Messekonzept im Umbruch oder am Ende?
Seit der Verkündung ihres neuen Messekonzepts im Jahr 2017, der darauffolgenden photokina 2018 und der Absage der photokina 2019 steht die Koelnmesse als Veranstalter in der Kritik. Der neue jährliche Turnus und die Verlegung vom Herbst ins Frühjahr hatten sowohl in der Foto- und Imagingbranche als auch bei den Verbrauchern für rege Diskussionen gesorgt. Hinterfragt wurde häufig auch das Selbstverständnis als Leitmesse der Branche – und auch wir hatten nach unserem letzten Messebesuch 2018 und vielen Gesprächen mit unseren Partnern einen zwiespältigen Eindruck die Zukunft der großen Fotomesse betreffend.
Nachdem schon auf der letzten Messe einige Aussteller fehlten und andere ihre Tendenz zum Verzicht für zukünftige Termine offen diskutierten, erreichte uns jetzt die Meldung, dass Nikon, Leica, Olympus und andere Aussteller ihre Teilnahme an der photokina 2020 abgesagt haben. Das mag daran liegen, dass große Messen branchenübergreifend derzeit als nicht mehr zeitgemäß gelten, wie erst vor wenigen Tagen deutlich an der geschrumpften Ausstellerliste der renommierten internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt zu sehen war. Es mag aber auch sein, dass die Veranstalter der photokina schon vor längerem die Zeichen der Zeit in der Branche nicht erkannt haben. Das neue Messekonzept inklusive geändertem Zeitplan sorgte unserer Meinung nach eher für Chaos und Verunsicherung denn für Verbesserung.
Jedenfalls ist die Nachricht der Absage von mindestens drei der großen Player der Branche, verpackt in einen kurzen Satz in der folgenden offiziellen Pressemitteilung, nicht so unbedeutend, wie die Koelnmesse es darstellen möchte. Ganz im Gegenteil halten wir weitere Absagen – oder besser Bestätigungen, dass kein Messeauftritt gebucht wurde – für wahrscheinlich und werden natürlich darüber berichten.
Die nächste photokina findet vom 27. bis zum 30. Mai 2020 in Köln statt.
Hier nun die offizielle Pressemitteilung der Koelnmesse mit dem Titel „photokina 2020: Branche im Wandel, entscheidende Chance für die Zukunft“
Die Imaging-Branche ist aktuell massiven Veränderungen unterworfen, die auch Auswirkungen auf die photokina als Leitmesse der Branche haben – und das in bisher nicht gekannter Dimension. Während einerseits der klassische Kameramarkt stark rückläufige Absatz- und Umsatzzahlen meldet, wächst der Spaß am Fotografieren ungebrochen – mit positivem Effekt auf die Bildernachfrage. Zusätzliche Impulse erwartet die Branche zur kommenden Veranstaltung vom 27. bis 30. Mai 2020 auch von einer konsequenten Weiterentwicklung innovativer Segmente wie Mobile, Motion und Digital Imaging. „Die photokina stellt eine einzigartige Chance dar, der Welt zu zeigen, dass die Themen Foto, Video und Imaging nicht an Relevanz verloren haben“, so Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse GmbH. „Wir setzen darauf, dass die großen Player der Industrie diese Chance möglichst geschlossen nutzen.“
Bereits 2016 hatte die Koelnmesse gemeinsam mit dem Photoindustrie-Verband Konsequenzen aus der rückläufigen Entwicklung des Marktes gezogen und mit einer grundlegenden Konzeptanpassung sowie hohen Investitionen in neue Aussteller- und Besuchersegmente reagiert. Diese setzten darauf, die Segmente Mobile, Motion und Digital Imaging sowie junge Zielgruppen für die photokina zu begeistern und damit den Fortbestand der Weltleitmesse des Imaging zu sichern. Einhergehend mit der Öffnung für weitere Segmente wurden auch ein jährlicher Turnus sowie die Verschiebung des Termins in den Mai beschlossen, um die photokina noch attraktiver für neue Teilnehmer zu machen.
Schon bei der letzten photokina konnten mit dieser Konzeptanpassung wichtige Neuaussteller gewonnen werden. Auch der Anteil jüngerer Besucher ist seit zwei Veranstaltungen konstant gestiegen. Die Aufmerksamkeit für die photokina ist ungebrochen groß, ebenso wie die Vorfreude vieler Besucher und Aussteller auf die photokina 2020. „Wir freuen uns über eine starke Nachfrage und Anmeldungen aus den neuen sowie den klassischen Segmenten von Unternehmen wie unter anderem Canon, CEWE, GoPro, Sony, Panasonic, Kodak Alaris, Sigma, Tamron, Carl Zeiss, Hasselblad, Hahnemühle, Arri, Rode Mikrophones, DJI und Insta360“, so Christoph Werner, Geschäftsbereichsleiter der Koelnmesse. Dem gegenüber stehen Absagen unter anderem von Leica, Nikon und Olympus.
An den bereits auf Hochtouren laufenden Eventplanungen für die photokina 2020 ändert diese neue Situation nichts. Man befindet sich in konkreten Gesprächen zu einer neuen Erlebnisfläche für Fotografie, die Akquise herausragender Speaker für die Bühnen ist in vollem Gange und auch an spezifischen Konzepten für Start-ups, Händler und Professionals wird gearbeitet. Christoph Werner ist sich sicher, den Besuchern auch 2020 ein großartiges Messeerlebnis präsentieren zu können: „Diese Absagen, bedauern wir natürlich, sie ändern aber nichts am Gesamterlebnis der photokina. Die einzigartige Mischung aus Produktpräsentation, Networking, Erlebnis und Weiterbildung machen die photokina seit vielen Jahrzehnten zu einer weltweit besonderen Veranstaltung.“