für ein Aufschrei! Die offen zur Schau getragene Bierflasche wird hier gehuldigt. Völlig normal. Und so stehen sie halt dann irgendwo rum. Und in diesem Sinne: Prost!
