Verbindung zweier Leidenschaften: Schwimmen und Fotografie
Für unsere Serie mit Autoreninterviews haben wir diesmal Kerstin Kuntze befragt. Sie wurde 1965 in Köln geboren und wuchs mit drei jüngeren Geschwistern in Meerbusch auf. Nach ihrem Graphikstudium an der renommierten Folkwang Universität der Künste wirkte sie als Art-Direktorin in großen Werbeagenturen. Seit 2000 lebt, schwimmt und arbeitet sie als freie Künstlerin mit ihrem Mann und drei Kindern am Frankfurter Feldrand.
Und das wollten wir wissen:
Warum fotografieren Sie – und seit wann?
Die Magie der Polaroidkamera meines Vaters hat mich früh begeistert. Er hat mir zum Geburtstag eine eigene geschenkt. Da war ich noch ein Kind. Dieses einfache „sich ein Bild von der Welt machen“ liebe ich immer noch. Fotografie ist die Basis für meine Bilder. Deshalb ist sie sehr wichtig für mich. Ich mag ihre Unmittelbarkeit und die Möglichkeiten aus der gefundenen Welt einen Eigene zu machen.
Wie hat sich Ihre Leidenschaft für die Fotografie entwickelt? Wie sind Sie dazu gekommen?
Schon als Kind habe ich voller Lust gemalt und gezeichnet. Jeden Tag so viel ich konnte. Mit 10 oder 11 war mir klar, dass ich immer etwas mit Bildern zu tun haben werde, auch beruflich. Da gab es keinen Zweifel. Irgendwann ist aus dem Zeichnen dann Fotografieren und Bearbeiten geworden. Der Gestaltungsdrang ist ein wichtiger Teil von mir. Bilder sind meine Sprache.
Gibt es Berührungspunkte zwischen der Fotografie und anderen Interessen?
Glückselig strahlend fand man mich schon als Kind vor allem im Wasser und beim Bildermachen. Das mit den Bildern habe ich an der Folkwang-Universität studiert und als leidenschaftliche Schwimmerin bin ich seit zehn Jahren, täglich mindestens dreitausend Meter im Freibad oder See.
So entstand 2012 fast zwangsläufig der Zyklus Wasserlust |SWIMPOPLOVE. Die Vereinigung von Kunst & unbändiger Wasserlust. Ich biete inzwischen auch exklusive Wasserlust-Photosessions an. Ich liebe es in meinem Element zu fotografieren.
Welches sind Ihre fotografischen Themenschwerpunkte? Was reizt Sie an diesen Themen am meisten?
Inhaltlich bewege ich mich immer um das Thema Mensch – die Aggregatzustände des Seins. Ein Schwerpunkt ist die Serie Wasserlust. Eine Unterwasserkamera (Leica X-U) ermöglicht mir das Abtauchen in eine andere Bildwelt.
Die graphische Bearbeitung legt den Kern frei und eröffnet neue Zusammenhänge. Oft löst sich das Gefundene in fast abstrakte Formen und Farben auf. Was bleibt, ist der Kern – die Intensität des Gefühls, wenn man das Leben hautnah spürt.
Wie würden Sie Ihre persönliche, fotografische Handschrift beschreiben? Welcher Linie folgen Sie?
Die Grenzen zwischen Photographie und Graphik sind in meinen Werken fließend. Trotz aller Vielfalt verbindet meine Arbeiten ein oft ikonischer Bildaufbau und kraftvoller Umgang mit Farbe. Ich liebe das Experiment, erarbeite mir dadurch neue Wege der Bildgestaltung. Kreation und Destruktion, Lust und Leid, liegen dabei oft ganz nah beieinander.
Im besten Fall sind meine Bilder eine Hommage an die Magie eines Augenblicks … an die Schönheit des Lebens.
Was war Ihr beeindruckendstes oder berührendstes Erlebnis in der Fotografie?
Wenn ich meine Kunden Unterwasser fotografiere, ist das immer ein besonderes Erlebnis, oft wie ein Rausch. Ich habe dabei schon so tolle Menschen kennengelernt. Dafür bin ich sehr dankbar.
Und immer wieder berührend ist es meine schlafenden Kinder zu portraitieren. Ich liebe das.
Was motiviert Sie im Leben?
Professor Otto Näscher schenkte mir diese Worte: „Lustvoll der eigenen Entwicklung zuarbeiten.“ Das beschreibt mich perfekt.
Ich liebe das Leben in all seinen Farben von glutrot bis tiefschwarz. Deshalb werde ich immer versuchen, dies in meinen Bildern zu zeigen.
Und was können Sie überhaupt nicht ausstehen?
Fremdenfeindlichkeit, Respektlosigkeit und Größenwahn. In Sachen Gestaltung mag ich Beliebigkeit kein bisschen.
Was ist für Sie ein richtig gutes Bild?
Es gibt Kriterien für gute Bilder. Originalität und zwingende Gestaltung jenseits aller Beliebigkeit gehören dazu. Wenn man von einem Bild unmittelbar ergriffen wird, ist es gut. Natürlich wird jeder diese Frage anders beantworten, letztendlich hat dies mit der Relevanz fürs eigene Leben zu tun. So kann auch ein scheinbar mittelmäßiges Bild für jemanden zu einem eindrücklichen Werk werden. Der Betrachter vollendet das Bild.
Was würden Sie einem Einsteiger in Ihr fotografisches Spezialgebiet raten?
Für jede Art von Gestaltung ist die Freude am Experiment die treibende Kraft. Nur so kann man sich entwickeln, sich verfeinern, um einen eigenen Ausdruck finden. So lernt man sich und sein Werkzeug besser kennen. Die Grundlage für jedes gute Bild.
Sie haben Kalender bei CALVENDO veröffentlicht. Was reizt Sie daran?
Meine Kunst soll raus in die Welt. Nicht jeder kann sich ein signiertes Unikat leisten. So sind meine Kalender eine günstige Möglichkeit, sich ein Stück Kuntze an die eigene Wand zu hängen.
Können Sie unseren Lesern etwas über Ihre Erfahrungen erzählen? Wo sehen Sie die Vorteile von CALVENDO?
CALVENDO macht es einem leicht zu publizieren. Einfache Tools, die wohl jeder intuitiv versteht, eine eigene ISBN, dazu die Vermarktung über viele Kanäle. Ich bin seit einigen Jahren bei CALVENDO und biete inzwischen zehn Kalender an. Zwei davon sind Teil der CALVENDO Gold-Edition.
Was ist ihr nächstes Projekt?
“Wassergötter“ ist der Titel meiner neuen Serie. Dazu werde ich auch einen Kalender veröffentlichen. Ein Projekt, das schon lange durch meinen Kopf schwimmt, ist die Gestaltung eines Buches mit den besten Bildern aus meinem Wasserlust-Portfolio.
Mehr Informationen:
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Bildnachweise: © Kerstin Kuntze