Landschaftsfotografie mit Leidenschaft
Für unsere Serie mit Autoreninterviews haben wir diesmal Gerhard Aust befragt.
Gerhard Aust ist 35 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei zweijährigen Töchtern. Als promovierter Wirtschaftsingenieur arbeitet er als Abteilungsleiter bei einem Elektronikdienstleiter. Die Fotografie betreibe Gerhard Aust ausschließlich als Hobby in seiner Freizeit oder im Urlaub. Neben der Fotografie gehören Reisen, Berge und Kochen zu seinen weiteren Leidenschaften.
Und das wollten wir wissen:
Wie hat sich Ihre Leidenschaft für die Fotografie entwickelt? Wie sind Sie dazu gekommen?
Angefangen zu fotografieren habe ich 2002, mit der ersten digitalen Kompaktkamera meiner Eltern. Zum Abitur habe ich mir dann eine eigene Kamera gewünscht, eine Canon Powershot G3, bei der man zumindest schon mal Blende, Verschlusszeit und ISO manuell einstellen konnte. In den folgenden Jahren habe ich hauptsächlich einfache Makros oder unterwegs im Urlaub fotografiert, was nach heutigen Maßstäben aber eher ganz normale Urlaubsknipserei war.

So richtig ernsthaft mit der Landschaftsfotografie habe ich erst 2011 begonnen, inzwischen dann auch mit einer Spiegelreflex. Auslöser waren die beeindruckenden Bilder anderer Landschaftsfotografen im Internet. Ich wollte herausfinden, ob ich auch so fotografieren kann. Also holte ich mir das entsprechende Zubehör wie ein stabiles Stativ und Grau(-verlaufs)-filter und verlegte meine Zeiten auf Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Ich kann mich noch genau an das erste „richtige“ Foto erinnern, das ich abends am Walchensee in Oberbayern gemacht habe, mit Stativ, einem bewussten Bildaufbau mit Vordergrund und an das Grinsen im Gesicht, als ich durch den Grauverlaufsfilter nicht einen ausgebrannten Himmel auf dem Display sah, sondern gleich ein korrekt belichtetes Bild.
Welches sind Ihre fotografischen Themenschwerpunkte? Gibt es Berührungspunkte zwischen der Fotografie und anderen Interessen?
Meine Frau und ich sind sehr reiselustig und sind gerne in der Natur unterwegs, eine perfekte Voraussetzung als Natur- und Landschaftsfotograf! Ich habe das große Glück, dass meine Frau sehr tolerant gegenüber meinem Hobby ist. Wir richten unsere Reiseziele größtenteils auch danach aus, ob man dort schöne Fotos machen kann. So führten uns die letzten Jahre unter anderem zu Sehnsuchtszielen wie Australien, Patagonien und Neuseeland, aber auch zu den Polarlichtern auf die Lofoten, auf die Isle of Skye oder zu den beeindruckenden Küsten der Bretagne.

Um möglichst viel zu sehen (und zu fotografieren!), sind wir nur selten im Hotel, sondern machen meist eine Rundreise mit Zelt oder Camper. Auch unterwegs fordert mein Hobby eine gewisse Toleranz, da ich trotz Urlaub fast täglich früh aufstehe, um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Auch die Sonnenuntergangszeiten überschneiden sich gerne mal mit den Abendessenzeiten eines normalen Urlaubs.
Was reizt Sie an diesen Themen am meisten?
Gerade diese Momente machen für mich den großen Reiz der Landschaftsfotografie aus: Man steht im Dunkeln auf, macht sich auf den Weg zu einer Location, wartet auf das richtige Licht und wenn man Glück hat und das Licht mitspielt, hat man diese Umgebung komplett für sich allein, während normale Urlauber vielleicht noch am Frühstückstisch sitzen und gar nichts davon mitbekommen. Durch die Fotografie erlebe ich Momente, die ich sonst dank des inneren Schweinehundes wohl einfach verpassen würde. Ich versuche, diese Momente in Fotos einzufangen und damit auch an andere weiterzugeben.

