Wer hat noch nicht vor dem Problem gestanden: Das Motiv ist klasse, der Hintergrund höchstens suboptimal. Da würde man sehr gerne nur das Hauptmotiv nehmen und weiterbearbeiten und den störenden Hintergrund einfach weglassen. „Freistellen“ heißt die Technik in der Bildbearbeitung – und sie kann recht knifflig und aufwändig sein, wenn das Motiv keine klaren und einfach zu markierenden Umrisse aufzeigt.
Die folgenden Tipps und Beispielbilder helfen dabei. Sie sind ein Auszug aus dem Buch „Doc Baumanns Photoshop-Sprechstunde“ von Doc Baumann, Kapitel 80, erschienen bei unserem Partner mitp-Verlag.
Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren! Über Bilder Ihrer Ergebnisse freut sich die Netzwerk Fotografie Community in ihren Bilderforen.
FRAGE AN DOCMANN: Bei meiner beigefugten Datei handelt es sich um eine Morschplastik mit einem Wurzelwerk. Beides möchte ich verlustfrei freistellen. Ich hoffe, Sie haben eine Lösung für mein Problem. Im Voraus danke!
ANTWORT VON DOC BAUMANN: In der Tat ist das von Ihnen aufgenommene Wurzelwerk recht fuzzelig, aber das sollte zu schaffen sein. Sicherlich gibt es hier wie auch in anderen Fällen effektive Alternativlösungen; mit der von mir gewählten kommt man recht gut zu einem brauchbaren Ergebnis. Von Vorteil ist, dass Ihre Plastik vor einem gleichmäßigen Hintergrund aufgenommen wurde. Der ist zwar durch Schatten stellenweise abgedunkelt, aber der Kontrast zum Vordergrund ist hoch genug, um damit arbeiten zu können (1).
Um auf der sicheren Seite zu sein, habe ich zunächst die Hintergrundebene mit dem Foto dupliziert und Werten geschärft; danach mit dem Filter UNSCHARF MASKIEREN mit hohen Werten; STÄRKE wurde auf 150 %, Radius auf 25 Pixel gesetzt (2).
Im nächsten Schritt habe ich AUSWAHL | FARBBEREICH aufgerufen und bei einer TOLERANZ von 80 mit gedruckter -Taste nacheinander die Hintergrund-Farben des Bildes mit der Pipette angeklickt.
Da das Vorschau-Fenster recht klein ist, schaltete ich nach einigen Schritten unten auf AUSWAHLVORSCHAU | GRAUSTUFEN; so lässt sich 1:1 gut erkennen, ob noch irgendwo im Bereich des Hintergrunds dunkle Pixel liegen (3).
Bekommt man die auf diesem Weg nicht weg – oft hilft hier LOKALISIERTE FARBGRUPPEN – ohne zugleich größere Bereiche des Vordergrunds einzubeziehen, ist es einfacher, die Auswahl so zu belassen und später im MASKIERUNGSMODUS mit dem Pinsel zu retuschieren. In diesem Fall mussten vor allem helle Stellen im Baumstamm rechts geschwärzt werden, nachdem die Auswahl fertig vorbereitet, bestätigt und im MASKIERUNGSMODUS angezeigt worden war (4).
Speichern Sie diese Auswahl sicherheitshalber in einem neuen Alphakanal. Laden Sie sie erneut, kehren Sie sie um , aktivieren Sie die Hintergrundebene mit dem ursprünglichen Foto (die geschärfte Ebene können Sie zuvor löschen oder ausblenden) und duplizieren Sie die Auswahl auf eine neue Ebene.
Unter dieser – und über der Hintergrundebene – erzeugen Sie eine neue, die Sie weiß oder in einer anderen Hintergrundfarbe füllen (5).
Wichtig bei der geschilderten Vorgehensweise ist vor allem der Zwischenschritt des starken Schärfens; dass Sie das Bild dabei überscharfen, spielt keine Rolle, da diese Ebene am Ende ohnehin gelöscht wird und nur dazu dient, durch die kräftigen Kontraste die Farbauswahl des relativ homogenen Hintergrunds zu erleichtern. Feine Details, die bei der Farbauswahl sonst leicht wegbrächen, bleiben so erhalten. Erscheinen die Konturen der Wurzeln nach dem Freistellen zu hart, können Sie die Kanten der geladenen Auswahl vor dem Duplizieren minimal weichzeichnen.
Mehr Hilfe bei der Bildbearbeitung mit Photoshop
Für die Nutzer von Photoshop gibt es seit langem unkomplizierte Hilfe in den Weiten des Internet, nämlich auf dem Blog des Magazins DOCMA: Chefredakteur Doc Baumann hält dort regelmäßig seine Photoshop-Sprechstunde ab und beantwortet Leseranfragen.
105 davon und die daraus entstandenen Workshops hat er zusammen mit unserem Partner mitp-Verlag in einem Buch zusammengefasst. In unserer ausführlichen Rezension, die Sie hier finden, haben wir das Buch mit 5 von 5 Sternen bewertet. Wir empfehlen es allen Nutzern von Photoshop, egal wie fortgeschritten sie in der Anwendung der Software sind.
Unser Artikel ist ein Auszug aus eben jenem Buch „Doc Baumanns Photoshop-Sprechstunde“ von Doc Baumann, Kapitel 80 (ISBN: 978-3-95845-610-5, mitp-Verlag). Bilder und Texte mit freundlicher Genehmigung des mitp-Verlags. Dafür ganz herzlichen Dank!