Für unsere Serie mit Autoreninterviews haben wir diesmal Thomas Hoppe befragt. Thomas Hoppe ist Medienpädagoge und als freiberuflicher Fotograf tätig. Seine Schwerpunkte sind Business- und Werbefotografie. Über mehrere Jahre hat er ein Labor betrieben und sowohl Fotoprints als auch Fine-Art-Drucke für Fotokünstler, Fotografen und Museen erstellt, die er u.a. farblich aufbereitet hat. Er bloggt unter www.lichtrevue.de
Seine beiden im mitp-Verlag erschienenen Bücher Farbmanagement für Fotografen und Farbe in der Bildbearbeitung machten uns neugierig auf den Menschen hinter den Buchseiten und Fotografien.
Und das wollten wir wissen:
Warum fotografieren Sie – und seit wann?
Meine erste aktive Berührung mit dem Medium fand im Alter von acht Jahren statt, als mein Opa mir während einer unserer Abenteuerexkursionen plötzlich seine Kamera in die Hand drückte und sagte: „Komm, mach auch mal ein Foto!“ Ich war ein wenig erschrocken, da ich den Umgang mit der Kamera stets ehrfürchtig beobachtet hatte. Trotzdem griff ich zu und ließ mir zunächst die wenigen Einstellmöglichkeiten an der Agfa Clack erklären. Mein Opa sagte mir noch, wie ich die Brücke an der Ruhr ins Bild setzen sollte und dann war es soweit. Ich betätigte zum ersten Mal in meinem Leben einen Auslöser. Ich wusste, dass ich diese Brücke an der Ruhr jetzt zu einem Teil meines Lebens gemacht hatte, dass ich, wenn das Foto entwickelt sein würde, es überall mit hinnehmen und jedem zeigen könnte. Diese Ehrfurcht vor dem Foto, dem Akt des Aufnehmens, des Gestaltens und vor allem vor dem Sujet ist bis heute geblieben.
Gibt es Berührungspunkte zwischen der Fotografie und anderen Interessen?
Fotografie ist eine Ausdrucksform und genauso ist es mit der Musik und mit dem Schreiben. Diese drei Dinge haben mich mein Leben lang beschäftigt. Neben knapp 100.000 Fotos existieren über 100 Lieder, zahlreiche andere Texte und seit 15 Jahren ein unvollendeter Kriminalroman.
Was war Ihr beeindruckendstes oder berührendstes Erlebnis in der Fotografie?
Wenn mich Fotografie nicht berühren würde und ich vom Sujet nicht in irgendeiner Form beeindruckt wäre, dann würde ich nicht auf den Auslöser drücken. Wer sich auf seine Motive einlässt, ist immer berührt, beeindruckt, fasziniert, in jeder Hinsicht aufnahmewillig, neugierig, analysierend, kopfkinoabhängig und auseinandersetzungsbereit. Wenn im Kopf nicht irgendwas ausgelöst wird, würde niemand die Welt durch seine Kamera betrachten.
Und was Ihr lustigstes?
Die Aussage des Fotografen vor der Annahmetheke eines Labors: „Von jedem guten Bild bitte einen Abzug!“
Warum wollten Sie dieses Buch schreiben? Gibt es davon nicht schon genug?
Meine Fotobibliothek liegt zahlenmäßig im mittleren dreistelligen Bereich. Da gibt es viele gute Publikationen, aber es sind auch ein paar unterirdische dabei. Diese sind voll von technischen Fehlern, bereiten die Themen nicht praxisbezogen auf oder sind grottenschlecht übersetzt. Das sind auf die Inhalte bezogen messbare Bereiche. Darüber hinaus gibt es aber auch unterschiedliche Sichtweisen in der Fotografie und verschiedene Möglichkeiten, Inhalte zu vermitteln. Ich versuche, möglichst wenige Fehler zu machen und so zu beschreiben, dass auch größere Sinnzusammenhänge gut verstanden werden. Gleichzeitig ist es mir wichtig, die kreativen Aspekte nicht in technischem Geschwafel untergehen zu lassen. Ich hoffe, das gelingt mir.
Was liegt Ihnen mehr: fotografieren oder schreiben?