Wie würden Sie Ihre persönliche, fotografische Handschrift beschreiben?
Wichtig ist mir, gleich vor Ort das Beste aus dem Bild herauszuholen und nicht erst im Nachhinein am Computer. Dazu setze ich verschiedene Filter wie Polarisations-, Grau- und Grauverlaufsfilter ein, um die Nacharbeit am Computer auf ein Minimum zu beschränken. Selbstverständlich komme auch ich nicht ohne Adobe Lightroom und Photoshop aus, aber dort führe ich nur Kontrast- und Belichtungskorrekturen durch. Ich finde es einfach schöner, direkt vor Ort schon ein fast fertiges Bild zu sehen, als sich erst durch diverse Belichtungsreihen scrollen zu müssen und diese gedanklich zusammenzusetzen, um zu erraten, wie es am Ende mal aussehen könnte.

Was war Ihr beeindruckendstes oder berührendstes Erlebnis in der Fotografie?
Durch die Fotografie und unsere Reisen konnte ich bereits viele beeindruckende Landschaften und Momente erleben. Die ersten Polarlichter auf den Lofoten gehören sicherlich zu den Highlights, auch wenn man sie mit bloßem Auge bei weitem nicht so gut erkennen kann wie auf dem fertigen Bild. Besonders in Erinnerung bleiben aber Bilder, die nicht mal eben nebenbei direkt vom Parkplatz aus entstanden sind, sondern für die ein gewisser Einsatz nötig war. Von unserer letzten Reise nach Neuseeland fallen mir zwei besondere Erlebnisse ein:
Nachdem wir das bekannte und ziemlich überlaufende Tongariro Crossing auf der Nordinsel gemacht hatten, stieg ich zwei Tage später nochmal zu den Emerald Lakes auf. Ich hatte bei meiner Vorbereitung auf die Reise ein tolles Foto eines anderen Fotografen von dort gesehen und wollte selbst mein Glück versuchen. Um rechtzeitig zum Sonnenaufgang oben zu sein, klingelte mein Wecker um 3:00 Uhr. Das Auto zeigte eine Temperatur unter 0°C an, als mich meine Frau zum Einstieg brachte. Während ich die 10 km und ca. 1.000 Höhenmeter in totaler Finsternis zurücklegte, hatte ich ständig die beeindruckende Milchstraße über mir, aber auch die Zweifel im Kopf, ob ich es rechtzeitig schaffen und ob das Wetter überhaupt mitspielen würde. Nach zwei Stunden kam ich an, suchte mir einen passenden Standort, baute meine Kamera auf, zog meine Daunenklamotten an und wartete… Dann kam das erste Morgenlicht und färbte die Vulkanlandschaft rot und ich wusste, dass sich mein Ausflug gelohnt hatte!

Ganz anders, aber nicht weniger eindrücklich war mein Erlebnis in der Glow Worm Höhle. Nachdem die fotografische Ausbeute bei einer kommerziellen Touristen-Tour mehr als enttäuschend war, fuhren wir zu einer frei zugänglichen Höhle. Doch auch hier waren tagsüber so viele andere Touristen mit ihren Taschenlampen unterwegs, dass an ein gutes Foto nicht zu denken war. Daher ging ich gegen 22 Uhr nochmal zurück in die Höhle. Ich war völlig allein, als ich durch das maximal kniehohe Wasser in die Kammer stapfte. Da die Glow Worms nur sehr schwach leuchten, musste ich trotz Blende f/1.4 und ISO 6400 volle 16 Minuten belichten, um ein halbwegs korrekt beleuchtetes Bild zu bekommen. Während die Kamera 16 Minuten arbeitete, stand ich möglichst regungslos daneben, um keine Erschütterungen zu erzeugen, lauschte dem sporadischen Tropfen des Wassers und über mir das Leuchten tausender Glow Worms…

