Zeitreise: 1. Mai in Ostberlin vor 36 Jahren

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Ich lebte im Westen und besuchte Freunde in Westberlin. Damals konnten Besucher aus "nichtsozialistischen Wirtschaftsgebieten" ohne große Probleme eine Art Tagesvisa für Ostberlin bekommen. Basis war ein Passagierabkommen zwischen Bonn und Ostberlin (1963), um Besuche zu ermöglichen. Wir mussten für einen Tag mindestens 25 D-Mark offiziell tauschen, daher Mindestumtauschsatz.

Nach Schätzungen brachte das Ostberlin zig Million an Devisen. Denn es wurde 1:1 getauscht, eine D-Mark für eine Ost-Mark. Der offizielle Tauschkurs lag aber je nach Jahr zwischen 1:3 bis 1:10 und die DDR sahnte gut ab.

Ich war bei früheren Westberlin-Besuchen Mitte der 80er öfters in Ostberlin und hatte nie Probleme beim fotografieren. Leider sind diese Bilder bei Umzügen verloren gegangen oder haben die lange Lagerungszeit nicht überstanden.

Wie ich oben schon geschrieben habe, überraschte es auch mich, dass ich in die Demo hineinlaufen konnte. Das Demo-Ende war an der Kreuzung Karl-Marx-Alle - Otto-Braun-Str. Da war viel los, es standen da auch die LKWs zum Abtransport der Transparente.

Von dort bin ich einfach ruhig fotografierend entgegen der Zugrichtung gegangen. Ich dachte, solange dich keiner rauswirft, gehste weiter. Geplant hatte ich das nicht. Ich war Amateurfotograph, aber mit meiner Nikon und dem großen 180er-Tele sah eher offiziell oder wie einer von Presse aus...

Man muss auch sehen, dass es 1986 war. Drei Jahre vor Zusammenbruch der DDR rumorte es in der Gesellschaft schon kräftig. Da waren vermutlich auch die Kontrollen nicht so wirkungsvoll.

Beste Grüße, Uli
 
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G
Günter_H kommentierte
Hallo Uli,

ganz herzlichen Dank für diese ausführliche und umgehende Stellungnahme. Dann ist das für mich jetzt klar.

Viele Grüße
Hermann
 
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Danke für das Zeigen dieser ganz besonderen Fotos!
Ich arbeite heute am Alexanderplatz, und es fühlt sich für mich noch immer ganz besonders an, da ich bis zum 25. Lebensjahr im Westen Berlins aufgewachsen bin.
Dass ich dann sofort nach einem Studium bereits 1993 im ehemaligen Ost-Berlin (oder besser: Berlin-Ost ), zunächst in Weißensee, arbeiten durfte, war ein Wunsch, der erfüllt wurde; wie aufregend war das...!
Wenn ich heute in der Pause um den Alexanderplatz herum spazieren gehe oder mich irgendwo hinsetze, die Augen schließe und versuche, vergangenen Zeiten nachzuhängen, gelingt das gut; all die Bauten aus der Zeit vor dem Mauerfall sind ja noch da. Das "Haus des Lehrers" fällt mir da zum Beispiel ein...
Deine Fotos sind daher für mich eine echte Bereicherung, vor allem der Menschen wegen. Erste Sahne!
 
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