Wenn ich fotografiere, das Fotografieren, wenn ich schreibe, das Schreiben.
Was motiviert Sie im fotografischen Leben? Und was können Sie dort überhaupt nicht ausstehen?
Jedes Mal etwas Neues zu entdecken oder etwas anderes ausprobieren zu können, sind ein großer Bestandteil meiner Motivation. Gleichzeitig möchte ich die Anforderungen der gestellten fotografischen Aufgabe erfüllen können, um für meine Auftraggeber das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Da ich sehr viel on location fotografiere, sind die Herausforderungen in Bezug auf Licht, Gestaltung und Umfeld immer wieder anders und erfordern individuelle Lösungen.
Wettbewerbe unter Fotografen sind hingegen völlig kontraproduktiv und hemmen die Entwicklung des eigenen Umgangs mit der Fotografie. Ein Kunde von mir hat an einem Wettbewerb eines sehr renommierten Kameraherstellers teilgenommen. Seine Vorgehensweise an der Teilnahme beruhte darauf, die Fotografien des Juryleiters zu studieren und die Sichtweise und die Bildsprache seiner Einsendungen an dessen Veröffentlichungen anzupassen. Er hat damit zwei tolle Preise gewonnen, eine Kamera und eine Reise. Der eigenen Weiterentwicklung hat das nicht gedient, da nur die Mischung von externen Einflüssen zu neuen Aussagen führte. In Wettbewerben können auch Zufallsfotos eines eigentlich nicht fotografisch engagierten Teilnehmers gewinnen. Ja, auch Zufallsfotos können toll sein, bei ihnen wird aber nicht die eigentliche Leistung des Fotografen, sondern der Zufall gewürdigt. In so einem Fall wird ebenfalls nicht die Entwicklung des Fotografen gefördert, sondern das Konkurrenzdenken der Kollegen untereinander geschürt. Ich möchte nicht gegen meine Kollegen antreten, sondern mit ihnen die Fotografie weiter vorantreiben. Das versuche ich auch mit den Inhalten meiner Bücher.
Was ist für Sie ein richtig gutes Foto?
Eines, das mich in der ersten Sekunde anspricht.
Haben Sie ein Lieblingsfoto?
Ja, und zwar jeden Tag mindestens ein Neues.
Was würden Sie einem Einsteiger in Ihr fotografisches Spezialgebiet raten?
Egal welches neue Terrain jemand im Bereich der Fotografie betritt, ich glaube, dass grundsätzlich gilt: wenn es ein Hobby ist – Spaß haben! Wenn es der Beruf ist oder werden soll: Spaß haben und durchhalten! In allen Fällen: Lieber mehr Zeit aufwenden, um zu fotografieren und Sujets immer wieder neu zu sehen als im Internet über Techniken zu recherchieren. Dazu über Gespräche mit Kollegen, durch Stöbern in Zeitschriften und im Internet auf Themen aufmerksam werden, und sie dann mit fundierter Literatur vertiefen.
Was haben wir vergessen, Sie zu fragen?
Die Fotografie ist so umfangreich, dass die Liste bei Beantwortung dieser Frage zu lang würde.
Apropos: Die Bücher
Thomas Hoppe. Farbmanagement für Fotografen erschien am 20. März 2017 im mitp-Verlag. 1. Auflage 2017, Softcover, 280 Seiten, komplett in Farbe, 17,2 x 1,5 x 24,1 cm. Auch als E-Book erhältlich.
ISBN 978-3958454552
Preis Buch 34,99 Euro | E-Book 29,99 Euro
Leseprobe
Testbild und Anleitung als ZIP-Datei
Unsere Rezension: 4 von 5 Sternen
Thomas Hoppe. Farbe in der Bildbearbeitung mit Photoshop und Lightroom erschien am 31. Mai 2018 im mitp-Verlag. 1. Auflage 2018, 272 Seiten, in Farbe, 17,2 x 1,5 x 24,1 cm. Auch als E-Book erhältlich.
ISBN: 978-3958457270
Preis: 29,99 € [Buch] | 25,99 € [E-Book]
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Unsere Rezension: 5 von 5 Sternen
Bildnachweis: © Thomas Hoppe