Was motiviert Sie im Leben? Und was können Sie überhaupt nicht ausstehen?
Leider gehört es als Landschaftsfotograf dazu, dass das Wetter nicht immer mitspielt und man auch oft genug ohne die gewünschte Ausbeute wieder heimkommt. Schon mehr als einmal habe ich mich gefragt, warum ich mir das trotzdem immer wieder antue… Zum Glück ist mir der Wettergott aber dann doch irgendwann wieder einmal gnädig gestimmt, bevor der Frust zu groß wird, und ich bekomme das Licht, auf das ich gewartet habe. Daraus zehre ich dann wieder für die nächsten Versuche.
Auch wenn manchmal etwas Stress ausbricht, weil man doch zu spät dran ist und das Licht schon angefangen hat, interessant zu werden, bedeutet Fotografieren für mich, draußen zu sein und die Ruhe zu genießen. Gerne unterhalte ich mich auch mit anderen Fotokollegen, aber wenn der Andrang zu groß wird, geht für mich ein großer Teil des Reizes verloren. Besonders freue ich mich dann immer über andere „Fotografen“, die nur mit Smartphone oder sogar Tablet ausgestattet sind und ihre „Kamera“ direkt neben mein Stativ halten, um ja genau den gleichen Ausschnitt zu erwischen. Klar, wer dort mit Stativ steht, muss sich ja auskennen… Dass derjenige gerade eine Langzeitbelichtung von mehreren Minuten macht, die durch den Smartphoneblitz zerstört wurde, ist dann eine hinnehmbare Nebenerscheinung.
Was ist für Sie ein richtig gutes Foto? Haben Sie ein Lieblingsfoto?
Grundvoraussetzung für ein gutes Landschaftsfoto ist für mich ein stimmiger und zum Motiv passender Bildaufbau aus Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Nur wenn alle drei Bereiche im richtigen Verhältnis zueinanderstehen, wird das Bild wirklich rund. Die nächste Zutat ist ein besonderes Licht, was nicht zwingend ein knallbunter Himmel sein muss. Manchmal geben auch düstere und dramatische Wolken den richtigen Kick.

Für mich persönlich habe ich außerdem über die Jahre festgestellt, dass meine Motive einen gewissen Wiedererkennungswert haben müssen. Ich versuche also in der Regel, nur markante Landschaften, Berge, Felsen oder ähnliches zu fotografieren. Früher habe ich auch ohne markantes Motiv versucht, ein Foto zu machen, aber am Ende waren die Ergebnisse nicht sonderlich begeisternd und irgendwie austauschbar. Ein Stein am Strand zum Sonnenuntergang sieht eben an der Ostseeküste genauso aus wie in Australien oder Italien, da fehlt für mich einfach das Besondere am Bild. Inzwischen lasse ich in diesem Fall lieber die Kamera in der Tasche und gönne es mir, auch im Urlaub mal auszuschlafen oder den Abend ohne Kamera zu verbringen.
Ein richtig gutes Foto erkenne ich meistens bereits beim Fotografieren. Wenn ich beim Blick auf das Display gleich das Gefühl habe, dass ich mir das Bild in groß an die Wand hängen möchte, ändert sich daran meist auch zuhause am Rechner nichts mehr. Wenn dann noch ein wenig persönlicher Aufwand dazu kommt, wie bei meinem Lieblingsbild vom Fitz Roy aus Patagonien, ist es umso besser!
Um dieses Bild zu machen, mussten wir wieder mal im Dunkeln vom Zeltplatz aus eine Stunde mit Stirnlampe zur Laguna de los Tres aufsteigen. Als wir oben ankamen, konnte ich mein Glück kaum fassen, denn es war windstill, und das im stürmischen Patagonien! Noch bevor die Sonne richtig aufgegangen war, konnte man im Dunkeln ein leichtes Leuchten des Fitz Roy sehen, fast zu schwach, um es mit dem bloßen Auge zu erkennen. Ich suchte mir einen Stein als Vordergrund, stellte meine Kamera ein und machte eine Langzeitbelichtung von 120 Sekunden, so dunkel war es noch. Nach schier endlosem Warten erschien das Vorschaubild auf dem Display und ich wusste, dass mir ein richtig gutes Foto gelungen war.

Was würden Sie einem Einsteiger in Ihr fotografisches Spezialgebiet raten? Wovon raten Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen ggf. ab?
Als Anfänger denkt man oft, dass man nur mit toller Ausrüstung gute Bilder machen kann. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass Kameras und Objektive austauschbar sind und man sich über die Jahre problemlos in einzelnen Bereichen erweitern oder verbessern kann. Sinnvoller als die teuerste Kamera ist es aus meiner Sicht, sich von Anfang an das nötige Zubehör wie Stativ und Filter (vor allem Grau- und Grauverlaufsfilter) zu holen, da man dadurch das größte Verbesserungspotenzial hat.
Mir persönlich hat darüber hinaus die aktive Teilnahme in einem Fotoforum sehr geholfen, da man hier direktes Feedback von Gleichgesinnten erhält. Außerdem hat man die Möglichkeit, sich Vorbilder zu suchen, deren Bilder einem besonders gut gefallen. Wenn man dann noch herauskriegt, was genau einen persönlich an diesen Bildern mitreißt und anschließend versucht, das nachzumachen, kann man sehr viel lernen.

Auch bei der Bildbearbeitung habe ich es am Anfang gerne etwas mit den Reglern übertrieben. Ich denke, jeder Anfänger kennt diese grausamen und surrealen HDR-Versuche, bei denen man sich später fragt, ob der Monitor kaputt war oder warum man nicht schon damals gesehen hat, dass es furchtbar aussieht. Am Ende trifft es die alte Fotografenweisheit ganz gut: Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Fotograf. Durch persönlichen Einsatz und Hingabe kann man deutlich mehr erreichen als durch teures Equipment oder intensive Bildbearbeitung.
Sie haben Kalender bei CALVENDO veröffentlicht. Was reizt Sie daran?

Obwohl ich leidenschaftlich digital fotografiere, ist ein gedrucktes Bild zum Anfassen nochmal etwas anderes. Dementsprechend hängen manche meiner Bilder in groß an der Wand. Zusätzlich versuche ich, von den großen Urlauben ein Fotobuch zu erstellen. Ein Kalender ist für mich eine weitere schöne Möglichkeit, Bilder an die Wand zu bringen. Durch den monatlichen Wechsel ist ein Kalender auch nicht ganz so starr wie ein Wandbild.
Nachdem ich mit der Qualität des Kalenders eines anderen Printdienstleisters nicht zufrieden war, habe ich Calvendo einfach eine Chance gegeben. Calvendo bietet aus meiner Sicht eine recht komfortable und einfache Möglichkeit, einen schönen Kalender zu erstellen und die Druckqualität gefällt mir ebenfalls sehr gut. So wollte ich anfangs einfach nur für mich und als Weihnachtsgeschenk für die Familie (Autorenrabatt sei Dank!) einen Kalender erstellen und mal ausprobieren, wie mein Kalender so im Markt ankommt.
Das ist für mich der unschätzbare Vorteil von Calvendo: Es entsteht kaum Mehraufwand im Vergleich zur Erstellung eines Kalenders ohne Publikation und man bekommt die Chance, seine Werke auf diversen Handelsplattformen anzubieten. Über die Jahre habe ich weitere Kalender hinzugefügt und freue mich über den Zuschuss zu meinem Hobby!
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Bildnachweis: © Gerhard Aust
Einige Beispiele der Kalender und Puzzle von Gerhard Aust bei CALVENDO: